5.Tag: Huab Rivier - Opuwo
Heute morgen war der Himmel bedeckt, aber keine Wolken, sondern Nebel, der vom starken Westwind weit ins Landesinnere getrieben worden ist. Deshalb war auch die Nacht so kalt, wobei ich betonen muss, dass die Isomatten und Schlafsäcke in den Zelten kuschelig warm waren.
Weil heute wieder eine lange Etappe anstand, begann der Tag wieder mit der ersten Dämmerung. Da die Sonne fehlte war es beim Frühstück auch noch recht frisch.
Da sich Gabi gestern auf der tiefsandigen Strecke hinunter zum Huab einige schmerzhaft Prellungen zugezogen hatte, luden wir Ihr Motorrad zunächst auf den Anhänger; sie wollte erst ab dem Gravel-Pad wieder auf zwei Rädern fahren.
Wir verließen das Flußbett gleich in der Nähe des Camps nach norden. Die anschließende Ebene wird von einer einzelnen großen Düne beherrscht.
Der nun folgende Pass ist auch eine wichtige Migrationsroute der Elefanten zwischen dem Huab und der Palmwag-Consession. Den frischen Hinterlassenschaften der Dickhäuter nach zu urteilen, sind gerade in der letzten Nacht wieder welche hier unterwegs gewesen. Leider sind sie am Morgen schon verschwunden.
Vorbei an einem verlassenen Kral
wird die Strecke immer rauher. Über faustgroßen Schotter und durch zahllose Erosionsrinnen geht es dahin und Gabi hat für sich sicherlich die richtige Entscheidung getroffen, in ihrem Zustand diese Strecke im Auto zu fahren.
Nach ca. 40km treffen wir auf die C39, wo wir auf die Autos warten. Während wir warten kommen wir mit einigen Südafrikanern ins Gespräch, die bei uns anhalten. Bei ihnen sehe ich die neueste Entwicklung für's motorisierte Outdoorcamping - einen geländegängigen Wohnanhänger.
Bald darauf ist auch Gabis Motorrad abgeladen und kurze Zeit später erreichen wir die Tankstelle bei Palmwag, wo wir die leeren Tanks wieder füllen.
Auf den nächsten 50km sehen wir eine Vielzahl von Tieren. Vor allem Springböcke, Giraffen und Zebras, aber auch unseren ersten Elefanten in der Ferne.
Von den vergangenen Regenfällen ist dass Land in frisches grün gehüllt. Wir müssen auf der C43 auch viele noch Wasser führende Flüße durchqueren. Derzeit ist diese ansonsten problemlos mit PKW zu befahrende Straße deshalb nur mit 4x4 möglich.
Mittag machen wir an der Quelle von Ongongo. Es ist inzwischen wieder sehr heiß geworden und so sind die meisten für die sich ihnen bietende Abkühlung dankbar.
Die weitere Strecke über den Joubertpass nach Opuwo ist gut zu fahren. Hier haben die vergangenen Regenfälle nur wenig Schaden angerichtet. Bald tauchen die ersten Baobabs auf, in vollem Laub - ein seltener Anblick.
In Opuwo fahren wir noch schnell an der Tanke vorbei, bevor es dann zu unserer Unterkunft geht, wo wir uns äußerlich im Pool und innerlich mit leckerem Tafel-Lager abkühlen.
Schon beim Abendessen ist die laute Musik der umliegenden Kneipen nicht zu überhören. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Sich über den Lärm ärgern, oder mitfeiern. Zusammen mit einem Teil der Gruppe entscheiden wir uns für letzteres und steuern eine in der Nähe liegende Bar an.
Ohrenbetäubender afrikanischer Pop schallt uns stark übersteuert aus den überforderten Lautsprecherboxen entgegen. In und vor der Bar tummelt sich ein buntes Völkergemisch: Himba in Tracht, Herero, Damara, Ovambo; jung und alt. Nur keine Weißen.
Erst mal ein Bier bestellen. Wir werden neugierig beäugt, Weiße scheinen sich sonst nicht hierher zu verirren. Man kommt ins Gespräch, soweit das bei dem Lärm möglich ist. Die ersten von uns werden zum mittanzen aufgefordert (als überzeugter Nichttänzer kann ich mich gerade noch in Sicherheit bringen).
Draußen am Kicker ist's dann eher nach meinem Geschmack. Nach kurzer Zeit beginnt ein engagiertes Match Namibia - Deutschland, dessen Sieg wir als bescheidene Gäste selbstverständlich der Heimmannschaft überlassen.
Als die Kids bei dieser Gelegenheit meine Knipse entdecken, gibt es kein halten mehr. In einer Tour wollen sie fotografiert werden und sich danach auf dem Display ansehen. Sie geben erst Ruhe, als der Akku alle ist.
Als wir leicht hörgeschädigt zur Lodge zurück, liegt ein fantastischer Abend hinter uns. Besonders interessant fand ich, dass man hier mal nicht als wandelnde Brieftasche angesehen wurde. Kann man tagsüber auf den Straßen von Opuwo keinen Schritt gehen, ohne dass einem etwas verkauft werden soll oder man angebettelt wird, fand soetwas überhaupt nicht statt. Es war, als befände man sich auf neutralem Boden, wo einzig der Mensch für sich zählt.
Ohakane Lodge:
Mitten im Zentrum von Opuwo gelegen, könnte man von Außen auch denken, ein Gefängnis vor sich zu haben. Hohe Mauern mit Stacheldraht ringsum. Betritt man dann die Lodge und kommt in den Innenhof, entdeckt man hier eine kleine Idylle. Palmen, grüner Rasen ein Pool und die reetgedeckte Bar sind von draußen nicht zu erahnen.
Die Zimmer befinden sich in den den Hof begrenzenden Gebäudeflügeln. Alle sind mit Klimaanlage ausgestattet, einfach eingerichtet, aber sauber.
Abendessen gibt es als Buffett in der Bar, ebenso das Frühstück.
In dieser recht günstigen Unterkunft kann man mal anstatt Landschaft und Tieren, typisch afrikanisches Stadtleben mitbekommen. Die Gelegenheit bietet sich in Namibia nicht allzuoft. Allerdings sollte man eine gewisse Lärmresistenz aufweisen.