THEMA: Zurück aus ZIM (Lodgehopper) 2. Versuch
13 Mai 2012 17:53 #235609
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  • leofant am 13 Mai 2012 17:53
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TEIL 2

so, die nächsten 4 Tage sind geschafft :lol:
Vielen Dank für Euer Interesse, so etwas motiviert natürlich.
@ mafrot
sorry, da habe ich gar nicht nachgeschaut, wir hatten ja unser "Taxi" vor der Tür

28.04.12 Samstag

Wie jeden Tag wache ich im Morgengrauen von alleine auf. Es ist 05:45, meine Frau Ruth ist auch schon wach und wir duschen schnell und packen unsere Sachen zusammen. Kurz darauf treffen wir uns mit den anderen Mädels in der Küche zum Frühstück. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen, ich gehe kurz in den Garten, schaue hinauf zum blitzeblauen Himmel, höre die zahlreichen Vögel zwitschern und habe sofort gute Laune.
Wir räumen die Sachen in den Bus und starten in einen neuen Tag. Sam hat gestern herausgefunden, daß ein Tankwagen die örtliche Tankstelle beliefert hat, also fahren wir erst einmal dorthin und füllen unseren Tank bis zum Rand. Um kurz vor 08:00 verlassen wir Chimanimani, fahren auf der Teerstraße durch grün/rote Hügellandschaften, Bananenplantagen und sattgrüne Wälder. Etwa 1 ½ Stunden später erreichen wir die A10 bei Tanganda. Hier wenden wir uns nach Süden. Je tiefer wir kommen desto mehr verändert sich die Landschaft. Die Blätter an den Bäumen werden immer bunter, so wie sich das für eine Herbstlandschaft gehört. Bald tauchen die ersten Baobabs auf. Wir haben auf vergangenen Reisen ja schon einige dieser urtümlichen Bäume gesehen, aber solch eine Ansammlung wie hier in ZIM ist für uns neu. Wir sehen Baobab Alleen, manchmal sogar kleine Wälder. Alle Altersklassen sind vertreten, von „kindlichen“ 20 – 30 Jahren bis zu vermutlich 1.000 Jahren, von grün belaubten bis absolut kahlen Bäumen, es gibt so viel zu sehen.





Entlang der A10 liegen viele Dörfer. Es ist Samstag und überall herrscht viel Betrieb. Anscheinend ist Waschtag, wir sehen viele Frauen an den Handpumpen stehen und Wäsche waschen. Ich habe den dringenden Wunsch unserem Fahrer zuzurufen: „Sam, please stop! Ich muss jetzt SOFORT hier aussteigen, durch die Dörfer schlendern und die Leute fotografieren. Die Zusammenstellung von Mustern und Farbkombinationen – besonders der Kleidung der Frauen – ist einfach unglaublich! Da lacht das Fotografenherz. Und wie die Frauen bei absolut aufrechtem Gang schwere Lasten auf ihrem Kopf balancieren und sich nebenbei noch ein Kleinkind auf den Rücken gebunden haben, Respekt, Respekt. Und sehe Motive, Motive, Motive ohne Ende.
Wir aber rollen weiter durch die Landschaft denn wir haben ja einen recht straffen Zeitplan und unser Bus schafft maximal 90 km in der Stunde. Wir überholen Eselskarren, manchmal begegnen uns Radfahrer die schnell die Straße verlassen wenn wir uns ihnen nähren. Ich habe das Gefühl die haben hier schon eine Menge schlechte Erfahrungen mit Autos gemacht. Immer wieder stehen Menschen am Straßenrand die mitgenommen werden wollen. Vermutlich können sie nur schwer verstehen dass wir in unserem Bus einfach vorbeifahren, wo man doch sehen kann, dass wir ganz viel Platz hätten um Menschen, Tiere und Waren zum nächsten oder übernächsten Dorf zu transportieren. Der Verkehr hält sich – obwohl wir uns auf einer Fernstraße befinden – stark in Grenzen. Das ist bei einem Dieselpreis von ca. USD 1,40 / Ltr auch nicht sehr verwunderlich.
Und weiter geht es, kleine Dörfer, bestehend aus traditionellen Rundhütten, sind malerisch vor tollen Granithügeln angeordnet. Ich mache Fotos aus dem fahrenden Bus, wohl wissend dass die Qualität der Bilder nicht besonders gut sein wird, aber ich muss es einfach tun. Ich muss wenigstens einen Bruchteil dieser Motive auf die Speicherkarte bannen. Vor uns taucht ein Esel auf und rührt sich keinen Meter. Sam muss stark abbremsen und außen herum fahren. Es passiert auf unserer Fahrt immer wieder dass Rinder, Ziegen, Esel die Straße ganz spontan überqueren ohne sich um den Verkehr zu kümmern. Ich habe manchmal den Verdacht sie tun es absichtlich, denn es kommt vor dass die Herde wartet bis wir ganz nah heran gekommen sind, dann laufen die Tiere langsam und bedächtig über die Straße. Interessanterweise haben wir in Südafrika schon mal das eine oder andere tote Tier am Straßenrand liegen sehen, hier in ZIM während unserer Reise nicht ein einziges. Gegen 11:30 verlassen wir die Teerstraße und biegen ab zur Chilo Gorge Safari Lodge. Von hier aus sind es „nur“ noch 43 km, wir brauchen dafür allerdings 2 Stunden. Schneller geht es auf dieser welligen Piste einfach nicht. Unglaublich! Uns kommt plötzlich ein chromblitzendes, frisch geputztes Motorrad entgegen. Darauf sitzt ein junger Mann mit seiner Freundin, bereit zur Samstags-Ausfahrt. Wir hüllen sie in eine rote Staubwolke ein. Entlang der gesamten Strecke betrachtet man unseren Bus sehr interessiert, es wird gewunken und gelacht. Die Leute hier – speziell auf dem Land – sind sehr, sehr freundlich, da gibt es keine Zweifel!
Nach rund 220 km Fahrt erreichen wir gegen 13:30 die Lodge. Sie liegt hoch über dem Save River (auch Sabi River genannt) und man hat von hier einen tollen Ausblick auf den Fluss. Die Lodge ist eigentlich geschlossen, da sie in den nächsten Monaten umgebaut bzw. erneuert wird, aber für uns hat man eine Ausnahme gemacht und ein paar Chalets vorbereitet. Wir werden herzlich begrüßt, beziehen unsere Räume und treffen uns auf der Aussichtsplattform zum Mittagessen. Wir befinden uns hier ohne Zweifel in einer herrlichen Umgebung, am Rande des Gonarezhou NP.



Am Nachmittag lädt uns Guide Thomas zum Gamedrive in den Park ein. Da die Lodge im Moment geschlossen ist gibt es keine „normalen“ Fahrzeuge für Safarigäste. Deshalb wird eine Sitzbank auf die Ladefläche eines Landcruisers geschraubt und los geht´s. Wir sitzen erhöht und komplett im Freien und können alles wunderbar sehen. Erst geht es durch den Fluss, dann erreichen wir den Eingang des Parks. Die Landschaft verändert sich hier laufend, von offener Savanne bis zum dichten Buschland. Wir sehen einige Ansammlungen von hochstämmigen Palmen, das erinnert mich ein wenig an das Okavangodelta. Allerdings fällt mir auf, dass die Tiere hier sehr scheu sind und teilweise schon das Weite suchen, wenn sie nur unser Fahrzeug hören. Das hat anscheinend zwei Gründe.
Zum einen fahren – im Verhältnis zur Größe des Parks – nur wenig Gäste herum, deshalb sind die Tiere nicht an Fahrzeuge gewöhnt. Besonders wenn ich das mit der Chobe Riverfront vergleiche (dort muss man ja – überspitzt gesagt – die Tiere anhupen damit sie die Pads freigeben) dann sind das wirklich Welten.
Zum anderen hielten sich einige Lodge- / Campbesitzer in den vergangenen „dunklen“ Jahren (mit extrem wenig Touristenbesuch) durch Jagdangebote über Wasser. Die Tiere müssen erst wieder lernen, dass von den Menschen keine Gefahr mehr droht.
Wir kurven auf einer Sandspur durch den unübersichtlichen Busch. Die Abendsonne taucht alles in ein goldenes Licht. Plötzlich kann ich für eine Sekunde etwas erkennen, es sieht aus wie das goldene Fell eines Löwen, auch die Größe bzw. Höhe könnte stimmen. „Lion!“ raune ich Thomas zu. Er fährt vorsichtig um die nächste Kurve, da stehen wir plötzlich vor einer Elefantengruppe mit einem winzigen Baby. Die Elis weisen uns durch lautes Trompeten darauf hin, dass wir hier absolut nicht willkommen sind und zwei der grauen Riesen greifen uns sofort an. Thomas war darauf vorbereitet und gibt sofort Gas, die Elis rennen ein Stück hinter uns her, dann geben sie auf. Aha! Der vermeintliche Löwenrücken war anscheinend der Rücken des Elefantenbabies, der von der Sonne eine goldene Farbe verpasst bekam. So kann man sich irren.



Es dämmert bereits und wir müssen bis um 18:00 den Park verlassen haben. Also kehren wir um, überqueren wieder den Fluss und sind bald darauf in der Lodge. Inzwischen ist Clive, der Besitzer der Lodge, eingetroffen. Er ist Mitglied des ZTA (Zimbabwe Tourist Authority) und lässt uns beim Abendessen an seinen Visionen über die touristische Zukunft Zimbabwes teilhaben. Das was er sagt ist durchaus nachvollziehbar. Auf der diesjährigen ITB in Berlin hat sich ja bereits ein vorsichtiger Optimismus der Reiseveranstalter bezüglich Zimbabwe abgezeichnet.
Bald darauf ziehen wir uns in das Chalet zurück, öffnen die Tür zum Balkon und schlafen mit den nächtlichen Geräuschen des afrikanischen Busches ein.

29.04.12 Sonntag

Beim ersten Morgengrauen werden wir vom Ruf eines Schreiseeadlers (African Fisheagle) geweckt. Da meine Frau auf ihrem Mobiltelefon diesen Ruf als Telefonklingeln gespeichert hat muss sie sich kurz klarmachen dass niemand sie anruft. Wir stehen auf. Als Ruth ins Bad gehen will erschrickt sie kurz, denn etwas flattert haarscharf an ihrem Kopf vorbei. Es ist eine Fledermaus, die wohl von der nächtlichen Jagd heimkommt und ihr Schlafquartier unter der Decke unseres Chalets bezieht. Weil sie meine Frau erschreckt hat wird sie mit einem Blitzlichtfoto, das ich von ihr mache „bestraft“. Bald darauf gehen wir zum Frühstück. Es ist herrlich ruhig, nur die vielen Vögel haben ihr Konzert bereits begonnen.
Wir wollen heute einen Tagesausflug zu den Chilojo Cliffs machen. Deshalb heißt es nun Lunchpakte vorbereiten und ab ins Auto. Heute begleitet uns Clive in einem zweiten Wagen. Ich habe beschlossen mich hinter die Sitzbank auf die Ladefläche zu stellen und mich einfach nur am Gestänge festzuhalten. Das gibt mir einen hervorragenden Rundumblick und hält meine Hüften geschmeidig, denn ich muss ja jedes Schaukeln mit schwingenden Hüften und federnden Knien ausgleichen. Und schaukeln wird es bei diesen Straßenverhältnissen in einer Tour, das ist mir klar. Wieder überqueren wir den Fluss und kommen zum Parkeingang.





Wieder stoßen wir auf Elefanten die sich sehr aggressiv verhalten, also heißt es: Nichts wie weg! Wir erreichen einen kleinen See an dem sich viele Wasservögel tummeln. In der Mitte – halb verdeckt durch Wasserlilien – befindet sich ein Hippo. Auf dessen Kopf steht sehr dekorativ ein Kuhreiher. Am anderen Ufer kommt jetzt langsam und bedächtig ein älterer Elefantenbulle zum Trinken.
Weiter geht es auf der Buckelpiste, wir durchqueren ausgetrocknete Bachbetten, fahren durch Akazienwälder und Mopanebuschwerk und erreichen fast pünktlich um 12:00 den oberen Rand der Cliffs. Die Aussicht ist atemberaubend! Vor uns fällt die Wand senkrecht zum Fluss hin ab und wir schauen weit ins Land hinein. Das rote Gestein leuchtet in der Mittagssonne und ein Felsenturm in der Nähe sieht aus wie ein gerade gezogener Backenzahn. Leider herrscht brütende Hitze und wir haben keinen Schatten weit und breit. Deshalb halten wir uns nicht sehr lange auf.







Wir fahren bergab, überqueren den Lundi River und erreichen einen Campingplatz am Flussufer mit bester Sicht auf die Cliffs, diesmal von der gegenüberliegenden Seite. Im Schatten großer Bäume machen wir unsere Mittagspause mit Sandwiches und köstlich kühlen Getränken. Beim Gespräch mit südafrikanischen Campern erfahren wir, dass es weiter unterhalb absolut unmöglich ist den Fluss zu durchfahren, also sind wir gezwungen die gleiche Route die wir gekommen sind auch wieder zurückzufahren.





So durchfahren wir wieder den Lundi, „klettern“ wieder die Cliffs hoch und schaukeln durch den dichten Busch. Irgendwann am späten Nachmittag passieren wir die Station der Ranger und können am gegenüberliegenden Ufer die Lodge erahnen. Allerdings haben sich unsere Gastgeber etwas ausgedacht. Als wir den Fluss durchqueren ist an einem sandigen Abschnitt des Flusses ein Tisch mit Stühlen aufgebaut. Hier können wir uns hinsetzen, einen Sundowner zu uns nehmen und in aller Ruhe den Sonnenuntergang erleben. Ich kann nicht anders, ich sauge die kühle afrikanische Luft in meine Lungen und seufze einmal aus tiefstem Herzen. Afrika hat mich sich noch ein Stück tiefer in meine Seele eingegraben!
In der Dämmerung nähern sich zwei einheimische Frauen und durchqueren den Save River zu Fuß. Am nächsten Morgen erfahren wir von Clive, dass er beim morgendlichen Besuch am Fluß drei Krokodile gesehen hat. Die haben sich genau an der Stelle niedergelassen an der die einheimischen Frauen am Vorabend den Fluss passierten.
Wir genießen das Dinner bei interessanten Gesprächen, dann ist es Zeit ins Chalet zu gehen und die Sachen zu packen. Schließlich brechen wir am nächsten Morgen zu neuen Abenteuern auf.





30.04.12 Montag

Wie immer sind wir kurz vor Sonnenaufgang wach, genießen noch einmal die weite Sicht über den Fluss, gehen zum Frühstück und bereiten dann unsere Abfahrt vor. Nach herzlicher Verabschiedung rumpeln wir wieder die Schotterstrasse zurück bis zur A10, biegen nach Westen ab und biegen bei Nandi auf eine Seitenstrasse ab, die uns Richtung Norden führt.



. Ungefähr 30 km können wir uns noch an einer ruhigen Fahrt auf einer gut erhaltenen Teerstrasse erfreuen, dann halten wir vor einer Schranke. Ab hier beginnt ein privates Tierreservat, das Save Valley Schutzgebiet. Verschiedene Eigentümer haben sich zusammen getan und so findet man auf dem Gebiet ein paar Lodges bzw. Zeltcamps. Unser Ziel ist das Sango Eco Camp, nicht zu verwechseln mit dem Sango Camp in Botswana. Wir nehmen noch zwei Ranger an Bord und fahren weiter auf der Rüttelpiste. Eine knappe Stunde später erreichen wir die Senuko Lodge. Diese Lodge wurde durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen und wird gerade neu aufgebaut bzw. saniert. Wir besichtigen die Fortschritte und laden gleichzeitig die zwei Ranger ab. Dann geht es noch einmal 1 ½ Stunden auf die Piste. Wir überqueren unter anderem einen Fluss auf einer schmalen, halb zerstörten Brücke bis wir nach etwa 300 Tageskilometern gegen 13:30 Uhr an einer Abzweigung erwartet werden.





Guide Dusty bringt uns zu einem Farmgebäude, hier laden wir den Bus aus, verabschieden uns vom Fahrer Sam und fahren mit dem Sango-Safarifahrzeug weiter. Unser Gepäck wird von den Campmanagern direkt ins Camp gefahren. Bald darauf erreichen auch wir das Zeltcamp. Es liegt an einem zurzeit ausgetrockneten Flussbett in einer herrlichen Umgebung. Das sind genau die Zeltcamps die ich liebe. Wir sind dicht am Busen der Natur und müssen trotzdem auf Annehmlichkeiten wie private Dusche und Toilette nicht verzichten.
Wir machen uns kurz frisch und werden zu einem Lunch mit frischen Salaten etc ins Hauptzelt gebeten. Gegen 16:00 brechen wir zu einem Gamdrive auf, aber bereits gegen 18:30 sind wir bei beginnender Dunkelheit wieder zurück und setzen uns ans Feuer. Jetzt ist es Zeit einen Sundowner zu nehmen. Wir packen noch ein paar Dinge aus, haben um 19:30 ein feines Dinner und ziehen uns bald in unsere Gemächer zurück. Wir hatten einen heißen anstrengenden Tag und freuen uns auf eine kühle Nacht im Zelt. In der Nacht werden wir von nahem Löwengebrüll geweckt, dann stimmen die Schakale ein. Die Buschmusik wiegt uns in den Schlaf.



01.05.12 Dienstag

Um 05:45 werden wir mit einem Tee geweckt. Wir duschen kurz und gehen zum Hauptzelt. Guide Dusty ist sich sicher dass die Löwen in der Nähe sind, deshalb brechen wir heute früh zu Fuß auf, um die Katzen vielleicht aufzuspüren. Dusty lädt sein Gewehr und los geht es, wie einer dicht hinter dem anderen in einer Reihe. Wir durchqueren das ausgetrocknete Flussbett und finden frische Löwenspuren. Kein Wunder dass das Gebrüll heute Nacht so laut war.
Wir wandern weiter durch den Busch, plötzlich hebt Dusty die Hand und wir bleiben sofort stehen und ducken uns. Nicht weit entfernt zieht ein Elefantenbulle seines Weges. Zum Glück steht der Wind für uns günstig denn Dusty erkennt schnell dass sich der Bulle in der Musth befindet. Einem übel gelaunten Eli zu Fuß zu begegnen ist nicht unbedingt unser Ziel, deshalb halten wir brav Abstand. Ein Stück weiter kämpfen Impalaböcke miteinander. Wir haben ja Herbst im südlichen Afrika, da ist die Brunftzeit bei den Antilopen angesagt. Die Böcke sind so beschäftigt dass wir uns ziemlich nah anschleichen können. Es knallt laut wenn ihre Hörner aufeinander krachen. Dusty kann auf der Sandpiste die Löwenspuren erneut entdecken. Wir folgen ihnen, dann biegen sie ab in dichten Busch. Langsam und so lautlos wie möglich bewegen wir uns vorwärts. Wir können spüren wie Dustys Sinne bis aufs äußerste geschärft sind. Kein Zweifel, die Löwen sind in der Nähe. Plötzlich hören wir ein Geräusch. Unser Guide erkennt es als leises Knurren. Er möchte – mit uns unerfahrenen im Schlepptau – nicht noch tiefer in das unübersichtliche Gelände vordringen. Also ändern wir unsere Richtung abermals und laufen wieder zum Camp zurück. Nach einem kräftigen Frühstück geht es mit dem Geländewagen auf die Piste. Im Sango Gebiet sind die Tiere etwas weniger scheu als im Gonarezhou NP obwohl es hier eine angrenzende Jagdkonzession gibt. Während wir das Gebiet abfahren um ein paar richtig alte Baobabs zu besichtigen sehen wir eine Giraffe nach der anderen, Impalas, Gnus, Zebras, Eland Antilopen und Paviane kreuzen unseren Weg, wir spüren Nyalas, Warzenschweine und Hornraben (Ground Hornbill) auf und erreichen einen See mit vielen Wasservögeln und ein paar Hippos darin. Durch schöne Landschaften geht es zum Lunch ins Camp zurück.





Nach einer Siesta fahren wir hinaus um die Sango Lodge zu besichtigen, schließlich sind wir ja nicht (nur) zum Spaß hier! Die Lodge ist eher im hochpreisigen Segment einzuordnen, also ziemlich luxuriös. Auf der Rückfahrt wird es bereits dunkel und ich kann noch ein paar nette Bilder von Baobabs und Akazien in der Dämmerung machen. Dann erreichen wir das Camp, fahren jedoch weiter zu einer ganz in der Nähe gelegenen Wasserstelle. Hier hat man ein Feuer gemacht, Tische und Stühle aufgebaut und alles ist bereit für ein Buschdinner in der freien Natur. Im Hintergrund können wir Elefanten und andere Tiere an der Wasserstelle erkennen während wir es uns bei einem feinen Dinner und kühlem Weißwein gut gehen lassen. Nicht schlecht!.
Aber auch der schönste Abend geht einmal zu Ende und wir lassen uns wieder in Camp fahren.

--- wird fortgesetzt --- ;)





Anhang:
Letzte Änderung: 13 Mai 2012 18:14 von leofant.
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14 Mai 2012 14:00 #235693
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  • Erika am 14 Mai 2012 14:00
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Hallo Leofant

Wie schön, zur Abwechslung mal ein sehr interessanter Reisebericht von Zimbabwe :kiss: . Ganz herzlichen Dank auch für die supertollen, stimmungsvollen Bilder. Warte mit Spannung auf die Fortsetzung!

Grüessli
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
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17 Mai 2012 07:37 #235993
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  • leofant am 13 Mai 2012 17:53
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so, habe mich (trotz einer Menge Büroarbeit) zwischendurch mal wieder vor den
PC gesetzt und etwas aufgeschrieben. Da ich ziemlichen Zeitdruck habe möchte ich
Euch bitten die vielen Wortwiederholungen und grammatikalischen Fehler großzügig
zu übersehen :(

TEIL 3

02.05.12 Mittwoch

Unsere letzte Nacht in Sango ist vom Grollen der Löwen erfüllt. Sie scheinen sich wieder im Flussbett nebenan aufzuhalten. Unsere Reisegefährtinnen, die etwas weiter weg untergebracht sind, werden noch zusätzlich von einem Eli „belästigt“. Er steht in unmittelbarer Nähe zum Zelt und reißt mit krachendem Geräusch Äste von den Bäumen.
Um 05:00 stehen wir auf, denn wir wollen um 06:00 das Camp verlassen. Nach einem kurzen Frühstück werden wir zum Haupthaus gebracht. Dort wartet der Bus auf uns. Fahrer Sam hat das Gepäck schnell verstaut, wir verabschieden uns, um wieder Richtung Süden zur A10 zu fahren. Wir rumpeln die staubige Piste entlang und erreichen gegen 09:00 die Schranke und damit den Anfang der Teerstrasse. Von hier aus sind es noch knapp 30 km zur A10. Wir biegen bei Nandi in östliche Richtung ab um ein paar Kilometer später bereits die Einfahrt zum Malilangwe Private Gamereserve zu erreichen. Wir passieren das Tor und nach 10 Minuten Fahrt wartet ein Safarifahrzeug an einem Seitenweg, um uns zur Lodge zu lotsen. Wir folgen ihm durch einen Wald, dann führt der Weg auf einen Granithügel. Wir sind am Gästeparkplatz angelangt. Man erwartet uns bereits und lädt das Gepäck auf einen elektrischen Golfwagen um. Dann laufen wir zum Empfang und werden mit feuchten Tüchern und einem kühlen Saft begrüßt.

Wir sind am teuersten Platz unserer Reise angekommen. Es ist die Singita Pamushana Lodge, eine Wohlfühl-Oase für Reiche und Prominente. Ich sehe schon, wie die Afrika-Puristen die Zähne fletschen und mich fragen: Wieviel Luxus braucht der Mensch? Hat das noch etwas mit dem „echten“ Afrika zu tun? Wie groß muss ein Bungalow sein, wenn man doch eigentlich den ganzen Tag draußen ist?
Hmmm, berechtigte Fragen. Trotzdem haben wir uns dort wohl gefühlt. Es ist auch mal ganz angenehm auf einer großen Terrasse mit Privatpool zu sitzen. Der Blick schweift vom Granithügel hinunter zu einem See, auf der rechten Seite blickt man über tausende buntgefärbte Bäume weit ins Land (es ist ja Herbst), die Hippos im See grunzen, die Rufe der Schreiseeadler werden von den Hügeln als Echo zurück geworfen und die einzigen Sorgen die man hat sind die, ob man jetzt die Außendusche oder die Innendusche (beide mit Blick auf die tolle Landschaft) benutzen sollte und ob man vielleicht einen Weißwein oder doch lieber einen Rose´ trinken sollte. Die Räumlichkeiten sind großzügig, alles ist bis ins kleinste Detail stimmig dekoriert, man kann es sehr gut hier aushalten. Immerhin hat in unserem Bungalow Nr. 3 schon Shakira genächtigt :whistle:

Nachdem wir eine Einführung von Jason, dem symphatischen Manager und seinen zwei hübschen Assistentinnen erhalten haben, werden wir zu unseren Bungalows geführt. Wir bekommen noch ein paar Erklärungen über die Besonderheiten der Lichtschalter etc, dann lässt man uns allein. Wir duschen in der Außendusche und packen rasch aus, denn inzwischen ist es 12:00 und wir haben schon wieder Hunger bekommen. Das Essen ist (natürlich) vom feinsten, danach nehmen wir uns noch ein Glas Wein mit und machen es uns auf der Privatterrasse bequem. Man liegt im Liegestuhl, schaut über die Landschaft und träumt… wirklich herrlich!
Um 15:00 laufen wir zum großen Pool, dort treffen wir uns zum Tee bevor es endlich hinaus in den Busch geht. Am Eingang werden wir gebeten einen Bogen zu laufen. Der Grund: Im Blumenbeet gegenüber hat sich eine Speikobra gezeigt. Man möchte verhindern, dass sich die Gäste in Gefahr bringen. Ja, das wilde Afrika macht auch vor einer Luxuslodge nicht halt!
Wir fahren los, ein paar Meter vom Parkplatz entfernt werden wir von einer Gruppe Nyalas beobachtet. Wir schauen ihnen beim Fressen zu. Weiter geht es die Schotterstraße entlang. Wenn man nicht ganz genau hinschaut könnten wir auch durch einen bunten Herbstwald bei uns im Vordertaunus fahren, viel Unterschied ist da nicht zu erkennen. Nach ein paar Minuten erreichen wir einen Damm. Das aufgestaute Wasser dient den Tieren als Wasserreservoir. Zwei relativ junge Elefantenbullen knabbern an den Büschen und lassen sich von uns nur kurz irritieren, dann wird weiter gefressen. Allerdings behalten sie uns ständig im Auge. Uns fällt auf, wie zierlich Elefanten doch wirken können, wenn sie vor einem riesigen Granitblock stehen! Wir fahren durch ein Wäldchen, am Rand steht ein stolzer Kudubulle mit imposantem Gehörn. Er schaut uns mit strengem Blick an und präsentiert seine Hörner von allen Seiten. Zebras und Impalas gesellen sich dazu. Auf der anderen Seite steht eine Gruppe Giraffen und frisst. Es knackt im Wald und dann kommt eine Büffelherde langsam und argwöhnisch sichernd aus dem Unterholz. Immer wieder starren sie uns an, sie sind sich nicht im Klaren darüber, ob wir eine Gefahr bedeuten oder nicht. Aus einem roten Termitenhügel ragt ein abgestorbener Baum auf. Auf einem toten Zweig sitzen ein Reiher und ein Löffler sehr dekorativ in der Nachmittagssonne. Aber was will der Löffler hier? Ich finde diese Vögel gehören ans Wasser. Wir schrecken einen Sekretär auf. Er nimmt Anlauf und fliegt ein paar Meter davon. Nach der Landung macht er einen langen Hals um uns genau zu beobachten. Dann treffen wir auf eine Gruppe Breitmaulnashörner. Wir zählen durch und können es gar nicht glauben. Es sind immerhin 9 Tiere! Alle haben noch ihre kompletten Hörner, ich hoffe das wird auch noch lange, lange so bleiben. Wir wissen dass die Landeigner eine große, gut ausgebildete Truppe von Wächtern bezahlen, damit diese Rhinos eine Chance haben, nicht abgeschlachtet zu werden. Aber ob das auf Dauer möglich ist? Erst beim Auswerten der Fotos fällt mir auf dass alle Rhinos gelbe, nummerierte Ohrenmarken trage. Das erinnert mich stark an unsere heimischen Kühe und nimmt ihnen augenblicklich etwas von ihrer Wildheit. Sorry, liebe Rhinos, aber so ist es.
Und immer wieder laufen uns Giraffen über den Weg, davon gibt es hier reichlich. Dann erhalten wir einen Funkspruch. In der Nähe sind Löwen und ein anderes Fahrzeug benötigt unsere Hilfe. Wir fahren zu der angegebenen Stelle. Tatsächlich liegen dort drei halbwüchsige Löwen. Sie können sich schon locker selbst ernähren, aber gefährlich sehen sie nicht gerade aus, eher schüchtern. In der Nähe der Löwengruppe steht das zweite Fahrzeug mit einer italienischen Familie. Der Fahrer ist ausgestiegen und macht sich am rechten Vorderrad zu schaffen. Dann sehen wir das Malheur, er hat einen Plattfuß. Allerdings funktioniert der Wagenheber nicht. Die italienische Mutter im Wagen ist kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Sie war noch nie in Afrika, steht (bzw. sitzt) jetzt quasi hilflos auf dem Präsentierteller und erwartet sekündlich einen Angriff der ach so gefährlichen Raubkatzen. Ihre beiden Kinder in jugendlichem Alter provozieren die Mutter auch noch mit „Buhhhh! Ich bin ein Löwe“ und ähnlichen Dingen. Wir parken so dass unser Fahrzeug dem „Mechaniker“ zusätzlichen Sichtschutz vor den Löwen gibt. Dann steigt unser Fahrer mit Wagenheber aus und ruck, zuck ist der Reifen gewechselt. Die Löwen haben sich in der Zwischenzeit keinen Millimeter gerührt. Warum sollten sie auch?
Schon beginnt es zu dämmern. Wir fahren ein Stück weiter und steigen aus um die untergehende Sonne mit einem Gin Tonic oder Weißwein zu verabschieden. Bald ist es dunkel und wir fahren zur Lodge zurück. Wir sitzen zu acht auf einer separaten Terrasse, nur der afrikanische Sternenhimmel ist über uns. Unser Fahrer Sam und ich haben uns inzwischen verbrüdert. Das Dinner ist hervorragend und wir genießen diesen Abend ganz besonders, denn am nächsten Tag geht es schon wieder auf Tour. Ach ja, ich wollte noch bemerken dass wir auf einer Infotour waren. Das heißt wir haben keine "Originalpreise" bezahlt. Die wären mir dann doch um einiges zu hoch.



Blick aus unserem Badezimmer auf Pamushana



Unsere private Terrasse



Unterwegs in Malilangwe





Rhino mit Ohrenmarke





03.05.12 Donnerstag

Nach einer ruhigen Nacht werden wir auch hier von den Rufen eines Fisheagle geweckt. Ich gehe auf die Terrasse und lasse den Tagesanbruch auf mich wirken. Während der See unter mir noch im Dunkeln liegt kann ich auf der rechten Seite über den Hügeln die intensive Morgenröte bewundern. Es dauert nicht lange und da lugt auch schon die Sonne über den Horizont und geht mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihren täglichen Weg über den Himmel. Das ist unser Startsignal. Wir packen unsere Sachen und gehen zum Frühstück. Heute muss alles ein wenig schneller gehen, denn wir haben eine Strecke von über 500 km vor uns und möchten bei Tageslicht im Big Cave Camp ankommen.
Um 08:15 sind wir auf der Piste. Schade, Ruth und ich hätten uns drei weitere Nächte auf Pamushana durchaus vorstellen können. Unser Game Drive am Nachmittag hatte mir gezeigt dass dieses Gebiet sehr wildreich sein muss und ich hätte mich natürlich über einige schöne Motive gefreut.

Nach einer Irrfahrt auf den zahlreichen Wegen erreichen wir die breite Schotterstraße, die uns wieder auf die A10 führt. An der Kreuzung angekommen wenden wir uns nach Westen. Wir folgen der A10 bis Ngundu, fahren auf der A4 nach Norden, biegen ab nach Chivi und erreichen die A9. Jetzt geht es über Zvishavane Richtung Bulawayo. Gegen 15:00 passieren wir einen meiner Lieblingsorte mit dem Namen „Mbalabala“. Eine Stunde und zwei Polizeikontrollen später kurven wir durch Bulawayo und weiter geht es auf der A7 bis Figtree. Ein letztes Mal verlassen wir die Hauptstrasse , um gegen 17:00 im Big Cave Camp am Rande des Matobo NP unsere Tagestour zu beenden.
Das Camp liegt inmitten von Hügeln die teilweise mit wirklich riesigen Steinbrocken „dekoriert“ sind. Auch die Häuschen des Camps sind aus Stein gebaut und passen sich sehr gut der Gegend an. Witzigerweise hat unsere Unterkunft den Namen „Mbalabala“. Wir packen unsere Sachen aus, nehmen eine kurze Dusche und setzen uns mit einem Glas kalten Weißwein auf die Veranda des Haupthauses. Es wird dunkel, die Venus ist sehr gut zu erkennen und nur wenige Minuten später zeichnen sich die einzelnen Sternbilder am Nachthimmel ab. Bei milden 18 Grad genießen wir unseren Logenplatz im großen afrikanischen Freiluftkino. Gegen 19:30 wird das Dinner serviert, dann ziehen wir uns zurück. Die lange Fahrt im heißen Bus hat uns ziemlich müde gemacht. Es ist schon toll wie unser Fahrer Sam die bisherigen Etappen Stunde um Stunde am Lenkrad gemeistert hat und abends trotzdem noch mit bester Laune neben mir sitzt. Ich freue mich immer wieder ihn als Reisegefährten (und als zweiten Mann in der Gruppe) an meiner Seite zu haben.
Selbstverständlich öffne ich die Balkontüren um ja keine Gerüche und Geräusche der afrikanischen Nacht zu verpassen. Vor Mücken haben wir keine Angst, die haben uns meistens in Ruhe gelassen. Unsere Stiche während der gesamten Reise können wir an einer Hand abzählen. Diesen Preis zahlen wir gerne für das intensivere „Nachterlebnis“.










04.05.12 Freitag

Kurz vor Sonnenaufgang verlasse ich unser Häuschen um auf den „Buckel“ des Granithügels zu gelangen. Von hier aus hat man einen super Ausblick auf die Landschaft und kann die komplette Farbpalette der Morgenröte bewundern. Ich drehe mich um die eigene Achse und blicke in sattgrüne Täler. Auf den zahlreichen Hügeln „liegen“ interessant geformte, riesige Steinblöcke herum, bei der Interpretation der Formen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Bald geht die Sonne auf und kündigt einen weiteren schönen und heißen Tag an.

Wir wollen vor dem Frühstück einen einstündigen Erkundungsgang durch die nähere Umgebung machen. Unser Guide Sam (Nummer 2) ist zwar nicht hier aufgewachsen, kennt sich aber trotzdem bestens aus. Es wird ein kurzweiliger Rundgang auf dem wir eine Menge Informationen über die Pflanzenwelt und deren Heilkraft erhalten. Den Höhepunkt bildet der Besuch einer Höhle mit Felsmalereien. An dieser Stelle bekommen wir noch etwas Geschichtsunterricht, unter anderem erfahren wir dass der berühmte Shaka Zulu aus Südafrika um das Jahr 1820 bis in diese Regionen vorgedrungen ist, um die Bewohner zu unterwerfen.
Nach dem Frühstück treffen wir Andy. Mit ihm wollen wir heute in den Matobo (Matopos) NP fahren um zu Fuß vielleicht ein Rhino aufzuspüren. Andy begrüßt uns mit einem Händedruck an den wir noch die nächsten drei Tage erinnert werden sobald wir unsere rechte Hand benutzen wollen. Nach diesem Händedruck ist mir klar: Andy kann zur Not auch ein wildes Rhino erwürgen! Wir schwingen uns in das Allradfahrzeug und fahren ca. 20 Minuten zum Eingang des Parks. Die Ranger des Parks können leider von keiner aktuellen Sichtung eines Nashorns berichten, also kurven wir über die Pisten und Andy beäugt kritisch die verschiedenen Rhinotracks. Sobald er das Gefühl hat die Spur wäre frisch, verlassen wir das Fahrzeug und laufen – wie in der Vergangenheit oft geübt - in einer Reihe so lautlos wie möglich durch den Busch. Außer ein paar Impalas und Warzenscheinen bekommen wir allerdings nichts zu sehen, trotzdem macht es viel Spaß durch den Busch zu laufen und die imposanten Granitformationen zu bewundern, zumal Andy uns die Spuren der verschiedenen Tiere ausführlich erklärt. Nach einer längeren Wanderung erreichen wir einen See. Langsam nähern wir uns dem Ufer, aber die Hippos, die wir in einiger Entfernung sehen, haben uns bereits entdeckt und laufen ins Wasser. Ganz zum Schluss steht noch eine Hippomama mit ihrem klitzekleinen Baby am Ufer, dann taucht auch sie ab, das Baby im Schlepptau. Unser Guide erzählt uns ein paar Hippo-Geschichten, plötzlich lösen sich drei Tiere aus der Gruppe und schwimmen direkt auf uns zu. Bevor sie das Ufer erreicht haben gibt Andy uns einen knappen Befehl: „Go, go, go!“ Wir reagieren sofort und verlassen das Ufer. Uns ist klar dass er einen handfesten Grund hat uns vom Ufer wegzulotsen. 20 Meter weiter gibt er Entwarnung. Tatsächlich stoppen die Hippos, beobachten uns aber genau. Andy erklärt uns, dass die Hippos – wenn sie der Meinung sind wir bedrohen das Baby – sehr wohl an Land kommen um uns zu vertreiben. So weit wollen wir es natürlich nicht kommen lassen.
Andy zeigt auf einen Granitblock am Ufer gegenüber. „Ich werde jetzt den Wagen holen, aber ihr müsst nicht den ganzen Weg zurück laufen. Setzt Euch einfach auf diesen Felsen und genießt die Umgebung.“ Gesagt, getan. Während Andy im Busch verschwindet umrunden wir die Spitze des Sees und lassen uns auf dem Granitblock im Schatten eines Baumes nieder. Die Hippogruppe hat sich inzwischen beruhigt und döst vor sich hin. Leider haben inzwischen zahlreiche Fliegen erkannt dass es sich bei uns um lohnende Opfer handelt und so können wir keine Sekunde sitzen ohne mit wedelnden Händen die Plagegeister zu vertreiben. Irgendwann hören wir ein Motorengeräusch und dann hält auch schon unser „Chauffeur“ neben uns. Wir holen unsere Picknickpakete um zu essen, das gefällt den Fliegen sehr gut!
Es ist Mittag geworden, wir fahren aus dem Park und besuchen ein Dorf in der Nähe. Zunächst werden wir in die Hütte des Dorfchefs „Pondo“ eingeladen. Pondo ist schon über 80 Jahre alt, er ist aber immer noch erstaunlich „gut in Schuss“. Er freut sich sehr, dass wir einen Einheimischen (nämlich „unseren“ Sam) dabei haben, das betont er immer wieder. Wir sitzen in seiner Hütte und er erzählt uns aus seiner Vergangenheit. Dabei benutzt er eine spezielle Sprache, Lapa-Lapa genannt (Ich hoffe ich habe es richtig geschrieben). Das ist ein Mix aus verschiedenen Sprachen, auch englische Wörter kommen darin vor. In dieser Sprache hat man sich früher mit den Muzungus (also den Europäern) verständigt. Andy und Sam sind in der Lage für uns zu übersetzen, deshalb können wir den Erzählungen gut folgen. Pondo erzählt sehr anschaulich, unter anderem von einem (für ihn) fast tödlichen Zusammentreffen mit einem Leoparden. Er zeigt uns seine – immer noch gut sichtbaren – Narben und berichtet, dass die Weißen im Krankenhaus erst einmal gefragt hätten ob der Leopard noch am Leben sei, dann hätte man sich auch um ihn gekümmmert.
Vor der Hütte haben sich einige Dorfbewohner versammelt um für uns zu tanzen, dann dürfen wir uns aus dem reichhaltigen Angebot der örtlichen Dorfboutique bedienen. Allerdings muss ich sagen dass man uns zu keiner Zeit in irgendeiner Weise gedrängt hat etwas zu kaufen. Alles lief sehr entspannt ab.
Andy hat im Schatten eines Baumes inzwischen unseren Mittagstisch mit knackigen Salaten usw. vorbereitet. Dann fahren wir weiter durch den Busch, immer auf der Suche nach frischen Rhinospuren. Wir halten an, laufen querfeldein, die Spur verliert sich. Also geht es wieder zurück zum Wagen und wir probieren es an einer anderen Stelle, sind aber leider erfolglos. Irgendwann erreichen wir eine Stelle an der sich ein komplettes Rhinoskelett befindet. Das Tier wurde von Wilderern getötet, sie haben nur das Horn mitgenommen. Die Größe des Rhinoschädels ist schon sehr beeindruckend.
Wir steigen in das Fahrzeug und folgen ein paar Sandwegen. Bald darauf erreichen wir einen Parkplatz unterhalb einiger gewaltiger Granitblöcke. Wir klettern einen Pfad hinauf und stehen in einer großen Höhle. Eine Wand ist voll von Tierzeichnungen, sie sind immer noch sehr gut erhalten. Das liegt wohl an der geschützten Stelle hier. Andy kann uns eine Menge Informationen zu diesen Zeichnungen geben denn er hat einen Freund der sich als Wissenschaftler mit genau diesen Höhlenmalereien beschäftigt hat. Allerdings müssen wir immer mit einem Auge auf einen besonderen „Feind“ achten. Es sind wilde Bienen die hier ihr Nest gebaut haben. Sollten sie zu dem Schluss kommen dass wir Eindringlinge eine Gefahr für sie sind dann könnte es ganz schnell ziemlich ungemütlich für uns werden.
Am späten Nachmittag versuchen wir noch einmal ein Rhino aufzuspüren, aber es gelingt uns nicht. Trotzdem haben diese Wanderungen Spaß gemacht, mit Andy vergeht die Zeit wie im Flug. Um kurz vor 18:00 Uhr verlassen wir den Park und fahren wieder zum Camp zurück. Andy verabschiedet sich mit einem sehr kräftigen Händedruck, wir werden ihn (sowohl Andy als auch seinen Händedruck) bestimmt noch länger in Erinnerung behalten. Wir ziehen uns um und erscheinen schon bald wieder zum Dinner. Auch heute bleiben wir nicht sehr lange sitzen, der Tag hat uns ziemlich geschafft. Kaum haben wir uns ins Bett gelegt sind wir auch schon eingeschlafen.

--- wird fortgesetzt ---



Big Cave Camp







Letzte Änderung: 17 Mai 2012 07:45 von leofant.
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17 Mai 2012 09:42 #236015
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  • KarstenB am 17 Mai 2012 09:42
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Hallo leofant,

vielen Dank für Deinen spannendne Bericht und die tollen Fotos. Aber Dir ist schon klar, dass Du hier übel Neid erregst? :sick:
Im Bett von Shakira!!!:blush:
Aber wegen der Erinnerungen, die Du heraufbeschwörst, sei Dir vergeben! B)
Einmal natürlich Erinnerungen an Zimbabwe. Wir waren '95 und '97 da, vor dem großen Chaos. Unter anderem waren wir auch im Gonarezhou NP. Schon damals waren die Tiere sehr scheu und verstört, Erklärung allerdings: Wilderer aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Mozambique.
Und eine Erinnerung an meine erste Afrikareise '92: Im Ngorongoro
Krater waren wir mit 2 Fahrzeugen unterwegs. Das eine Fahrzeug bleibt bei einer Flussdurchquerung stecken. Nun, wir sind raus, um das Auto anzuseilen, als unser Guide uns zur Eile ermahnt. Wieso das, wir sind doch in Afrika? "Lions over there!" Ach, tatsächlich, 25 m von uns liegt eine Gruppe Löwen. Ja, man kann nicht auf alles achten ... :whistle:

LG aus dem inzwischen wieder regnerischen Hamburg,

Karsten
Infos NordTZ 22 www.namibia-forum.ch...juli-22.html?start=0
RB Kenia 2020 www.namibia-forum.ch...pt-2020.html?start=0
Reisebericht Südtanzania 2013 www.namibia-forum.ch...lft-nicht-immer.html
Kurzbericht 7 Wochen Nam-Bots 2012 www.namibia-forum.ch...wochen-nam-bots.html
Bericht Zimbabwe 1995: ... 30 Tage Gefängnis www.namibia-forum.ch...tage-gefaengnis.html
Reisebericht 2008: 18 Nights in the Bush - ha-ha-ha www.namibia-forum.ch...e-bush-ha-ha-ha.html

Nordtansania Feb. 2015 - Kein RB www.namibia-forum.ch...imitstart=0&start=12]
Walking Safari Zimbabwe 97 www.namibia-forum.ch...ri.html?limitstart=0
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21 Mai 2012 18:05 #236490
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  • Rajang am 21 Mai 2012 18:05
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Hallo Leofant,

Hochaktuell Dein Bericht! Besten Dank für Deine Bemühungen. Bin im Moment am Suchen für einen Trip nach ZIM nächstes Jahr. Da kommt Dein Reisebericht 'wie bestellt'!

Gruss und Dank
Rajang
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21 Mai 2012 18:21 #236495
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  • leofant am 13 Mai 2012 17:53
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jaaaaa ! ich freue mich wenn ich dem einen oder dem anderen etwas zum träumen geben kann,
keine Frage :)
Irgendwie habe ich gerade ziemlich viel am Hals, aber ich wollte unbedingt mit dem Bericht fertig werden. Deshalb kommt jetzt der letzte Teil. Hoffentlich klingt er nicht irgendwie lieblos "hingenudelt" !

Teil 4

05.05.12 Samstag

Im Morgengrauen laufe ich noch einmal auf die Hügelkuppe, um den Sonnenaufgang zu sehen, dann packen wir unsere Sachen, nehmen ein Frühstück zu uns, verabschieden uns von unseren Gastgebern und sitzen um 07:45 wieder einmal in „unserem“ Bus um ein neues Ziel anzusteuern. Die heutige Strecke wird ca. 360 km lang sein. Wir fahren zunächst nach Bulawayo, dort besichtigen wir noch ein Guesthouse unter schweizer Leitung. Hier treffen wir auf äußerst nette Gastgeber, die uns (morgens gegen 10:00) erst einmal „zwingen“ ein Stück Torte zu essen. Wir erfahren, dass es seit neuestem in Bulawayo einen Bäcker gibt, der hervorragende Torten herstellt. Unser Urteil: Stimmt! Auch wenn wir uns in der Parrot Lodge sehr wohl fühlen, wird es Zeit aufzubrechen.
Wir passieren Bulawayo und nehmen die A8 in nördlicher Richtung. Wir spulen Kilometer um Kilometer ab, gegen 13:00 Uhr erreichen wir das „Half Way Hotel“. Hier gibt es überdachte und damit schattige Picknicktische im Freien. Unser Fahrer Sam hat ein Abkommen mit dem Manager. Wir kaufen unsere Getränke vor Ort, dafür dürfen wir unsere Lunchpakete draußen im Schatten verzehren. Plötzlich kommt ein etwa 12-jähriger Junge schüchtern an unseren Platz. Sam begrüßt ihn und sie unterhalten sich auf Shona.
Sam erklärt uns, dass dieser Junge keine Eltern mehr hat und bei seinem Großvater lebt. Der Großvater schnitzt Figuren, die sein Enkel in der Freizeit an der Raststätte verkauft. Wir haben Sam auf unserer Tour menschlich sehr schätzen gelernt und wir haben keinerlei Grund an dieser Geschichte zu zweifeln. Deshalb legen wir ein paar Dollar zusammen und überreichen sie dem Jungen. Damit ist sein Schulgeld für die nächsten Monate gesichert! Patrick kann erst gar nicht verstehen wie ihm geschieht. Ich schaue ihn einigermaßen streng an und sage ihm, dass er aber bitte keine Süssigkeiten von dem Geld kaufen, sondern es wirklich für die Schule verwenden soll. Da geht ein glückliches Lächeln über sein Gesicht und er nickt heftig. Er bekommt noch ein paar Bonbons und wird „entlassen“.
Wir aber müssen weiter auf Piste. Als wir an Patrick vorbei fahren hört er gar nicht mehr auf, uns nachzuwinken. Eine knappe Stunde später erreichen wir die Abzweigung zum Hwange NP, die restlichen 25 km zum Main Camp sind nur noch ein Kinderspiel. Hier werden wir bereits erwartet. Bevor wir unsere letzte Etappe mit einem offenen Geländewagen starten können wird unser Bus noch in einem abgesperrten Areal untergebracht, denn die nächsten 3 Nächte sind wir ohne eigenes Fahrzeug im Hwange unterwegs. Dann geht es endlich durch die Schranke und unser Gamedrive kann beginnen. Unser junger Fahrer erklärt uns, dass wir unterwegs noch einen kleinen Erfrischungsstopp an einer Wasserstelle machen werden , um später dann unsere nächste Unterkunft, nämlich „The Hide“ anzusteuern.
So fahren wir die Piste entlang, machen eine Pause am Wasserloch und beobachten verschiedene Tiere bevor es weiter geht. Gar nicht weit von uns steigt eine dunkle Rauchsäule in den Himmel, unser Fahrer kann nicht sagen ob das Feuer innerhalb oder außerhalb des Parks lodert, auf jeden Fall sieht es bedrohlich aus. Die Crew von „The Hide“ empfängt uns mit einem kühlen Getränk. Wir erhalten von Amanda noch ein paar Infos, dann können wir unsere Chalets beziehen. Von unserer Terrasse aus beobachten wir die Tiere am nahen Wasserloch . Mir gefällt dieser Platz sehr gut.
Gegen 15:30 beginnen wir den Gamedrive am Nachmittag. Wir kurven durch die nähere Umgebung und erspähen die „üblichen Verdächtigen“, jedoch nichts Außergewöhnliches. Gegen 19:00 treffen wir uns an der Feuerstelle zu einem Sundowner, dann dauert es nicht mehr lange bis zum Dinner. Das wird – wie fast immer – gemeinsam für alle Gäste an einem großen Tisch serviert. In der Nacht wird uns der Nachteil unserer Übernachtungsstelle demonstriert. „The Hide“ befindet sich auf einem Areal das der Eisenbahn gehört. Der Vorteil ist, dass es (fast) immer Strom gibt. Der Nachteil ist, dass in der Nacht rangiert wird und die Gleise nicht weit entfernt von der Unterkunft sind. So lauschen wir in der Zeit von 02:00 – 04:00 Uhr keinem Löwengebrüll, sondern dem Brummen einer Diesellok oder dem Scheppern und Quietschen von Güterwagen. Es ist nicht einfach diese Geräusche mit der afrikanischen Wildnis zu verbinden 

06.05.12 Sonntag

Wir lassen uns um kurz nach 06:00 mit einer Tasse Kaffee wecken, denn wir wollen heute früh an einer geführten Wanderung teilnehmen. Sie ist nicht anstrengend und wird auch nur bis ca. 08:00 dauern. Wir sind eine übersichtliche Gruppe von 6 Personen, die sich da zusammenfindet. Unser Guide erklärt noch kurz ein paar Verhaltensregeln, dann geht es auch schon los in den Busch. Naturgemäß halten sich Tierbegegnungen in Grenzen, da uns die Vierbeiner – besonders die Giraffen – schon von weitem entdecken und lieber Abstand halten. Etwas einfacher ist es da sich an Vögel „heranzuschleichen“. Trotzdem tut der Spaziergang gut und es ist immer wieder interessant, wie die verschiedenen Guides ihr Wissen den Gästen vermitteln.
Als wir vom Laufen zurückkommen ist das Frühstück bereits vorbereitet. Bald darauf wartet unser Fahrzeug auch schon auf uns, der Gamedrive kann beginnen. Zunächst folgen wir der Sandpiste bis wir eine Schranke erreichen. Ab hier beginnt der Hwange NP. Unser Fahrer wechselt ein paar Worte mit dem Ranger, trägt uns in ein Buch ein und wir setzen unsere Fahrt fort. Unterwegs sehen wir die „üblichen Verdächtigen“ wie Elefanten, diverse Antilopenarten, Zebras usw. Um die Mittagszeit kehren wir zum Lunch zurück, machen eine kurze Siesta, dann geht es am Nachmittag erneut in den Hwange. In einem Akazienwald stoßen wir auf einen Trupp Elefanten mit vielen Halbwüchsigen. Ich weiß vor lauter Action gar nicht wohin ich die Kamera halten soll. Überall messen die Kleinen untereinander ihre Kräfte und es gibt viel zu lachen.
Später hören wir Funksprüche. Das Feuer ist durch anhaltenden Wind wieder stärker geworden.
Heute Nacht hat uns die Bahn in Ruhe gelassen und wir konnten tatsächlich Löwengebrüll, das Gejaule von Schakalen und die Warnrufe der Paviane ungestört hören.


Bulawayo City-Express


Bulawayo


Überlandtour


The Hide - Blick auf die Wasserstelle


Kritische Blicke


Wolkenkratzer


Wasserböcke mal anders herum

07.05.12 Montag

Am Morgen wiederholen wir die Aktion vom Vortrag, das heißt erst nehmen wir an einer Wanderung teil, dann gibt es Frühstück. Danach packen wir unsere Sachen zusammen und gegen 10:00 Uhr wird alles im Fahrzeug verstaut, denn heute verlassen wir The Hide. Wir verabschieden uns von der Crew, rollen durch das Areal und passieren wieder die Grenze zum Hwange NP. Bald erreichen wir einen verbrannten Streifen. Hier wurde vergangene Nacht ein Gegenfeuer entfacht , um eine Brandschneise zu schaffen. Dadurch soll es dem Buschfeuer schwerer gemacht werden sich auszubreiten.
Eine Stunde später erreichen wir den Rastplatz „Kennedy 1“. Hier werden wir bereits von einem Fahrer des „Somalisa“ Camps, unserer nächsten Station im Hwange, erwartet. Schnell wird unser Gepäck umgepackt, dann starten wir mit unserem „neuen“ Guide Michael unsere Fahrt nach Somalisa. Wir fahren schön langsam, dadurch gerät die Transferfahrt zu einem netten Gamedrive. In der Nähe des Camps können wir sogar eine Gruppe Säbelantilopen mit Nachwuchs entdecken. Wir halten an einem Wasserloch und schauen zwei Elefantenbullen zu. Es geht – scheinbar spielerisch – um die Frage wer zuerst das frische heraufgepumpte Wasser trinken darf. Elis stellen sich nicht einfach an das Wasserloch um zu trinken, nein! Sie sind immer auf der Suche nach der Quelle des Wassers. Dort schmeckt es den grauen Riesen eindeutig am besten, deshalb gibt es hin und wieder Diskussionen um die Reihenfolge beim Trinken, auch wenn am eigentlichen Wasserloch genügend Platz für alle wäre.
Wir kommen gegen 14:00 an. Die Manager erwarten uns bei einem leckeren Mittagessen mit knackigen Salaten. Zu unserer Überraschung gesellt sich auch Beks, der Mitbesitzer des Camps, zu unserer Runde. Er ist zufällig auch hier und wird heute von einem englischen Journalisten interviewt und fotografiert. Wir kennen Beks bereits seit zwei Jahren. Ich stelle fest , dass er – wie immer – sehr freundlich und zuvorkommend ist. Während wir uns noch unterhalten formieren sich draußen die ersten Darsteller zum großen Theaterstück. Ich entschuldige mich, stecke schnell das richtige Objektiv auf meine Kamera und beeile mich um einen Logensitz am „Pool“ zu bekommen. Den Swimmingpool des Somalisa Camps haben die Elefanten nämlich schon seit längerer Zeit zur Tränke umfunktioniert, Badegäste gibt es hier deshalb keine, wohl aber jede Menge Elis, die sich hier zum Trinken und zu einem Schlammbad am Wasserloch nebenan versammeln. Ich setzte mich mit gekreuzten Beinen auf die Plattform an den Rand des Pools, mir gegenüber steht eine „graue Wand“ aus schnaufenden, gurgelnden, prustenden und trompetenden Elefanten in allen Altersklassen. Zwischen uns ist nur der ca. 3 m breite Pool. Gerade wenn man niedrig sitzt und zu den Elis hinaufblicken muss ist das Schauspiel noch eindrucksvoller! Ich knipse und knipse, während die älteren Tiere die Rüssel ganz lang machen um an das Wasser im Pool zu gelangen. Manche sind etwas scheuer und schauen uns Beobachter misstrauisch an, manche sind die Menschen in unmittelbarer Nähe bereits gewöhnt und kümmern sich gar nicht um uns. Die ganz Kleinen balancieren am Rand des Pools (Ruth bleibt manchmal fast das Herz stehen), knicken die Vorderbeine ein, biegen den eigenen Rüssel beiseite und trinken mit dem Maul das verspritzte Wasser auf den Steinen welche die Begrenzung bilden. Diese Steine wurden einbetoniert um zu verhindern, dass die Elefanten zu nahe herankommen und durch ihr bloßes Gewicht die Wände des Pools eindrücken. Als wir vor zwei Jahren Somalisa besuchten, waren es einzelne Elefanten , die zum Trinken vorbei kamen. Diesmal sind es komplette Herden , die nacheinander den Pool und das Wasserloch aufsuchen, um ihren Durst zu stillen und danach Körperpflege zu betreiben.
Irgendwann wird es etwas ruhiger und wir haben Zeit, um unser Zelt zu beziehen. Beks begleitet den englischen Journalisten zum Zelt. Sie kommen nicht weit, denn auf dem Weg hat sich ein Eli aufgebaut. Man sieht es dem Bullen förmlich an, dass er es gerne auf „Muskelspiele“ ankommen lassen will, doch die beiden Männer bleiben einfach stehen und warten. Der Eli wartet ebenfalls, wird aber plötzlich unsicher, schnaubt und verlässt den Pfad zum Zelt. Ruth und ich haben ein ähnliches Problem. Wir können uns aber zumindest zur Rückseite unseres Zeltes schleichen und erreichen nach ein paar schnellen Schritten im Sichtbereich „unseres“ Elefanten den Eingang. Der Eli ist neugierig geworden und kommt näher und näher. Jetzt muss er unbedingt das Gras genau vor unserem Eingang abrupfen. Wir verhalten uns still und beobachten ihn durch das Moskitonetz am Eingang. Dann verliert er das Interesse und zieht weiter.
Wir packen das Nötigste aus, bald gibt es auch schon wieder Kaffee bzw Tee und wir starten zum Gamedrive am Nachmittag. Am Pool ist immer noch Hochbetrieb, wir fahren langsam an den „Darstellern“ vorbei. Guide Michael erklärt uns, dass sich die Elefanten immer mehr auf die künstlichen Wasserstellen konzentrieren und die Leitkühe deshalb die natürlichen temporären Wasservorkommen langsam vergessen. Sollten die Pumpen irgendwann kein Wasser mehr an die Oberfläche befördern könnte das den Tod von kompletten Herden zur Folge haben, denn die Elefanten wüssten nicht mehr, wo sie sonst noch Wasser finden könnten.
Wir kreuzen hin und her durch eine Savannenlandschaft mit knorrigen Bäumen, plötzlich sind wir Zeuge einer „heißen“ Szene zwischen Herrn Impala und Frau Impala. Ich muss sagen, so nahe war ich noch nie dran am Geschehen  Kurz vor Sonnenuntergang halten wir an einer Wasserstelle und genießen ein farbenprächtiges Naturschauspiel mit Elefanten und Hippos in rosafarbenem Licht. In der beginnenden Dunkelheit leuchtet der Himmel in intensivem Rot. Das sind die Reflektionen des Buschfeuers. Es ist immer noch nicht unter Kontrolle gebracht worden.
Wir fahren zurück, haben später noch ein gutes Dinner und gehen bald danach ins Bett. Wie wir das schon in „The Hide“ erlebt hatten, muss auch heute Abend wieder jeder entbehrliche Mann hinaus fahren, um gegen das Feuer zu kämpfen.


Buschbrand




Was guckst Du ?




Somalisa - Sonnenbad am Pool


Somalisa - Hautnah am Geschehen


Somalisa - Neugieriger Besuch

08.05.12 Dienstag

Nach einer ruhigen Nacht wachen wir beim ersten Morgenrauen auf. Es ist verdammt kalt heute früh hier im Zelt. Das Thermometer zeigt 7 Grad Celsius an – eindeutig zu wenig für ein geruhsames Aufstehen. Also springen wir aus dem Bett, waschen uns in Rekordzeit, packen unsere Sachen und gehen zum Feuer , das bereits auf der Plattform Richtung Pool brennt. Hmmmm… hier ist es angenehm warm und wir können erst einmal auftauen! Nach dem Frühstück ist es wieder soweit. Wir verabschieden uns von der Crew und den Managern und werden von Michael zum Main Camp gebracht. Der Transfer dauert gute 2 ½ Stunden.
Wir laden das Gepäck in unseren Bus und sind bald darauf Richtung Victoria Falls unterwegs. Sam lädt uns an einem Fast Food Restaurant ab, während er zum Tanken fährt. Am frühen Nachmittag haben wir noch eine Termin in Vic Falls, dann geht es zu unserem vorletzten Übernachtungsort, dem IAPF Camp. IAPF steht für International Anti Poaching Foundation. Hier werden Wildhüter ausgebildet um die Nashörner gegen Wilderer zu verteidigen. Das Camp befindet sich etwas außerhalb, wir fahren zurück Richtung Stanley & Livingston Hotel, müssen noch eine knappe Stunde über einige Sandpisten rumpeln und erreichen dann das Hauptquartier und Trainingscenter. Wir beziehen unsere 2-Mann Zelte in der Nähe und fahren dann noch einmal zurück um ein kleines Highlight zu erleben.
Die Spitzmaulnashörner, die hier in der Gegend leben werden nämlich von den Rangern mit Pellets gefüttert. So kann überprüft werden, ob noch alle Rhinos da sind. Es dauert auch gar nicht lange und wir bekommen tatsächlich Besuch von drei Spitzmaulnashörnern, einer Mutter mit zwei Jungen. Zwischen uns und den völlig frei laufenden Tieren ist nur eine Art Bretterzaun mit einem Loch in der Mitte. Hier kann die Mama ihren Kopf durchstecken und wir dürfen sie füttern und sogar streicheln. Allerdings will das Rhino im wahrsten Sinne des Wortes ab und zu „mit dem Kopf durch die Wand“ und wird mit lauten Rufen zurechtgewiesen. Beim Streicheln des Kopfes stelle ich fest , dass die Rhinohaut viel weicher ist, als bisher von mir angenommen. Die zwei jüngeren Nashörner stehen etwas im Hintergrund und geben Laute von sich, die für mich wie ein Jammern klingen. Die Mama lässt sich jedoch nicht ablenken, sondern ist ganz wild auf die Pellets. Irgendwann ist die Fütterung zu Ende, die Rhinos verlassen gemächlich das Hauptquartier und verschwinden im Busch. Es ist Vollmond und die ganze Rangertruppe wird heute Nacht unterwegs sein, um die Nashörner zu beschützen.
Nachdem der Chef der Truppe uns noch von einer schwer bewaffneten Wildererbande erzählt hat, die gerade noch entdeckt wurde bevor das sie Trainigscamp überfallen konnte, fahren wir mit einem etwas mulmigen Gefühl zu unserem Zelt. Allerdings werden wir von einem bewaffneten Ranger die ganze Nacht über bewacht. Tatsächlich hat Ruth einen heftigen Albtraum. In diesem Traum kommen auch finstere Gestalten vor die das Zelt aufschneiden. Wie der Zufall es so will bläst der Wind genau in diesem Moment die Plane von der Seitenwand und es wird – wegen des Vollmonds – sehr hell im Zelt. Das ist eine äußerst prickelnde Situation für meine Frau, aber zum Glück war es ja nur ein Traum!

09.05.12 Mittwoch

Unser letzter Tag in Zimbabwe ist angebrochen. Wir stehen früh auf, frühstücken noch mit unseren Gastgebern und brechen zu unserer letzten Etappe auf. Die führt uns vom IAPF Camp zum Amadeus Garden Guesthouse in VicFalls. Verglichen mit unserer letzten Unterkunft fühlen wir uns hier wie in einem 5-Sterne Hotel. Wir haben eine schöne Dusche und ein richtiges Bett, was will man mehr! Wir lassen den Tag ruhig vergehen, kaufen noch ein paar Dinge auf dem Kunstmarkt ein und machen am Abend noch eine Bootsfahrt auf dem Zambezi. Allerdings werden wir – sehr exclusiv – auf einem kleinen Boot hinaus aufs Wasser gebracht. Wir sind 5 Gäste und 2 äußerst aufmerksame und freundliche Besatzungsmitglieder. Der Zambezi „belohnt“ uns mit einem tollen Sonnenuntergang. Wir kehren zurück ans Ufer und werden zum „Mama Africa“ gefahren. Hier haben wir einen Tisch reserviert um mit Fahrer (und inzwischen Freund) Sam unseren Abschied zu feiern.

10.05.12 Donnerstag

Es gibt nicht mehr viel zu schreiben. Wir haben einen entspannten Vormittag, treffen gegen 11:00 am Flughafen ein, der Flug geht pünktlich nach Johannesburg. Dort trennen sich unsere Wege. Während unsere Begleiterinnen noch auf die Tourismus-Messe nach Durban fliegen, geht es für meine Frau und mich weiter nach Frankfurt.
Wir haben eine sehr anstrengende, aber auch sehr interessante Reise mit vielen, vielen Highlights hinter uns gebracht. Abschließen möchte ich den Bericht mit drei Begriffen, die uns – zumindest auf unserer Tour – aufgefallen sind.
ZIMBABWE – das Land der Baobabs
ZIMBABWE – das Land der Granithügel
ZIMBABWE – das Land der freundlichen Menschen

Ich denke mal ... WIR KOMMEN WIEDER :kiss:

Letzte Änderung: 21 Mai 2012 18:33 von leofant.
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