THEMA: A coldfront is coming... Namibia im Winter 2011
03 Okt 2011 09:26 #207101
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27. Juni 2011 Fortsetzung

Die permit road ist weiterhin gut zu fahren. Die Rivier-Durchfahrten sind recht sandig, aber machbar. Plötzlich rennt ein Erdhörnchen quer über die pad und vor das Auto. Kurz vor dem Seitenstreifen überlegt es sich anders und rennt wieder zurück auf die pad. In der Mitte bleibt es stehen. Gerade in diesem Moment kommt aus der anderen Richtung ein Tourbus. Der kleine Kerl ist nun völlig irritiert ob des immensen Verkehrs hier und braucht einige Zeit um sich für eine Richtung zu entscheiden. :huh:

Der Fahrer des Busses fragt uns, wie die pad denn sei... Das klingt so, als ob der vor uns liegende Abschnitt nicht so klasse ist...

Die Landschaft um uns gefällt uns ausnehmend gut mit den Bergen, Bäumen, Büschen und dem hohen Gras soweit das Auge reicht.





Unterwegs sehen wir Springböcke, Strauße, Oryx, Erdhörnchen, viele White-tailed Shrike, Sandgrouse und 2 Falken.

Kurz vor Ganab steht dann ein Schild „No Quad, no Moto Cross!“



Ich entdecke dann ein Chamäleon, dass über die pad wackelt. Zum Glück sind wir weit genug weg, hier besteht keine Gefahr.



Mittlerweile haben wir 29°.
Die C14 ist dann der Albtraum des Tages - übelstes Wellblech, Schlaglöcher, viele große lose Steine... :angry: Wir brauchen ewig und sind genervt, denn die pad braucht so viel Aufmerksamkeit, dass für die Schönheit der Landschaft nicht mehr viel Raum bleibt. :(
Zwischen sanften Hügeln gibt es harte Einschnitte, hier ist es überall mit einem grünen Schimmer überzogen.



Die Landschaften heute finde ich ausgesprochen reizvoll: Der Wechsel zwischen sanft und schroff, die Farben, die Weite und die riesigen Grasflächen.

Noch einmal kreuzt eine Schlange blitzschnell die pad. Auch sie ist weit genug weg.
Im Kuiseb fliesst noch etwas Wasser. Wir sind aber nicht mehr recht aufnahmefähig. Das Gerumpel auf der pad wird jetzt so arg, dass unser USB-Stick ständig den Kontakt verliert und wieder eingestöpselt werden muss... :angry: Zu Wellblech, Schlaglöchern und Steinen kommen jetzt noch Spurrillen hinzu. Eine grausame Mischung! :sick: Erst ca. 20 km vor Solitaire wird die pad besser - sprich erträglich...

Jetzt ändert sich die Landschaft noch einmal: Der rote Sand der Namib kommt bereits deutlich durch.



Um 16.15 kaufen wir endlich beim Bäcker in Solitaire den lang ersehnten Apfelkuchen. Es gibt noch 4 Stücke... Der Kuchen ist lecker und kommt jetzt genau richtig und der Kaffee ist nach der Fahrt eine Wohltat! :cheer:

Um 16.45 kommen wir nach 330 km in unserer Unterkunft, der „Solitaire Guest Farm“ an. Endlich!
Die Farm ist sehr schön vor den Bergen gelegen und vor dem Haus steht nur 1 Auto. Wir hoffen auf einen entspannten Rest des Tages. Nach einem kurzen Rundgang durch das Restaurant und die Bar werden wir zu unserem Zimmer Nr 2 gebracht. Gut, dass wir hier nur 1 Nacht bleiben wollen! :ohmy: Es ist stockfinster drinnen. Die 2 kleinen Fenster lassen kaum Licht herein. Dazu dunkelbraune Fussbodenfliesen und kakaobraune Wände. Ich fühle mich in die Höhlenatmosphäre früherer Wohngemeinschaften zurück versetzt. :whistle: Auch die 3 Funzeln erhellen den Raum nicht wirklich. Wer hier außer uns noch wohnt bleibt ein Geheimnis. Die Koffer bleiben zu, wir packen nur das Nötigste aus. Und es müffelt, hier wurde länger nicht richtig gelüftet. Die Abflüsse im Bad tragen ihren Teil zum Wohlfühlen bei. :pinch: Da hilft nur viel spülen und eine dreifache Dosis Raumspray... In der Dusche ist es stockfinster, die Deckenlampe ist weit weg.
Tagebuch schreiben ist hier kaum möglich.

In der Zwischenzeit herrscht draußen ein ziemlicher Betrieb, es scheint doch voll zu sein hier.
Um 18.30 gehen wir an die Bar und treffen dort Kirsten. Wir hatten unterwegs eine mail von ihr bekommen, mit der Frage, ob es denn bei unserer Buchung bliebe... Ja, sicher - warum nicht? Wir wussten nicht, was unklar war. Als ich nun die vielen Menschen um uns herum sehe, ahne ich dass die Lodge mehr als voll sein muss...
Uns ist es zu trubelig. Ich zähle mindestens 50 Leute um uns herum, die sich offensichtlich alle irgendwie kennen und bester - sprich: lauter - Stimmung sind. :huh: Dazu kids, die uns mit ihren Leuchtschwertern meucheln wollen...:S Der Kontrast nach der Stille des Tages ist heftig.

Walter erklärt uns dann, dass sie heute Nachmittag 4 Geparden in ein 500 ha großes Areal entlassen haben. Ein Problemtier soll dort bleiben, die anderen 3 sollen in 3-4 Monaten ausgewildert werden. Dafür sind heute extra ein Fernsehteam mit allem Drum und Dran, Leute von einem Nature Fund etc. angereist. Daher also der ganze Auftrieb! Das ist ja soweit eine gute Sache, wir fühlen uns aber etwas fehl am Platz. Sicherlich wäre es für uns anders, wenn wir die Umsiedlung auch miterlebt hätten.

Im Restaurant setzt sich die ausgelassene Stimmung fort. In einer Ecke stehen 2 kleine Tische, dort sitzen wir und 3 weitere Gäste. Die Rolläden sind zum Schutz gegen die Kälte herunter gelassen, sie helfen aber nicht wirklich. Jeder versucht sich im vorbeigehen an 2 großen Gasheizern ein wenig zu wärmen. Kleine Öllampen auf unseren Tischen und einige Deckenfunzeln bemühen sich, das Ganze zu erhellen. Um zu sehen, was wir mit dem Essen auf den Tellern machen, wären Stirnlampen allerdings sehr hilfreich. :dry:

Das Buffet ist umfangreich. Allerdings kann man auch hier kaum erkennen, was in den Töpfen ist. Es gibt einfach nicht genug Licht. Die Qualität des Essens ist mittelmäßig, einiges ist wieder einmal versalzen. :(

Wir nehmen uns noch ein Bier mit und sind um 19.30 schon wieder auf unserem Zimmer. Hier ist es zumindest wärmer. Mein Tagebuch schreibe ich mit der Taschenlampe in der Hand zu Ende. Unser Zimmer ist der Gipfel an Ungemütlichkeit, es ist einfach lieblos. :(
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14 Okt 2011 17:57 #208815
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28. Juni 2011

Um 06.45 wachen wir auf. Die Nacht war angenehm warm im Zimmer. Wir sind schnell fertig, beladen das Auto und gehen frühstücken. Draußen ist es a...kalt. Im offenen Restaurant ist es nicht besser. Die Heizstrahler schlafen noch...
Das Buffet ist umfangreich, in der Dunkelheit aber wieder kaum zu erkennen. Wir sind auch jetzt schnell fertig, da es einfach keinen Spass macht Zähne klappernd in der dunklen Ecke zu sitzen. :S
Wir müssen noch die Rechnung bezahlen und gehen in die Rezeption. Diese ist genau so wenig einladend wie der Rest: Es ist schmuddelig und durcheinander. Kirsten fragt, ob unser Zimmer in Ordnung gewesen sei. Ich bin ehrlich und sage „Nein, wir finden es dunkel und ungemütlich“. Daraufhin zuckt sie lediglich die Achseln und wendet sich unserer Abrechnung zu... Danke der Nachfrage, gut dass wir darüber gesprochen haben! :angry:
Nun funktioniert das Kartenlesegerät nicht. Die Verbindung bricht immer wieder ab. Wir stehen uns sicher 10 Minuten lang die Beine in den Bauch. Es gibt zwar 2 Sofas in der Rezeption - auf denen schnarchen aber 2 der großen Hunde im Tiefschlaf. Für Gäste ist da leider kein Platz mehr. :whistle:
Nach einer gefühlten Ewigkeit entschliessen wir uns, unsere letzten $ zusammen zu kratzen und bar zu zahlen. In der Hoffnung, dass der Automat in Solitaire Nachschub liefern wird.

Fazit: Dies ist die bisher schlechteste Unterkunft unserer Reise und daran wird sich auch nichts ändern. :(

Der Geldautomat in Solitaire ist gnädig: Er gibt uns was wir brauchen in einer bunten Mischung aus NAM Dollar und ZAR Noten. Egal, Hauptsache wir haben wieder Geld.
Um 08.45 sind wir dann endlich bei 12° auf dem Weg zum Sossusvlei. Die C19 ist gut zu fahren. Das weiche Licht der Morgensonne versöhnt uns mit dem Tag, die Landschaft sieht einmal mehr wunderschön aus.



Bei der „Namib Desert Lodge“ machen wir einen Stopp für die Wanderung zu den "Versteinerten Dünen der Namib".



Auf dem Weg werden wir von vielen Springböcken neugierig gemustert.



Der Blick auf die Namib Desert Lodge gefällt uns: Direkt hinter der Lodge steigen die leuchtend roten Dünen an.



Wir werden freundlich begrüßt, durch die Anlage geführt und zum Ausgangspunkt des Wanderweges gebracht. Auch das, was wir von der Lodge sehen, sieht gut aus. Mit 75 Zimmern ist sie aber auch groß. Die Zimmer am Rande der Anlage, mit Blick auf die Dünen, sind sehr schön gelegen. Das hätte für unsere vorige Nacht eine Alternative sein können...

Der Wanderweg beginnt direkt hinter der Lodge und ist gut ausgeschildert. Allerdings steht jetzt das Gras so hoch, dass wir bei manchen Schildern die Hälse recken müssen um sie zu entdecken. Der Weg zieht sich am Fuss der Dünen entlang, dadurch ist er ohne Kletterei begehbar. Die Dünen selbst dürfen nicht betreten werden.







Wir lassen uns 1 Stunde Zeit für unseren Gang und begegnen nur 4 weiteren Besuchern. Somit können wir die Stille und die Landschaft genießen. :cheer:
Auf dem Rückweg fragen wir an der Rezeption, ob wir für den Gang etwas bezahlen müssen. Nein, der Wanderweg kann kostenlos genutzt werden. Gut, dann gibt es eine Spende in die Tipp-Box. Der junge Angestellte freut sich offensichtlich, dass er mit uns schwatzen kann: Er fragt uns nach unserem Eindruck zum Wanderweg und erzählt, dass es heute Morgen nur 0,3° gewesen seien, dass die Lodge im Sommerregen fast geflutet worden sei (es habe hier 11mal so viel wie üblich geregnet) und dass seit 1994 neulich erstmals wieder Schnee auf den Naukluftbergen gelegen habe. Wir bedanken uns nochmals und machen uns wieder auf den Weg zum Sossusvlei.

An der Abzweigung zur C27 gibt es eine Verkehrskontrolle. „Good morning, we check the roadworthiness of the vehicles and the fitness of the drivers...“ „OK...“ Während ich die Wagenpapiere zusammen suche blicke ich verstohlen in die Runde auf der Suche nach der weissen Linie, auf der mein Schatz Gleichgewichtsübungen machen soll... :whistle: Jetzt nicht lachen! :laugh: :laugh:
Die Personalien und das Kennzeichen werden notiert. Woher kommen Sie, wohin fahren Sie? Dann werden wir daran erinnert, dass die Höchstgeschwindigkeit 80 km/h beträgt und dass wir uns daran halten mögen... „We wish you a good and save journey, good bye!“ Das ging sehr schnell und ausgesprochen freundlich über die Bühne. :) Am Straßenrand stehen 2 namibische Wagen. Deren Fahrer hatten anscheinend nicht so viel Glück, denn sie sehen uns ziemlich missmutig hinterher. :dry:
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14 Okt 2011 18:22 #208826
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28. Juni 2011 Fortsetzung

Auch die C27 ist gut zu fahren und um 12.30 erreichen wir nach ca. 100 km die „Sossus Dune Lodge“. Das Thermometer zeigt angenehme 22°. Wir parken unseren Wagen unten, laden unser Gepäck um und werden zur Lodge hoch gefahren. Zur freundlichen Begrüßung gibt es einen leckeren Saft und die übliche Einführung in die Lodge. Das Zentrum bilden die Lounge und das Restaurant. Beide sind riesig, eigentlich überdimensioniert. Hier müssen wir uns überall sehr vorsichtig bewegen, denn die Holzfussböden werden gerade frisch lasiert. Und die Mitarbeiter meinen es gut - zu gut! Überall steht die Lasur in Pfützen, es ist glatt wie auf einer Eisbahn! :woohoo:

Zu beiden Seiten liegen, aufgereiht an langen boardwalks, die Bungalows.



Dann werden wir zu unserem Dünen-Bungalow Nr. 20 gebracht. Bad und Zimmer sind hell und groß, die Wände sind aus Stoffbespannung. Große Fensterflächen geben den Blick in die Dünen frei. Zwei bequeme Lounger verlocken zum Faulenzen.







Direkt vor unserem Bungalow tummeln sich etliche Springböcke. Sehr schön! :) :)
Wir machen schnell ein paar Fotos, packen aus und gehen dann zum Lunch ins Restaurant. Zur Auswahl stehen Sandwich oder Beef-Kebab, beides mit Chips und gemischtem Salat. Als Dessert gibt es Obstsalat. Wir entscheiden uns für das Beef-Kebab und sind sehr zufrieden. Es ist gut und lecker.
Danach geht es auf ins Vlei.

Wir können uns nicht satt sehen, die Farben und Formen sind einfach unbeschreiblich! :silly: :) :woohoo:
Dünen in Sand, Ocker, Orange, Rot, Lila und Braun.







In der Ebene davor und bis auf den Kamm wachsen ganz viele Gräser, die ihnen etwas Mystisches verleihen.



Manchmal sieht es aus wie ein Aquarell, manchmal wie Nebel. Dem vielen Regen der letzten Monate sei Dank für dieses Schauspiel!

Wir besteigen ein Stück weit die Düne 45, geben aber bald auf, da es sehr anstrengend ist.



Die Farben ändern sich ständig - wir sind einfach begeistert! :cheer:





Der 2x4 Parkplatz ist für heute die Endstation. Von hier aus wollen wir noch einen Gang ins Hidden Vlei machen. Wir finden den Weg aber nicht, da wir weder Markierungen noch Hinweisschilder entdecken können. Mist! Und außer uns ist keine Menschenseele hier. Da jetzt auch ein unangenehm kalter Westwind weht verschieben wir dies auf morgen. Gegen 17.00 fahren wir immer noch staunend zurück.




Es wird schnell dunkel und im letzten Licht erreichen wir die Lodge. Leider gibt es keinen shuttle vom Parkplatz nach oben, so dass wir im Dunklen den Weg hoch stolpern. Das ist suboptimal.

Wir genießen eine sehr gute Dusche und ziehen uns schon mal wieder warm an. Die Bungalows sehen zwar schön aus, lassen im Winter die Kälte aber auch ungehindert hinein.

Im Restaurant sind heute Abend nur 4 Tische gedeckt. Die Atmosphäre hier ist unpersönlich. Der Raum ist riesig und außer den 6 Esstischen, dem Kaffeetisch und dem Frühstücksbuffet gibt es nur 2 Stehlampen. Hier würde etwas mehr Dekoration sehr helfen. Wir rücken unseren Tisch noch etwas näher an den einzigen Heizstrahler heran.
Heute Abend gibt es Avocadosalat, Butternutsoup und Springbockfilet mit Gemüse und Reis. Das Dessert ist eine Lemon Meringue. Salat und Suppe sind lecker. Das Filet ist leider zäh und sehnig. Die Sauce habe ich mir zum Glück extra bestellt - ich schmecke eindeutig Geschmacksverstärker. Die werden aber angeblich in der Küche nicht benutzt...

Einen Nachteil hat dies Restaurant im Winter: Die Küche liegt außerhalb des Restaurants, vielleicht 20 Meter entfernt. Das Personal muss also das warme Essen durch die Kälte des Abends tragen - ohne Wärmehauben auf den Tellern. Damit kommt das Essen lauwarm bei den Gästen an. :S Und da das Personal es weder mit vollen noch mit leeren Händen schafft die Türen hinter sich zu schließen zieht es wie Hechtsuppe... :angry: Hier besteht eindeutig Verbesserungsbedarf!

Im Zimmer schreiben wir noch Tagebuch und dann geht es schnell mit unseren Wärmflaschen in die Betten.
Anhang:
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19 Okt 2011 13:58 #209505
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29. Juni 2011

Um 5.30 klingelt der Wecker. Unter den Bettdecken war es mollig warm, den Kopf musste ich wieder mit dem Stirnband schützen. Abwechselnd wurde ich von den heulenden Schakalen und meiner laufenden Nase geweckt. Also raus aus den Federn und auf ins Abenteuer. Heute ist wieder Katzenwäsche dran. Wir holen uns unser Frühstückspaket im Restaurant ab und fahren um 6.10 bei 7° los. Unterwegs sind es dann um 6.25 nur noch 0°. Brrrrr!

Die Dünen sehen schon wieder ganz anders aus, das blasslila Licht ist wunderschön. Zum Sonnenaufgang erreichen wir die Düne 45. Hier steppt der Bär - was für Menschenmassen!



Wir fahren weiter bis zum ersten Parkplatz, hier ist es mit 1° kaum wärmer...
Und hier haben wir die zweifelhafte Ehre, die Toiletten zu benutzen. Wenn es hier bei diesen Temperaturen schon kaum ohne Gasmaske zu ertragen ist - wie stinkt es dann im Hochsommer?!

Mein Schatz hat beschlossen, dass unser SUV die Strecke zum 4x4 parking schafft. Ich bin da ja skeptisch und versuche, es ihm auszureden: Das ist Tiefsand... Ach, das geht! Na gut, du fährst... Gesagt, getan. Nach wenigen hundert Metern ist aber Schluss für uns - wir stecken fest. :S Noch ohne Kontakt zwischen Bodenblech und Sand, aber das kann jetzt schnell kommen. Großes Fluchen setzt ein und es kommt die Erkenntnis auf: Da brauchen wir wohl Hilfe... Jaaaaa, du läufst zurück, ich warte hier. Während einige andere Wagen an mir vorbei schlittern kühlt meine Stimmung merklich ab. Wäre dies nicht eine gut frequentierte Strecke und wären die Jungs vom Shuttle nicht da - ich hätte sehr viel vehementer widersprochen. Aber so: Manche Dinge muss Mann wohl „erfahren“ - oder auch nicht... :whistle:
Die Jungs vom shuttle feixen natürlich und haben auch einige Mühe, unseren Wagen zu drehen und wieder in eine fahrbare Spur zu ziehen. Diese Erfahrung kostet uns hauptsächlich Zeit und das ärgert mich am Meisten. Für den Service wollen die Fahrer kein Geld von uns haben, wenn wir mit ihrem shuttle jetzt ins Vlei fahren. Klar, geht ja nicht anders! So berappen wir also jeder 100NAM$ für den shuttle und geben ihnen ein gutes Trinkgeld obendrauf.

Schnell noch Jacken, Kameras, Hüte und Wasserflaschen greifen und los geht‘s! Die Fahrt ins Vlei ist ein ziemlicher Ritt - durch ganz tiefen Sand, heftige Löcher und eine unübersehbare Auswahl an Spuren holpern wir die letzten 5km. Meinem Schatz dämmert: Das hätten wir nicht geschafft!
Das Übelste an dieser Fahrt aber sind 5 junge Deutsche, die ununterbrochen labern. Laut und unsensibel bekommen sie von der Landschaft überhaupt nichts mit. Wir würden sie gerne schon unterwegs ausladen... :angry: Dagegen waren ja unsere Asiaten im Camp Kipwe harmlos!

Um 8.00 kommen wir endlich im Sossusvlei an. Es steht noch Wasser im Vlei, das Licht ist wunderschön und es ist immer noch kalt. Die 5 quasseln weiter, so dass wir erst einmal Distanz schaffen müssen. Wo ist der Knopf zum Abschalten?! Leider hört man sie in der Stille überall...

Wir besteigen dann die Düne und staunen über Farben und Formen.



Nach einiger Zeit tut mein Knie wieder weh, so dass ich umkehre. 2 der Quasselstrippen geben auch auf, die anderen begleiten meinen Schatz - deutlich hörbar - bis hoch hinauf...

Unten angekommen suche ich mir ein stilles Eckchen und fotografiere die Blumen.







Mittlerweile füllt es sich hier und als dann auch noch 3 Jeeps voll beladen mit jugendlichen Sandboardern ankommen reicht es uns. Der Lärm ist jetzt nicht mehr auszuhalten. :sick:

Wir müssen nur einige Minuten auf unseren shuttle warten und starten um 9.45 zum Dead Vlei. Im letzten Moment steigen die 5 Nervensägen noch zu. Himmel, Hilfe!!!!! Nichts gegen Gespräche - aber bei „Wo sind wir eigentlich? Wie heisst das hier? Hier gibt‘s ja nur Sand... Kreisch, halt mich fest, mach ein Foto... “ ist irgendwann Schluss mit lustig! :ohmy: Am Parkplatz zum Dead Vlei angekommen entschliessen sich 3 der 5 zu ihrem Auto weiter zu fahren: „Ach nee, nicht noch ne Düne, ich mag nicht mehr!“ Gott sei Dank, denn ich mag schon lange nicht mehr! :dry:
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19 Okt 2011 14:20 #209510
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29. Juni 2011 Fortsetzung

Am Dead Vlei ist es jetzt richtig voll. Der Kamm der Düne ist voller Menschen, und auf dem Weg ins Vlei ziehen die Karawanen. Schnell stellen wir fest: Es sind ganz viele südafrikanische Familien hier und die gehören in der Regel auch nicht zu den leisen Vertretern. Wieder sind wir erstaunt und entsetzt, wie schwierig es für viele Menschen scheinbar ist Stille zu ertragen.

Also schlagen wir schnell einen Bogen und versuchen Abstand zu gewinnen. Das ist nicht einfach, denn die Luft trägt den Schall hier sehr weit.

Aber Licht, Formen und Farben entschädigen uns wieder. Wir können uns kaum satt sehen an Dünen, Gräsern, dem trockenen Vlei und den skurrilen Bäumen.





Nachdem der shuttle hierher noch sehr kalt war, wird mir nun endlich warm und ich fange an, mich Stück für Stück von Stirnband, Halstuch, 2 Fleecejacken und Wollpullover zu trennen.



Auf dem Rückweg durch den Sand wird uns sehr warm. Es ist beschwerlich und ich bin fix und fertig, als wir wieder am Parkplatz ankommen. Hier müssen wir nun eine Zeit lang auf einen freien shuttle warten. Bis wir die rettende Idee haben und erst noch einmal Richtung Sossusvlei fahren. Denn in der Richtung gibt es jede Menge freier Plätze.

Gestern Nachmittag fanden wir es sehr schön hier. Heute Vormittag finden wir es grenzwertig. Und in der Hochsaison wäre es hier wohl Nichts für uns. Leider dauert der Weg ins Vlei ja eine ganze Zeit, so dass man für mehrere Fahrten sehr viel Zeit einplanen müsste.

Gegen 11.30 sind wir wieder bei unserem Auto und machen uns über unser Frühstück her. Das ist ein bisschen mager: 1 Miniaturbrötchen, 1 Ei, 1 Apfel, 1 Müsliriegel, 1 kleiner Saft, 1 kleiner Joghurt. Da hätten sie sich bei der Preisklasse der Lodge etwas mehr Mühe geben dürfen. :( Zum Glück haben wir genügend Getränke und noch Kekse dabei.
Ich bin groggy und habe Kopfschmerzen. Kurz vor 12.00 fahren wir bei 18° zurück zur Lodge. In der Ebene haben wir nur noch 14°. Leider kann ich unterwegs die Augen nicht offen halten und schlafe immer wieder ein. Schade, denn ich hätte so gerne die Landschaft noch einmal genossen.

Auf einem geraden Stück der Straße stehen dann an der rechten Seite einige Autos komisch in der Gegend rum - speed control! Vor uns werden 2 Wagen einer Lodge angehalten, die sind zu schnell gefahren. Wir dürfen passieren.

Um 12.50 kommen wir wieder in der Sossus Dune Lodge an und gehen gleich zum Lunch. Es gibt Sandwich mit Chips und Salat und als Nachtisch Orangenkuchen. Das tut gut!

Danach geht es sofort ins Bett und bis 15.15 schlafen wir tief und fest. Beim Aufstehen ist mir ganz komisch - Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel... Was kommt jetzt schon wieder? Ich befürchte, dass ich mich bei den Temperaturunterschieden wieder erkältet habe und greife tief in die Reiseapotheke. Die Dusche weckt dann einige Lebensgeister. Kaffee und Kekse steuern ihren Teil bei.

Dann machen wir uns auf den Weg zum Sesriem Canon. Den hatte ich mir etwas imposanter vorgestellt. Da ich mich heute nicht trittsicher fühle bleibe ich lieber oben, obwohl der Weg hinunter nicht schwierig aussieht. Mein Schatz geht also allein hinunter und ab und zu können wir uns zu winken. Ich laufe oben herum und bin zufrieden, als es mir langsam besser geht. Durch den tiefen Stand der Sonne ist es mit Fotos leider schwierig.

Lange sehe ich einer Sattelschrecke zu, die mit dem Bauch nach oben an einem Busch hängt. Mal eine andere Perspektive!



Im Abendlicht sieht Alles wieder so weich aus, auf der anderen Seite des Canons grasen Springböcke, Raubvögel ziehen ihre Kreise.





Mit dem Sonnenuntergang fahren wir zurück und werfen beide erst mal ein Kopfschmerzmittel ein.
Zum Dinner gibt es heute Samoosas, die sind OK. Die Erbsensuppe ist leider nur grünes Wasser - mph. :( Mein Gamesteak ist gut, Schatzi hat mal wieder das Teil voller Sehnen erwischt. :( Das Ganze kommt wieder lauwarm auf den Tisch. Als Dessert gibt es einen undefinierbaren Kuchen - na ja. Zum Kaffee gibt es heute auch nur kalte Milch - in kalten Tassen. Dies Essen fällt leider auch durch. :angry:

Immerhin gibt es heute Wärmflaschen vom Haus. Wir nehmen 2 mit, zusammen mit unseren beiden sollen die Betten wohl warm werden...
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02 Nov 2011 17:31 #211576
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30. Juni 2011

Die Nacht war besser als die vorherige, es war windstill. Ganz in der Nähe haben die Schakale ausdauernd um die Wette geheult.
Um 6.30 stehen wir auf und nehmen eine gute, heiße Dusche. Die Farben des Sonnenaufgangs sind wieder sehr schön, in der Ferne steigt ein Heißluftballon auf. Um 7.40 sind wir beim Frühstück. Im Restaurant stehen wieder alle Türen offen. Brrrr! Einer der Angestellten erzählt, dass das Thermometer vorhin 1° gezeigt habe. :huh:
Die Auswahl am Buffet ist mittelmäßig, da bot das viel gescholtene Okaukuejo deutlich mehr! Dekoration und Aufbau des Buffets passend zum Restaurant - lieblos. Schade, das Restaurant ist einer Lodge dieser Preisklasse nicht angemessen. :(
Heute stellen wir einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf: Frühstücken, auschecken, bezahlen, mit dem shuttle zum Parkplatz, Gepäck einladen und abfahren - alles in 20 Minuten! :woohoo:

Unser Fazit zur Sossus Dune Lodge: Die Lage der Lodge ist toll, und früher bzw. länger im Park sein zu können ist ein Vorteil. Man wollte offensichtlich etwas Besonderes bauen - das ist ansatzweise auch geglückt. Leider liegt der Wohlfühlfaktor noch in weiter Ferne... Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier für uns überhaupt nicht. :( Ab November 2011 wird der Preis ja um 700 NAM$ pp reduziert und das Mittagessen ist nicht mehr enthalten. Dennoch würden wir wohl nicht noch einmal hier übernachten wollen.

Um 8.00 fahren wir bei 8° los. Schon bevor wir die C27 erreichen, sehen wir die dortige traffic control vor der Tankstelle. Die Dame, die uns kontrolliert, ist ausgesprochen unlustig. Ihr Kaugummi erfordert ihre ganze Aufmerksamkeit. :S Auto, Führerschein und Fahrer werden sehr argwöhnisch gemustert. Ist das auch der Typ auf dem Foto? :unsure: Das ganze noch mal von vorne. Die Frau ist so abweisend, dass uns nicht mal etwas für einen small talk einfällt... Ich mache dann den Fehler, sie zu fragen „Is this the road to Aus?“ „Don‘t you have a map?!?!“ Aaaaaah, sorry!!! :pinch: „You can drive.“ Na, das lassen wir uns nicht zwei mal sagen. :woohoo:

Die Jungs an der Tankstelle sind auch noch nicht richtig wach. Die Scheiben werden nicht gewaschen. Also gibt es auch kein Trinkgeld. Ein anderer fragt dann doch noch nach dem Reifendruck. Ja, bitte checken. Ich frage noch mal nach der Straße - ja, das ist die C27. Wir sollen langsam und vorsichtig fahren, da die pad in einem sehr schlechten Zustand mit vielen losen Steinen sei. Freude kommt auf!!! :unsure:

Auf der C27 erwartet uns dann das pure Grauen: :sick: Tiefgravel auf Wellstein. Der schiere Wahnsinn! :sick: Zwischen den Reifenspuren sind die losen Steine teilweise so hoch geschoben, dass normale PKW‘s Gefahr laufen aufzusetzen. Aus dem Boden gucken ganz viele mittlere, große und sehr große Steine heraus, die zur Hälfte noch im Boden stecken. Reifenfresser! :evil:
Gas zu geben und darüber hinweg zu fliegen trauen wir uns nicht. Auf dem losen Untergrund bekommen wir nie wieder eine gescheite Bodenhaftung. Und wir wollen den Urlaub dann doch nicht im Farmzaun beenden. :whistle: Also schleichen wir dahin und fluchen. :evil: Eine entspannte Kieferhaltung führt heute unweigerlich zu heftigem Zähne klappern...
Wir sind satt und bekommen von der schönen Landschaft kaum etwas mit.





Es duftet nach Rapshonig und im Namib Rand NR sehen wir viele Springböcke, Zebras, Hartebeest, Schakale und Raubvögel.





Für die ersten 110km brauchen wir 2,5 Std. :sick: Der Abschnitt zwischen Betta und Spes-Betta ist etwas besser. Die D707 ist wieder übles Wellblech bis zum Abzweig Kanaan. :sick:



Um 13.50 erreichen wir endlich das Farmgate zu unserer heutigen Unterkunft „Koiimasis“. Für die knapp 25 km bis zum „Fest Inn Fels“ brauchen wir noch einmal 40 Minuten. Die Zufahrt zur Farm ist wunderschön, auch hier steht das Gras sehr hoch. Der Wind weht kräftig und durch das sich bewegende Gras sieht es aus, als ob Nebelschwaden zwischen den Bergen hängen. Es verleiht der Landschaft etwas Märchenhaftes.



Wir wollen im Moment aber in erster Linie ankommen und verschieben Fotostops auf die Rückfahrt.
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 14:02 von Beate2.
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