THEMA: Mit Peanut und Glück auf Namibia-Tour
18 Feb 2015 14:57 #373949
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Tag 4 – 20. Jänner 2015

Heute haben wir’s nicht wirklich sehr eilig, die paar Kilometer bis Swakopmund radeln wir locker ab und in Solitaire waren wir auch schon. Wir schlafen ein wenig länger, werden in der Früh kurzzeitig von den Frühaufbrechern Richtung Sossusvlei geweckt, schlafen aber dann bis ungefähr halb acht wieder ein, bis die Sonne doch schon zu stark in’s Dachzelt scheint. Wir frühstücken und brechen gegen 9:30 auf, nachdem wir uns noch ein Permit für die Straße durch den Naukluft-Park besorgen. Machen anschließend doch noch einen kurzen Stopp in Solitaire, kaufen noch ein Brot, fotographieren die Erdmännchen, die sich fotogen fressend (aber leider in den Schatten) hinstellen und genießen anschließend die abwechslungsreiche Landschaft, die sich auf der Fahrt bietet.




Vor allem der Kuiseb Canyon gefällt uns landschaftlich sehr, wir sehen neben den obligatorischen Oryx und Springböcken einige Zebraherden (die ersten auf dieser Reise), sogar (Wild?)Pferde kommen uns auf der Straße entgegen.




Nach dem Canyon nehmen wir die Verbindungsstraße Richtung Norden und C28, dass man da ein Permit benötigt OK, aber warum diese Strecke als “4×4 only” bezeichnet wird, ist mir nicht ganz klar. Auf der Ganab Picnic Site essen wir zu Mittag, bevor wir weiter Richtung Swakopmund fahren.




Richtung Windhoek ist ein schweres Gewitter auszumachen, Richtung Swakopmund ist allerdings alles wolkenlos. Die C28 ist in einem wirklich extrem guten Zustand, keinerlei Wellblech auszumachen. Nachdem wir da so gut vorankommen, beschließen wir, den Welwitschia Plains 4WD Trail und anschließend den Swakop-Rivier zu fahren. Kurz nach der Abzweigung klemmt sich ein LKW mit ~ 80 km/h hinter uns, irgendwie will ich ihn wegen unserer ohnehin schon geschädigten Windschutzscheibe nicht überholen lassen und fahre zum Unmut von Nicole an zwei oder drei Welwitschias vorbei. Werden ja wohl auf dem “Welwitschia Drive” noch ein paar kommen, an denen wir anhalten können, ohne dass uns ein LKW mit Staub und Steinen einhüllt…
Bei der Abzweigung Richtung Westen bleibt der LKW dann zurück, bis zur D1991 gibt’s dann viel Landschaft aber keine einzige Welwitschia mehr. Warum diese Strecke “Welwitschia Drive” genannt wird, ist mir ein Rätsel. Vielleicht gibt’s ja an der D1991 Richtung C28 noch welche, dort kommen wir allerdings nicht mehr vorbei, wir fahren nämlich durch die sehenswerte Schlucht nach Norden Richtung Goanikontes.



Dort lassen wir wieder Luft aus den Reifen, um den Sand-Trail im Swakop zu fahren. Das nächste Mal werd’ ich mir das aber sparen, der Track wäre sicherlich auch ohne Luftablassen fahrbar gewesen. Und wie schon im ersten Teil berichtet, müssen wir im Auto beim Wiederaufpumpen jedesmal eine gröbere Umräumakton starten, damit wir zum Kompressor gelangen können…



Wir gelangen schließlich auf die Teerstraße, bleiben kurz beim Martin Luther Museum stehen, das ist allerdings schon (oder überhaupt?) geschlossen. Irgendwie macht es einen vernachlässigten Eindruck, die Scheiben sind vollkommen verschmutzt und drinnen liegen auch zahlreiche Dinge am Boden herum. Für mich sieht es fast so aus, als ob das Museum generell geschlossen wäre…

In Swakopmund fahren wir zum Desert Sky Backpackers. wo wir für die folgenden drei Nächte ein Zimmer gemietet hatten. Es gäbe dort zwar auch Stellplätze im Garten, wo man das Dachzelt verwenden könnte, allerdings wollen wir uns hier das Hantieren mit dem Dachzelt ersparen, da wir einige Ausflüge vorhaben. Zimmer, Lage und Preis/Leistungsverhältnis sind in Ordnung, vor allem, wenn man ohnehin den ganzen Tag unterwegs ist und eigentlich nur zum Schlafen in die Unterkunft kommt. Da es schon recht spät und finster ist, gehen wir nicht mehr weit, sondern essen noch etwas im Brauhaus, bevor wir schlafen gehen.

Tipp: Ach ja, bevor ich’s (wieder) vergesse, eventuell hilft’s ja dem einen oder anderen:
Wenn man vor hat, mit unterschiedlichen Kameras zu fotographieren und die Bilder danach auch gemeinsam verwenden will, hilft es ungemein, vor Beginn der Reise alle Datums- und Uhrzeiteinstellungen zu vereinheitlichen. Es macht das Nachbearbeiten und Sortieren der Fotos ungemein einfacher ;-)
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21 Feb 2015 19:36 #374381
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Vielleicht fragt sich der eine oder die andere schon, was das mit dem Titel auf sich hat.
Peanut habt ihr ja schon kennengelernt, aber "Glück"? Wo ist das? Also abgesehen davon, dass wir Glück haben, dieses wunderbare Land bereisen zu können...

Ich darf euch noch ein wenig um Geduld bitten, das Glück kommt bald zu uns in vielfältiger Form. Und mitunter so massiv, dass es einfach in den Titel musste ;-). Jetzt geht's mal mit dem "normalen Touristenprogramm" weiter...


Tag 5 – 21. Jänner 2015

Nach einer wieder frühen Tagwache um 6:45 frühstücken wir gemütlich, bevor wir pünktlich um 8 Uhr zur Little Five Tour von Tommy und seinem Landrover abgeholt werden. Wir sind die ersten, beim Municipal Restcamp holen wir noch ein älteres Ehepaar aus Südafrika ab, bei der Einfahrt in die Dünen beim Quad-Center stößt anschließend noch ein US-Pärchen zu uns. Zu sechst nehmen wir dann die Tour unter die Räder.



Die Tour selbst ist – geschuldet der kleinen Gruppe – sehr interessant und informativ. Tommy erzählt seine Geschichten wechselweise in Deutsch und Englisch, hüpft mal hier mal da aus dem Auto, um im Sand zu graben und präsentiert uns – neben zahlreichen Geschichten und Wissen über die Namib – auch die kleinen Tiere, deretwegen wir ja eigentlich diese Tour machen. Ausserdem werden an einer Düne noch einige Käfer als Futter für die Chamäleons eingesammelt.

Die Tour selbst dauert rund fünf Stunden und ist für uns ein voller Erfolg. Wir finden fast alle Tiere, die er finden wollte (einzig die weisse Spinne wollte sich nicht und nicht zeigen). Eidechsen, auch jene Exemplare, die tief im Sand verborgen eine nahezu durchsichtige Haut haben und besonders farbig sind. Chamäleons, die einzigartig sind, da sie besonders schnell laufen können, um die bevorzugte Beute, die schwarzen Käfer, zu erwischen. Diese Chamäleons werden – so erzählt uns Tommy – mit kleinen Chips versehen, die er anschließend mit speziellen Geräten auslesen kann. Dies soll den Schmuggel eindämmen, solche Chamäleons erzielen in Europa extrem hohe Preise, da sie sehr selten sind. Spektakulär ist auch der Fund des, natürlich bei einem Stich tödlichen, Skorpions, den Tommy fängt. Und auch die Sidewinder Schlange finden wir zum Schluss.

















Wie wahrscheinlich bei jeder Tour müssen die weiblichen Mitglieder als Models herhalten. Ihnen werden wechselweise die kleinen Eidechsen an die Ohrläppchen gehängt, der Skorpion auf den Handrücken gesetzt und die Chamäleons samt zu verspeisender Maden auf die Hand gesetzt.



Während der Fahrt sind in Fragmenten noch Teile der alten Bahnlinie zwischen Walvis Bay und Swakopmund zu sehen, die ältere Dame aus Südafrika ist auf dieser Bahnlinie vor ~ 60 Jahren noch unterwegs gewesen, wie sie uns erzählt. Da hat sich in diesem Zeitraum einiges verändert ;-).

Zum Abschluss der Tour gibt es noch ein wenig “Dune-Riding” in den Sanddünen, wieder eine “Lehrstunde”, was alles möglich ist mit einem entsprechenden Fahrzeug, allerdings gehört da natürlich auch einiges an Erfahrung dazu. Zudem bleiben wir noch kurz am Strand stehen, wo Tommy mit einem Magneten noch schwarzen, extrem eisenhaltigen Sand aufnimmt. Wieder ein Sackerl voll Sand für Nicole ;-).



Nachmittags nützen wir noch ein wenig das Internet in unserer Unterkunft, bevor wir uns ein wenig in die Stadt aufmachen. Wir besuchen die Promenade, essen im Museum-Cafe eine Kleinigkeit, beobachten die Baustelle des neuen Hotels und fahren anschließend zum Spar, wo wir für die kommenden zwei Wochen unsere Vorräte auffüllen. Zurück im Quartier räumen wir das Auto ein wenig um, da wir aufgrund der ersten Fahrtage einige Dinge optimieren wollen. Unsere beiden Reisetaschen, die auf den Rücksitzen viel Platz wegnehmen, werden in dicke Müllsäcke gehüllt und auf das Dach verfrachtet, die gekauften Wasserkanister werden an der Rückwand des Canopys festgezurrt, die Schubladen werden ein wenig umgeräumt, etc. Wir frieren auch das erstandene Fleisch im großen Kühlschrank des Quartiers ein, damit es anschließend länger hält und hängen schließlich den Kühlschrank des Autos an den Strom im Zimmer, damit die Batterie ein wenig geschont wird.

Später gehen wir noch ein wenig spazieren, allerdings sind bereits alle Geschäfte geschlossen, da es nach 18:00 Uhr ist. Wir stolpern schließlich noch in den Park, in dem allerlei “handgeschnitzte” Souvenirs verkauft werden und erstehen “good price, good price” vollkommen überteuerte kleine Elephanten, obwohl ich meine liebe Frau noch davor gewarnt hatte ;-). Na, ja. Den Erwerb einer Nuss wehre ich anschließend mit “Thanks, but I’ve got one already” ab, bevor wir im Tug am reservierten Fensterplatz den Sonnenuntergang und unser Abendessen genießen.

Letzte Änderung: 21 Feb 2015 19:40 von dergnagflow. Begründung: Einfügen von Bildern
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22 Feb 2015 14:40 #374496
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Tag 6 – 22. Jänner 2015

Um 7:15 ist heute Abfahrt nach Walvis Bay, dort wollen wir die Bootstour sowie die Fahrt nach Sandwich Harbour unternehmen. Zum Glück hält sich der Nebel heute in Grenzen, wir kommen rechtzeitig an und das Navi lotst uns auch gleich richtig zur Abfahrtsstelle. Im Hafen liegt ein großes Kreuzfahrtschiff, das aus Kapstadt kommend am Morgen festgemacht hat. Auf der Wiese daneben wird ein großes Bierzelt aufgebaut. Angeblich drehen sie hier heute auch für einen Film, näheres können wir nicht herausfinden. Leider ist es ziemlich bewölkt, mit etwa 18 Grad auch recht frisch. Hätte mir doch meine Jacke mitnehmen sollen. Sommer in Namibia ;-)





Wir fahren mit Silverline Katamaran und ungefähr 15 Besuchern an Bord hinaus, wo gleich der obligatorische Seelöwe an Bord kommt. Belohnt mit Fisch bleibt er eine Zeit lang an Deck, während charakteristische Merkmale erklärt werden. Zudem kommen dann auch die Pelikane, von denen einer von unserem Guide aufgezogen und daher besonders zutraulich ist. So zumindest wird es uns erklärt ;-).





Wir fahren entlang der Landzunge Richtung offenes Meer, erfahren anhand des plastischen Beispiels, dass ein schwarz/weißer Leuchtturm besser zu sehen ist, als ein rot/weisser, wenn davor und dahinter Wasser ist und erfahren auch, dass die Landzunge jedes Jahr um einige Meter wächst. Dies ist auch der Grund, warum der Leuchtturm nun schon lange nicht mehr an der Spitze der Landzunge steht. Trotz Decken, die ausgeteilt wurden, ist es immer noch ziemlich frisch, der Fahrtwind des Bootes tut sein übriges. Wir besuchen die Seelöwenkolonie, die an der Spitze der Landzunge beheimatet ist, sehen ein paar Kanuten der hier ebenfalls angebotenen Paddeltouren und nehmen dann Kurs auf’s offene Meer, um eventuell Delphine, Wale oder Seeschildkröten zu finden. Leider lässt sich heute keines der genannten Tiere sehen.



Wir fahren an zwei großen Bohrschiffen vorbei, bevor wir umdrehen und Richtung Walvis Bay zurückfahren. Auf der Rückfahrt wird nun in der Kabine des Schiffes aufgetischt. Austern (die hier gezüchtet werden und wegen des extrem nährstoffhaltigen Wassers schnell wachsen und “die besten der Welt” sein sollen), Sekt, alle Arten von Fingerfood und anschließend süße Nachspeisen verkürzen die Fahrt. Dennoch bleibt bei mir ein etwas zwiespältiges Gefühl, wirklich lohnenswert war dieser Ausflug für mich nicht.



Anders verhält es sich mit der Tour nach Sandwich Harbour. Diese findet gleich anschließend an die Bootstour statt. Im Vorfeld habe ich mich bereits über die Gezeiten informiert und mitbekommen, dass am Nachmittag die Flut beginnt. Zudem soll es sich um eine “Springtide” handeln, also um eine besonders starke Flut. Deshalb konnte uns auch nicht zugesichert werden, dass es sich bis Sandwich Harbour ausgehen würde. Kurt, unser Fahrer, der schon seit über 20 Jahren für die Agentur fährt, ist heute mit eigenem Fahrzeug unterwegs und möchte uns unbedingt nach Sandwich bringen. Entsprechend ist sein Fahrstil auf dem brettlebenen Strand. Die Fahrt ist beeindruckend, links die Dünen, aus denen Sand-Wasserfälle fliessen, rechts das Wasser, dessen Wellen immer weiter Richtung Dünen kommen.







Trotz ein paar Fotostopps erreichen wir Sandwich Harbour noch rechtzeitig, um ein Stück die Düne hinauf zu klettern und Fotos zu machen.





Nach ca. 20 Minuten geht’s dann zurück. Einige Wellen kommen nun schon bis zum Dünenansatz, fahrbar bleibt es allerdings, auch wenn wir einmal eine kleine Welle mitnehmen. Man kann aber erahnen, dass es maximal noch 15 Minuten braucht, bis diese Passagen unfahrbar werden. Und das war erst zu Beginn der Flut. Beachtet man die Gezeiten und ist mindestens mit zwei Fahrzeugen unterwegs, ist die Fahrt nach Sandwich Harbour allerdings ziemlich problemlos machbar.




Schließlich erreichen wir den Punkt, an dem man vom Wasser weg in die Dünen fahren kann und erklimmen “the top of the dunes”, wo wir einen herrlichen Ausblick auf die Dünenwände haben. Auch hier gibt’s mitten im Sand wieder etwas zu essen. Wieder Austern, Brötchen und Sekt. Wir genießen es, zudem ist mittlerweile die Sonne ein wenig rausgekommen und die Temperaturen sind ebenfalls wieder angenehm.







Auf der Rückfahrt hat Kurt ebenfalls wieder viel Spaß, uns zu zeigen, was ein Landrover und er in den Dünen kann. Bergauf, bergab geht die Fahrt, wobei er uns auch immer wieder interessante Geschichten über Flora und Fauna der Wüste erzählt und auch zeigt. Vor allem die kleinen Tunnel, die Schakale graben und in denen sie dann unterirdisches Wasser finden, sind sehr interessant.




Als wir nach Walvis Bay zurück kommen, ist das große Schiff bereits wieder weg und das Bierzelt wird schon wieder abgebaut. War ein kurzer Aufenthalt, der eher wenig für die ansässigen Tourismusbetriebe gebracht hat. Wir fahren nach Swakopmund zurück und beschließen den Abend in der Tiger Reef Bar, wo wir noch einen Drink nehmen, gegessen haben wir heute schon genug.
Letzte Änderung: 22 Feb 2015 14:47 von dergnagflow. Begründung: Einfügen Bilder und Videos
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27 Feb 2015 21:34 #375227
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So, nach einigen sehr arbeitsreichen Tagen ohne Möglichkeit, weiterzuschreiben hier nun Tag 7, der uns nun in die Einsamkeit führt...

Tag 7 - 23. Jänner 2015
Wir stehen gemütlich auf, packen zusammen, checken aus und fahren anschließend zum Village Cafe auf ein Frühstück. Nach einer kleinen Shopping-Tour, bei der eine Reisegefährtin für Peanut erstanden wird und wir einige Postkarten abschicken, heben wir noch Geld ab und fahren zur Tankstelle. Für 922 gefahrene Kilometer tanken wir 132 Liter, der Schnitt von ~14 Litern ist für die Gravelroads mal OK und für mich ein erster Anhaltspunkt.

Dann geht's auf Richtung Norden auf der Salzstraße bei diesigem und eher kaltem Wetter, es hat gegen 10 Uhr gerade mal 20 Grad. Hoffentlich kommt die Sonne raus, wenn wir dann Richtung Osten fahren.



Es ist überhaupt kein Verkehr und die Straße in perfektem Zustand, ich stelle den Tempomat auf 110 und so fahren wir bis nach Henties Bay. Dort fahren wir in den Ort, um ein paar Zeitungen zu kaufen, in die wir unser Gemüse einwickeln und ein wenig vor dem Staub schützen wollen. Überall werden Hochseeangeltouren angeboten, ich glaube, das nächste Mal werde ich hier zwei Nächte verbringen und einen Tag Hochseefischen gehen.

Wir fahren weiter nach Cape Cross, wo wir den Seelöwen einen Besuch abstatten. Ausser uns sind noch zwei andere Fahrzeuge da, deren Besitzer aber recht bald wieder losfahren. Wir gehen eine Runde auf dem Holzsteg, Nicole schmiert sich gegen den doch sehr strengen Geruch gleich mal ein wenig Tigerbalsam unter die Nase, wir filmen und fotographieren die doch sehr beeindruckende Kulisse mit den zigtausenden Tieren und fahren anschließend zum Eingang zurück.




Ab jetzt geht's Richtung "Einsamkeit", wobei wir auch heute den ganzen Tag schon kaum mehr Autos gesehen haben. Die Straße, die gleich nördlich von Cape Cross Richtung Brandberg und Messumkrater führt, ist geschoben, was mich dann doch ein wenig wundert, war diese doch 2011, als wir dort mit dem Motorrad gefahren sind, eine einfache Fahrspur.



Was hier nach einigen Kilometern sofort auffällt: Welwitschias. Dutzende, wenn nicht hunderte dieser eigentümlichen Pflanzen säumen hier die steinige Ebene. Wir bleiben immer wieder stehen und machen Fotos, leider gibt's sonst keine anderen Lebewesen, die uns vor die Linse hüpfen.





Wir nützen einen mitten in der Einsamkeit errichteten Picknickplatz (Messum Crater View Point in der T4A Karte) und genießen trotz des doch heftigen Windes ein kaltes Mittagessen.



Danach packen wir unser Gemüse noch in die Zeitungen und fahren weiter durch den Krater, der am Boden nicht wirklich danach aussieht. Dort, wo wir noch 2011 an einem kleinen Berg campiert hatten, würde mein Zelt nun mitten auf der geschobenen Straße stehen. Genau hier verlassen wir aber nun diese Straße, die nach Osten Richtung D2342 führt und fahren auf der einfachen Fahrspur über die Ebene Richtung Norden. Ab hier bin ich sehr froh, die Route auf dem Garmin vorgeplant und das Navigationsgerät mit zu haben. Oft wird diese Strecke offenbar nicht befahren und so kommt es, dass wir trotz Navi immer wieder die Fahrspur verlieren und uns plötzlich auf einer anderen Spur wiederfinden, die von der ursprünglichen Route wegführt. Zudem sind mitunter parallel verlaufende Spuren vorhanden, die schließlich aber doch von der Route wegführen. Die Navigation ist da nicht wirklich einfach, der Untergrund insgesamt sehr steinig und mit vielen tiefen Rillen versehen. Wirklich flott kommen wir hier mit dem Geschaukel nicht mehr voran. Wir halten Ausschau nach Tieren, bekommen aber immer wieder nur Welwitschias, aber die dafür in wirklich extremen Größen. Bei einer wirklich Extremen machen wir einige Fotos, dass es die absolut Größte war, die wir insgesamt gesehen haben, stellt sich natürlich erst viel später heraus.




Wir genießen die Einsamkeit, einzig das Wetter wird seitens meiner lieben Frau moniert und tatsächlich, eine derart durchgängige Bewölkung und immer wieder leichterer und stärkerer Nieselregen habe ich bei meinen beiden vorherigen Reisen auch im Jänner nicht mitbekommen. Zum Glück sind wir im Auto und nicht mit dem Motorrad unterwegs. Die Landschaft ist dennoch unglaublich abwechslungsreich. Berge, Schluchten, Ebenen wechseln sich ab, gleich bleibt nur der Untergrund. Steinig. Nachträglich verrät mir der aufgezeichnete Track, dass wir knapp über zwei Stunden lang nie über 30 km/h hinausgekommen sind.




Ein kleines Experiment: 45 Minuten reduziert auf viereinhalb Minuten. Inklusive zweimaligem Verfahren und das trotz Navi...


Erst als wir einen kleinen Kamm überqueren finden wir uns auf einer sandigeren und mit Gras bewachsenen Fläche wieder und trauen dem Auto und den Reifen wieder höhere Geschwindigkeiten zu. In einem schmalen Flussbett scheuchen wir eine Herde Springböcke auf, die eine Zeit lang vor uns herlaufen, erst als die Fläche wieder breiter wird, springen sie nach rechts weg und kommen wieder zur Ruhe.

Mittlerweile regnet es wieder stärker, ein bisschen drückt das - neben der zweistündigen Schaukelei - nun die Stimmung am Beifahrersitz und das Ziel wird herbeigesehnt. Zum Glück erreichen wir kurz darauf die geschobene D2342, die uns zur D2303 bringt. Hier ist zwar jetzt wieder einfache Fahrspur angesagt, allerdings ist das Rhino Ugab Camp nun wirklich nicht mehr weit. Wir passieren die enge Schlucht und stehen danach vor der Kette, die die Straße hier absperrt. Unser Anliegen, hier campen zu wollen, wird positiv beschieden, kein Wunder, ist ja sonst niemand hier. Wir suchen uns gleich den ersten Platz aus, der mit einem dichten Holzzaun umgeben ist, dennoch gibt's am Baum prominent angebracht entsprechende Warnungen.




Sanitäre Einrichtungen sind vorhanden, wenn auch sehr basic, aber das stört uns nicht, wir sind endlich "in the middle of nowhere" angekommen.




Wir kochen einfach Spagetthi mit Soße, Feuer möchte ich heute keines mehr anzünden. Viel unangenehmer ist hier der wieder einsetzende Nieselregen, dem wir eine Zeit lang mit dem großen Sonnensegel Paroli bieten können, irgendwann tropft es aber auch hier durch und wir verziehen uns ins Zelt. Kurz danach beginnt es wieder heftig zu regnen, was schlussendlich auch mit einer nassen Matratze auf meiner Seite endet.

Hm. Regenzeit in Namibia und das Zelt nicht ganz dicht.
Letzte Änderung: 27 Feb 2015 21:45 von dergnagflow.
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08 Mär 2015 22:54 #376556
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Lang, lang ist's her seit Tag 7, ich hoffe, ein paar können und wollen noch weiterlesen.
Ich hatte viel zu tun die letzte Woche, gelobe aber Besserung und schnellere Aktualisierung. Sollte nicht mehr jeweils über eine Woche dauern...

Tag 8 – 24. Jänner 2015

Auch heute gehen wir es gemütlich an, vor allem, weil es wieder leicht nieselt. Nach einem kleinen Frühstück packen wir das Zelt nass zusammen und fahren gegen 9:30 los. Zuerst den Ugab entlang, danach einen Seitenarm. Abwechselnd haben wir Steine und Sand als Untergrund, fahrerisch und landschaftlich sehr abwechslungsreich.





Nach rund 20 Kilometer weitet sich die Landschaft wieder und die canyonartigen Schluchten sind vorerst Vergangenheit. Auch hier muss es gestern ordentlich geregnet haben, wir wirbeln nirgendwo Staub auf. Zudem ist auch der Himmel extrem bedeckt und es kommt auch immer wieder Nieselregen von oben. Dazu kaum 25 Grad, bisserl schaut’s aus wie bei uns im November ;-).





Wir machen Rast an der Ais Fountain, tragen uns dort in das in einer kleinen Blechdose befindlichen Heftchen ein und fahren anschließend weiter. Tiere lassen sich heute auch kaum sehen, mehr als ein paar Oryx, eine Handvoll Springböcke und zwei Zebras stehen nicht auf der Sichtungsliste heute. Ich muss mir schon ein paar Kommentare von links anhören, wie ich denn sagen könne, dass es während der Regenzeit kaum regnen würde. ;-)




Nach einiger Zeit kommen wir an eine “Oase”, einen Bereich, wo offenbar immer Wasser zu finden ist. Rundherum dichtes Schilf, der Weg führt geradewegs durch das Wasser. Da davor einige größere Steine liegen, steige ich kurz aus, um den besten Weg rund um die Steine zu finden. Mein Vorschlag, dass Nicole aussteigt und vor geht, um zu filmen wird freundlich aber sehr bestimmt abgelehnt. Auch weil sich links neben dem Auto plötzlich große Spuren befinden… Na, ja. Wird wohl kein Löwe in der Gegend sein ;-).



Weiß jemand, wer sich da herumgetrieben hat?

Ich fahre durch’s Wasser, danach ist guter Rat teuer, es ist nicht wirklich ein Weg auszumachen. Das Navi hilft auch nicht wirklich weiter, so fahren wir links in das Schilf, da hier eine Spur zu erahnen ist. Wie’s weiter geht, sieht man hier in dem Video. Im Augenwinkel ist mir der richtige Weg auch aufgefallen, aber die andere Spur war verlockender…


Diesmal mit 4-facher Geschwindigkeit abgespielt…

Schließlich kommen wir rund 40 Kilometer vor dem heutigen Tagesziel zum Huab. Hier kenne ich mich aus, da sind wir schon zweimal mit dem Motorrad gewesen. Elli-Land sondergleichen. Wir haben noch Zeit, somit beschließen wir, 10-15 Minuten “flussaufwärts” zu fahren, um zu schauen, ob wir nicht doch einen Elefanten irgendwo finden können. Die Zeit verrinnt, die Fahrt ist herrlich, das Auto läuft perfekt auf diesem Untergrund, wir sehen Elli-Dung, Bäume, die von Ellis umgerissen wurden, Elli-Spuren nur keinen Elli. Ausser Peanut natürlich. OK, nach 15 Minuten Rückfahrt bis zur Querung. Wir haben immer noch Zeit, also noch 10 Minuten “flussabwärts”. Vielleicht sind sie ja dort…

Aber auch dort finden wir nix. Wirklich schade. Dort, wo wir umdrehen, führt aus dem Fluss ein Weg hinauf, ich beschließe, oben zurück zu fahren, vielleicht sind die Tiere ja dort zu finden. Aber auch da finden wir nur Hinterlassenschaften und Spuren. Also gut, heute wird das nichts mehr, bei einer verlassenen Siedlung führt wieder ein Weg in den Fluss, da fahren wir jetzt rein und ab zum Campingplatz. Doch plötzlich…



Er versucht zwar, sich zu verstecken, ich hätte ihn wahrscheinlich erst gesehen, wenn ich ihm auf die Zehen gefahren wäre, aber Nicoles geschulten Augen entgeht nichts. Und da haben wir ihn. In voller Größe. Und er ist auch überhaupt nicht hektisch, kommt allerdings zuerst ein paar Meter auf uns zu, worauf ich vom Weg ein Stück zurückschiebe und mich besser positioniere, falls er doch nervös werden sollte. Aber wir können ihn hier lange beobachten, währenddessen setzt heftiger Regen ein, nasser Elefant im trockenen Fluss, sowas hab’ ich auch noch nicht gesehen.





Nach ca. 15 Minuten geht er gemütlich in das Flussbett zurück, wir haben noch nicht genug und umfahren ihn auf der oberen Seite, fahren bei der Querung wieder ein Stück flussabwärts und sehen ihn wieder in der Nähe des Weges, den wir vorher hinunterfahren wollten. Wir positionieren uns wieder fotogerecht und beobachten ihn weiter. Herrlich und ein volles Erfolgserlebnis, endlich der erste Elefant. Wir bewegen uns mit gutem Abstand ein wenig mit ihm mit, machen zahlreiche Fotos, bis ich eher zufällig als geplant kurz flussaufwärts schaue. Dort sehe ich Wasser auf uns zukommen, noch ca. 50 Meter weg und nicht meterhoch, aber dennoch. Es reicht, um den Elefanten links liegen zu lassen und über den Weg, den wir vorher runterfahren wollten, den Huab zu verlassen. Kurz mache ich mir Gedanken, weil wir ihn ja ein Stück flussaufwärts noch queren müssen, dort ist aber interessanterweise gar kein Wasser, das dürfte dazwischen irgendwo eingeflossen sein.


Da sind wir ein paar Minuten vorher noch drin gestanden...

Ich folge nun der programmierten Route, was rückblickend betrachtet aus Zeitgründen vielleicht nicht die beste Idee war, führt diese doch weiter durch diverse kleinere Reviere, in denen aber kein Wasser fließt. Schneller wäre es gewesen, vom Huab eine “schnellste” Route neu zu programmieren, allerdings erreichen wir unser geplantes Ziel auch noch rund zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Durch die starke Bewölkung und den heftigen Dauerregen ist’s jedoch nicht mehr ganz hell. Im Aabadi Mountain Camp angekommen, stellen wir fest, dass niemand da ist. Also nicht nur keine anderen Gäste, sondern gar niemand. Und es schüttet. Und wird langsam finster. Ich schaue kurz in die befestigten Zelte, die offen sind, dort gäbe es ein Doppelbett. Aber wir müssten alles durch den Regen tragen, zudem haben wir noch Hunger… Nicole ist es auch nicht ganz geheuer, einfach hier ein Zelt zu “nehmen”, ohne dass die Besitzer da sind. Schließlich drehen wir um und fahren zurück zur Twyfelfontain Lodge. Was soll’s, heute wollen wir eh nicht mehr Campen, es regnet seit zwei Stunden ohne Unterlass und es sieht auch nicht so aus, als ob es bald aufhören würde.


Mit Audio-Kommentar, weil vom Inneren des Autos aufgenommen.

Die Lodge reisst mit 2.600 N$ (~190 Euro) für uns beide plus Abendessen ein bisschen ein Loch in die Reisekasse, es war aber die beste Entscheidung, die wir heute hier treffen konnten. Als wir gegen halb neun Abendessen gehen, regnet es immer noch, erst gegen 22 Uhr hört es auf. Das Abendessen nütze ich und Peanut, um eventuelle Umplanungen mittels Karte vorzunehmen…

Anhang:
Letzte Änderung: 08 Mär 2015 23:31 von dergnagflow.
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09 Mär 2015 20:34 #376660
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Tag 9 – 25 Jänner 2015

Heute ist zur Abwechslung einmal etwas früher Tagwache, wir stehen um sieben Uhr auf und kommen nach dem gemütlichen Frühstück und dem Zusammenpacken unserer Habseligkeiten (was haben wir da gestern alles aus dem Auto geräumt? ;-)) gegen 8:45 von der Lodge weg, um Richtung Palmwag zu fahren. Die Idee, zuerst Richtung Osten und über die D2633 in den Upper Huab Trail einzufahren, habe ich gestern nach dem Wassererlebnis und dem vielen Regen schon ad acta gelegt, glaube nicht, dass das alleine eine gute Idee ist. Da wird ebenfalls einiges an Wasser fließen. Wir fahren also die D3254 Richtung Norden, allerdings kommen wir nicht weit. Genauer gesagt nur bis zum Aba-Huab Riverbed Crossing. Dort geht mal gar nix mehr, da der Fluss über die gesamte Breite fließt. Und das durchaus ordentlich.



War eh klar, nach dem Regen gestern, irgendwo muss das Wasser ja hin. Ich gehe einmal drüber, versinke teilweise bis über die Knöcheln im Schlick. Das Wasser geht bis knapp zu den Knien und dabei habe ich den stark fließenden Teil ganz auf der anderen Seite gar nicht durchquert. OK, dann warten wir mal ab und schauen, was passiert. Es dauert nicht lange, bis auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls zwei Fahrzeuge stehen. Auch diese steigen mal aus und warten. Zu uns gesellen sich dann ein paar Einheimische, die mich nach den Daten des Autos ausfragen und meinen, mit Untersetzung und dem gesperrten zweiten Gang würde der Hilux das schon schaffen. Ich bin ein wenig skeptisch und warte lieber noch ein wenig. Nach etwa einer halben Stunde ist das Wasser ein wenig zurückgegangen, mir aber immer noch zu hoch und die Strömung auf der anderen Seite zu stark. Während wir immer noch alleine sind, ist drüben schon Stau angesagt, 6 Autos und ein Bus stehen dort und warten. Immer noch wollen mich die fünf Zuseher überreden, doch schon zu fahren, aber ich bleibe standhaft. Mag ja nicht als erster absaufen dort.

Drüben macht sich ein wenig “Action” breit, eine Gruppe von ca. 15 Personen aus dem Bus beginnen, Schuhe in den Händen und Hosen hochgekrempelt, durch den Fluss zu waten. Abenteuerurlaub in Namibia. Die andere Hälfte sieht sich das vom sicheren Bus aus, während wir nun auf unserer Seite Motorengeräusch vernehmen und schon bald die beiden Unimogs aus der Lodge ausmachen, die offenbar die Touristen abholen sollen. Na fein. Die Chancen steigen, dass wir da bald wegkommen, mit zwei Unimogs in der Gegend kann ja auch ein Steckenbleiben nicht so dramatisch sein.



Einer der beiden fährt mal bis zur Flussmitte, bleibt dann aber stehen und fährt rückwärts wieder hinaus. Hm. Also wenn nicht mal der Unimog da durch fährt, war’s wahrscheinlich doch besser, dass ich das nicht versucht hatte ;-). Der Fahrer meint, dass er zuerst noch mehr Luft aus den Reifen lässt, gute Idee, das mach’ ich ihm dann auch gleich mal nach. Während der eine Unimog die mittlerweile heroisch durch den Fluss gewateten Menschen aufnimmt und in die Lodge bringt, wagt der andere den nächsten Versuch und fährt, eine kleine Insel in der Mitte zuhilfenehmend, auf die andere Seite rüber. Dort hat sich die Menge der wartenden Autos mittlerweile gelichtet, drei 4×4 Fahrzeuge sind weggefahren, als sie gesehen haben, dass der Unimog zurückschiebt. Weicheier ;-).

So, jetzt oder nie. Das Wasser ist während der letzten 40 Minuten weiter zurückgegangen, in den Reifen sind noch ca. 1 Bar Luft drin, zur Not muss mich halt der Unimog rausziehen. Untersetzung rein, 2 Gang gesperrt und den Spuren des Unimogs nach.



Wie beim Zahnarzt, hat gar nicht wehgetan und war gar nicht so schlimm. Ohne jegliches Problem meistern wir diese Etappe und ernten sogar Applaus ;-). Na, ja. Applaus war vielleicht ein bisschen übertrieben, aber unsere fünf Zuseher, die vor uns den Fluss zu Fuß durchquert haben, freuen sich mit uns, dass wir da durchgekommen sind: “I told you, you can make it with this car…” ;-).

Auf dem Weg nach Palmwag fahren wir beim Huab Crossing noch ein Stück den Upper Huab Trail flussaufwärts, einfach um mal zu sehen, wie es dort so aussieht. Anfangs ist kaum Wasser vorhanden, doch je weiter wir flussaufwärts kommen, umso mehr Wasser und sehr tiefe Stellen gibt es, zudem sind immer häufiger Querungen mit zwar seichtem aber noch fließendem Wasser vorhanden. Vor einer ziemlich breiten Querung drehen wir schließlich um und fahren über die C43 nach Palmwag. Die Wolken haben sich mittlerweile fast vollständig gelichtet und die Temperatur steigt auch wieder. Na bitte, doch Sommer in Namibia…




Wir fahren schließlich durch den Veterinärzaun und füllen an der Tankstelle die beiden Tanks auf. Ja, hier merkt man die Automatik und den Untergrund, den wir die letzten Tage gefahren sind. 105 Liter für 550 Kilometer macht im Schnitt 19 Liter auf 100 Kilometer. Nach dem Tanken fahren wir zur Palmwag Lodge, wo wir uns ein Permit besorgen und via Netbook ein paar Satellitenbilder anschauen wollen. So viel Regen ist eher ungewöhnlich und ich möchte zumindest wissen, wie das die nächsten Tage weitergeht. Leider bekommen wir mit dem Gäste-Internet nirgendwo in der Lodge eine Verbindung, weder in der Rezeption, noch in der Bar, wo wir uns einen Rock Shandy genehmigen. Sehr hilfreich sind die beiden Damen in der Rezeption auch nicht, anderes Netz gibt es nicht, ihren Computer könne ich nicht verwenden und Wettervorhersage haben sie auch keine. Hm. Ok, wir besorgen uns die Permits für heute und morgen für die Fahrt über den Crowtherstrail und die Übernachtungen und fahren Richtung Campsite 2. Bei der Einfahrt ins Konzessionsgebiet lässt der Torwächter noch kurz die Bemerkung “This is a lions area, don’t move far away from your car” fallen. Auf dem Weg machen sich die Zuseher bemerkbar, eine Giraffe und unser erster Schakal laufen uns vor die Linse. Ja, Oryx, Springböcke und Zebras müssen eh nicht mehr erwähnt werden.




Wir schaukeln uns so Richtung Campsite 2, als ich nach einer kleinen trockenen Bachdurchfahrt im Rückspiegel plötzlich regelmäßige Sandfontänen neben dem rechten Hinterrad aufsteigen sehe. Na, ned wirklich. Oder doch? Ich fahre vom Track ab und parke mich gleich daneben ein. Tatsächlich, hat mir doch ein festsitzender Stein die Seitenwand des Reifens aufgeschlitzt. Und das bei den neuen wirklich guten Exemplaren. Nicole wird nervös. “Löwengebiet hat er gesagt, da willst jetzt Reifenwechseln?”. Bleibt uns ja nix anderes übrig, ausserdem sieht man weit und die Löwen werden uns ja nicht als Mahlzeit auserkoren haben. Mit dem Highlift-Jack ist das auch recht rasch erledigt, schon alleine dafür bin ich froh, dass wir ihn dazu bestellt haben. Mit den Mini-Wagenhebern, die da beim Hilux serienmäßig dabei sind, müsste man halb unter’s Auto kriechen und ewig pumpen, bis das Rad mal oben in der Luft ist. Nicht mal 15 Minuten später ist alles erledigt und ich beginne mir die Frage zu stellen, wie wir da jetzt weiter tun.



Geplant ist ja der steinige Crowtherstrail, dann den Hoanib queren und weiter bis nach Purros. Zwei volle Tage “in the middle of nowhere”, ohne Ahnung, wie das Wetter und somit die Flüsse werden und das alleine und nur mit einem Reserverad. Ist mir zu heikel, ehrlich gesagt. Wir fahren um besseren Empfang am Handy zu haben, auf einen Hügel, wo wir die Notfall-Nummer von Savanna erreichen. Wir bekommen mitgeteilt, dass in Kamanjab in einer Garage Reifen von Savanna lägen, aber heute um 16:00 Uhr wäre – da Sonntag – keiner leider mehr dort. Ähem, “heute”? Heute machen wir eh nix mehr. Wir vereinbaren, dass wir dort morgen vorbeifahren, bedanken uns und steuern schließlich endgültig die Campsite an.



Die ist genial. Liegt auf einem kleinen Hügel mit Blick auf die darunterliegende Ebene und sehr weitem Sichtfeld rundherum (wegen der Löwen wär’s gewesen ;-)). Die Sonne scheint noch ordentlich, Wind geht auch, was uns hilft, das Zelt und alle Schlafsachen recht rasch wieder trocken zu bekommen. Nach nicht mal einer halben Stunde auf der Wäscheleine sind Decken, Pölster und Schlafsack wieder trocken. Und die Matratze im überall offenen Zelt ebenfalls. Währenddessen mache ich Feuer, ein paar Fotos (“Geh nicht so weit weg, da gibt’s Löwen”) und richte das Fleisch für heute Abend her. Oryxfilet mit Tomatensalat. Dazu das eine oder andere Windhoek Lager oder Windhoek Draught, für die Nicole Rotwein. Unglaublicher Platz hier, wir genießen ihn nach dem Essen noch sehr lange und ausgiebig.


Letzte Änderung: 09 Mär 2015 20:42 von dergnagflow.
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