THEMA: Auf zwei Rädern ins Kaokoveld
01 Okt 2009 17:08 #116456
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2. Versuch:

6.Tag: Opuwo - Marienfluss-Tal

Der Tag begann schon mit hohen Temperaturen. Gerade heute, bei der anstehenden schweren Etappe hätte ich mir kühleres Wetter gewünscht.

Wir verlassen Opuwo auf der D3703. Zu Anfang ein schmaler, gut zu befahrender Gravel-Pad; ideal zum warmfahren. Dann die große Enttäuschung: Dort wo vor drei Jahren der schöne Single Track begann, geht jetzt der Gravel-Pad in eine große Schneise über, die auf ca. 50m Breite bis nach Etanga geschoben wurde und wie eine häßliche Narbe in dieser schönen Landschaft wirkt. Was soll das? Wollen die hier eine Autobahn bauen?

Hinter Etanga ist Gott sei Dank schluß damit und wir fuhren endlich auf einem schönen Single Track.

Da mein Motorrad keinen Rückspiegel hatte, musste ich mich öfters mal nach Stefan und Christian umdrehen, um zu sehen, ob die beiden noch hinter mir sind. Als der Track mal wieder für längere Zeit geradeaus führt, nutzte ich dies und drehte mich um. Leider hatte ich übersehen, dass sich die beiden Fahrspuren auf unterschiedlichem Niveau befinden. Der Effekt ist vergleichbar, als wenn man mit dem Fahrrad in sehr spitzem Winkel an eine Bordsteinkante fährt, so dass ich bei ca. 50km/h über den Lenker absteige. Die Landung ist hart und es knackt vernehmlich - mal wieder eine Rippe gebrochen. Diese Verletzung zieht sich allmählich wie ein Running Gag durch mein sportliches Leben. Glücklicherweise behindert mich die gebrochene Rippe kaum beim Fahren. Nur Lachen, Husten und Niesen sind sehr schmerzhaft und ich kann den Rest des Urlaubs nur auf der linken Seite Schlafen.

Bald darauf erreichen wir einen markanten Felsen, der direkt am Weg aus der Ebene ragt. Unser Treffpunkt zum Mittagessen mit den Autos.



Unweit des Felsens liegt ein Himba-Kraal und in kürzester Zeit sind alle Frauen und Kinder des Kraals bei uns. Die Neugier ist riesengroß, aber eben nur die Neugier. Da hier nur selten Touristen durchkommen, gibt es keine Bettelei und auch ansonsten ist die Begegnung nicht von "kommerziellen Interessen" geprägt. Die Himbas kennen Ralf schon seit Jahren und freuen sich immer, wenn er Ihnen die Fotos der letzten Jahre auf seinem Notebook zeigt.



Mein Motorrad hatte schon auf den letzten Kilometern Zündaussetzer. Als ich nach der Mittagspause wieder starten will sagt sie keinen Mucks mehr. Ralf hat die Ursache zum Glück schnell gefunden. Dass Massekabel der Batterie war durchvibriert.

Nach nur kurzer Fahrt kommen wir zu einer Gruppe von Häuptlingsgräbern der Himba. Eine interessante Mischung aus christlichem und traditionellem Gedenken. Die Grabsteine könnte man auch auf jedem deutschen Friedhof finden, zum Teil sind sie sogar in Form eines Kreuzes. In den Büschen und Bäumen über den Gräbern befinden sich jedoch wie seit Urzeiten Rinderschädel, von zu Ehren der Toten geschlachteten Rindern. Je mehr Schädel, desto angesehener war der Tote zu Lebzeiten. Interessant ist auch, dass viele der hier Begrabenen sehr alt geworden sind; teilweise über 80 Jahre. Erstaunlich bei den harten Lebensbedingungen hier im Kaokoveld.



Der Weg wir zusehens schwieriger, enger und kurviger. Immer wieder bleibt das Fahrershirt in den Dornen der in den Weg wachsenen Büsche hängen.

Wir nähern uns dem van Zyl's Pass und die Strecke wird jetzt zusätzlich sehr felsig. Hier ist höchste Konzentration gefragt, denn ein Sturz in die kantigen Felsen ist mit Sicherheit sehr schmerzhaft.



Dann erreichen wir den meiner Ansicht nach schönsten Aussichtspunkt Namibias. Am Beginn der steilen Abfahrt hat man einen traumhaften Blick ins unter uns liegende Marienfluss-Tal.



Wir warten hier auf die Autos. Gabi will aufladen lassen. Sie fühlt sich zu erschöpft und will nicht riskieren, jetzt am Ende des Tages noch zu stürzen.

Vom Aussichtspunkt bis hinunter ins Tal sind es nur zwei Kilometer. Eine verdammt kurze Strecke, um einen solch immensen Höhenunterschied abzubauen. Entsprechend steil stürzen wir uns in die Tiefe.



Unten angekommen ist jedoch die einhellige Meinung, dass die Anfahrt zum Pass deutlich schwieriger war, als die Abfahrt hinunter ins Marienfluss-Tal. Die Abfahrt war auch gegenüber meiner Tour vor drei Jahren erheblich leichter geworden. Anscheinend hatten Befahrer vor uns umfangreiche Wegearbeiten verrichtet und die ganz großen Stufen mit Steinen entschärft.

Bis zu unseren Camp war es nicht mehr weit und der Weg ließ sich einfach fahren.

Diesmal lag das Camp im Marienfluss unter einem schönen Annabaum. Mit trockenen Kehlen angekommen freuten wir uns alle auf ein kaltes Bier. Umso größer war die Enttäuschung, dass ausgerechnet der Wagen mit den Kühlboxen noch auf Holzsuche für das Lagerfeuer war. :ohmy: Glücklicherweise mussten wir nur eine Viertelstunde warten. :)



Ohne dass es der Rest der Gruppe mitbekommen hatte, hatte sich heute auch Wolfgang verletzt. Er war beim Fahren mit den Füßen zwischen die Felsen gekommen und hatte sich dabei das Fußgelenk stark verdreht. Jetzt war der Fuß schon so geschwollen, dass er kaum noch aus dem Stiefel kam. Sah nach einer kräftigen Bänderdehnung aus.

Andi kochte mal wieder fantastisch. Selbst unsere Züricher lobten sein Züricher Geschnetzeltes in den höchsten Tönen.

Danach am Lagerfeuer lauschen wir den hier besonders laut "bellenden" Geckos und konnten eine todesmutige Maus beobachten, die direkt über dem Feuer im Geäst des Annabaums balancierte.
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06 Nov 2009 11:39 #119862
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Bitte entschuldigt meine lange Schreibpause. Erst war ich im Urlaub :) und dann mußte ich meine Urlaubsrückstände aufarbeiten :( .

7. Tag: Marienfluss-Tal - Serra Kafema

Die heutige Etappe war nur kurz, aber da wir den Lunch schon in Serra Kafema genießen wollten starteten wir wie üblich sehr früh.

Zunächst ging es auf einfachem Weg durch die Berge, die das Marienfluss-Tal vom Hartmann-Tal trennen. Hier leben derzeit recht viele Himbas; es hat vor nicht allzu langer Zeit kräftig geregnet und das Land ist fruchtbar und grün.



An der Red Drum biegen wir nach Norden ab ins Hartmann-Tal. Das Tal ist weites Meer aus Gras, die Strecke weiterhin einfach zu befahren, allerdings auch zunehmend unangenehm, da das Wellblech immer heftiger wird. Wir erreichen einen erhöht liegenden Geländerücken, von dem aus man eine schöne Aussicht auf die weiten des Tals hat.

Hier in der Umgebung gibt es auch zahlreiche Hexenkreise. So werden vegetationsfreie kreisrunde Bereiche von meist 5-8m Durchmesser genannt. Die Entstehung dieser Kreise gibt der Wissenschaft noch immer Rätsel auf.

Je weiter wir nach Norden kommen, um so reichhaltiger wird die Tierwelt. Einmal sind wir inmitten einer riesigen Herde von Springböcken. Es ist ein ganz anderes Gefühl, direkt und ohne Blechhülle um einen herum, zwischen den Tieren zu stehen und zu fahren.

Wir erreichen das Konzessionsgebiet von Serra Kafema. Der Zugang ist nur Gästen der Lodge erlaubt. Ab hier wird die Strecke auch deutlich anspruchsvoller. Das Wellblech wird zu Tiefsand, durch den wir zunächst einem beeindruckendem Aussichtspunkt erreichen. Der Blick geht über die Hartmannberge bis nach Angola.

Ihr werdet Euch sicherlich wundern, weshalb ich hier immer von den schönsten Aussichtpunkten berichte und es keine Fotos davon gibt. Der Grund ist einfach: Die Weite der Landschaft lässt sich nicht auf einem Foto wiedergeben und ihr würdet Euch nur fragen, was dort denn so toll gewesen sein soll.

Der Tiefsand bleibt uns auch weiterhin erhalten und schon bald erreichen wir die Passage, vor der es vielen Teilnehmern schon die ganze Tour über gegraut hat. Es geht eine Düne mehrere hundert Meter in tiefstem Sand steil hinunter. Doch damit nicht genug. Man fährt unten direkt auf eine Felswand zu und hat gerade einmal 5m Platz für eine 90°-Kurve nach rechts. Viele schließen schon auf der Abfahrt mit dem weichen Sand nähere Bekanntschaft und spätestens in der Kurve lagen dann alle außer Harald und mir.



Schnell sind wir aus dem kleinen Canyon wieder heraus und dann öffnet sich der Blick auf das grüne Band der Kunene. Wenn man weiss, wo man suchen muss, entdeckt man in der Ferne schon Serra Kafema.



Die letzten Kilometer sind schnell gefahren. An der Lodge werden wir schon mit einem Begrüßungsdrink und feuchten Tücher erwartet, mit denen wir uns den Staub aus dem Gesicht wischen können.

Nachmittags stehen uns die Aktivitäten der Lodge zur Verfügung. Besonders hervorgehoben werden bei dieser Lodge immer die Quadtouren. Aus unserer Gruppe hat niemand daran Interesse - wen wunderts. Außer Kathrin und mir machen alle eine Boots-Tour auf dem Kunene. Wir hatten die schon beim letzten mal gemacht und wollten eigentlich auf den der Lodge gegenüber am anderen Flussufer liegenden Berg wandern. Allerdings hat es da wohl in letzter Zeit Porbleme mit der angolanischen Grenzpolizei gegeben, so dass diese Tour leider nicht mehr möglich ist.

So entscheiden wir uns für eine Fahrt im offenen Geländewagen durch die Berge und Dünen im Hinterland der Lodge.



Wir haben den Wage für uns alleine und genießen die Fahrt. In der Ferne sehen wir immer wieder Paviane, Springböcke und Oryx.

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir einen hoch über dem Fluß gelegenen Aussichtspunkt, wo uns ein vorzüglicher Sundowner kredenzt wird. Savanna dry für Kathrin, GinTonic für mich und dazu leckere Knabbereien.



Bis wir auf der Lodge zurück sind ist es dann schon stockdunkel. Wir werden schon am Auto mit einem Cocktail erwartet.

Serra Kafema:

Die absolute Luxuslodge in perfekter Lage. Eine einsamere und abgelegenere Unterkunft ist in ganz Namibia nicht zu finden. Die Gäste kommen fast ausschließlich mit dem Flugzeug, unsere Gruppe ist eine große Ausnahme.

Serra Kafema ist eine Öko-Lodge. Z.b. Solarenergie, Biokläranlage.

Die Lodge befindet sich im Überschwemmungsbereich des Kunene, weshalb alle Gebäude auf Stelzen errichtet und durch Stege verbunden sind. So kann es durchaus sein, dass man ein Krokodil als Untermieter hat.

Die Unterkünfte sind riesig. Mit Stroh gedeckt, die Außenwände aus Canvas und zur Veranda hin, eine riesige Fensterfront. Dieser Bereich läßt sich auch komplett zu Seite schieben, so dass eine ganze Seite des Gebäudes fehlt und man noch näher an der Natur ist. Wir haben so die Nacht verbracht.

Am Hauptgebäude befindet sich ein kleiner Pool, der aber nur zur Abkühlung taugt.



Das Hauptgebäude selbst ist um die Bäume am Flußufer herumgebaut, d.h. die Stämme gehen durch den Innenraum und die Kronen überragen das Gebäude. Es wurden keine Bäume für die Errichtung der Lodge gefällt. Direkt am Wasser gibt es eine Aussichtsterasse und eine überdachte große Sitzecke mit Bar. Hier lässt es sich aushalten.

Das Essen ist hervorragend. Besonders gut sind auch die selbst gebackenen Plätzchen, die in einem großen Glas die ganze Zeit zum naschen locken. Ich musste größte Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht schon vor dem Dinner satt zu sein.
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20 Nov 2009 11:32 #121338
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8.Tag: Serra Kafema - Khumib River

Wolfgangs Knöchel war so angeschwollen, dass er nicht in die Motorradstiefel passte. Er musste heute in den Autos mitfahren und war als leidenschaftlicher Motorradfahrer davon alles andere als begeistert.

Bevor es dann endgültig losging, durften wir uns noch aus einem Benzinfass der Lodge bedienen. Als erstes galt es dann vom Kunene wieder ins Hartmann-Tal zu gelangen. Den Dünengürtel überwindet man dabei an anderer Stelle, als bei der Hinfahrt, da die steile Dünenabfahrt in dieser Richtung nicht zu bewältigen ist. Aber auch unsere heutige Passage hat wieder eine steile tiefsandige Abfahrt und ist deshalb ebenfalls Einbahnstraße.

Im Hartmann-Tal geht es für einige Kilometer auf der von gestern bekannten Strecke dahin, bevor wir kurz hinter dem Flugfeld nach Westen abbiegen. Hier gibt es eine Lücke in den Bergen, die das Hartmann-Tal von der Skelettküste trennen.



Nach den Bergen öffnet sich die Landschaft. Vor uns erstreckt sich ein riesiges Meer aus Gras. Nur in der Ferne begrenzt; im Osten durch die Berge und im Westen durch die Dünen der Skelettküste.



Die Piste verläuft, leicht zu befahren, auf der Grenze des Skelettküsten Nationalparks entlang. Näher kann man diesem für die Allgemeinheit gesperrten Gebiet nicht kommen.



In der Ferne sehen wir immer wieder Herden von Springböcken und Oryx. Große Aufmerksamkeit erregte bei uns die größte Gruppe Strauße, die ich je gesehen habe. Sie sind aber scheu und lassen uns nicht allzu nah heran.



In einen kleinen Tal steht ein einzelner Baum. Der erste Schattenplatz seit Stunden. Wir nutzen die Gelegenheit zur Mittagspause. Die handbemalten Lunchtüten sind ein letzter Gruß von Serra Kafema. Wir werden noch lange an diese fantastische Unterkunft denken.

Wir verlassen den Nationalpark wieder, die Piste geht Richtung Landesinnere. Die vielen eckigen und unübersichtlichen Kurven sind unschön zu fahren, es kommt einfach kein Fluss zustande.

In der Nähe von Orupembe stoßen wir auf die D3707, die wir gleich hinter der kleinen Siedlung schon wieder verlassen. Hier haben wir erstmals einen Blick auf den Khumib, wo wir heute Nacht zelten werden.



Die letzten 20 km verlaufen dann wieder im Flußbett. Diesmal haben wir nicht nur mit den Tücken des Tiefsandes zu kämpfen, sondern müssen auch noch einigen Fallgruben ausweichen, die plötzlich vor uns auftauchen. Hier haben Tiere nach dem unter dem lockeren Sand noch reichlich vorhandenen Wasser gegraben.



Aber diesmal erreichen alle unversehrt das Camp (bei meiner letzten Tour hatte sich hier ein Teilnehmer einen Bänderriss in der Schulter zugezogen). Zelte und Tisch stehen unter einen riesigen Ahnenbaum, der sich über ca. 50m Breite am Steilufer entlang erstreckt. Wohlgemerkt, ein einziger Baum.



Mit dem einen oder anderen Bierchen und GinTonic läuten wir rechtzeitig den Sundowner ein, der sich dann auch von seiner besten Seite zeigt.



Kurz nach Sonnenuntergang ist aus dem Lagerfeuer dann ein Glutbett geworden auf dem nun unser heutiges Abendessen gegrillt wird. Es gibt Rindersteaks allerbester Güte. Man merkt, dass Namibia Rinderland ist. Solch qualitativ hochwertiges Rindfleich ist in Deutschland einfach nicht zu bekommen.

Spät abends besuchte uns dann noch eine Braune Hyäne im Camp. Sie scheint hier ihr Revier zu haben, denn vor 3 Jahren kam sie ebenfalls zu Besuch.
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25 Nov 2009 14:10 #121775
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Deinem Wunsch wird umgehend Folge geleistet.

9.Tag: Khumib River - Palmwag

Wenn man in einem Flußbett übernachtet hat, ist das natürlich landschaftlich ein Traum. Am nächsten Morgen bedeutet es aber, dass man vom ersten Meter an fit sein muss und keine Möglichkeit hat, sich warm zu fahren.

Wir sind zunächst wieder einige Kilometer auf den gestrigen Spuren zurückgefahren und haben das Flußbett dann Richtung "Haifischzahn" verlassen.



Diese schon von weitem gut erkennbare Landmarke überragt den Pass, über den man vom Khumib zum Hoarusib gelangt. Oben angekommen breitet sich das Tal des Hoarusib weit vor einem aus.



Auf kürzestem Wege fahren wir hinunter und durchqueren das hier trockene Flußbett um auf die Ostseite zu gelangen. Dort gibt es einen, den Hoarusib überragenden Hügel, unser nächstes Ziel. Und hier haben wir das große Los gezogen. Direkt unter uns befindet sich eine große Herde Wüstenelefanten, die wir von unserem Aussichtspunkt aus nächster Nähe und doch sicher beobachten können.



Wir können uns kaum losreißen, haben aber noch eine weite Strecke vor uns. Das Tal wir enger und die Vegetation dichter und unübersichtlicher. Auch hier können Elefanten in der Nähe sein und wir fahren dem entsprechend vorsichtig. Wir wissen nicht, wie Elefanten auf Motorräder reagieren und wollen es auch nicht unbedingt herausbekommen.



Im Flußbett tritt jetzt immer häufiger Wasser an die Oberfläche. Dort wo es als Bach fließt, sind die Probleme gering. Entweder weicht man aus, oder kann es problemlos durchqueren. Es gibt aber auch weite aufgeweichte Sandflächen. Wie tückisch diese Flächen sind, muss Thomas schnell feststellen. Er verläßt die sich durch die Sandflächen schlängelnde Fahrspur um in direkter Linie abzukürzen. Als er dabei einmal kurz von Gas geht, versinkt seine Maschine schnell bis an die Sitzbank. Nur mit gemeinschaftlicher Anstrengung bekommen wir die Maschine wieder frei. Wenn einem das mit dem Auto passiert, kann man erst einmal einen Monat warten, bis der Fluss soweit abgetrocknet ist, dass man den Wagen ausgraben kann.



Bald darauf ist Purros erreicht. Ab hier geht es auf der D3707 Richtung Sesfontein. Dieser Pad ist deutlich stärker von den Regenfällen der letzten Wochen in Mitleidenschaft gezogen worden als die anderen Strecken, die wir bislang gefahren sind.

Auf der Gibris-Fläche machen wir Mittag. Da die Tage zu dieser Jahreszeit kurz sind und die Zeit schon weit fortgeschritten ist, fahren wir weiter auf dem Pad. Der Schlenker durch den Hoanib-Canyon fällt weg. Für Kathrin und mich nicht so dramatisch, da dieser auf jeden Fall Bestandteil unserer Reise im Mai 2010 sein wird.

Ab Sesfontein haben wir eine gute Piste unter den Rädern und geben Gas. Wir wollen rechtzeitig zum Sundowner auf der Terasse der Palmwag-Lodge sitzen. Aber noch immer sind zahlreiche Wasser führende Bäche auf dieser Strecke zu durchqueren. Einer ist tiefer als gedacht und ich wohl auch etwas schneller als gut war. Der Wasserdruck ist jedenfalls so groß, dass es mir die Füße von den Rasten reißt. Glücklicherweise schaffe ich es, auf der Sitzbank zu landen, so dass es noch einmal gut gegangen ist. Das ich komplett nass bin, ist bei den Temperaturen kein Problem, allerdings war der Bach stark veralgt, so dass ich von Kopf bis Fuß grün gesprenkelt war.

Palmwag-Lodge:

Ich sages es gleich vorweg: Ich bin kein großer Fan dieser warscheinlich bekanntesten Lodge Namibias. Sie ist zu groß und zu unpersönlich (So sollte es an der Rezeption bekannt sein, wenn eine Gruppe von 14 Personen erwartet wird und nicht ewig dauern, bis die Buchung gefunden und man eingechekt wird). Auch das Essen hat nicht die Güte, die wir sonst aus Namibia gewohnt sind.

Bei den Unterkünften gibt es Häuser, die mir nicht so gut gefallen haben und Zelte, die aber weit vom Hauptgebäude entfernt sind. Wir hatten Glück und bekamen ein Zelt.

Sehr schön ist die Terasse der Bar, mit herrlichem Sonnenuntergang.



Bei der vorherigen Tour hatten wir auf der Grootberg-Lodge übernachtet. Diese Unterkunft gefiel mir um Längen besser, auch wenn sie einen kleinen Umweg bei der Tour bedeutete.
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 15:41 von Topobär.
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03 Dez 2009 12:09 #122526
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10. Tag: Palmwag - Zebra Canyon

Das es auch heute wieder früh losging war klar. Die Tage im Mai sind kurz, die Etappen aber genauso lang wie im Oktober. Da gilt es, jede Stunde Tageslicht zu nutzen.

Der Tag begann zunächst locker mit 70km guter Gravel Pad. Erst auf der C43 nach Süden und dann auf der C39 Richtung Meer. Der Abzweig von der C39 ist sehr schlecht zu sehen und so trafen wir uns noch einmal alle, damit niemand vorbeifährt.

Jetzt wurde es anstrengend. Die folgenden 70km bis zum Huab besteht der Weg fast durchgehend aus mindestens faustgroßen kantigen Felsbrocken. Das fordert Kondition und rüttelt einen ordentlich durch.

In Namibia gibt es nicht nur die bekannte Mondlandschaft in der Nähe von Swakopmund; es gibt auch eine Marslandschaft. Wuchs zu Beginn der Strecke noch reichlich Gras, erstreckt sich nach erreichen des ersten Passes eine rote Felswüste vor uns.



Nächster geplanter Treffpunkt der Gruppe war ein Aussichtspunkt, von dem aus man einen ersten Blick auf das grüne Band des Huab hat. Einen Kilometer vorher fordert die rauhe Strecke ihren Tribut - ich habe einen Platten am Vorderrad. Das Ziel vor Augen ignoriere ich ihn und fahre vorsichtig, um die Felge nicht zu beschädigen, bis zum Treffpunkt weiter. Als Ralf ankommt, dauert es keine 10 Minuten, bis der Reifen geflickt ist.

Kurze Zeit später sind wir am Huab. Welch ein Kontrast. Der Fluss führt noch Wasser und alles ist saftig grün. Die Furt ist nicht allzu tief und lässt sich leicht durchqueren.



Weiter geht es nach Gai-As. Hier stehen in der Nähe einer permanenten Quelle einige aus grobem Stein aufgeschichtete Hütten. Zur Entstehungsgeschichte dieser Hütten habe ich schon mehrere Versionen gehört. Die einen sagen, sie wären von Schiffbrüchigen errichtet worden, die sich von der Skelettküste bis hierher retten konnten. Die anderen Sagen, dass es sich um eine alte, verlassene Buschmann-Siedlung handelt. Weiss hier jemand was genaues?



An der Wasserstelle selbst sehen wir zwar unzähliche Tierspuren, von deren Verursachern ist aber leider nichts zu sehen.

Jetzt gilt es die Einfahrt in den Zebra-Canyon zu finden, in Zeiten von GPS aber kein allzu großes Problem mehr. Nur mit Roadbook und Karte/Kompass war das vor 3 Jahren noch erheblich schwieriger.

Der Zebra Canyon ist vor allem für seine gefalteten Felswände bekannt. Hier kann man die Kräfte erahnen, die diese Landschaft formten.



Seinen Namen erhielt der Canyon da die Gesteinsschichten nicht nur schön gefaltet sind, sondern auch ein sehr auffälliges schwarzweiss Muster aufweisen.



Unser Camp hatte Andi diesmal unter einer dieser Felswände aufgebaut.



Die Sonne verschwand dann in dem engen Canyon leider recht schnell, aber das Lagerfeuer brannte schon, so dass wir uns dort wärmen konnten. Das im Potje darüber geschmorte Oryx-Filet, stellte dann alle bisherigen Leckereien von Andi noch einmal in den Schatten.

Ob Vegetarier wissen, was sie im Leben schönes verpassen? :blush:
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08 Jan 2010 15:50 #125524
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11.Tag: Zebra Canyon - KoboKobo Mountain Camp

Eigentlich wollten wir heute den Zebra Canyon weiter bis zum Ugab fahren, diesem dann einige Kilometer Richtung Westen folgen, um dann über einen kleinen Track die D2303 zu erreichen. Da der Ugab nach den ausgiebiegen Regenfällen der vergangenen Wochen in diesem Bereich noch nicht wieder befahrbar war, mussten wir umdisponieren.

Mich störte das nicht, kannte ich die geplante Strecke doch schon von unserer letzten Tour und hatte somit jetzt die Gelegenheit, eine neue Strecke kennenzulernen.

Wir fuhren also durch den Zebra Canyon zurück auf die Hochfläche und vorbei an bizarren Sandsteinformationen Richtung Osten, wo wir in einen anderen Canyon abbogen, der ebenfalls zum Ugab führt. Dieser ist deutlich enger und steiniger als der Zebra Canyon.



Direkt am "Save the Rhino Camp" in Brandberg West erreichten wir den Ugab, den wir hier problemlos durchqueren konnten. Ab hier ist nur noch einfache Pad zu befahren, weshalb auch Wolfgang sein Motorrad abladen lies. Endlich wieder Gelegenheit für Ihn, trotz verstauchten Knöchel Motorrad zu fahren.

Je Näher wir dem Atlantik kamen umso kälter wurde es. Als der Seenebel in Sicht kam, wurde es Zeit, sich umzuziehen. Aufgrund meiner Erfahrung von der letzten Tour hatte ich alle meine warmen und winddichten Klamotten im Rucksack, die jetzt zum Einsatz kamen. Danach sah ich aus wie ein Michelin-Männchen.

Die Strecke entlang der Küste ist eigentlich nix für Motorradfahrer. Schnurgerade, eben, langweilige Umgebung, kalt und feucht. Harald und ich wollten die Strecke so schnell wie möglich hinter uns bringen, machten uns klein und im Tiefflug ging es mit 160 km/h Richtung Swakopmund.

Was war denn das? Hatte ich da gerade aus dem Augenwinkel ein Schiff am Strand gesehen. Kurz angehalten und umgeschaut. Tatsächlich, da lag ein großer gestrandeter Fischtrawler unweit des Ufers. Den mussten wir uns aus der Nähe ansehen, was aber gar nicht so einfach war. Der tiefe, extrem verspurte und vor allem sehr schwere Sand lies sich schwieriger fahren, als alles was wir in der Wüste hatten.



Bald erreichten wir Swakopmund, wo sich die ganze Gruppe zum Aufwärmen im Brauhaus traf. Nur meine selbst auferlegte Null-Promille-Grenze beim Motorradfahren, konnte mich von einem leckeren Weissbier abhalten.

Von Swakopmund aus ging es wieder ins Landesinnere. Mit jedem Kilometer, den wir uns von der Küste entfernten wurde es wieder wärmer und schon bald war erneuter Klamottenwechsel angesagt. Ansonsten ist auch diese Stracke bekanntermaßen sehr öde und so ging es mal wieder mit Vollgas dahin.



Nachdem wir die Berge erreicht hatten, war es nicht mehr weit. Die letzten 15km Farm-Track boten noch einmal Fahrspaß und dann erreichten wir am frühen Nachmittag das KoboKobo Mountain Camp.

KoboKobo Mountain Camp:

Ein weitgehend unbekanntes Kleinod unter den Lodges in Namibia. Östlich der D1985 in den Bergen gelegen.

Die zentralen Bereiche mit Pool, Bar, und den älteren Unterkünften befindet sich schön in einen Hügel integriert. Hier gibt es auch einen Beobachtungsstand auf das nahe Wasserloch und auch die Malzeiten werden hier an einer Tafel im Freien eingenommen.



Darüber hinaus gibt es noch modernere Chalets im Adobe-Style, die auf dem weitläufigen Gelände verteilt sind.



Alles ist einfach aber sehr sauber und und mit viel Liebe gemacht. Strom gibt es aus solargespeisten Batterien.

Das besondere an KoboKobo aber ist die zauberhafte Gastgeberin Kirsten, die zusammen mit nur zwei Angestellte den ganzen Laden schmeißt. Sie liest den Gästen jeden Wunsch von den Augen ab und kocht ganz ausgezeichnet. Da sie es zum Grundsatz von KoboKobo gemacht hat, immer nur eine Gruppe gleichzeitig zu bewirten (egal ob 2 oder 15 Personen), ist das Ganze sehr familiär.

Wir haben uns hier wieder extrem wohl gefühlt.
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 15:42 von Topobär.
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