Freitag, 6.Mai 2011 – Fahrt zur Grootberg Lodge
Wie gesagt: wir dürfen ausschlafen (wobei ich eh keine Langschläferin bin), das Tor der Lodge werden wir um 9.30 Uhr hinter uns lassen. Wir sind aber schon seit 7 Uhr unterwegs – die Macht der Gewohnheit – und fotografieren ein bisschen.
Die Gärtchen – neu angelegt, nicht kürzlich renoviert
– sind hübsch, die Bepflanzung ist sehr unterschiedlich und in Kleingärtnermanier tauschen wir uns über "unser" Gemüse und die Blumen aus.
Der Gärtner, den ich um Erlaubnis für ein Foto frage, will unbedingt strammstehen....
Das Frühstück haut uns nicht um – zumal wir die Frühstückshallen recht ungemütlich finden. So kommt auch schnell der Spruch auf: Abfahrt um 9.15 Uhr auf Gleis 3.
Die Malaria-Prophylaxe wird diskutiert: Detlef und Andrea werfen schon – ohne uns was zu sagen, tztztz - seit gestern Abend Malarone ein, Herbert und Birgit nehmen meines Wissens nichts – oder tun es stillschweigend und beteiligen sich nicht an der repräsentativen Umfrage. Achim, Elke und das Töchterlein verweigern die Einnahme, weil sie wohl auf einer ihrer anderen Afrikareisen schlechte Erfahrungen in Richtung Dauer-Übelkeit gemacht haben.
Meine Schwester fängt beim Frühstück mit der Prophylaxe an, Martin interessiert – so ist mein Eindruck - das Thema überhaupt nicht, entweder nimmt er heimlich was oder Malarone ist noch nicht bis in den Osten der Republik vorgedrungen *duck*....
Ich beschließe, die Kombination "Prophylaxe per Gin Tonic + Malarone als Stand-By" zu testen, mein Mann ebenso.
Nach dem Frühstück steht ein gaaaanz wichtiger Programmpunkt an: Shopping!
Der kleine Souvenirladen gefällt uns recht gut, Birgit findet endlich "a Bluserl", was genau genommen ein Safarihemd mit dem Schriftzug der Damara Mopane Lodge ist, diverse Halskettchen und Armbänder wechseln den Besitzer, man hat endlich mal Zeit, sich in Ruhe umzuschauen.
Und dann geht’s weiter. Alle gut geschlafen? Jaaaa! Alle gut gefrühstückt? Naja.....
Die Strecke führt uns nach Kamanjab, dort müssen wir dringend tanken und gegenüber gibt es eine öffentliche Toilette mit Duschen. Wir Damen begutachten das Ganze und beschließen, dass wir uns auf die Toiletten beschränken werden
– dort ist Teamwork angesagt, weil die eine Tür ständig nach außen aufgeht.
Danach geht’s noch in den Tanke-Shop – und die Augen meines Mannes leuchten auf. Das ist ja beinahe ein kleiner Baumarkt!
Spaten, Mausefallen, alles was das (Männer)Herz begehrt! Das Frauenherz entdeckt eine wunderschöne Giraffe, so eine mit mattfarbenem Körper, bei der das Muster eingebrannt ist. Aber sogar ich muss sagen, dass sie eine Nummer zu groß ist. Schweren Herzens lasse ich sie im Laden stehen – zumal ich mir ja geschworen hatte, erst dann eine (richtig große – die Babygiraffe aus Helmeringshausen zählt natürlich nicht) Holzgiraffe anzuschaffen, wenn ich eine in Echt gesehen habe.
Zurück am Bus die böse Überraschung – die Kiste will nicht mehr anspringen!
Es hätte uns ja auch gewundert, wenn wir bei diesen Bedingungen ohne Probleme durchgekommen wären. Aber wir haben ja Achim!
Endlich kann er mal aktiv werden und seine Energien in sinnvolle Bahnen lenken (habe ich schon erzählt, dass er ständig am Aufstehen, Hinsetzen, Aus- und Wiedereinsteigen, Fotografieren, Quatschen ist?).
Während Tulivu den Anlasser betätigt, bedient Achim die manuelle Benzinpumpe – der Tank war nämlich so leergefahren, dass auch in den Leitungen Luft war. Plötzlich springt der Motor auch wieder an – und Achim hat sein Erfolgserlebnis! Unser Retter!!
Weiter geht’s Richtung Grootbergpass und gleich nach Kamanjab wird die Strecke wieder extrem schlecht, Wasser, Wasser, Wasser. Mit allen seinen Begleiterscheinungen....
Wir kommen mal wieder sehr langsam voran.
Trotzdem freuen wir uns über jedes afrikanische Tierchen (das sollte sich allerdings bei einigen von uns am Abend und in den beiden Nächten auf der Grootberg Lodge ändern!) – endlich erwische ich, wenn auch unscharf, mal eine Gabelracke, bevor sie aus meinem Bild herausfliegt.
Dieses Kälbchen hat ganz lockiges Fell - süüüüß! Wann sieht man daheim schon mal so nette Kühe?
Plötzlich meldet meine Schwester (mit nur halblauter Stimme - sie hat nämlich Angst, eine Fata Morgana oder das Werk ihrer geliebten Kulissenschieber zu sehen und nun zum Gespött der Truppe zu werden): Giraffen! Und tatsächlich: Auf halbzehn schauen zwei Köpfe aus dem dichten Bewuchs! Achtung Suchbild
Hee, anhalten, umdrehen, in die Tanke nach Kamanjab fahren, Giraffe kaufen – ich hab nun eine in Echt gesehen, ich darf jetzt....!!!
Nichts da, ich bleibe ganz ruhig und zücke nur meine Kamera – lebendige, freilebende Giraffen, gleich zwei Stück! Ist das nicht toll? Wir beobachten und fotografieren die Beiden eine Weile, dann kommt ein Fahrzeug aus der Gegenrichtung und gibt uns den Tipp, dass es ein Stück weiter noch mal Giraffen an der Straße hat. Neeeiiiin, bitte nicht weiterfahren, die sind sicher verschwunden, bis wir kommen....!!
Ich liebe diese Plüschohren , die Augen mit den beneidenswert langen Wimpern
(was gäbe ich dafür!),die kleinen Hörner, die ja eine Art Geweih sind, die langen Beine (was gäbe ich dafür!) diesen Schwanz mit dem schwarzen Bommel (okay, auf den würd ich eventuell verzichen).
Sie sind friedliche Tiere (serafe, arabisch = lieblich!), Vegetarier, leise und verständigen sich durch Infraschall über große Distanzen. Eigentlich das perfekte Haustier – wie kann ich nur meine Nachbarn davon überzeugen – schließlich steigen sie ja mir nichts dir nichts über läppische Zäune (also die Giraffen, nicht die Nachbarn, die sind alle Ü80)
??? Okay, aber wenn ich schon keine mitnehmen kann, möchte ich sie wenigstens noch eine Weile in Ruhe anschauen!
Pech gehabt- Tulivu gibt Gas, tschüss, war nett euch kennen gelernt zu haben – und in meinem nächsten Leben werde ich eine Giraffe!
Vier Fahrminuten später auf der linken Seite (wie praktisch, dass ich links sitze – Ihr erinnert euch an meine schlechten Eigenschaften beim Fotografieren?): 3 Tiere sind schon aus der Ferne zu erkennen!
Diese drei Wesen sind immer wieder in Bewegung, schauen über die Straße
und Tulivu zeigt uns den Grund: rechts befindet sich ein Giraffenbulle und will irgendwie über den Zaun und die Straße kommen.
Tulivu bittet uns, ganz ganz ruhig zu sein, damit sich der Bulle vielleicht trotz unserer Anwesenheit traut. Er traut sich nicht! Aber wir können die vier Hübschen in Ruhe beobachten und fotografieren (und ich scheue mich auch nicht, nach rechts zu wechseln um den Bullen zu knipsen
).
Damit der Stress für die Königskinder, die zusammen nicht konnten kommen, nicht noch größer wird, fahren wir weiter.
Okay, der Tag ist bereits um 12 Uhr gerettet – ich habe Giraffen gesehen - sechs Stück - alles Weitere ist Zugabe!
(Fortsetzung folgt – aber nicht mehr heute)