THEMA: Die Vertreibung der Maasai in Tansania
22 Jan 2014 12:23 #322379
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  • carl am 22 Jan 2014 12:23
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Swakop1952 schrieb:
Übrigens gab es auch in Europa Völkerwanderungen.

Hallo Swakop,

meiner Meinung nach ist der Hauptunterschied zu den Völkerwanderungen aber hier, dass nicht ein Volk den Platz eines anderen Volkes einnimmt und es somit vertreibt, sondern ein entfernt lebendes Volk das einheimische Volk vertreibt, weil es die Tiere in dem Gebiet zu Tourismus- oder Jagdzwecken schützen will.
Das Thema ist in Tanzania schon seit Grzimek aktuell und durchaus kontrovers diskutiert worden.

Aus meiner Sicht geht es hier um die Frage: Tierschutz vor dem Recht der vor Ort lebenden Bevölkerung.

Hier kann man sich dann selbst fragen, was einem wichtiger ist, das Recht der lokalen Bevölkerung "ihr" Land "nutzen" zu dürfen oder das "übergeordnete" Recht der Menschheit ein paar Plätze für die "letzten frei lebenden Tiere" zu erhalten.

Gruß
Carl
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22 Jan 2014 15:32 #322421
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Swakop1952 schrieb:
Es hat auch dort schon immer Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen gegeben. Auch die Massai waren alles andere als friedliebend und sie haben die anderen Völker terrorisiert. Jetzt scheint sich vieles gegen sie zu drehen.
Vielleicht ziehen sie nun ihren Verwandten, den Herero, bald hinterher, die um 1830 ins damalige Südwestafrika einzogen und die einheimischen Volksstämme bis zur Proklamation des Schutzgebietes terrorisierten.
Hallo Hajo,
ich sehe in dem, was du schreibst und dem Artikel und der derzeitigen Lebenssituation der Maasai keinen Zusammenhang. Es geht nicht um Auseinandersetzungen zwischen Stämmen sondern um Vertreibung oder Zwangsumsiedlung, wie man es nennen mag, des Geldes wegen. Dass die Maasai Angst und Schrecken verbreitet haben, steht, glaube ich, außer Frage. Dieser Ruf ist sogar bis zu mir durchgedrungen. ;)
Geht es um Tierschutz, wie du, Carl, schreibst? Ich denke, das ist ebenso vorgeschoben wie der Tierschutz für die Rückkehr der San in die Kalahari vorgeschoben wird. Immerhin haben die Maasai (wie die San) diese Gebiete lange Zeit bewohnt und eine intakte Tier- und Pflanzenwelt erhalten. Genau deshalb sind diese Gebiete ja als Wildparks und Reservate so begehrt.
Viele Grüße,
Nenette
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22 Jan 2014 15:49 #322426
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Das in früheren Zeiten eine gute Co-Existenz zwischen Tieren und Maasai herrschte steht außer Frage. Das heißt aber nicht, dass dies heute noch immer möglich wäre. Mit Einzug der modernen Medizin und durch Entwicklungshilfe hat es ein enormes Bevölkerungswachstum gegeben. Die Menschen werden älter, die Kindersterblichkeit sinkt und es gibt eine bessere Versorgung bei Krankheit und Katastrophen. Im gleichen Maße hat sich auch der Viehbestand enorm erhöht.

Durch diese Entwicklung ist heute eine Co-Existenz zwischen Wildtieren und Menschen in vielen Bereichen nicht mehr möglich. Das gilt nicht nur für die Maasai sondern für viele Gebiete in Afrika, wo der Bevölkerungsdruck auf die Nationalparks immer mehr zunimmt. Eines der vielen ungelösten Probleme Afrikas.

In diesem Zusammenhang sind die Initiative und die Projekte der Stiftung Weltbevölkerung sehr interessant.
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22 Jan 2014 17:10 #322458
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  • carl am 22 Jan 2014 12:23
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Nenette schrieb:
Geht es um Tierschutz, wie du, Carl, schreibst? Ich denke, das ist ebenso vorgeschoben wie der Tierschutz für die Rückkehr der San in die Kalahari vorgeschoben wird. Immerhin haben die Maasai (wie die San) diese Gebiete lange Zeit bewohnt und eine intakte Tier- und Pflanzenwelt erhalten. Genau deshalb sind diese Gebiete ja als Wildparks und Reservate so begehrt.

Hallo Nennette,

folgt man der Argumentation, dass die Tiere nur dadurch geschützt werden, dass Touristen viel Geld zahlen, um die Tiere in "freier" Wildbahn erleben zu können, ist es wohl doch auch Tierschutz. Für den weniger informierten Touristen, mag eine Rinderherde inmitten der "unberührten" Natur der Serengeti irgendwie falsch aussehen. Er erwartet eben das pure Wildnis Erlebnis. Daher kann man die Vertreibung von angestammten Bevölkerungen aus den Nationalpark durchaus als Tierschutz sehen.

Topobär hat ja auch darauf hingewiesen, dass auf Grund der extrem gestiegene Bevölkerungsdichte in Afrika auch viel mehr Menschen in die Nationalparks zögen, als in der "guten alten Zeit" dort unterwegs waren. Somit lässt sich jedenfalls trefflich die Devise "keine Menschen in den Nationalparks zum Schutz der Tiere" argumentieren.

Vielleicht sollte sich jeder einfach mal die Frage stellen (und ehrlich beantworten), ob das Erlebnis in einem afrikanischen Nationalpark nur mit Tieren allein unterwegs zu sein besser ist als in dem selben Nationalpark Hütten/Häuser und natürlich auch Menschen (und deren Hinterlassenschaften) vorzufinden.

Ich selbst bin da ehrlich gesagt ambivalent. Egoistischer weise ziehe ich die Einsamkeit vor, akzeptiere aber das Recht der vor Ort lebenden Bevölkerung ihr Land zu nutzen.

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Carl
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22 Jan 2014 18:14 #322475
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Hallo Topobär und Carl,
Topobär schrieb:
Durch diese Entwicklung ist heute eine Co-Existenz zwischen Wildtieren und Menschen in vielen Bereichen nicht mehr möglich. Das gilt nicht nur für die Maasai sondern für viele Gebiete in Afrika, wo der Bevölkerungsdruck auf die Nationalparks immer mehr zunimmt. Eines der vielen ungelösten Probleme Afrikas.
carl schrieb:
folgt man der Argumentation, dass die Tiere nur dadurch geschützt werden, dass Touristen viel Geld zahlen, um die Tiere in "freier" Wildbahn erleben zu können, ist es wohl doch auch Tierschutz. Für den weniger informierten Touristen, mag eine Rinderherde inmitten der "unberührten" Natur der Serengeti irgendwie falsch aussehen. Er erwartet eben das pure Wildnis Erlebnis. Daher kann man die Vertreibung von angestammten Bevölkerungen aus den Nationalpark durchaus als Tierschutz sehen.
Ich will natürlich hier nicht die gewagte These aufstellen, dass jegliche Bevölkerung überall friedlich und ökologisch nachhaltig in einem Nationalpark leben kann. Schön wär's!
Mir geht es um den vorliegenden Fall eines Jagdgebietes, das erweitert werden soll. Ich zitiere mal aus dem Artikel von Marie-France:
Seit 1992 haben reiche Bewohner der Emirates das Recht, Tiere in eigenen Reservaten zu jagen, aber da sie das Gebiet für zu klein halten (4000 km²), wollen sie ihn vergrößern, indem sie – natürlich - auf Gegenden übergreifen, die von Maasai bewohnt werden; das Ergebnis: acht Dörfer werden verbrannt, 3000 Menschen hinterlassen ohne Wohnraum, ohne Nahrung, ohne Wasser.
.......
Die Einheimischen nennen diese Gegend „Arabiya“, ein Symbol! Die Gegend ist für Journalisten und Hilfsorganisationen gesperrt und es sind die arabischen Manager, die den Maasai Hirten vorschreiben, wohin sie die Herden führen müssen. Die tansanische Polizei wacht notfalls mit Gewalt darüber, dass diese Anweisungen befolgt werden.

carl schrieb:
Vielleicht sollte sich jeder einfach mal die Frage stellen (und ehrlich beantworten), ob das Erlebnis in einem afrikanischen Nationalpark nur mit Tieren allein unterwegs zu sein besser ist als in dem selben Nationalpark Hütten/Häuser und natürlich auch Menschen (und deren Hinterlassenschaften) vorzufinden.

Ich selbst bin da ehrlich gesagt ambivalent. Egoistischer weise ziehe ich die Einsamkeit vor, akzeptiere aber das Recht der vor Ort lebenden Bevölkerung ihr Land zu nutzen.
Ich finde deine Fragestellung sehr gut und meine Antwort fällt ähnlich aus.

Viele Grüße,
Nenette
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03 Feb 2014 18:13 #324551
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Hallo miteinander

mein Besuch bei den Maasais passt ja zu dem Thema. Das Enkusero Sampu Schutzgebiet liegt etwas suedlich der Ngong Hills und ist relativ trocken - Akazien-Commiphoren Buschland. Es wurde erst letztes Jahr registriert und es gibt noch viel zu tun. Doch wichtig, auch wenn Leoparden und seltener mal Loewen eine Kuh, Ziege oder Schaf toeten, wird die Katze nicht umgebracht.

25.1. Das erste Mal fuhr ich selber den kürzeren Weg von zu hause (entlang des Thika Highways) an den Flughafen. Und siehe da, ich brauchte nur 1 Stunde, da ich nicht durch Nairobi durchfahren musste. Also bin ich pünktlich da, um unseren Volontair für Enkusero Sampu in Empfang zu nehmen. Joseph (meinen Fahrer) lesen wir beim Nyao Stadium auf und nun fährt er nach Ongata Rongai. Hier fährt uns Paul Kilelu entgegen und zeigt uns die Einfahrt zum George Jordan Estate. Dies ein Gästehaus mit viel Land drum rum und Selbstversorgerzimmer. Man kann also selber kochen. Nach dem Mittagessen fahren wir durch Kiserian durch, über die Ngong Berge und runter nach Enkusero. Die Blicke in die Weite faszinieren mich immer wieder. Die Strassen haben teilweise durch Regen gelitten, doch ohne Probleme erreichen wir den Ort.

Paul (der Manager und ein Freund von mir) hat hier Land gekauft und auf dem bauen wir nun unsere Zelte für die nächsten 3 Nächte auf. Es liegt nur ein paar Gehminuten von der Schule, die wir schon mehrmals besucht hatten. Meine Bekannten habe ich begrüsst und nun wählen wir die idealsten Stellen für die Zelte.

Die Dusche kommt an eine hohe Commiphore, wo der Duschsack hochgezogen werden kann und wir in bequemster Stellung den Staub und Schweiss abspülen können. Nun die Toilette – wir wählen einen versteckten Ort zwischen Büschen, wo auch kein Vorhang notwendig ist. Das erste Loch hat einen zu grossen Umfang und der Toilettensitz kann nicht stabil hingestellt werden. Also dieses wieder zumachen und ein kleineres graben.



Alles ist nun eingerichtet, die Ziege fürs Abendessen bestellt... und somit können Rudi und ich rumspazieren. Wir wollen eigentlich zur Schule, werden aber auf dem Weg von 3 Mädchen angesprochen, die leere Wasserkanister tragen. Wir sollen doch mitkommen. Klar, tun wir doch spontan. Etwa 250 m auf dem Trampelpfad durch die Büsche und schon sind wir am künstlich angelegten Wasserloch. Dies hatte ich bei früheren Besuchen noch gar nie gesehen. Nun schöpfen sie mit einem Behälter das braune Wasser in die Kanister. Das Wasser wird dann irgendwie gefiltert und abgekocht. Auch die Kühe, Ziegen und Schafe trinken hier, was gang und gäbe ist in Afrika. Es wird geteilt.



Nun sind die Kanister voll und müssen zu den Bomas getragen werden. Sie fragen mich, ob ich auch mal probieren will. Klar, ich muss doch mal erfahren, wie schwer und unbequem es ist, das Wasser zu schleppen. Und die hier haben noch Glück, denn derzeit ist das Wasser für hiesige Verhältnisse nahe beim Haus! Wenn es hier keins mehr gibt, muss mit Eseln weiter gelaufen werden, um an das kostbare Nass zu kommen. Die Mädchen und wir haben unseren Spass und es ist einfach schön erleben zu dürfen, wie sie uns in deren Leben aufnehmen.

Sie tragen nun ihre Kanister heim und wir spazieren langsam wieder ins Camp. Ich bin natürlich immer am Sperbern, ob ich nicht neue Vogelarten finde. Die Liste soll wachsen und das tut sie auch!




In der Zwischenzeit ist die Ziege geschlachtet worden und sie sind bereits am Zerlegen, als wir ins Camp zurückkamen. Es ist ja bekannt, dass Maasais frisches Blut zu sich nehmen und das zeigt uns Daniel soeben. Die verschiedenen Organe, Fett und Fleischteile werden nun aufgeteilt. Etwas wird grade gekocht, während das meiste Fleisch für Morgen im Auto aufbewahrt wird. Man muss es sich etwas gewohnt sein, ziemlich fettiges Fleisch zu essen, doch zusammen mit Ugali (Maisbrei) schmeckt das gut. Die kleinen, teils mageren Hunde warten auf ihren Anteil, den sie auch bekommen. Vor allem Ugali wurde viel zu viel gekocht und somit bekommen sie nun einen Teil und morgen früh den Rest. Dafür teilen die Hunde uns immer mit, wenn jemand kommt, egal ob Mensch oder Tier. Ein Maasaimädchen Anfang 20 ist auch bei uns. Sie spricht sehr gut Englisch und hat Wildtiermanagement beim Kenya Wildlife Service gelernt. Paul hat ihr auch eine Arbeitsstelle verschafft. Toll zu sehen, wie so langsam Fortschritt reinkommt und auch die Mächen gefördert werden.



Nachdem wir im Taschenlampenlicht unseren Hunger gestillt haben, ist es bald Zeit uns ins Zelt zu verkriechen. Es war ein langer, aber sehr schöner Tag. Das Sternbild Orion ist über uns und ganz viele andere Sterne, die ich von zu hause aus wegen Streulichtern von Nairobi und Umgebung gar nicht wahrnehmen kann.
Ich versuche ein Bild zu machen, doch das würde andere Kameratechniken erfordern. Somit kommt nur schwarz mit ein paar Punkten raus. Von meinem kleinen Zelt aus kann ich in diese Sternenpracht schauen. Es war tagsüber sehr heiss und nur ein leichtes Lüftchen ging. Wohl durch das Abkühlen der Erde im Tal kommen von den umliegenden Hügel starke Böen runter. Man hört sie richtig durch die Büsche kommen und dann rüttelt das Zelt. Einschlafen ist also nicht so einfach. Gegen Mitternacht, wenn wohl die Temperaturen wieder ausgeglichen sind, hören die Böen auf.

Sonntag, 26.1. So um 07.30 krieche ich aus dem Zelt und geniesse erstmal die Buschtoilette! Da die anderen noch im Zelt sind, nehme ich meine Kamera und pirsche rum. Die Vogelstimmen tönen ja von überall, doch sie im Gebüsch auch noch zu sehen, ist was anderes und sie dann noch brauchbar aufs Foto zu bekommen, braucht Geduld. Oft werden Fotos nur grade gut genug, um den Vogel wenigstens bestimmen zu können und das ist ja für mich auch wichtig. Ein Elfennektarvogel zeigt sich, will aber nicht schön posieren, eine Tamburintaube ruft ununterbrochen mit ihrem monotonen Trommeln (ich habe die in den 3 Tagen echt nicht gefunden!), die Schieferwürger rufen sich mit den Glucktönen zu, während noch etliche unbekannte Stimmen dazukommen.



Und so sieht unsere Frühstücksidylle aus. Da wir nur beschränkt Material mitnehmen konnten, da sonst der Landcruiser überladen gewesen wäre, ist alles einfach und bescheiden. Doch der Gaskocher musste mit, denn Feuerholz ist etwas, das ich nicht gerne brauche. Die Camphunde warten auf ihren Anteil. Meist waren 4 da.

Kurz vor 10 Uhr werden wir von einem der Lehrer abgeholt und fahren in die erste Boma, die wir genauer besichten wollen. Obwohl es Sonntag ist, hängt viel gewaschene Wäsche zum Trocknen. Das Huehnerhaus steht gleich auf dem Weg zu den Hütten. Traditionell ist auch dieses aus Aesten und Kuhdung gebaut, allerdings auf Stelzen. Die modernere Welt zieht hier langsam ein. So werden nun einige Häuser mit Wellblech bedeckt, welches aber die unangenehme Eigenschaft hat, die Hütte drin zum Backofen werden zu lassen. Die Fenster sind nach wie vor winzig, so dass kaum Luft zirkulieren kann. Um der Hitze etwas Abhilfe zu schaffen, legen sie unter dem Wellblech einen Boden ein, der mit Gras und Zweigen gefüllt wird. Dies isoliert etwas.



Ich frage unseren Führer, warum sie immer im Haus kochen. Dies macht die ganze Hütte heiss und rauchig. Es sei so Tradition und das Feuer hielte die Hütte für die Nacht warm. Na ja.... Man sieht die Hütte ist unterteilt in Kochraum und Schlafzimmer für Mutter und Kind. Bei einigen hat es noch ein Abteil für junge Tiere. Unweit des Hauses hat es Aecker, wo Bohnen, Kartoffeln usw. Angebaut werden. Nur ein paar Schritte von den Häusern ist ein künstliches Wasserloch. Die Kälber kommen zum Trinken, eine Sumpfschildkröte plantscht ins Wasser, eine Frau schöpft Wasser entfernt von den Tieren, Wespen, Bienen, Schmetterlinge, Libellen nutzen das Nass ebenfalls.



Nun ziehen sie Akazien, die sie um das Wasserloch pflanzen, um die Verdunstung zu reduzieren und das Wasser kühl zu halten. Neben dem Wasserloch ist ein Platz wo die älteren Männer sich von jüngeren Fleisch zubereiten lassen und klar darf das Bier zu diesen speziellen Anlässen nicht fehlen. Es hat auch gleich eine bequeme Ausnüchterungsfläche daneben. Vögel sind nahebei und erst zu hause kann ich sehen, dass ich eine mir noch unbekannte Art fotografiert habe.

Ebenfalls gleich nebem dem Wasserloch grast ein schwarz-weisses Kalb – eine Friesenkuh. Sie ist eingezäunt und wird, wenn sie das Gras hier gefressen hat, auf das andere eingezäunte Stück Wiese gelassen. Diese Kuhart ist nur produktiv bei guter Nahrung, auch ist sie nicht geeignet, wie die Maasai Kühe Kilometer zu wandern, um je nach Saison ganz oder halb satt zu werden. Halbierte, ausgehölte Baumstämme dienen als Behälter für das Sodasalz, das die Tiere bekommen. Da die Schulanforderungen immer mehr steigen und die hiesigen Kinder dem Rest in Kenia nicht nachstehen will, sind Aufgaben schreiben nach Dunkelheitsanbruch notwendig. Nun haben einige Familien für die Kinder eine Hütte gebaut in der eine solargespiesene Sparglühbirne hängt. Eine weitere Hütte ist für die Viehhirten. Dies sind Maasais aus Tansania, die den Maasais hier Bildungsweise weit unterlegen sind. Sie bekommen essen und einen Lohn von etwas weniger als Euro 40.- pro Monat. Die Kraale sind etwas unterteilt. Ziegen und Schafe haben einen Eingang, die Kühe einen anderen. Kühe laufen nicht rein, wo Ziegen durchgegangen sind. Die ganz kleinen Ziegen, Schafe und Kälber bleiben tagsüber hier und warten bis ihre Mütter heimkomen und sie trinken dürfen. Der Kraal hier ist mit Lichtern versehen, die die Grosskatzen fernhalten. Leider ist eins zerbrochen.

Abfall ist ein grosses Thema. Plastik liegt halt rum, wobei es hier zum Glück noch nicht viel ist. Glassplitter werden achtlos weggeworfen. Rudi und ich erklären unserem Führer, dass Glas Buschbrände verursachen kann. Wir hatten als Kinder mit Lupen gebrannt. Leider finden wir keinen passenden Glassplitter um es auch vorzumachen. Er hat versprochen, dieses Wissen weiter zu geben.

Wir verlassen nun diese Boma und fahren zu einer anderen. Frauen und Kinder treffen wir vor der Hütte. Uns Lehrer zeigt uns, wie der Mann inmitten des Kraals auf seinem Stuhl sitzt und hier die Anliegen seiner Frauen und Kinder anhört. Bald kommt ein grosser, schwerer Mann auf uns zu. Er torkelt leicht, die Augen verdreht, die Flasche mit Schnaps in der Hand. Uns gefällt es hier ganz und gar nicht und wir möchten weiter. Alles ist hier dreckig und schwarz von Fliegen. Die Maasais finden den hier auch nutzlos, doch ist es auch hier schwierig, einen vom Alkohol wegzubekommen.

Der Himmel zieht zu und wir fahren zu unserem Camp. Da es schon Mittag ist und die anderen keinen Hunger haben, behelfe ich mir mit gekochten Eiern. Mein Zelt decke ich vorsichtshalber zu. Nun gehen wir zu Fuss zur nächsten Boma. Ich versuche ein besseres Bild von den Ernteameisen zu machen, jetzt wo ich besser weiss, wie das Makro an meiner Kamera funtioniert. Etliche Spinnen und andere Kleintiere hatten mir ja zuhause Uebungsmöglichkeiten geliefert. Die Kinder in dieser Boma sind sehr scheu und verlegen. Sie getrauen sich nicht, mit mir zu sprechen. 2 ältere Frauen in voller Schmuckmontur spazieren an uns vorbei und wir erfahren, dass sie zu den Studenten gehen, die nicht weit von uns ein Camp aufgebaut haben. Sie reparieren eine Strasse. Die Schule ist in Nairobi und die Studenten gemischt aus vielen Ländern. In der Boma zeigt eine Henne ihren Kücken, wie man durch Scharren Futter findet. Auch hier ein Haus mit Solarlicht, damit die Kinder abends lernen können. Auf der anderen Seite der Häuser sind 2 ältere Männer und ganz viele Ziegen. Sie nutzen den Schatten einer weitausladenden Akazie. Dahinter geht es steil hoch zu Felsen, wo Klippschliefer hausen und im Moment sitzt zuoberst auf einem Baum ein Weissbürzelsinghabicht. Diese Boma ist auch schon von Leoparden heimgesucht worden. Er hat ja iedeale Bediungen mit grossen Bäumen, Klippschliefern als Nahrung und Felsen, um sich zu verstecken. Wir beginnen unseren Spaziergang nach hause, doch noch bei der Boma fallen mir Dunghaufen auf. Unser Lehrer erklärt uns, dass dieser als Dünger verkauft wird.

Nachdem wir im Camp angelangt sind und es noch genug Tageslicht hat, wandere ich wieder zum Wasserloch. Es kommen da immer Vögel zum Trinken. Darunter Weissbauchgirlitz, Kaptaube, D’Arnauds Barbet und verschiedene Webervögel. Kurz bevor die Sonne unterging bin ich zurück und schlage vor, wir brauchen das Ziegenfleisch auf, das im warmen Auto nicht mehr bis morgen halten würde. Einen KüNachdem wir im Camp angelangt sind und es noch genug Tageslicht hat, wandere ich wieder zum Wasserloch. Es kommen da immer Vögel zum Trinken. Darunter Weissbauchgirlitz, Kaptaube, D’Arnauds Barbet und verschiedene Webervögel. Kurz bevor die Sonne unterging bin ich zurück und schlage vor, wir brauchen das Ziegenfleisch auf, das im warmen Auto nicht mehr bis morgen halten würde.Einen Kühlschrank haben wir ja nicht. Die Maasais kamen grade von einer Vorführung bei den Studenten zurück und präsentierten sich in voller Montur. Nun also los, die Maasais schneiden und kochen und machen auch das Ugali für uns. Einer von denen, der auch Joseph heisst, macht sich echt gut! Es schmeckte und bald ist wieder Zeit ins Zelt zu kuscheln, die Sterne zu beobachten und dem Wind und den bellenden Hunden zu lauschen.



Montag, 27.1. Da wir nicht wissen, um welche Zeit Paul auftauchen wird, spazieren wir zur Schule. Die Leherer führen uns in jedes Klassenzimmer, um die Schüler zu begrüssen. Irgendwie ergibt es sich, dass wir vereinbaren, dass ich am Nachmittag Naturwissenschaft unterrichte. Also vereinbaren wir um 14.00 Uhr für die 5. – 7. Klasse. Wir verbringen die heisse Zeit nun im Camp und Joseph und ich vertilgen Hühnerbeinen mit Süsskartoffeln. Alles ist vorgekocht und aufgewärmt wird es im Plastikbehälter an der Sonne. Paul kommt und wir machen kurz den weiteren Plan mit Wasser holen usw. Pünktlich um 14.00 Uhr bin ich in der Schule und fasse die Weltkugel, sowie 2 Lerntafeln über Insekten und Umweltprobleme.
Das Thema “Circle of life”. Starten mit anorganischen Komponenten (Sonne, Wasser, Erde, Mineralien) über Bakterien, Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel zu Säugetieren und dass alles voneinander abhängt und nichts verloren geht, wenn es wieder abgebaut wird.



Erst waren sie ganz zurückhalten. Doch als ich sie das erste Mal zum Lachen brachte, tauten sie auf. Wir schnitten auch die Probleme des täglichen Lebens an, die Dinge, die sie täglich brauchen und wie man Sorge zur Natur tragen kann. Jedes Kind hat versprochen, wenn ich das nächste Mal komme, 5 gepflanzte Bäume pro Kind zu sehen sein werden. Am Ende fragten sie mich, wo ich herkomme. Ich sagte “Switzerland” und fragte, wisst ihr wo das ist? Ja..mmmhhh. Gut, zeigt es mir auf der Weltkugel. Und nun ging das Suchen los. Natürlich half ich dann, zumal man auf der Kugel kaum was lesen kann. Die Schüler haben die Lehrer schon gefragt, wann ich wieder kommen werde. Geplant ist Juni und somit habe ich Zeit, etwas interessantes vorzubereiten. Die Kinder sind so wissbegierig und haben noch nicht viel ausserhalb von ihrer Welt gesehen. Es machte auch mir Spass.

Paul nimmt das Wasser und mich zurück ins Camp. Die Schule bekommt sauberes Wasser von den Ngong Hügeln geliefert. Rudi bleibt in der Schule, mich zieht es zum Damm, um zu sehen, welche Vögel heute kommen werden. Und siehe da, es kommen Weisskopf-schwalben, um im Flug Wasser in den Schlund zu schöpfen und auch eine afrikanische Bergammer löscht ihren Durst. Kaum gelange ich im Camp an, sagt Paul schau, da trägt ein Mann ein neugeborenes Kalb in den Armen nach hause. Da muss ich doch hin.... ich stehe nun in dem Kraal und schaue dem kleinen zu, wie es bereits das Utter gefunden hat, aber noch nicht die Zitze. Es versucht zu saugen, doch die Mutter stupst es, da dort keine Milch kommen kann. Also weiter üben. Nun kommen die anderen Rinder und Kühe und begrüssen den Neuling Nase an Nase. Lachen musste ich, als der grosse, hellbraune Bulle kam, mich sah und im Eingang stehen blieb. Er musste an mir vorbeigetrieben werden – dabei ist er viel stärker als ich. Zum Abendessen gibt es vorgebratene Hühnerschenkel und Süsskartoffeln. Heute zeitig ins Bett und nicht auf den Wind hören, denn morgen ist Reisetag.



28.1. Um 7 ist Tagwache und nach dem Frühstück helfen uns die Maasais alles einzupacken. Um 9.30 Uhr fahren wir los und es heisst sich von allen Maasais hier zu verabschieden. Für mich ist es hier einfach toll. Mit den Kühen und Kälbern kommen Kindheitserinnerungen hoch. Wie oft waren wir dabei, wenn Kälber geboren wurden...

Wir wollen Paul an der Hauptstrasse treffen, damit er uns eine Gegend weiter südlich Richtung Magadi See zeigen kann. Kohle wird auf dem Auto transportiert und stellenweise ist die Ueberweidung schon so weit fortgeschritten, dass nur noch Staub liegt – Desertifikation könnte hier leider bestens studiert werden. 23 km von der Hauptstrasse ins Land rein und wir sind in einer Schlucht, wo sogar eine Quelle von den Hügeln gespiesen wird. Dies hilft den Pastoralisten. Wir steigen etwas hoch, was ja nicht so mein Ding ist. Die Zeit drängt und wir fahren weg, Richtung Hauptstrasse. Vorbei an Inselbergen, Wüstenrosen, flachen Stellen mit Akazien und Giraffen mit Ziegen. Auch hier wird nun investiert, eine Lodge wird gebaut, mit Hilfe von Bewässerung angepflanzt und wie man sehen kann, wird Strom nun auch hier bald aus den Steckdosen kommen – dies sofern man den Anschluss bezahlen kann.

Die Strasse bis Kiserian ist voller Schlaglöcher und es dauert. Rudi bringen wir ins Gästehaus in Ongata Rongai und Joseph und ich fahren nach Nairobi. Zu unserem Erstaunen kommen wir zügig durch die Stadt, obwohl es schon fast 17.00 Uhr ist. Joseph nimmt nun ein Matatu nach Hause und ich fahre die letzten 35 km selber auf dem Highway. Kurz vor 18.00 Uhr fallen meine Hunde vor Freude im Garten über mich her.
Wann immer ich in Enkusero Sampu mit meinen Maasaifreunden bin, kann ich auftanken. Es ist ein noch so natürliches und ruhiges Leben.

Liebe Gruesse
Elvira

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Elvira Wolfer

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