THEMA: 65.000 Elefanten in Tansania gewildert
09 Mai 2015 19:32 #384506
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  • Butterblume am 09 Mai 2015 19:32
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Hallo Christa,

im Ruaha fand ich die Elefantendichte gar nicht so schlecht. Wir haben jeden Tag viele (subjektiv) Elis gesehen. Vor allem in der Nähe des Ruaha, denn in einiger Entfernung vom Ruaha war es bereits knochentrocken! Der Mdonya und der Mwagusi River waren ebenfalls bis auf eine kleine Pfütze auf kompletter Länge trocken. Es wird nämlich immer mehr Wasser für die Bewässerung der Reisplantagen abgezapft! Umso erschreckender ist die Tatsache, dass es aktuell nur noch 4.200 Elis in Tansanias größtem Nationalkpark gibt!

Die nur 10 Elis in 5 Tagen bezogen sich auf den Selous.

Tansania ist auf dem besten Weg seine Natur unwiederbringlich zu vernichten. Und das bezieht natürlich auch die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im großen Stil mit ein und ist nicht nur allein der Wilderei geschuldet!
Als Ursache Deiner Beobachtung die Wilderei zu nennen, ist so für mich so nicht richtig. Das ist auch in entsprechenden Artickeln nachzulesen.
Christa, die Ranger des Elephant Census wissen, dass die Tiere saisonal wandern und berücksichtigen dies bei ihren Zählungen. Hinsichtlich der exorbitanten Wilderei auch im Ruaha habe ich viele Gespräche mit Rangern, Guides und Lodgemanagern geführt, die sich bitterlich über die Lage beklagt haben. Die können recht gut von Jahr zu Jahr vergleichen, da sie permanent am gleichen Ort sind. Sorry, die Zahlen sprechen für sich.

Mit herzlichen Grüßen
Marina
Das Morgen gehört demjenigen, der sich heute darauf vorbereitet. Afrikanische Weisheit

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Letzte Änderung: 10 Mai 2015 08:56 von Butterblume. Begründung: RS
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10 Mai 2015 07:31 #384526
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Hoi zämä
Butterblume schrieb:
im Ruaha fand ich die Elefantndichte gar nicht so schlecht.
So können sich die Erlebnisse unterscheiden...für jeden anderen Park hätte ich auch gesagt dass das viele Elis waren, aber im Vergleich zum Spätherbst 2011 (vor der Regenzeit, komplett trocken) wars echt nichts.
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10 Mai 2015 08:54 #384535
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Hallo,

warten wir einfach ab, ob sich die Zahlen annähernd bestätigen... Nur ist es dann vielleicht zu spät, um das Ruder noch herum zu reißen! Das die Tiere in der Trockenzeit die verbleibenden Wasserstellen (siehe auch Tanrangire) aufsuchen und in der Regenzeit ihr Auskommen an den Wasserstellen im grünen Busch finden, ist nichts neues.

Herzliche Grüße
Marina
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10 Mai 2015 10:17 #384541
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Hallo Marina

Ich möchte vorab betonen, dass ich die Gesamtsituation der Wilderei als furchtbar empfinde.

Doch machen mich die veröffentlichten Zahlen aus der Vergangenheit ebenfalls nachdenklich. Warum? Hier das Beispiel aus den Selous.

1991 22.208 Elefanten
2006 70.406 Elefanten
2009 38 975 Elefanten

Kann mir mal einer ausrechnen, wie sich in 15 Jahren eine Population mehr als verdreifacht. Die Sterberate liegt bei Elefanten wohl bei 6-7%. Die Tragezeit ist 22 Monate. Mit frühestens 10 Jahren ist ein weibliches Tier geschlechtsreif. In der Regel hat eine geschlechtsreife Kuh alle 3-4 Jahre ein Kalb, ca. 10 in Ihrem Leben.

Wenn ich da mit dem Rechnen nicht ganz daneben liege, komme ich bestenfalls auf 35-40.000 in 2006. Wo kommen nur die anderen 30.000 her.

Im Ruaha sehen die Zahlen über den gleichen Zeitraum nicht anders aus.

Wer kann mir hier aushelfen?

LG
Christa
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"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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10 Mai 2015 10:54 #384549
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Hallo Christa,

diese Zahlen lassen sich für den Zeitraum 1991 – 2006 durch Zuwanderung aus dem Niassa-Gebiet (16-jähriger Bürgerkrieg in Mosambik) und aus dem Kilombero-Gebiet möglicherweise nachvollziehen. Elefanten sind sehr intelligente Tiere, die sich in Gebiete zurückziehen, wo sie nicht bis wenig gestört werden. Dies war für den Selous während der Zeit des Engagements der GIZ (früher GTZ) der Fall.

Hinsichtlich des Ruaha kann ich mir vorstellen, dass es u.a. daran liegt, dass Parkgebiet in diesem Zeitraum ständig vergrößert wurde (Rungwa, Kizigo, Muhesi GR wurden dem Park zugeschlagen) und möglicherweise die Tiere in diesen Regionen den zahlen zugeschlagen wurden. Am besten wird wohl sein, sich direkt bei jemanden zu erkundigen, der an diesen Zählungen beteiligt war, bzw. an der Veröffentlichung dieser Zahlen.

Abgesehen davon, ob nun 1000 oder 5000 Elefanten mehr oder weniger im Bestand gezählt wurden, lässt sich doch ein eindeutiger Trend ablesen.

Hier noch eine Kurzmeldung von Dr. Rolf Baldus, der das GIZ-Projekt im Selous lange Jahre gemanagt hat und die er gerade verfasst hat:
Tansania: Politische Elefantenzahlen

Der tansanische Minister für natürliche Ressourcen und Tourismus, Lazaro Nyalandu, kommt im eigenen Lande und im Ausland zunehmend unter politischen Druck, da er die aktuellen Elefantenzahlen nicht veröffentlicht. Sie belegen einen weiteren Rückgang. Dem Minister kommt dies nicht gelegen, da er gerade in der eigenen Partei als Präsidentschaftskandidat im Rennen ist. Die Zahlen liegen bereits seit Anfang des Jahres vor.

Spektakulär ist der Rückgang im Ruaha-Rungwa Ökosystem von 20,000 im Jahre 2013 auf 8.500. Es wurden dort auch sehr viele Elefantenkadaver gefunden. Im Selous scheint der Rückgang der Elefanten aufgehalten worden zu sein. Die Zahlen haben sich von knapp 14,000 auf 15,200 verändert, allerdings bei etwas größerem Zählgebiet. In der Serengeti hat sich der Bestand seit 2011 auf 6.000 verdoppelt. Fachleute führen dies allerdings auf Zuwanderung aus der kenianischen Mara zurück, wo 1,400 Elefanten weniger gezählt wurden.

Interessanterweise wird ein Gesetz vorbereitet, dass die Veröffentlichung "irreführender" Statistiken, die den "öffentlichen Frieden" gefährden könnten, in Zukunft mit Gefängnisstrafen belegt.
Quelle: Dr. Rolf Baldus, per Email am 10.05.2015

Herzliche Grüße
Marina
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10 Mai 2015 21:55 #384611
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  • Holger_W am 10 Mai 2015 21:55
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Hallo,
Das sind ja nicht gerade gute Meldungen für unsere Reise im September. Ich werde mal in den Foxes Camps nachfragen und dann berichten was sie zu den Zahlen sagen. Ich hoffe wir bekommen welche vor die Linse.
2012 in Botswana sagte man uns das es im Moremi viel zu viele gibt. 60000 Elefanten sollen dort leben und das wären viel zu viele. Wir haben damals ganze Landstriche gesehen wo kein Baum mehr intakt war.
Wie hatten sich eigentlich früher die Zahlen eingependelt, bei solchen Tieren, die eigentlich keine natürlichen Feinde haben?

Holger
2019 Südafrika Klaserie - Timbavati - Sabi Sands
2018 Brasilien Rio de Janeiro - Foz do Iguacu - Pantanal - südliches Amazonasgebiet
2017 Kanada BC
2016 Sambia & Malawi
2015 Süden Tansanias
Reisebericht: Mit der Cessna durch den wilden Süden Tansanias
2014 Kenia & Norden Tansanias
2013 Uganda/Ruanda
2012 Botswana
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