4.Tag: Uis - Huab Rivier
Heute geht's endlich richtig in die Wildnis und Einsamkeit des südlichen Damaralandes.
Da der Tag lang und anstengend wird, verlassen wir unsere Unterkunft schon gegen 8:00Uhr. Bis zur ehemals verlassenen Farm am Ugab geht es die selbe Strecke wie gestern. Dort sollen sich die einzelnen Motorradgruppen zur Sicherheit kurz treffen; die Autos werden wir erst bei einer alten Mine wieder treffen.
Alle Motorräder starten zeitgleich und wir fahren in Kolonne Richtung White Lady. Da es so früh am morgen noch recht kalt ist lassen wir es ruhig angehen, da der Fahrtwind einen frösteln lässt.
Ca. 1km bevor wir auf den kleinen Track abzweigen müssen, überholt Herms mit Höchstgeschwindigkeit die gesamte Gruppe und fährt natürlich an der Abzweigung vorbei. Wir sind fassungslos, halten an und warten. Zum Glück ist der Pad eine Sackgasse und endet nach wenigen Kilometern.
Der gesamte Ärger über Herms, der mit seinem chaotischen Verhalten bereits die ganze Zeit über eine Gefahr für eine erfolgreiche Tour darstellt bricht bei mir durch und als er zurück kommt explodiere ich. Noch immer aufgewühlt fahre ich mit Stefan und Christian weiter, ohne ihn weiter zu beachten. Ich muss mich zügeln, ruhig zu fahren.
An der alten Farm. Alle außer Harald und Herms sind da. Ich bin beruhigt, dass die Gruppe Verständnis für meinen Ausbruch hat und gut heißt. Bin normalerweise eher ein ruhiger Typ (meine Frau meint manchmal sogar phlegmatisch
) und selbst ein wenig über mich erschrocken. Nach einiger Zeit kommt Harald alleine an und beglückwünscht mich. Herms will mit der Gruppe nichts mehr zu tun haben, wartet auf der Strecke auf die Autos und will aussteigen. Alle atmen auf.
Weiter gehts. Zunächst ein Seitental des Ugab hinauf auf einen kleinen Tafelberg mit fantastischem Ausblick auf den Brandberg, dann weiter zur alten Mine. Auf Ralfs Auto müssen wir nicht lange warten. Michael wird erst zur Mittagsrast wieder zu uns stoßen, da er erst noch Herms nach Uis zurück begleitet.
Grund für unseren Treffpunkt an der alten Mine ist die nun folgende sehr schwierige Navigation. Es geht eine riesige sanfte Düne empor. Derzeit erscheint sie aber nur als großes wogendes Grasmeer. Die ca. 10km lange Auffahrt weißt zahlreiche Weggabelungen auf, so dass man sich leicht verfahren kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die Spuren durch das Gras kaum zu erkennen sind.
Es kommt, wie es kommen muß. Obwohl Ralf extra noch einmal daran erinnerte, bei jeder Gabelung rechts zu fahren und ich die Strecke auch schon gefahren bin, übersehe ich eine Gabelung komplett, da die rechte Spur vollkommen zugewachsen ist. Ich bin im Fahrrausch und merke den Fehler erst ein paar Kilometer später. So komme ich in diesem schönem Gelände noch zu einer Extrarunde.
Vor 3 Jahren stellte sich diese Strecke völlig anders dar. Von Gras keine Spur, nur eine riesige mit Büschen bewachsene leicht ansteigende Sandfläche. Orientierung war kein Problem, wer allerdings in der Steigung anhalten musste, hatte wegen des sehr weichen und sehr tiefen Sandes keine Chance berauf wieder anzufahren und musste erneut von unten beginnen.
Nach der Sand-/Grasfläche ging es durch ein Labyrinth kleiner Täler in Richtung Doros-Krater. Ich staunte nicht schlecht, als in dieser fast baumlosen Gegend eine Gruppe Giraffen auftauchte. Die hätte ich hier nie vermutet.
Auf einem kleinen Plateau mit direkten Blick auf den Doros-Krater machten wir Mittag. Es war inzwischen so heiß geworden, dass alle den wenigen Schatten der Autos aufsuchten.
Nachdem wir direkt unterhalb des Kraters diesen östlich passiert hatten, kamen wir auf eine große Schotterebene. Ohne GPS wäre auch hier die Navigation sehr schwierig gewesen, da überall Spuren kreuz und quer verliefen. So aber fanden alle problemlos den nächsten Treffpunkt der Motorräder, einen kleinen versteinerten Wald. Deutlich einsamer als die bekannteren Wälder hier in der Nähe, gab es weder Guides noch Touris. Wir hatten den ganzen Tag über keine Menschenseele gesehen und so sollte es auch bleiben.
Nun galt es nur noch über einen schönen Pass
die letzte Gebirgskette zu überwinden, die uns noch vom Huab trennte. Oben machten wir halt um die vom Wind erschaffenen Sandsteinformationen zu bewundern.
Dann sah man bereits den Huab, allerdings sollten es noch immer über 20km bis zum Flussbett sein. Die Ausmaße dieser Landschaft sind einfach gigantisch.
Für mich war diese Strecke das Highlight des Tages, zumal die inzwischen schon recht tief stehende Sonne alles in ein weiches Licht tauchte. Die Strecke hatte es aber auch fahrtechnisch in sich, da sie kurvig und tiefsandig zugleich war. Verbunden mit der Erschöpfung am Ende des Tages führte das leider bei vielen der Fahrer zu Stürzen, die aber überwiegend glimpflich ausgingen.
Letztendlich kamen aber alle zum Flußbett. Die Einfahrt war nicht leicht zu finden, da die letzte Flut vieles verändert hatte. Das hielt uns aber nur kurz auf und bald darauf erreichten wir unser erstes Outdoor-Camp dieser Tour.
Für die Outdoor-Camps hat Ralf das Safari-Unternehmen D.A.S Desert Adventure Service als Partner gewonnen, welcher für die 4 Outdoor-Camps der Tour verantwortlich ist.
Andi (Deutsch-Südwester der 4.Generation), der Chef von D.A.S kümmert sich immer persönlich um diese Touren. Zusammen mit 3 Mitarbeitern zaubert er jedesmal ein kleines Paradies in die Wildnis. Es fehlt an nichts. Die Zelte bieten dicke Matratzen und warme Schlafsäcke und es steht sogar eine Dusche zur Verfügung. Gekühlte Softdrinks und Bier stehen in mehr als ausreichender Menge zur Verfügung und auch die Liebhaber von Wein und GinTonic müssen nicht darben.
Gegessen wird an einer langen Tafel. Die Küche bietet deftige und extrem leckere Hausmannskost - heute Schweinefilets aus dem Potje.
Die heutige Nacht sollte die kälteste der ganzen Tour werden. Schon gleich nach Sonnenuntergang fiel die Temparatur rapide, so dass ich fast alle meine Klamotten übereinander ziehen mußte. So zog es nach dem Abendessen alle ans Lagerfeuer, wo es dann dank Andis Sitzheizung (eine Schaufel Glut unter jedem Campingstuhl) von allen Seiten kuschelig warm wurde.