THEMA: Ein 80ster Geburtstag - Drei Generationen auf Pad
04 Okt 2015 17:03 #401431
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Dienstag, 1.9.2015 Faulenzertag auf der Frans Indongo Lodge

Wir finden, wir haben uns einen kompletten Faulenzertag verdient :lol: .

Ich merke schon, dass mir unsere Tour ein wenig in den Knochen steckt - schließlich bin ich Organisator, Reiseleiter und alleiniger Fahrer (Sohnemann darf noch nicht, da unter 21 :sick: - würde aber gerne ;) ) in einer Person.

Heute ist ein schöner, warmer Tag und wir machen es uns am Pool gemütlich. Nachdem alle anderen Gäste nach nur einer Nacht schon wieder auf Pad sind, haben wir die Lodge bis gegen Nachmittag völlig für uns allein und haben wunderbar Zeit uns in Ruhe genauer umzusehen.







Besonders gut gefällt uns allen der wunderschön angelegte Garten und die Bachläufe rund um das Haupthaus.




Wir pendeln zwischen Pool und Veranda hin und her.




Am Wasserloch ist immer Bewegung und man kann die sich abwechselnden Tiere gut beobachten.
















Ein hübscher Toko:





Was das wohl für ein hübscher Piepmatz ist? Die Vogelexperten sind wieder einmal gefragt :silly::



Kleine Eidechsen flitzen auch immer mal spielend durch die Gegend:



Hier gibt es auch einige Papageien – leider nur im Gegenlicht getroffen:



So langsam wird es Abend und die Tiere kommen aus allen Himmelsrichtungen zu den Wasserlöchern:












So ein Tag Nichtstun tut richtig gut, wir lassen die Seele baumeln und lassen die letzten Tage Revue passieren.

Zum Abendessen gibt es heute einen leckeren Salat mit Avocadodip, zum Hauptgang Eland gefüllt mit Paprika und Oliven, dazu Couscous und Kürbis. Als Dessert eine Creme Brulee.

Heute ist es zum ersten Mal wirklich sternenklar und meine Mutter kommt endlich in den Genuß, die Faszination des afrikanischen Sternenhimmels zu erleben. Wir machen es uns auf der Veranda gemütlich, auch wenn wir noch die wärmenden Decken brauchen:













Ein Waterbuck und ein Schakal am nächtlichen Wasserloch:



Dies ist nicht die Sonne, sondern der Mond:





Wir bedauern es, morgen schon wieder in Richtung Windhuk aufbrechen zu müssen und genießen den letzten Abend vor der Rückkehr in die Stadt in vollen Zügen.

Fortsetzung folgt! Morgen fahren wir durch das Erindi Game Reserve eine wunderschöne Strecke zurück nach Windhuk und werden noch eine Überraschung :woohoo: erleben!
Letzte Änderung: 04 Okt 2015 17:19 von Applegreen.
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07 Okt 2015 09:26 #401833
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Mittwoch, 2.9.2015 Frans Indongo Lodge – Windhuk River Crossing Lodge

Heute geht es zurück nach Windhuk. Nach langem Überlegen habe ich entschieden, die von Eva und Thomas empfohlene Strecke über Kalkfeld und das Erindi Game Reserve zu fahren. Auf B-Straßen habe ich - wie schon häufiger erwähnt - überhaupt keine Lust :sick: .

Nach dem leckeren und reichhaltigen Frühstück checken wir aus. Im Curio-Shop nehmen wir noch ein paar hübsche Salz- und Pfefferstreuer und Stachelschweinstacheln mit.

Eigentlich hatten wir Stoffel versprochen, ihn heute Morgen mit nach Otjiwarongo mitzunehmen. Da er aber eine frühzeitigere Mitfahrgelegenheit gefunden hat, ist er schon über alle Berge.

Wir verabschieden uns von den Mitarbeitern der Lodge und es geht zunächst auf der B1 Richtung Otjiwarongo und dann weiter die C33 Richtung Kalkfeld. In Otjiwarongo habe ich es wieder einmal verpeilt zu tanken :whistle: , aber der Sprit sollte auch so ausreichen.

Wider Erwarten sehen wir in Kalkfeld eine Tankstelle – diese scheint neu zu sein und ist auch in unserer Karte nicht eingezeichnet. Aber eine Auffüllung des Tanks beruhigt ungemein :silly: .

Von hier aus nehmen wir die D2414 grobe Richtung Mount Etjo Safari Lodge. Endlich wieder Gravel unter den Rädern :) .

Diese Strecke ist ein absoluter Traum – endlich LANDSCHAFT:






Wir freuen uns über das traumhafte Wetter und den klaren Himmel, den wir die ganze Zeit vermisst haben. Jetzt kann nun auch meine Mutter sehen und verstehen, was wir bislang so vermisst haben:






Uns begegnet während der gesamten Fahrt bis Okhandja übrigens gerade mal EIN einziges Auto!

Nach einer wunderschönen Fahrt durch herrlichste Landschaft erreichen wir das Gate des Erindi Game Reserve. Die D2414 verläuft mitten durch das Private Game Reserve von Erindi.

Ein schwerbewaffneter Ranger des Reserves kommt am Eingang auf uns zu und fragt nach unserem Reiseziel :huh: .
Dann notiert er sorgfältig das Autokennzeichen, beäugt unseren Innova kritisch von allen Seiten und überreicht uns schließlich eine Broschüre mit den Regeln für die Durchfahrt. Er weist uns ausdrücklich darauf hin, dass wir die Hauptstraße nicht verlassen dürfen und das Reserve auch aus der Luft von Hubschraubern überwacht wird. Dann öffnet sich das Tor.




Mit Glück hätten wir hier auch Tiere sehen können - haben wir aber nicht B) .

Viel zu schnell passieren wir schon bald wieder das Gate am anderen Ende des Reserves und vereinzelt tauchen gepflegte Farmhäuser auf.





Nach einem kurzen Stück biegen wir rechts auf die D2121 und schon bald erblicken wir dieses Schild :woohoo: :



Wir vermuten ehrlich gesagt eher einen schlechten Scherz eines Farmers und erklären meiner Mutter, dass es in diesem Teil Namibias weder Hippos noch Krokodile heimisch sind :dry: .

Eigentlich wollten wir hier nun für eine kurze Rast anhalten, aber irgendwie trauen wir uns doch nicht, das Auto zu verlassen. Wir rätseln eine ganze Weile, was es mit diesen Schildern wohl auf sich haben könnte :ohmy: .

Irgendwann biegen wir um eine Kurve und ein großes Farmgebäude mit einem Hubschrauber auf dem dazugehörigen Landeplatz weckt meine Aufmerksamkeit . Ich halte an, um mir das Ganze mal genauer anzusehen.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine größere Wasserstelle und wir reiben uns ungläubig die Augen – denn was wir da sehen gehört hier irgendwie nicht hin :woohoo: :woohoo: :



Zuerst dachten wir allen Ernstes das könnten auch Holz- oder Metallskulpturen sein – aber die vermeintlichen Skulpturen bewegen sich - wenn auch für unsere Augen kaum erkennbar :silly: :




Das sind doch tatsächlich „echte“ Hippos!





Jetzt sind wir erst einmal völlig geplättet und meine Mutter versteht die ganze Aufregung irgendwie nicht wirklich :unsure: .

Mit dem nötigen Respekt beobachten wir das Treiben an der Wasserstelle. Die Tiere und uns trennt kein Zaun und sie sind sehr nah:




Nachdem wir die Flußpferde ausgiebig beobachtet haben und es kaum fassen können, setzen wir unsere Fahrt fort und immer wieder begegnen uns Warnhinweise:




Solltet ihr irgendwann auf dieser Strecke unterwegs sein, empfiehlt es sich tatsächlich dringend, den Hinweisschildern Folge zu leisten :silly: .

Wir rätseln immer noch, wer sich hier in dieser Gegend wohl Hippos und Krokodile als Haustiere hält. Die Krokodile haben wir übrigens nicht gesehen.



Auf der Weiterfahrt begegnen uns Strauße und Oryx:





An einer Weggabelung erscheint des Rätsels Lösung – die Tiere scheinen zu dieser Jagdfarm zu gehören:



Auch der letzte Teil der Strecke auf der D2110 Richtung Okahandja ist wirklich schön zu fahren.






Das letzte Stück bis Windhuk auf der B1 ist dann allerdings eine einzige Katastrophe :evil: :evil: .

Viele LKWs und noch mehr Verrückte, die immer wieder zu haarsträubenden Überholmanövern ansetzen :evil: .

Ich bin heilfroh, als wir endlich Windhuk erreichen und die B6 Richtung Flughafen erreichen. Von dieser Straße geht es in Höhe des Avis Damms rechts eine relativ steile und holprige Pad hoch zur River Crossing Lodge. Aber unser Innova schafft auch diese Strecke locker!

Angekommen auf der River Crossing Lodge werden wir mit einem Begrüßungsgetränk empfangen und wir genießen auf der herrlichen Terrasse den wunderschönen Ausblick auf die Stadt.



Auf dem Gelände der Lodge treiben sich direkt an den Bungalows ziemlich viele Baboons herum :



Von unserem Zimmer aus haben wir einen schönen Blick auf die umliegenden Berge – dies könnte auch irgendwo in den Alpen sein:




Die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet und für 3 Personen bietet unser Zimmer nicht wirklich viel Platz, wir finden es jedoch völlig ausreichend, da wir ohnehin keine Zeit auf dem Zimmer verbringen:






Nachdem wir das Auto vollständig ausgeladen haben und unsere Siebensachen irgendwie verstaut haben, machen wir uns auf zur Terrasse, um uns einen wohlverdienten Gin-Tonic zu genehmigen.




Die Lodge wird übrigens auch von Einheimischen gerne für einen Sundowner besucht, die Lage und der Ausblick sind wirklich wunderbar :













Die Lodge und die Bungalows sind im Stil der alten deutschen Farmhäuser gestaltet. Alte Fensterrahmen dienen als Bilderrahmen für Fotos aus längst vergangener Zeit.

Zum Abendessen können wir zwischen 2 Vorspeisen, 3 Hauptgerichten (Fisch, Fleisch, Vegetarisch) und 2 Desserts wählen. Schön finden wir die Feuerstelle mitten im Raum - und das Feuer brennt – denn es ist schon recht frisch hier oben sobald die Sonne untergegangen ist.

Unser vorletzter Abend in Namibia :( !

Insbesondere Nico wird nach nunmehr einem Jahr in Namibia recht wehmütig ums Herz.

Fortsetzung folgt! Morgen erleben wir nochmals einen unverhofft besonderen Tag in Windhuk!
Letzte Änderung: 07 Okt 2015 09:43 von Applegreen.
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09 Okt 2015 11:15 #402205
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Donnerstag, 3.9.2015 Windhuk

Unser letzter Tag in Windhuk bricht an. Heute möchte sich Nico natürlich noch von ein paar lieben Freunden verabschieden.
Es ist glaube ich ganz gut, dass unser letzter Tag mehr oder weniger unverhofft und recht spontan sehr gefüllt sein wird – so haben wir gar keine Zeit uns dem Abschiedsschmerz zu widmen :dry: .

Wir treffen uns recht früh am Morgen auf einen zweiten Kaffee mit Nicos ehemaligen Nachbarn im schönen Innenhof vom „The Stellenbosch“:

www.thestellenboschwinebar.com

Diese Location finden wir sehr empfehlenswert!

Später fahren wir nochmals in die Uhlandstraße, um dort ebenfalls einigen Freunden Adieu zu sagen und für die Mittagszeit sind wir mit einer Bekannten von Nico verabredet, die kurzfristig und überraschend noch etwas ganz Besonderes für uns geplant hat :woohoo: .

Daher geben wir den Innova bereits gegen 12.00 Uhr bei Savanna ab. Die Übergabe läuft völlig problemlos – das Auto wird nur kurz beäugt und für gut befunden. Der Wagen hatte seine letzte Fahrt als Mietfahrzeug mit uns und wird nun verkauft.

Kurze Zeit später werden wir bei Savanna von Rebecca und ihrer Oma - 82 Jahre :ohmy: - abgeholt.

Nach einer herzlichen Begrüßung und Vorstellung werden wir nun zum Lunch zu Woermann in Klein-Windhuk chauffiert, wo wir bei Hans nochmal unverhofft in den Genuss seiner leckeren Schnitzel kommen :) .

Rebeccas Oma, die von allen nur „Granny“ genannt wird, spricht leider nur Englisch, versteht aber ein bisschen Deutsch. Die beiden älteren Damen verstehen sich dennoch vom ersten Moment an prächtig und entdecken schnell erste Gemeinsamkeiten: Fahrradfahren und Katzenliebe ;) .

Die beiden jungen Leute verschwinden nach dem kurzen Snack im Supermarkt zum Großeinkauf – Einkaufen? Wozu? :ohmy:

Das wird sich später aber aufklären. Meine Mutter und ich wissen überhaupt nicht, was für den Nachmittag geplant ist und lassen uns gerne überraschen.

Als wir kurz darauf durch die Stadt fahren, klärt uns Rebecca dann auf. Es ist ihr eine Herzensangelegenheit uns den Teil Windhuks zu zeigen, den man als Tourist eher weniger zu sehen bekommt.

Wir werden den Nachmittag in Katutura verbringen und das Projekt „Soupkitchen“ und Samuel Kapepo kennenlernen. Rebecca und Samuel kennen sich seit einem Schulprojekt und seither wird das Projekt von ihr und ihrer Familie unterstützt.

Hier der Link zum Projekt:

www.kids-soupkitchen.org

Recht schnell erreichen Katutura und schlängeln uns nun durch die Straßen, ich habe schon recht schnell den Überblick verloren, wo wir uns befinden. Kurze Zeit später halten wir vor einer Shebeen – „Kapepo“ wie alle ihn nennen, erwartet uns schon.

Wir haben uns ganz bewusst entschieden, hier keine Fotos zu machen und daher folgt nun der Versuch einer Beschreibung dessen, was wir gesehen und erlebt haben. Also wenn Ihr Interesse habt, müsst Ihr heute etwas mehr lesen ;) .

Zu Beginn begrüßen wir Kapepo und einige seiner Freunde. Die Shebeen gehört Kapepo und er lädt uns auf ein Erfrischungsgetränk ein.

Während wir unseren Durst stillen, entladen Nico und Rebecca den Kofferraum des Wagens. Der ist pickepackevoll mit Lebensmitteln - das war der Grund des Großeinkaufs. Kapepo und seine Helfer freuen sich sehr, denn mit diesem Einkauf könnten etliche gesunde Mahlzeiten für die Kinder zubereitet werden.

Kapepo beginnt nun, uns von seinem bisherigen Leben und von „seinem“ Viertel hier in Katutura zu erzählen.
Kapepo hat es zwischenzeitlich zu einem gewissen Wohlstand gebracht.
Wir fragen nach warum er immer noch im Township wohnt, obwohl er sich ein neues Haus in einer anderen Gegend kaufen könnte? Katutura ist seine Heimat ist und er fühlt sich nirgendwo anders so wirklich wohl lautet die Antwort.

Wir erfahren auch, dass nicht wenige derer, die zu etwas Geld kommen, sich aber den größten Traum erfüllen: Eine eigene Shebeen in Katutura!

In Kapepo‘s Hütte treffen wir auch auf seinen Onkel, der namibischer Freiheitskämpfer war. Kapepos Eltern hingegen sind schon lange tot.

Nun geht es zu Fuß hinein und hinab in die unendlich scheinende Ansammlung von Wellblechhütten. Noch befinden wir uns am Rande der „Hauptstraße“, wo auch teilweise noch Häuser aus Stein zu finden sind. Hier und da werden wir von Kindern freudig begrüßt, die uns auch ein Stückchen des Weges begleiten.

Unser Weg führt uns immer weiter weg von der Mainroad und schon bald haben wir komplett die Orientierung verloren. Bald werden wir in die erste Hütte hineingebeten.

Man kann sich gar nicht vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat, wie die Menschen in diesen winzigen Blechhütten leben. Die Hütten sind meist stockdunkel, stickig und voller Menschen. Im Winter wird es darin eiskalt und im Sommer wird es unter dem Blechdach unerträglich heiß.

Bei Regen werden die Straßen inklusive der lose und illegal verlegten Stromkabel überschwemmt – in die Hütten regnet es dann ungehindert hinein. Man will sich gar nicht vorstellen, was mit diesen waghalsigen elektrischen Konstruktionen bei Regen passiert – Kapepo erzählt, dass die Kabel dann einfach mit Kondomen repariert werden und dann hofft, dass alles gut geht.

Es geht weiter ziemlich steil hinunter, die Trampelpfade sind teils rutschig und gefährlich – die beiden jungen Männer müssen häufiger unsere beiden Omas stützen.

Wasser zum Waschen oder Kochen gibt es hier nur aus sogenannten „Water Points“. Um Wasser zu zapfen, braucht man einen speziellen Chip, der regelmäßig mit Guthaben aufgeladen werden muss.

Weil die Wasserbeschaffung bedingt durch sehr weite Entfernungen von der Wasserstelle bis zu den Hütten sehr mühselig ist, schleppen die Frauen in der Regel große und schwere Behälter, damit sie nicht mehrmals laufen müssen.

Eine Zapfstelle muss für mehrere Hütten reichen, Abwassersysteme gibt es in diesem Teil von Katutura gar keine. Oben an der Mainroad haben wir eine Art Klohäuschen gesehen , das sich viele Menschen teilen müssen.

Immer wieder treffen wir Kinder, die uns fröhlich begrüßen. Rebecca hat Süßigkeiten dabei, die natürlich freudig entgegengenommen werden.

Kapepo führt uns in eine der Shebeens und bestellt einheimisches Bier – das Bier wird hier selbst hergestellt - ein undefinierbares Gebräu aus einer bestimmten Gerstenart, das in 1-Liter-Meßbechern verkauft wird.

Wir haben es versucht - es schmeckt eigenartig und es scheint nicht viel Alkohol zu enthalten. Kapepo erklärt, dass viele Männer von diesem wohl sehr nahrhaften Bier nur ein bis zwei Tassen am Morgen trinken, dann müssen sie für den Rest des Tages nichts mehr Essen.

Das Hauptnahrungsmittel allerdings ist "Millipap", eine Art Maisbrei. Kapepo hat auf seinen Reisen ins Ausland immer Maismehl für Milipap im Gepäck– und wenn er Heimweh hat, kocht er sich einfach Milipap.

Unterwegs fragen uns zwei Männer nach Geld – Kapepo schreitet sofort energisch ein und weist die beiden zurecht. Er möchte nicht, dass seine Gäste angebettelt werden.

Überall begegnen uns die Menschen sehr freundlich und alle haben ein Lächeln im Gesicht. Immer wieder werden wir gefragt, woher wir kommen und wer wir sind.

Kurze Zeit später begegnen uns zwei aufgeregte Frauen – eine der beiden hat eine tief klaffende und blutende Kopfwunde.
Auf Kapepos Nachfrage antwortet sie, dass sie sich am Wellblech gestoßen hat. Kapepo will sie zum Arzt bringen – sie lehnt allerdings ab.

Später erzählt Kapepo, die Wunde sei ganz sicher von einem Schlag mit der Machete entstanden – das könnte er sofort an der Art der Verletzung erkennen. Auch solche Bilder sind leider Alltag in Katutura.

Irgendwann erreichen wir die Stelle, die als Müllhalde und Großraumtoilette des Viertels genutzt wird.

Hier ist auch vor wenigen Tagen eine Hütte abgebrannt. Die Familie lebt nun erst einmal in den verkohlten Überresten der Hütte und die Nachbarn helfen mit Material aus, wo sie können.

Die meisten Bewohner in Katutura tragen dafür Sorge, dass der Müll und die Fäkalien an einem Platz gesammelt werden, erklärt Kapepo – nur abgeholt wird der Müllberg leider nur alle 4 Jahre – dann wenn die Wahlen anstehen und die SWAPO-Vertreter sich wieder an die vergessenen Bürger in Katutura erinnern. Überall an den Hütten sieht man übrigens die Fahnen der SWAPO wehen.

Vor einigen Hütten hängt frisch gewaschene Wäsche zum Trocknen und kleine Kinder sitzen zum mittlerweile abendlichen Bad in Zinkwannen vor der Tür. Manchmal entdeckt man sogar so etwas wie Blumen- oder Gemüsebeete.

Für uns wird es nun langsam Zeit zum Wagen zurückzukehren. Wir wandern den relativ steilen Trampelpfad zwischen den Hütten wieder hinauf.

Vor einer Hütte begegnen wir noch einem kleinen Mädchen, das urplötzlich bitterlich zu weinen beginnt. Kapepo erklärt uns, dass viele Kinder hier noch nie einen Weißen gesehen haben und dieses Mädchen tatsächlich Angst vor uns hat.

Auf dem Rückmarsch schon in Nähe der Mainroad bereiten jetzt einige Frauen Fleisch zu – dieses ist entweder für die nach Hause kehrenden Männer oder zum Verkauf am Straßenrand bestimmt. Der Fleischverkauf und die Garküchen sind für viele eine Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen.

Wieder angekommen an der Shebeen und unserem Auto fragt uns Kapepo, was wir über das Gesehene und Erlebte nun denken.

Aber ganz ehrlich gesagt, ist das für uns sehr schwer in Worte zu fassen. Dieser Nachmittag war für uns alle etwas ganz Besonderes und wir müssen das Ganze erst mal verdauen. Und auch in diesem Bericht fällt es mir jetzt schwer, dieses Erlebnis zu beschreiben.

Es ist noch einmal etwas ganz anderes, selbst in eine Hütte hineinzugehen und mitzuerleben, wie die Menschen hier kochen, schlafen, waschen, den Tag verbringen. Alles was für uns so selbstverständliche Annehmlichkeiten sind, wird hier zur tagtäglichen Herausforderung und Überlebenskampf.

Zum Abschied übergeben auch wir Kapepo eine Spende für das Projekt – sehr wohl wissend, dass unser Beitrag nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein ist.

Bewusstsein schaffen – darum ging es Kapepo und auch Rebecca an diesem Nachmittag!

Man erkennt sehr schnell, dass die eigenen Probleme und Sorgen gegen die dieser Menschen sehr schnell verblassen.

Beladen mit unseren Eindrücken fahren wir gemeinsam mit Rebecca und Granny zurück in die Stadt.

Auf dem Weg aus Katutura hinaus sehen wir die unzähligen Taxis, Fußgänger und Radfahrer, die nun von der Arbeit aus der Stadt zurück nach Katutura strömen.

Rebecca steuert den Wagen durch die City von Windhuk und bald erreichen wir wieder die River Crossing Lodge.

Gerade noch rechtzeitig, um den Sonnenuntergang und die Lichter der Stadt ein letztes Mal zu bewundern:










Wir laden Rebecca und Granny zum Abendessen ein und unterhalten uns noch sehr lange über unsere Eindrücke des heutigen Tages.

Nun heißt es auch von diesen beiden so liebenswerten Menschen Abschied nehmen! Schweren Herzens trennen wir uns von unseren Wegbegleiterinnen des heutigen Tages.

Rebecca werden wir hoffentlich bald wiedersehen – sie kommt für einige Zeit nach Deutschland und sie muss natürlich versprechen, uns zu besuchen. Wir freuen uns schon sehr darauf, sie hoffentlich bald wieder zu sehen!

Nicht nur für meine Mutter war dieses kurze Eintauchen in eine für uns unvorstellbare Welt, die sie vorher nur von Fernsehreportagen kannte, ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis, das sie und uns auch zu Hause noch weiterhin beschäftigen wird.

Nächste Woche folgt mein letzter Eintrag zu unserer Reise – der Tag der Abreise und ein kurzes Fazit.
Letzte Änderung: 09 Okt 2015 11:22 von Applegreen.
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14 Okt 2015 09:26 #403033
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Freitag, 4.9.2015 Ende unserer 3 Generationen-Tour und ein kleines Fazit

Wir haben reichlich Zeit für ein ausgiebiges Frühstück bis wir mit dem Shuttle der Lodge zum Flughafen gefahren werden.
Für Nico ist dies ein besonders schwerer Abschied - wehmütig schaut Nico zurück auf seine Heimat für ein Jahr – es ist schon ein komisches Gefühl – nicht nur für ihn :dry: .

Gebucht ist unser Flug mit SAA über Johannesburg zurück nach Frankfurt.

In Johannesburg kommen wir pünktlich nach einem unspektakulären und angenehmen Flug an.

In der Bidvest Lounge verbringen wir die gut 4 Stunden Wartezeit bis zu unserem Anschlussflug. Die Lounge ist großzügig und es gibt allerlei Getränke und kleine Snacks. Die Toiletten und die Duschen sind sehr sauber. Der Flughafen in JBO bietet auch recht schöne Einkaufsmöglichkeiten.

Auch der Heimflug nach Frankfurt verläuft unspektakulär und morgens landen wir pünktlich in Frankfurt. Wieder daheim :( !


Fazit

Der Entschluss für diese Reise erfolgte recht spontan und kurzfristig Ende April.

Leider mussten wir die Planung an einige vorgegebene Faktoren anpassen. Reisezeitraum, Reisedauer waren quasi nicht verhandelbar und auch die Anstrengungen für meine Mutter mussten auf ein Minimum reduziert werden.

Einige meiner Wunschunterkünfte waren leider schon nicht mehr verfügbar.

Aber Dank Eva und Thomas von „Abenteuer in Namibia“ konnten letzten Endes dann doch einige unserer Wünsche erfüllt werden und wir wurden auch dieses Mal wieder perfekt und persönlich betreut! Unser Dank gilt insbesondere der lieben Eva, die uns mit ihrem Überraschungsbesuch eine große Freude bereitet hat!

Was die Unterkünfte betrifft, waren einige schon bekannt und ganz bewusst wieder ausgewählt.

Savanna als Autovermieter können wir uneingeschränkt empfehlen.

Die Pension Palmquell in Windhuk hat uns gut gefallen und wir würden dort jederzeit wieder buchen - sollten wir in der Stadt bleiben wollen. Uns zieht es für das nächsten Mal dann aber eher raus aus der Stadt (GocheGanas oder Krumhuk könnte ich mir gut vorstellen).

Ai Aiba hat uns sehr gut gefallen – beim nächsten Mal würden wir hier aber zwei Nächte bleiben wollen. Ansonsten kann man die schöne Landschaft überhaupt nicht genießen.

Im Damaraland waren meine Wunschunterkünfte Camp Kipwe oder Mowani leider schon ausgebucht.

Die Twyfelfontain Lodge war mit Abstand die schlechteste Unterkunft die ich auf beiden Reisen in Namibia erlebt habe – die Tour zu den Wüstenelefanten und unser Guide Carlos haben die Schwächen der Lodge jedoch wieder gut gemacht.

Die Etosha Safari Lodge hat uns sehr positiv überrascht - auch hier haben wir uns sehr wohl gefühlt.

Onguma Aoba ist eine wunderschöne Lodge und gehört zu meinen absoluten Favoriten. Ich bin gespannt, wie sich die Lodge mit dem neuen Manager entwickelt. Der frühere Manager Nelson hat doch einen nicht unmaßgeblichen Teil zu der gesamten Atmosphäre auf der Lodge beigetragen.

Frans Indongo hat uns wieder sehr gut gefallen – beim nächsten Mal würde ich diese Region aber eher auslassen.

Die River Crossing Lodge hat uns persönlich ebenfalls enttäuscht. Die Zimmer und auch das Angebot der Mahlzeiten waren eher durchschnittlich. Die Lage allerdings ist sehr schön, wobei die Nähe zum Flughafen täuscht. Die Pad von der Lodge zur Hauptstraße nimmt schon einige Zeit in Anspruch.

Für mich persönlich hat es auf dieser Reise im Vergleich zu unserer Route im Februar schon an "Landschaften" gefehlt.
Der Süden Namibias hat für mich einen ganz besonderen Reiz und daher zieht es uns für das nächste Mal dann sicher wieder Richtung Süden und erstmalig in den KTP.

Aber auch auf dieser Reise haben wir wieder unendlich viele wunderschöne, eindrucksvolle und einzigartige Eindrücke mit nach Hause genommen.

Wir haben es als ein ganz besonderes Privileg empfunden, in dieser Konstellation Namibia bereisen zu können. Für uns alle wird dieser Urlaub unvergesslich in Erinnerung bleiben und war in vielerlei Hinsicht ein großartiges Geschenk.

Wieder habe ich einige Wochen nach unserer Rückkehr gebraucht, um alle Eindrücke zu verarbeiten und wieder „vollständig“ in Deutschland anzukommen. Gedanklich war ich einige Tage nach unserer Rückkehr noch in Namibia und ich wollte gar nicht wieder hier sein ;)

Nico hat häufiger Heimweh nach Namibia, auch wenn er grade ganz viel zu tun hat und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Die Ruhe und die Gelassenheit der Menschen fehlen ihm hier in Deutschland schon sehr.

Und meine Mutter würde lieber heute als morgen direkt in den Flieger 'gen Namibia steigen - diese Reise war für sie ein einmaliges Erlebnis und auch ihr hat es das Land und seine Menschen angetan :)

Mit Namibia fühlen wir uns mittlerweile sehr verbunden, gerade auch weil unser Sohn hier ein Lebensjahr verbringen durfte und wir einige Menschen kennengelernt und liebgewonnen haben, mit denen wir auch weiter in Verbindung stehen.

Wenn es uns vergönnt sein wird, werden ganz sicher und nicht nur noch einmal wiederkommen - allerdings leider erst frühesten 2017 :ohmy:

Dies ist nun das Ende unseres Reiseberichts der „3 Generationen auf Pad“.

Für meinen Mann und mich beginnt nun die Vorplanungsfreude unserer nächsten Reise von Kapstadt bis Port Elizabeth entlang der Gardenroute, von der ich gerne im nächsten Jahr wieder berichten werde.

Ein großes Dankeschön an alle, die mit uns gereist sind, ob still und leise oder als" Dankebutton-Drücker".

Ein besonderes Dankeschön an alle Kommentarschreiber (das motiviert ungemein :P ) und für die vielen nachträglichen Glückwünsche zum 80. Geburtstag meiner Mutter – sie hat sich sehr gefreut :cheer: !

Bis zum nächsten Mal grüßt Euch ganz herzlich

Sabine mit Anhang :)

Ich wünsche Euch allen immer eine sichere und "lekker" Pad und viele schöne Reisen :)

Letzte Änderung: 18 Okt 2015 11:06 von Applegreen.
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