THEMA: Im Südwesten Namibias, März 2009
17 Jan 2010 20:35 #126377
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Reisebericht von den Lilytrotters



Liebe Fomis!

Wir sind nicht nur langsam Reisende, sondern überhaupt langsam. Dementsprechend spät ist der Reisebericht unserer Märzreise 09 in den Südwesten Namibias fertig.
In so einer kurzen Zwei-Wochen-Reise schaffen wir nur eine Region Namibias, quasi eine Himmelsrichtung. In unserer Streckenplanung liegen wir bei ca. 2500km und das ist für uns sehr viel. Wir halten ja auch an jedem „dicken Baum“ oder bei Blumen, Felsen, Tieren und wir halten uns auch gern in Ortschaften und Städten auf. Das kann sehr unterschiedlich aussehen: Mit Fernglas und Fotoapparat die Gegend erkunden, herumlaufen, an exponierten Plätzen Kaffee trinken und die Gegend genießen. Und das machen wir wenn möglich, den lieben langen Tag, da kann man keine hohe Tageskilometerleistung erbringen.
Dabei haben wir natürlich ständig ein Problem: Immer ist der Tag zu kurz. Das Schönste, mehrere Tage dort zu verbringen, wo es einem gerade gut gefällt, lässt sich bei der Zeitknappheit nicht so richtig verwirklichen. Eigentlich gar nicht!
Auch mit Fotos bepackt und voller Eindrücke fühlen wir uns nach Kurzreisen immer noch „bedürftig“. – Tja, und deshalb müssen wir dann auch recht bald wieder hin …


Im Südwesten Namibias März 2009

Samstag
Ankunft WDH: 7.20, ein schöner frischer sonniger Morgen.
Windhoek: Bank, Geld ziehen. Cymot: Gaskartuschen, Isoliermatte. Klasse Laden. Kleiner Einkauf bei Spar, bis zum nächsten Frühstück. Großer Einkauf kommt morgen. Vor 13.00 haben wir sogar noch die Gelegenheit in den Bücherkeller zu gehen, mit Parkmöglichkeit direkt vor der Tür. Umgehend werden wir von dem schwarzen Nachbarn des Ladens auf das hohe Sicherheitsrisiko an diesem Parkplatz hingewiesen, was der Ladenbesitzer bestätigt. Vielen Dank, es liegt nichts sichtbar und „wir haben alles bei uns“ (naja, wenn die wüssten). Wir kaufen einen Haufen netter Bücher, u.a: Ein gutes Braai Buch, schön gezeichnete Tierfabeln, die DVD ‚100 Jahre Etosha’ und Doris Lessing: Afrikanische Tragödie.
Besuch auf dem Schnitzermarkt im Zentrum. 3 Himba-Frauen, eine davon junge Mutter mit Säugling, sitzen hier in Tracht und bieten Schmuck an, das übliche Sortiment, außer zweier schöner Stücke. Wer hat sie bloß hierher geschleppt, weil er meint, dass er mit ihnen Geld verdienen könnte? Zwei europäisch gekleidete coole Typen, des Englischen mächtig, übersetzen leidlich. Scheinbar gleichmütig sitzen die drei Frauen auf dem Trottoir, machen auf mich einen völlig deplatzierten Eindruck. Als wir vor ihnen stehen und knien und höflich ihre Waren loben: - Naua. - und nach ihrem Herkunftsort fragen, plappert die eine drauf los. Der Eine übersetzt betont lustlos Satzfetzen: Opuwo. Na klar, Opuwo. Opuwo kam in ihrer Antwort gar nicht vor… Er hat mitgedacht und den Ort genannt, von dem er meint der Fremde habe davon eine Vorstellung. Eine eilige Touristin kommt hinzu: „Was haben sie denn in Ihrem Haar? Wie machen sie denn das? Was ist denn das? Darf ich mal anfassen?“ und: Schwupps! - patscht sie der Himba an Haar und Haut. - Diese rollt mit den Augen. – Oh, Gott. Einfach grenzenlos, einen fremden Menschen so unerhört anzufassen. Was macht man bloß mit solchen dummen Europäern? Möchte mal wissen, wie sie reagieren würde, wenn ich sie einfach so schamlos angrabbel … Uns ist das hier zu peinlich und so bedanken wir uns höflich und verabschieden uns von den Himba-Frauen.

Ansonsten gibt es hier auf dem Schnizermarkt durchaus interessantes Schnitzwerk, Schalen, Figuren, Masken aus dem Norden, kleine Messer mit Eidechse, Flechtwerk, Grasläufer, Schmuck ... Eine der Händlerinnen trägt ein wunderschönes altes Elfenbein-Medallion. Wir unterhalten uns angeregt über schönen Schmuck und alte Glasperlen.
Zum Abendessen ins NICE. Im NICE ist es nice. Sehr nice, nettes Design, gutes Essen, teuer. Bewachter Parkplatz vor der Tür.
Zur Nacht nach Aerebush, für eine Stadtcampsite ein guter Platz. Wir haben ihn schon sehr zu schätzen gelernt. Man kann selbstverständlich mitten in der Nacht ankommen und fühlt sich sicher.

Sonntag
Wir räumen und genießen die Morgensonne. Zu Spar, Großeinkauf, Oldtimer fotografieren und los, es ist schon spät!





Auf der C26, über den Kupferberg-Pass nach SW. Die Landschaft ist sehr grün. Der Gais-Aub(?) führt viel Wasser. Ein Auto steht am Ufer, Familienausflug. Ausgelassen baden sie in den Fluten, in voller Montur. Überschäumende Freude: Lachend rollen sich die Kinder und Jugendlichen das Flussbett entlang. Das ist ansteckend, wir freuen uns gleich mit.
Hängende nasse Grasreste zeugen von kürzlich 2 Meter Wasserstand. Allewetter!
Nach Süden über Kobos und Klein Aub. Später nehmen wir den Abzweig D1206 nach Bülls Port. Bei Bülls Port passe ich nicht auf: Ade, Abzweig D854! Wir bemerken das Ganze erst kurz vor der C19! Interessiert uns auch nur peripher, denn der Fehler beschert uns nicht nur einen kleinen Umweg (ist es überhaupt einer?), sondern auch eine zügige Fahrt auf der tadellosen C14 durch ein wunderschönes Tal (der Tsondab?) nach Ababis. Dann über die C19 nach Sessriem. Grüne Gras-Savanne, die blühenden Gras-Wedel wogen im Wind, Wölkchen am Himmel, schönstes Abendlicht. Welch eine Weite!
Sessriem: Rezeption, einchecken, Permit für den nächsten Tag ins Sossusvlei. Die Campsite erkennen wir nach so vielen Jahren nicht wieder. Jede Site mit kleinem Wind-Mäuerchen und einer großen Akazie, weit voneinander entfernt. Wir erinnern von damals keine Sites, jeder suchte sich einfach irgendwo ein Plätzchen, wenn möglich, an einem Bäumchen.
Zum abendlichen Buffet in die Sossusvlei Lodge: Sehr stilvoll, sehr gutes Essen, sehr nette Stimmung mit den Kerzengläsern auf den Tischen und dem „Klappergrillen“-Konzert. - Was ist das, was man so intensiv hört? Keine Ahnung. Wir hätten ja auch mal jemanden hier fragen können.

Montag
Es ist stockdunkel als wir aufstehen, es dämmert ein wenig als wir losfahren, viele andere fahren schon vor uns. Auf der neuen Asphaltstraße geht’s durch weite Grasflächen Richtung Sossusvlei. Wogendes Gras, im Dämmerlicht. Die Sonne geht auf, das graue Gras wird zu grünem Gras, die aufragenden Wedel glänzen im Gegenlicht, welch ein Anblick von Fülle.


Gut, dass es hier jetzt eine Asphaltstraße gibt. Die blöde alte Wellblechpiste lang zu klappern und von den voran- und entgegenkommenden Fahrzeugen den Staub zu fressen, war ja nun wirklich kein Vergnügen. In der Tsauchab-Furt sehen wir eine Pfütze und starke Fließspuren. Hier ist erst kürzlich kräftig Wasser geflossen. - Vielleicht hat das Vlei Wasser?
Mit mehreren Fotostopps, besonders schön sind die sich spiegelnden Dünen in den Wasserflächen neben der Straße, - fahren wir zum 4x2 Parkplatz.





Und heute stehen hier die 4x4 zum Parken aufgereiht, denn quer im Flussbett steht ein Shuttlefahrzeug. Man hat es offensichtlich als Block in den Fluss gestellt, damit keiner hineinfährt. Die, die vor uns angekommenen sind, sind z.T. zu Fuß unterwegs, wohin auch immer. Das Wasser ist abgelaufen, der Untergrund fest, sie werden die Strecke bestimmt bald freigeben. Und tatsächlich kommen kurz darauf die Shuttlefahrer und fahren die Karre mal eben aus dem Sand. Es sah eigentlich ziemlich eingespült aus, erstaunlich, wie einfach das ging. Und dann dürfen wir.
Gruß lilytrotter


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17 Jan 2010 20:53 #126380
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Und weiter:

Als 3. Fahrzeug fahren wir über (fast) unberührten Boden. Schon seit unserer Ankunft in Namibia fasziniert mich der Anblick von sauber ausgewaschenen Flussbetten.

Üblicherweise sind Trockenflussbetten immer so zertreten, zerwühlt. Dieses hier ist ein wunderschöner Anblick und es bringt Spaß auf dem festen nassen Flusssand zu fahren. Man kann sich den sonst aufgewühlten Zustand im Moment kaum vorstellen: Sollte diese Strecke hier sonst gar tiefsandig sein…?
Vor und nach dem Dead Vlei Parkplatz gibt’s noch etwas Schlamm, z.T. recht tief, aber problemlos, bei entsprechendem Fahrverhalten. Bleiben hinterm Parkplatz im Schlamm stecken: Allrad war mal wieder nicht eingerastet. Zügig rückwärts und die Durchfahrt wiederholt, - mit Allrad.
Zum Sossusvlei. Es hat tatsächlich Wasser!! Ein richtiger See! Ein Traum!

Kleines Müslifrühstück. Gehen auf die Düne, rutschen wieder runter. Stapfen dann barfuss im Schlamm des Vleis: Ein richtiges Schlammbad. Die Füße sind so voll Schlamm, dass wir mit dieser dicken Schicht problemlos über den heißen Boden zum Parkplatz zurücklaufen können. Witzige Erfahrung: Naturschuhe.
Zurück am Auto werden wir auf zwei Eulen in der Akazie aufmerksam gemacht, Kap Uhu (Cape Eagle Owl). Das Eulenpaar sitzt eng an den Stamm gedrängt. Sie sind nicht einfach zu entdecken und in dem Gewirr der Äste nur schlecht zu fotografieren. Schade. Scheinbar ungestört sitzen sie am Tage über allen schnatternden Touristen und warten darauf, dass ihre Stunde gekommen ist: Die Ruhe der Abenddämmerung.
Rückweg. Es wird sehr windig. Dunkelgraue Wolken wallen über die Dünen, es fängt an zu tröpfeln, es fängt an zu gießen, es schifft wie aus Eimern. Dramatischer Himmel, es sieht so spannend aus, tolles Licht, faszinierende Bilder. Der Sturm schaukelt unser Auto und peitscht von den entfernten Dünenkämmen imposante Sandfahnen in die Höhe.

Langsam dämmert es uns, dass der Tsauchab wieder fließen könnte, - bei so viel Wasser von oben. - Vielleicht doch mal langsam umdrehen und zurück? – Ja. Doch, wenn’s unbedingt sein muss …
Auf halbem Weg kommt uns dann der Tsauchab entgegen, in einem kleinen flotten Schwall. Hektik breitet sich aus. Boah, spannend! Er fließt! Wir sind vor Aufregung ganz zappelig. Sowas haben wir uns ja schon immer gewünscht.

Wir sind natürlich so sehr mit fotografieren beschäftigt, dass sich das Flussbett längst gefüllt hat, als wir weiterfahren wollen. Nach nur 100 Metern stehen wir an einer 60 cm hohen Kante mit rauschendem Wasser. Wir warten bis es weniger wird. Wir müssen ja nicht. Haben ja Zeit, das Naturereignis zu bewundern und auszukosten.

Erst einmal steigt das Wasser noch, eine halbe Stunde später wird es deutlich weniger und wir entscheiden uns weiterzufahren. Fester Untergrund, problemlos. Wir queren das Flussbett, fahren dann so weit es geht die vorhandenen Spuren am Ufer, die führen natürlich wieder ins Flussbett. Quer durch die Landschaft und alles zerwalzen, mögen wir nicht, wir leiden immer so mit der Natur. Also gehen wir weiter das Flussbett ab, unser Stöckchen leistet uns dabei gute Dienste. Wir wissen zwar, dass der Untergrund fest ist, aber größere Ausspülungen kann man nur so feststellen. Und es wäre sehr blöd, hier in einem Loch zu versacken, nur, weil wir uns überschätzen. Langsam, aber sicher, erreichen wir das Gate. Feine Sache, spannendes Fahr-Erlebnis. Prompt werden wir von Ankommenden gefragt, ob wir da auch bei Wasser hinein gefahren wären: - Oh, nein! Nur das letzte Stückchen hinaus. Jetzt würden wir hier nicht hinein fahren. Insbesondere die Schlammflächen vor und nach dem Deadvlei-Parking wären wohl ziemlich unangenehm.
Wir besteigen noch die Düne in Richtung Hidden Vlei, die dichten Wolken schützen vor der Hitze der Nachmittagssonne. Angenehm. Allerdings verpassen wir die ‚Markierungen’ linkerhand, die den einfacheren Weg durchs ‚Tal’ zum Hidden Vlei weisen – haben dafür die 3fache Mühe und die 3fach schönere Sicht. Toll hier oben, ein umwerfender Blick in die Umgebung, mit interessanten Wolkenhimmel.
Enttäuscht blicken wir schließlich auf die graue Fläche des Vleis: Sie sieht von hier oben banal aus, - gräulich. Grauslig. Nur ein kleiner Teil des Vleis ist helle Salztonfläche und dort quert eine Jahrzehnte alte Autospur hässlich das Bild.
Was mag sich derjenige wohl dabei gedacht haben, als er hier ins Vlei fuhr? Eher wenig.


Und wieso sieht die Landschaft so "langweilig" aus? – Die Fläche ist feucht und der Himmel hängt voller Wolken! Natürlich!
Die Wolkendecke reißt auf und sofort ändert sich der Anblick. Unten im Vlei entstehen Bilder.





Die Sonne sinkt, es wird Zeit. Sind erst im Dunkeln auf der Campsite: Unsere Site ist merkwürdigerweise besetzt. Auf der freien Fläche davor genießen wir dann den Abend, eigentlich ist es hier bei Mondenschein viel schöner, als unter einem Baum. Das helle Mondlicht macht knackige Schatten.
Man müsste bei Vollmond hier in die Dünen dürfen! Das wäre so faszinierend, selbst wenn es nur als geführter Night-Drive angeboten würde. Ich würde das glatt buchen, das Sandmeer im Vollmond, ein ebenso eindrucksvolles Erlebnis, wie ein nächtlicher Game-Drive. Nein, schöner. Nein, anders schön.
Gruß lilytrotter


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Letzte Änderung: 22 Apr 2016 09:46 von lilytrotter.
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01 Feb 2010 11:30 #128063
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Dienstag
Wieder früh los, es wird gerade hell. Das ist gut so, denn im Dunkeln durchfährt man den Anfang der Strecke quasi ‚blind’. Gestern haben wir hier, am Hang auf der rechten Seite, die Feenkreise verpasst. Dachten bisher, die gäbe es nur im Marienflußtal.
Schönstes Morgenlicht. Irgendwie gibt es jedes Mal schon unterwegs soviel zu fotografieren und zu staunen, entsprechend lange brauchen wir, bis zum 2x4 Parkplatz. Wieder fahren erst jetzt die Ersten in Richtung Sossusvlei.





Dort, wo gestern Wasser geflossen ist, ist der Sandboden im Rivier sehr fest. Wir sehen am Ufer unsere Reifenspuren von Gestern, sehen jetzt auch die Abbruchkanten und tiefen Ausspülungen innerhalb des Flussbettes, mitten drin, durch Verwirbelungen verursacht, - nicht sichtbar, wenn es fließt. War schon gut, die Strecke gestern abzugehen.
Auf halber Strecke zum Dead Vlei halten wir für eine Fotopause. Fahren aus der trockenen breiten Spur heraus und stehen daneben, im weicheren Sand, um nachkommende Fahrzeuge nicht zu behindern. Fotografieren Spuren von Straußen-Zehen, die im feuchten Sand so deutliche Abdrücke machen. Kurze Zeit später kommt ein PKW im SUV Design. Überraschend verlässt er sehr schwungvoll die feste Haupt-Spur, um auf unserer weichen Spur, direkt hinter uns, Halt zu machen. Sein Gruß besteht aus: Oh, aus Hamburg!
– Hmm. Das kennen wir. Das Verhalten ist symptomatisch.

Allerdings haben wir Drei nach dieser Begegnung Tränen gelacht. Wir haben uns dann richtig Mühe gegeben, dieses kuriose Gespräch zu rekonstruieren.
(Einige fomis werden den folgenden Abschnitt schon kennen, die Story „neulich auf dem Weg nach Sossusvlei …“ hatten wir schon gleich nach der Reise ins forum geschrieben.)
Also, nach Stopp des Fahrzeugs wird unmittelbar das Gespräch eröffnet.
w = weibl. m = männl.

w: Oh, aus Hamburg!
- Hmm.
w: Ist das hier der richtige Weg?
- Wohin?
w: Zu der Düne.
- Welcher Düne?
w: Na, zu der Düne!
- Wollen Sie vielleicht in das Sossusvlei? - Da können Sie sich nicht verfahren, es gibt hier nur dieses eine Tal.
Kurzes verständnisloses Schweigen.
w mit Blick auf die Kamera: Gibt das hier schon Tiere?
- Nicht mehr, als auf den letzten 60 Kilometern.
m: Kommen wir denn da hin? Ohne Allrad, aber mit 4x4.
- Wie? 4x4 heißt Allrad.
m: Wir haben 4x4, aber kein Allrad, das braucht man ja dazu, das haben wir leider nicht.
Dazu braucht man ja Einzelradaufhängung, so wie Sie: Sie haben ja Einzelradaufhängung ... (zeigt auf den 20 Jahre alten BJ 75 mit Starrachse)
- Mit Einzelradaufhängung hat das nichts zu tun. Haben Sie nun Allrad?
m: Nein, wir haben nur 4x4. Es gibt doch 2x4 und 4x4, und wir haben 4x4.
- Dann haben Sie auch Allrad.
m: Nein, wir haben 4x4, aber kein Allrad.
- Dann haben Sie auch keinen 4x4.
w kramt in den Wagenpapieren: Hier steht, wir haben 2x4.
- Dann haben Sie kein Allrad. Die 4 bedeutet nur, dass ihr Wagen 4 Räder hat.
Kurzes Schweigen.
m: Und kommen wir dann da durch?
- Naja, - dahinten wird es noch recht schlammig. Bleiben Sie immer in den Spuren, dann geht’s leichter.
m vorwurfsvoll: Ja, aber da stehen Sie ja jetzt!
- Nein. Wir sind extra aus der Fahrspur rausgefahren, damit wir niemanden behindern! - - An ihrer Stelle würde ich mich mit einem solchen Wagen hier überhaupt nicht reinbegeben!
m: Die da vorne haben uns gesagt, wir könnten fahren und wenn wir es nicht schaffen, helfen sie uns. (Nun, wenn man den Fahrern der Shuttles sagt, man hätte 4x4 …)
w bestimmend: Naja, wenn wir dann stecken bleiben, ziehen Sie uns dann raus! (- und sie weist auf uns)
- Nee, wir haben Urlaub.
w: Haben Sie denn das schon öfter gemacht?
- Ja. Aber wir haben Urlaub. Hier gibt es viele Fahrzeuge, die sich damit ihr Geld verdienen. Das ist hier so, wie in Dänemark am Strand, da gibt es auch extra Leute dafür …

Bevor wir die Fassung verlieren, ziehen wir uns in unser Auto zurück, um uns vom Acker zu machen. Wir mögen das nicht: Unvorbereitet und ahnungslos dorthin fahren, wo beides nötig wäre und bevor man selber auch nur einen Finger krumm gemacht hat, Arbeiten für die eigene Malaise delegieren.

m fährt an, würgt Wagen ab, Wagen senkt sich.
w springt mit Kamera heraus, um das Ereignis festzuhalten.
m startet erneut, die Schwerkraft siegt.
… die Jungs vom Shuttleservice freuen sich über ein Zubrot.

Am Parkplatz zum Dead Vlei stellen wir das Auto unter ein Bäumchen. Unsere Tochter will im Auto bleiben und Referat schreiben, Siegfried Lenz: Der Mann im Strom. Ist doch genau das richtige für diese Gegend...

Wir wandern zum Dead Vlei. Natürlich wieder über den Dünenkamm, wie beim Hidden Vlei, dieses Mal aber bewusst. Wir wissen, der einfachere Weg geht rechts von der Düne im flacheren Gelände, aber den schönen Blick von der Düne hat man eben nur, wenn man auf die Düne raufklettert. (Welch banale Erkenntnis.)
So anstrengend. Und so wunderschön, der Blick hinunter ins Dead Vlei! Heute scheint die Sonne und es wird schnell heiß. Die Sonnenseite der Düne ist schon jetzt so heiß (die Sonne trifft hier im rechten Winkel auf), dass es Probleme bereitet, den Hut wiederzuholen, den der Wind erfasst hat. Das ist an der steilen Düne richtig fies: Der heiße Sand rutscht in die Sandalen und man muss sich beim Raufklettern zusätzlich im heißen Sand mit den Händen abstützen. - Dann die Düne an der anderen Seite zum Vlei hinunter, diese Seite ist erst warm, denn hier trifft die Sonne noch im flachen Winkel auf: ‚Physik im Alltag’.
Hier unten ist es also, das berühmte Dead Vlei mit den vielen toten Bäumen. Sie stehen alle auf einer Schicht, aus der das Wasser vor langer Zeit entwichen ist. Sie stehen nicht auf einer Salzfläche, wie ich aufgrund von Bildern mit schwarzen Baumleichen auf weißem Grund so dachte, sondern auf einer glatten und deshalb samtig glänzenden, eierschalfarbenen Lehmschwemmfläche, bzw. Salz-Tonpfanne. Natürlich ist Salz dabei, das geht bei der Verdunstungsrate gar nicht anders, aber nicht als sichtbare Kristalle.



Im westlichen Teil des Vleis, dort wo noch grüne Akazien stehen, geht es überraschend eine Stufe von ca. 2 Metern abwärts. Hier unten haben die Bäume offensichtlich noch genügend Wasser. Aus der Entfernung setzt sich der Bereich optisch kaum ab und wenn man nicht bis hierhin geht, bemerkt man die Stufe nicht.
Die Zeit vergeht schnell, wir kehren erst in der Mittagssonne zum Auto zurück. Nach einer ausgedehnten Mittagspause unter einem schattenspendenden „Mittagsbäumchen“ müssen wir los. Wir müssen … unsere ewige, schwere Aufgabe beim Reisen bewältigen und wieder einen schönen Platz verlassen. Es ist Nachmittag, wir wollen noch den Sessriem Canyon sehen und unser nächstes Ziel ist das Oerwald Camp, eine ‚Exclusiv Campsite’ in der Abgeschiedenheit, auf dem Gelände des Tsauchab River Camp.
Schwarze Wolken im Osten kündigen neue Wasserströme an, an der Tsauchab Furt fließt es aber nicht. Eben können wir noch die Feenkreise fotografieren, dann fällt das Wasser vom Himmel. Ein tropischer Thunderstorm, wie er im Buche steht. Die Naturgewalten entladen sich, zum Glück ist das Gewitterzentrum nicht über uns. Die Landschaft um uns herum versinkt im Wassernebel der fließenden Regenfäden, die Flächen werden zu Seen, in die die dicken Tropfen klatschen. Rundherum nur noch Wasser. Unglaublich, in dieser Gegend.
Neben und auf der Straße laufen die Wasserströme. Nebeneffekt: Unser angeschlammtes Auto erhält eine Wäsche.


Vielleicht fließt es ja jetzt im Canyon. Nix wie hin! Der Regen hört gerade auf.

Im Sessriem Canyon steht das Wasser sehr hoch, halbvoll, türkisblau. Hier fließt aber nix. Alles ist sauber gespült, wie überall in den Rivieren. Nass, in Badeshorts kehrt ein junger Südafrikaner strahlend aus dem Canyon zurück. Er war schwimmen. Man steigt in einen alten Käfer und fährt von dannen. Ich Schisser, mag jetzt, direkt nach dem Wolkenbruch, nicht im verlockenden Wasser des Canyon schwimmen, immerhin könnte überraschend eine Wasser-Welle durch den Canyon rauschen.
Weiter. Tanken an der nagelneuen großen Tankstelle in Sessriem.
- - How are you, I hope you are fine.
- I’am fine.
- - You have a lot of rain, this year. It’s all green around.
- lacht: It’s no desert anymore. Yes, too much rain. But I never complain anything. Anyway it doesn’t help.


Wir fahren die C19 nach Süden, dann die D854 in Richtung Tsauchab River Camp. Die D854 ist ziemlich beschädigt, die Dips sind ausgespült, die Furten mit Steinen und Holz geblockt. Da können wir ja fast froh sein, dass wir vorgestern den Abzweigt auf diese Traumstraße verpasst haben, die Fahrt hätte ja sonst ewig gedauert. Schöne Landschaft im Abendlicht. Kommen recht langsam voran und müssen sehr aufpassen, das ist dem Genuss abträglich.
Tsauchab River Camp: Ein interessanter Ort, ungewöhnlich, künstlerisch angehaucht, ein wenig freakig. Johan macht Schrottkunst, phantasievoll und witzig. Sehr netter Empfang.


Gruß lilytrotter


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Letzte Änderung: 22 Apr 2016 10:55 von lilytrotter.
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01 Feb 2010 14:46 #128088
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Vielen Dank, Euch Beiden!

Weiter:

Mittwoch
Das Oerwald Camp ist ein ganz besonderes Plätzchen. ‚Wild Fig’: Ein sehr alter, sehr großer wilder Feigenbaum gibt diesem Flecken seinen Namen. Das gegenüber liegende Ficus-Wäldchen birgt ein kleines Quellgebiet. An mehreren Stellen läuft es aus dem Ufer und speist im Flussbett zwei Becken, die ganzjährige Badefreuden versprechen. Nette Atmosphäre hier, sehr gepflegter Platz, schade, dass wir hier nicht mehrere Tage bleiben. Beim nächsten Mal!





Oben am Uferrand bezeugen am Feigenbaum hängende Gräser den Höchst-Wasserstand: Die kleine Schlucht war randvoll! Deutlich sind die Spuren von Landverlusten zu sehen. - Und schon ist der kleine Weg jetzt wieder gepflegt, hinab zum Flüsschen mit Steinen belegt.
Gewappnet mit Harken ist der nette Caretaker mit seiner Frau und kleinem Kind (stolz trägt es die Gartenschere) auf dem Weg ins Ficus-Wäldchen, zum arbeiten. Letzte Woche war er gerade dort drüben auf der anderen Seite, als er es rauschen hörte und direkt vor der großen Flutwelle noch herübergesprungen ist. Sie waren 3 Tage von der Farm abgeschnitten.
Ja, die Fahrt hierher zum Camp, durch das dramatisch ausgespülte Tal, sprach schon Bände. Hier sind Wassermassen runtergerauscht, Unmengen an Holz, Erde und Gestein mit sich führend, um die 2 Meter hoch, beängstigend. Kreuz und quer entwurzelte Bäume, nach dieser Katastrophe, die dieses Tal heimgesucht hat. Welch eine Zerstörungskraft, Naturgewalten.





Anfangs fuhren wir noch den Spuren nach, dann, im durcheinander gewürfelten Tal, erinnerte nichts mehr an eine Fahrspur. Bei den kugeligen Steinen, den Ausspülungen, den Steigungen war 1.Gang Untersetzung angesagt. Damit ging es allerdings problemlos, 2 kleine Steinmännchen im Geröll wiesen uns eine Ersatzpassage durch den Fluss, bis wir schließlich wieder die intakte Fahrspur zum Camp erreichten.
Nach gemütlichem Frühstück fahren wir auf dem Rückweg noch mal, dem kleinen Wegweiser folgend, zum „Office“ der Farm. Vorbei an alten Schaf-Tränken. Auch dieser Weg ist ganz nach unserem Geschmack, ein schmaler Weg, zwei Spuren in der schönen Landschaft, das war’s.




- Ah, here you are! ruft Nicky zur Begrüßung. Wir erhalten noch einen Drink, sehr freundliche und lockere Atmosphäre, sprechen über die Fluten, den Thunderstorm, der in der letzten Woche über sie hinweggezogen ist. In dem Gebiet, das die 3 Flüsse Tsauchab, Hauchab und Zebra speist, gab es einen Wolkenbruch (es heißt tatsächlich: cloud break!) mit weit über 100mm Niederschlag in kürzester Zeit. - We have lost so many trees, bedauert Nicky. - Ja, das ist in Namibia ein besonders großer Verlust, alte große Bäume zu verlieren.
Bye, bye. Wir fahren weiter, nach Süden.
Übernachtungsziel: Ranch Koiimasis, da ist gebucht. Fahren von der C19 auf die D827, zur Zeit wohl die beste Gravelroad hier im Süden.

Dann Abzweig auf D707, die Strecke beträgt ca. 150 km, meine ich, gucke nicht nach, es sind aber 250 km, dumm gelaufen. Es ist gerade dunkel, als wir auf der Ranch ankommen.
–Was ist passiert?? ruft Frau Izko. Sie scheint etwas gestresst, die Gute. Unsere späte Ankunft gefällt ihr nicht: - Da können sie ja nichts von unserer schönen Gegend sehen! Zur Strafe müssen wir auf ihr mariniertes Straußenfleisch verzichten: - Aber nicht mehr heute!
Der schmusige „Hyänenhund“ mit den braunen Kullern, ein altes gutmütiges Tier, wird regelmäßig von ihrem Sohn eingefärbt. Witzig, das hat ’n bisschen was von „Kleiner Onkel“ (wem das entfallen ist: Pippi Langstrumpf …).
Von 4 Sites sind 3 besetzt. Ablutions sind einfallsreich an die Felsen gesetzt, sehr gepflegt.

Donnerstag
Bin schon früh wach, welch eine Stille. Nur die ersten Vögel zwitschern. Kleiner Morgenspaziergang. Begegne 2 Klippspringern und 3 schnatternden Mädels, die den Weg zur oben im Fels liegenden Lodge entlang gehen. Schöne Gegend, die kugeligen Granitfelsen, wie im Erongo Gebirge. Läuft man bei der Campsite ein wenig hoch, dem Wassergeplätscher nach, findet man einen Bach, er sammelt sich in einem kleinen Kiesbecken und verschwindet im Untergrund. Die Felsen lassen die Sonne erst relativ spät zu uns, das ist uns nur recht. Ausgedehntes Frühstück mit Fernglas und Fotoapparat.



Zum Farmhaus, bezahlen. Leider gibt es kein Straußen-Ei mit Inhalt, die Eier werden zur Zeit alle bebrütet. Schade, wir wollten uns doch so gerne Straußenrührei machen und dann das leere Ei mit nach Hause nehmen. Aber wir können heute hohle Straußen-Eier, Federn weiß und schwarz und gute Hühnereier kaufen, - und marinierte Straußensteaks, gefroren (um so weniger verstehen wir jetzt, dass wir gestern nix bekamen). Es gibt hier, wie auf vielen Farmen eine Voliere und ein kleines Gehege für verletzte Tiere: Hier sind es Löffelhunde, die auf der Farm angefahren wurden, die mit einem humpelnden Erdmännchen ein kleines Gehege teilen. Obwohl seine Gruppe ihn nicht mehr annimmt, hält sie noch Kontakt zu ihm und kommt täglich an den Zaun. Sie haben ihren Bau in der Nähe, wir verfolgen sie zum fotografieren. Die sind vielleicht Klasse! Da könnte man tagelang davor sitzen. Ich stelle mir gerade Frau Anne E. Rasa bei ihren Mungos im Tsavo West vor. Welch eine wunderbare Arbeit, solche Tiere zu erforschen.


Unnötigerweise lebt hier in einem Käfig eine völlig neurotische große männliche Meerkatze. Mme Izko erzählt, dass er kürzlich seine Partnerin umgebracht hat. Sie ist überzeugt, dass dies ‚schon’ ein Affe sei und keine Meerkatze mehr, die seien viel kleiner … Geht es in der Zoologie neuerdings nach Größe? Meerkatzen sind Affen und nun mal sehr unterschiedlich groß. Mme hat ihre Überzeugung, sie mag keine Widerrede, wird schnell scharf im Ton … Die eigentlich interessante Frage mögen wir bei dieser kommunikativen Schieflage gar nicht erst stellen, nämlich: Warum man einen Urwaldbewohner mit erheblichem Platzbedarf hier in diesem kleinen Käfig halten muss? Aggressiv die Zähne bleckend und erregt läuft er permanent von einem Käfigende zum anderen. Das sieht schon ziemlich traurig aus. Nachdem wir noch einen Blick in die Straußengehege geworfen haben fahren wir weiter.
Mann, war das anstrengend. - Wir stehen auf der D707 vor Gunsbewys (hier soll es sehr schlicht und friedlich sein, das werden wir beim nächsten Mal ausprobieren) und befestigen erneut unseren Dachgepäckträger, der ist schon wieder lose. Auf der ganzen Strecke leichte bis mittlere Ausspülungen, auch hier unten im Süden! Unwissend wie wir sind, hatten wir uns den Süden in der Regenzeit etwas trockener vorgestellt.
Sind heute 3 Autos begegnet. Nachmittagsrast kurz vor der Einmündung der D707 in die C19, können schätzungsweise 70 km weit in die Welt gucken: Eine tolle Landschaft, weite wogende Gras-Savanne, eine leicht abfallende Ebene zwischen zwei lockeren Ansammlungen von Tiras-Bergen und vereinzelten Zeugenbergen in der Ferne.
Aus. Tanken. Im kleinen Lädchen ein bisschen Milch und Getränke auffüllen, für jeden ein Mint-Eis von Olá. Langnese, weltweit!
Dann nach Klein Aus Vista, Campsite. Schattenbäume. Witzige Tische aus riesigen Holzkabeltrommeln. Ansonsten karg, sinnvoll, völlig O.K. Erstaunlicher Weise hört man hier oben noch die Autos, obwohl die Straße 1km weit weg ist, aber es ist logisch: Hier am Berg fängt sich der Schall. Wenn ansonsten nichts anderes als natürliche Geräusche da sind, fällt einem halt jedes Auto auf. Die beliebten Chalets sind etwas weiter weg, hinterm nächsten Berg. Wir machen einen kleinen Sunset-Walk, den Pfad entlang, auf das Bergle hinter uns: Blick in den Westen auf einen schönen Sonnenuntergang und einen mit zarten Wölkchen besetzten Himmel.

Danach werden die marinierten Straußensteaks verspeist, mit grünen Bohnen und Pilz-Sahnesauce, lecker.
Gruß lilytrotter


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Vielen Dank, Euch Beiden. Und viel Spaß im grünen Namibia.

Also weiter.


Ja, und auch die folgenden 3 Tage sind als eigener Thread „Lüderitz im März 09“ schon im Forum vorhanden. Das meiste davon jedenfalls.
- Das kommt davon, wenn man mal eben einen Teil Tagebuch schreibt und nicht glaubt, dass man jemals vielleicht doch ein Ganzes daraus machen will. Das hatte ich nämlich gar nicht vor, denn diese Reise war von ziemlich frustrierenden Begleiterscheinungen durchzogen. Es gibt eben solche und andere Reisen. -
Nun müssen die, die es schon kennen, mal kurz für 3 Tage den Schnellgang einlegen. Allerdings sind jetzt Fotos dabei, die zuvor noch nicht im Lüderitz-Bericht waren.


Freitag
Gemütliches Frühstück. In der Rezeption nach dem Sendlingsdrif-Pont (Ponton-Fähre über den Oranje) und der C13 Fish River Brücke gefragt. Man telefoniert extra für uns. „Pont: Washed away. Still out of order. Fish River Bridge: O.K., repaired.” - Ja, man hatte es uns schon angekündigt, aber wir sind ja zäh in unserem „Glauben“, dass es vielleicht doch nur ein Gerücht sei. - Na, dann. Ade, Richtersveld. Wir werden trotzdem in 2 Tagen auf dem Rückweg von Lüderitz noch einmal fragen. Bye, bye.
Fahrt nach Lüderitz.
Viele sagen, dass man hier nur einen Tag zu bleiben braucht, weil es eh nix zu sehen gibt. Das glaub ich nicht. Viele machen nur einen Tagesausflug von Klein Aus hierher oder zur Kolmannskuppe. Das ist mir völlig unverständlich. Und viele fürchten die windige Campsite auf Shark Island. Bitte? Wir alle kommen aus dem kalten Norden, machen hier einen auf 4x4-Explorer, aber zittern vor einer windigen Campsite an der See. Nun ja, bei Sturm ist es überall unangenehm und der Atlantik kann manchmal rau sein, aber es ist doch auch gerade der Kontrast von Wüstensand und trockener Hitze - zu Meer und salziger Brise, der eine spannende Abwechslung bietet, das verpasst man sonst. - Und wir haben März.

Bei Garub haben wir das Glück eine große Herde der „Wildpferde“ zu sehen, Nachfahren der hier freigelassenen deutschen Schutztruppenpferde. Ganz dicht stehen sie und grasen so vor sich hin. Unser Auto scheint sie sehr zu interessieren, sie lecken genüsslich Stoßstange und Kotflügel ab. Wahrscheinlich schmecken die Reste des Tsauchab-Schlamms salzig.


Außerdem am Wegesrand ein Chamäleon entdeckt, das ausgiebig untersucht wird.



Weiter, immer parallel zur alten Bahnstrecke. Hie und da Reste alter Bahnhäuschen, streckenweise liegen neue Betonschwellen zum Wiederaufbau der Strecke bereit, streckenweise ist sie schon fertig. Vielleicht wird es ja irgendwann mal eine historische Zugfahrt zwischen Keetmannshoop und Lüderitz geben? Wäre der Stadt, die ein etwas stiefmütterliches Dasein in der touristischen Wahrnehmung führt, nur zu wünschen.

Kurz vorm Airport Lüderitz steht ein Pick Up, quer zur Fahrbahn am Straßenrand und eine Gruppe Schwarzer drumrum. Einer gestikuliert hilfesuchend. Hm. Unfall? Nee. So viele Leute… Fahren mit reduzierter Geschwindigkeit vorbei und versuchen die Situation zu erfassen: Pick Up. Steht mit dem Heck zu einer Minidüne. Gehäuft beladen mit Sand. Aber wie! Total überladen, achsbruchverdächtig. Die kriegen das Teil nicht mehr raus. - Wir bremsen, setzen zurück. Gehen hin. Sie hätten gern, dass wir sie mit der Winde rausziehen. Aber dafür müssten wir auf die andere Straßenseite, das ist hier in der Kurve viel zu gefährlich. Ich denke sie laden besser wieder was ab. Nee!! Falsch gedacht. - Die Jungs buddeln noch ’n bisschen, dann schieben alle noch mal mit vereinten Kräften (der Motor jault markerweichend), tatsächlich das Teil aus der Kuhle auf die Straße. Die Räder machen ’ne Grätsche, die Reifen sind fast platt. Meine Güte, so überladen! - Und was kommt nun? Zweie setzen sich zum Fahrer in den Fond, die anderen beiden hinten drauf. Wir zeigen auf die fast platten Reifen, man beugt sich hinunter, befindet es für ausreichend und fährt. Wir folgen. Seehr langsam geht’s Richtung Flughafen. Zur Baustelle. Abbiegen. Großes Abschiedswinken. Afrika. Irgendwie auch ’n bisschen gaga: Wieso fahren sie nicht zweimal?? Typisch Afrika.

Im Abendlicht durch die Straßen von Lüderitz, eine hübsche leicht überschaubare, lebendige Kleinstadt, Jahrhundertwende-Architektur, ein wenig Bäderarchitektur, überwiegend sehr gepflegt, die Abendsonne knallt auf die Häuserfronten, ein Licht! Ich fotografiere begeistert.
Wir haben Lüderitz von vor 20 Jahren lange nicht so hübsch in Erinnerung, damals war es eine etwas triste Stadt, schien uns etwas erstarrt. Das ist jetzt ganz anders. Viele Häuser sind bunt angemalt, sehr farbig, eigenwillig bunt, sie geben dem Straßenbild einen ganz neuen, eigenen Charakter. Gut so! Es ist ein eigenes Flair entstanden, eben ein bisschen mehr afrikanisch. Angenehm.





Gehen an die Waterfront, zu Ritzi’s: Prawns mit gelbem Reis, schmackhaft, leider etwas trocken. Dazu gibt es die nette Atmosphäre und die gute Aussicht auf die Lüderitzbucht und den kleinen Hafen im Abendlicht. Langsam füllt sich das Restaurant bis auf den letzten Platz, mit gemischtem Publikum. Gute Idee der Stadtplaner, die Waterfront zu bauen.
Nach Sonnenuntergang zum Campingplatz auf Shark Island. Wir erinnern nix mehr, von damals, ich bildete mir glatt ein, es hätte einen kleinen Strand gegeben, haha! Alles purer dunkler Fels mit glatten Sandplätzen und flachen Schutzmauern. Ungewöhnlicher Ort, Klasse. Bei Sturm ist hier richtig was los, das erinnern wir noch gut von damals, es war verdammt windig, unser Zelt hat ziemlich gezappelt.
Jetzt allerdings haben wir geniales Wetter, es weht eine leichte warme Brise. Wir zelebrieren unseren Sundowner heute nach sunset und genießen den Ausblick zu beiden Seiten: Nach Westen, auf den Atlantik im Dämmerlicht; nach Osten, auf den Hafen, die Lichter der Stadt und ihre Spiegelungen auf dem Wasser.

Samstag
Shark Island, eine seichte Brise: Breakfast at the Seaside, mit Weitblick! Boah! Das ist First Class: Cappuccino, Toast, Butter, Feigenmarmelade, Frischkäse mit Smoked Salmon. Abertausende von Kormoranen, Bank Cormorant und Cape Cormorant ziehen über das Wasser in Richtung Diaz Point, die auslaufende ‚Sedina’ tuckert an Shark Island vorbei, hat ihr braunes Segel gehisst, sieht gut aus in der Morgensonne.
Ausgestattet mit Ferngläsern und Kamera sitzen wir am Mäuerchen und genießen. Die Möwen tippeln erwartungsvoll hin und her, der sanfte Wind kühlt angenehm.


Aber es ist wie immer bei diesen Kurz-Reisen, alles immer nur kurz … Wir haben noch was vor, heute, also Bewegung!
Ab ins Landesinnere, vorbei am Fish Shop! Der liegt am Hafen, an der Straße zur Campsite (Insel Street), gleich am Anfang, links. Die gleiche Tür wie das „portugiesische Konsulat“(? oder so), was eigentlich gar keins ist, sagt man mir hinterher. – Und wir fahren dran vorbei und erkennen den Laden als solchen nicht; hätten anhalten, hineingehen und fragen sollen. Also, Crayfish und Fisch, ade. Hinterher wird uns von zwei Seiten diese Adresse bestätigt.
Der längst überfällige Ölwechsel ist dran, die Jungs in der Werkstatt arbeiten gut, aber wie immer ist es besser ein Auge drauf zu haben. Denn jeder kann mal Fehler machen… In der Zwischenzeit bei ‚Lüderitz Safari & Tours’ für morgen früh die ‚Sedina-Tour’ gebucht. Hier im Laden liegt ein antiquarischer Henno Martin aus … (Wem der wohl mittlerweile gehört?? Vielleicht einem hier aus dem Forum??) Ein Haus weiter zum Postamt, Briefmarken holen.
Kolmannskuppe: Die Führung haben wir verpasst, Ölwechsel plus abschmieren hat eben doch etwas länger gedauert. Aber egal, wir können ja auch so besichtigen. Ist uns ja auch nichts Neues. Morbide deutsche Kolonialgeschichte umweht uns. Sehr interessant. Auch hier sehr positive Entwicklung: Ein kleines Museum ist eingerichtet, das Haus des Krämers ist mit Inneneinrichtung bestückt, sehr anschaulich, ein Haus ist renoviert, es gibt einen Shop und ein Cafe, in dem man leckeren ‚home made’ Kuchen und Kaffee sowie Erfrischungsgetränke serviert bekommt. Das alles macht den Aufenthalt hier vielseitiger und sehr viel netter als früher, da war es in der Hitze nur anstrengend ohne Erholung. Die alte Kegelbahn, auf der wir damals kegeln durften, darf natürlich nicht mehr benutzt werden. Nun, es kommt mittlerweile auch ein Vielfaches an Besuchern hierher und alles wäre schnell verbraucht. Die meisten Häuser sind im gleichen zerfallenen Zustand, wie damals und das ist auch gut so. Wenn sie alles renovieren würden, hätte der Ort nicht mehr die Anziehungskraft. Denn das ist es ja, was man sehen will: Wie sich die Wüste die Stadt erobert, die Rahmen ohne Fensterglas, die Häuser ohne Türen, die Sandhaufen in den Häusern …







Wehe, sie räumen hier alles auf ... Sa um 13 Uhr ist Feierabend, ich fahre hinaus, parke vorm Tor, wir dürfen aber trotzdem noch die verfallenen Häuser oben am Hang erkunden.

Neben dem Eingang zur Kolmannskuppe liegt der Eingang ins Diamantengebiet von NAMDEB. Auffällig, die große blaue Halle – zum Röntgen der Fahrzeuge? An der Straße stehen die Warnschilder, das Gebiet neben der Straße nicht zu betreten: Diamantengebiet.


Wir fahren zurück Richtung Lüderitz, folgen vor der Stadt links einem Schild zum Dias Point und landen auf dem Weg dorthin im Bereich der Sturmvogelbucht an einer „Lagune“ in der Wüste. Für andere hätte dieser Platz hat den Charme einer Kiesgrube, nicht aber für uns. Auf einer winzigen Landzunge liegt unser Nachmittagsplatz: Baden im lauwarmen Wasser, es ist leider etwas sehr flach, aber man kann gerade eben schwimmen, ohne sich die Knie zu schrabseln. Eine seichte Brise kühlt. Essen im Schatten unseres Autos, dieser ist schon etwas breiter: Ja, der Tag neigt sich.
Weiter zum Diaz Point. In der Bucht links davor schwimmt was! - Delfine! Mindestens 10, nein, bestimmt 20 kleine Delfine! Begeistert schnappen wir unsere Ferngläser, so können wir sie gut beobachten, sie schwimmen in mehreren Gruppen und spielen. Wir stehen am Straßenrand und verfolgen ihr Spiel, am Strand stehen 8 Greater Flamingos, sehr grau, kein rosa. Irgendwie beglückend, dem Spiel von Delfinen zuzuschauen.
Auch am Diaz Point gibt es eine Campsite in der Bucht, mit Strand - und ein kleines Restaurant. Aus Zeitgründen und mangels erneuten Hungers lassen wir einen Besuch ausfallen; unseren Campnachbarn hat es dort sehr gut gefallen.
Vom Diaz Point aus beobachten wir die Robbenkolonie auf der gegenüber liegenden Insel, echte Seebären …, die Sonne sinkt merklich, wir wollen noch in die Große Bucht.

Zum Abfahren der kleinen Abstecher reicht die Zeit nicht, obwohl wir gerne die Reste der alten Walfangstation wiederfinden würden, die wir erinnern. In der nächsten Bucht grölen uns ein paar Jugendliche zu, die feiern hier am Wochenende. Ja und mehr noch: Die fangen Crayfish. Viele namibische Jungs sind begeisterte Crayfish-Sucher. Wäre ich hier wohl auch! Als wir halten kommt einer angelaufen. Außer Atem grüßt uns der junge Mann höflich und stellt sich vor: - Ich bin Bure, aus der Gegend Witpütz, wir sind/mein Vater ist Karakul-Farmer. Sie sind mit Freunden hier zum Crayfish fangen, er liiiebt Crayfish, sie übernachten hier, morgen früh, bei Ebbe, fangen sie weiter. Aufgeregt stellt er uns dann viele Fragen: - Es kommen so viele Touristen hierher: Was ist es, was Ihr an Namibia liebt, warum kommt Ihr hierher? Er hat Charme, der junge Bure mit seinem Brausekopf, er ist ein sehr netter Gesprächspartner. Die Sonne ist schon untergegangen, wir wollten doch noch … wir verabschieden uns herzlich. Im Nachhinein bedaure ich sehr, dass wir nicht unsere Namen und Adressen ausgetauscht haben!! Wir hätten auch einfach noch hier bleiben können, weiter schwätzen … die Große Bucht … man ist manchmal so festgelegt im Kopf…






In der Dunkelheit erreichen wir die Campsite Shark Island. Gemütlich Essen, Abwasch, runterladen, wegräumen, duschen, es wird 11 Uhr, wir sind wieder mal die Letzten...


Sonntag
In der Morgensonne motoren wir bei Windstille aus der kleinen Lüderitzbucht, vorbei an der Spitze von Shark Island, in Richtung Diaz Point. Auf dem Weg wieder viele Kormorane, das allmorgendliche Procedere, die Kormorane fliegen zu ihren Fressstellen. Der Skipper, schwarze Haare, langer Zopf, coole Sonnenbrille, sehr selbstbewusst, ein Mann mit Storys und buntem Vorleben, war Diamantentaucher und weist sich als begeisterter Waffensammler und Waffennarr aus, etwas kurios. Sehr freundlich und sehr informiert beantwortet er alle Fragen und erzählt über Tiere, Klima, Geschichte und Gegenwart.
Wir passieren die Sturmvogelbucht. Hier sind die Reste der alten Walfangstation mit dem Fernglas zu erkennen: Die dunklen „Knöpfe“ am Ufer sind die alten Kessel zum Tran-Kochen. Muss das hier gestunken haben damals …
Wir passieren die Bucht vor Diaz Point, am Strand der Campsite liegt ein kleiner Kutter, oben im Sand, hübsch hellblau schmückt er auf seine Weise die Gegend. Dann erreichen wir den Felsen mit den Seebären. Auf die Entfernung sehen wir natürlich nicht die kleinen abstehenden Ohren, die ich so liebe, schade, genau das macht sie so komisch. Weiter zu den Pinguinen auf Halifax Island. Es sind tatsächlich ziemlich viele Jackass Penguins. Der afrikaanse Name: ‚Pikkewyn’ trifft klangmäßig die komischen Kleinen genau. Sie wackeln am Ufer entlang, watscheln in Grüppchen in unsere Richtung, hüpfen ins Wasser und spielen, man könnte meinen, sie seien vergnügt.





Dann motoren wir in die Bucht zu den Delfinen, die sind hier ständig, - Echt? In dieser flachen kleinen Bucht? – Angeblich: Ja! Der Gaffelschoner düst im Kreis, meint, dadurch würden die Delfine zum spielen angeregt, was nicht wirklich klappt und dann dreht er auch schon bei und zurück geht’s. Schade, warum wird hier nicht der Motor ausgemacht, sodass man friedlich vor sich hindümpeln kann. Einfach so, die Stille und die Delfine genießen! Das wäre für uns das absolute Highlight der Tour. Wir motoren ohne gehisstes Segel, denn das bisschen Wind, das da ist, kommt auch noch aus der falschen Richtung.
Mit auf dem Schoner, zwei Männer, Russen. Wir erfahren: Es sind der Kapitän und 1. Offz. des gerade im Hafen liegenden Libanesischen Frachters, Container. Wo er denn jetzt hinfahre, was er transportiere? Er lädt gerade Zink - nach Cape Town, dort Container - nach Durban, dort dann leere Container - wieder nach Lüderitz. Er sei erstaunt, es wäre „a lot of traffic here“. Die Mannschaft? – Russisch, kirgisisch, ukrainisch. Arbeitssprache an Bord: Englisch. Eigner: Deutsch. Hamburg, Domstraße. Aha!

Zum Frühstück in den Diaz Coffee Shop, Nachtigallstr./Bismarkstr. Sehr nett, überblicken die ganze Bismarkstraße im sonntäglichen Vormittagsschlaf. Eine sehr beruhigende Kleinstadt-Atmosphäre. Gutes Frühstück, nette Bedienung, sehr guter Kuchen, Africa-Native-Mix-Design, angenehmer Laden. Öffnungszeiten: Mo-Fr 7-17, Sa 8-13, So 9-12.





Hier in Lüderitz könnte ich mindestens ’ne Woche bleiben, es ist total nett hier und ich habe noch lange nicht alles gesehen und fotografiert.
Nächstes Mal: - noch mehr Häuser fotografieren, - Sonntags in die Kirche gehen und horchen, wie das hier in Lüderitz so klingt, besonders der Chor! (es wird doch wohl einen geben!?) – ins Museum gehen, - Crayfish essen, bis zum Eiweißschock, - zum Agate Beach, - bei Tageslicht auf der Campsite ankommen und nett am Feuerchen grillen, - mich vielleicht auch vom Wind durchpusten lassen …
Und übrigens: Es gibt doch einen „Strand“ auf der Shark Island Campsite, eine klitzekleine Sandbucht ...
Nach kurzem Einkauf bei Spar, Abfahrt Richtung Aus. Wieder warnen die Schilder vor dem Verlassen der Straße. Wirklich schade, Wüste pur, genau das, was wir so lieben.
Aber hier ist alles (Ex-)Diamantengebiet und/oder Konzessionsgebiet und man darf nur in geführten Gruppen in die Sandmeere und dann muss man dafür natürlich auch kräftig zahlen, für das Gruppenerlebnis in der Einsamkeit, - die dann keine mehr ist.


Wieder ins Landesinnere. Garub: Dieses Mal sind keine Pferde in der Senke zu sehen. Dafür entdecken wir bei einer Pinkel-Pause einen hübschen Käfer.


In Klein Aus Vista noch einmal in der Rezeption nach dem Sendlingsdrif-Pont und der C13 Fish River Brücke gefragt. Gleiche Info: Pont still out of order. Fish River Bridge O.K., repaired.“ - Na, dann ist es nun endgültig: Die beiden Richtersveld-Buchungen können wir in den Wind schießen. Wir wissen es ja eigentlich schon längst und haben auch schon einen Teil der „Richtersveld-Zeit“ mit der uns eigenen Langsamkeit gut „rumgekriegt“. Nun haben wir noch 2 Nächte unverplante Zeit.
Fahren dafür nun einen kleinen Bogen durchs Aukam-Tal, Abzweig D446 nach SW. Ein hübsches Tal, klasse Straße! Schlafplatz irgendwann im Aukam-Tal.
Welch ein Schlafplatz! Ein Sundowner mit Ausblick! In der Ferne rufen Pawiane. Eine Fledermaus umfliegt uns in der Dämmerung. Abendessen. Grandioser Sternenhimmel. Der Blick in unsere Milchstraße rückt mal wieder zurecht, was wir kleinen Menschlein sind. Ach, wir werden dann immer ganz philosophisch oder albern. (Sprach der eine Planet zum anderen: - Wie geht’s? - Nicht so gut. Hab Homo Sapiens. – Das geht vorüber.)
Der Mond geht erst spät auf. Er leuchtet mit seinem klaren kalten Licht die Landschaft aus. Ein schöner Abend, die Nacht ist ziemlich warm.
Gruß lilytrotter


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Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 22 Apr 2016 10:33 von lilytrotter.
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03 Feb 2010 23:31 #128384
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  • lilytrotter am 17 Jan 2010 20:35
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Montag
Gemütlicher Morgen mit ausgiebigem Frühstück, Fernglas, Foto, Video und lesen. Beim Frühstück düst und brummt ein liebestrunkener Käfer um uns herum. Sein Flug ist nicht gerade elegant. Er umkreist uns in mehr oder weniger großen Schlangenlinien, um dann - auf seiner Angebeteten zu landen.



Fahren gegen Mittag weiter - die D446 nach Osten, bis wir auf die Strecke D459 stoßen und >S abbiegen. Vor Haaswater kommen uns noch 2 Sedans entgegen und das sollte dann auch für die nächsten 24 Stunden alles gewesen sein (hinterher lese ich, hier über die Farm geht es zu den ‚Singing Rocks’. Schade, zu spät. Diese Strecke hatten wir nicht vorbereitet). Langsam wird die Strecke sehr speziell, die Auswaschungen immer größer. Oft queren wir den Fluss, bzw. Zufluss-Täler. Bis zum Abend bestimmt 50 Dips, davon mindestens 20 starke Ausspülungen, manchmal ist die Straße einfach weggespült. Direkt vor Huns hat der Fluss, ein Nebenfluss des Konkiep, an der Straße eine ca. 1.30 m hohe Stufe in das Süd-Ufer gerissen, die aber an der Piste schon etwas abgerundet ist. Langsam schnüffelt der Cruiser die Stufe hoch, allerdings nimmt selbst er auf der hinteren Stoßstange ein wenig Sand aus dem Flussbett mit und dabei liegt er mit dem OME-Fahrwerk noch 7cm höher als normal.



Die Akazie direkt dahinter ist unser Pausenbaum. Und wir sind nicht allein, die Reste eines alten PickUps leisten uns Gesellschaft. Spannende Gegend hier, nach dem Regen und keine Menschenseele, obwohl hier überall Farmland ist. Kein Verkehr. Klasse. Und wenn wir den Blick in die Weite schweifen lassen, sehen wir an drei Stellen kräftige Regenwolken und graue Regenfahnen, die bis zur Erde reichen. Hier bei uns scheint die Sonne. Schöön hier.
Bei der Weiterfahrt in Richtung Witpütz ebenfalls ausgewaschene Dips und Flussquerungen, man muss sehr aufmerksam fahren und es ist sehr zeitaufwändig. Den ganzen Tag über erschallt der Warnruf: „Achtung!“, weil man zwischendurch immer wieder auf intaktem Gravel die Geschwindigkeit gesteigert hat, aber auch immer wieder kleine Rinnen übersieht und es klüger ist, dass sich die Mitreisenden entsprechend verhalten, wie zum Beispiel: Kopf von der Scheibe weg, keine Trinkflasche am Mund, nicht nach vorne beugen, Laptop festhalten, sich selber festhalten, u.s.w.
Ca. 20 km vor Witpütz öffnet sich das Tal, die Berge werden flacher, eine kleine Gruppe Zebras flieht im Abendlicht. Hier finden wir einen schönen Schlafplatz. Weit entfernt, oben in den Felsen warnen Paviane.
Gruß lilytrotter


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Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 22 Apr 2016 10:11 von lilytrotter.
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