THEMA: Vom Rand des Höllenlochs ins Inselparadies
16 Sep 2016 21:28 #445090
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Prolog

„Hallo Picco, bin auf der Suche für meine 4. Afrikareise und habe mich dabei auf den Süden Tansanias fokussiert. Du kennst dich da ja ein bisschen aus. Kannst du mir Tips geben zu Ruaha, Selous, usw.? Ich habe diese Regionen im Visier.“
„Hoi Sven. Ja kann ich. Ich plane in Kürze wieder eine Reise nach Afrika, zufälligerweise fast die gleiche Region wie du. Hättest du Interesse mit mir mitzukommen?“
„Ja klar, wieso nicht. Wann denn?“
„Januar, Februar 2016.“
„Uuhh, schlecht. Habe schon 2 Wochen Weihnachtsferien, dann wieder in so kurzer Zeit Ferien nehmen passt mir nicht. Zudem habe ich Stellenwechsel Ende Februar und muss noch einiges in der alten Firma erledigen. Mir passt es eher so Ende August / September.“
„Wenn ich solange warten muss, krieg ich Entzugserscheinungen. Mal schauen. Mein Reisevorschlag ist übrigens: Wanderung auf den Nyiragongo und Gorillatrecking im Virunga-Nationalpark Kongo sowie Safari und Reisen in Tansania. Der Katavi-Nationalpark und Lake Tanganika würde mich interessieren.“
„Kongo? Okeyyyy, wieso nicht? Aber da chlöpfts und tätscht doch mal ab und zu?“
„Zur Zeit ist es da relativ ruhig und sicher. Und hier, guck mal: Sonnenfinsternis. Wär doch was. Ist ziemlich in der Nähe wo wir uns aufhalten. Lässt sich mit Safari gut kombinieren. Termin vom 1. September würde deiner Reisezeit entsprechen. Die angebrochene 3. Woche könnten wir noch auf Sansibar verbringen.“
„Tiptop, machen wir. Sansibar weckt schon vom Wort her Sehnsucht und paradiesische Gefühle. Können wir vielleicht brauchen nach unseren Anstrengungen.“

Na, das wird doch eine tolle Reise. Schöne, neue, spannende Orte. Wenn nur nicht die Sonnenanbeter wären...
„Leider sind die Unterkünfte im Nationalpark Katavi ausgebucht, wo die Sonnenfinsternis stattfindet. Wir müssen einen anderen Standort finden. Zudem herrschen zurzeit in Burundi Unruhen wegen den Wahlen. Bis im August könnte sich die Lage beruhigen, ist aber nicht sicher. Lake Tanganika wird daher auch schwierig werden. Am besten gehen wir über Ruanda und verbringen noch ein paar Tage in Kigali oder Umgebung.“
„Schade, aber du hast recht. Gehen wir auf Nummer sicher. Alternative für Safari in Tansania?"
"Ruaha. Ein sehr schöner Park. Nicht so viele Leute wie im Norden."
"Einverstanden, war ich noch nicht. Und die Sonnenfinsternis wäre ja auch nicht so weit entfernt. Schau hier: Makambako."
„Können wir so mal weiterverfolgen. Ich schaue mal wegen den Offerten.“

Tja, in etwa mal so der Verlauf. Nicht nur zwischen Picco und mir, sondern auch von weiteren Interessenten. Aus den total vier Kandidaten sind schlussendlich zwei übrig geblieben, Picco und ich. Bei unseren gemeinsamen Treffen in Zürich und Rapperswil sind die Reisepläne immer konkreter und detaillierter geworden.
Picco: „Hast du die Flüge gebucht?“
Sven: „Äähmm, nur den Flug Kigali - Dar Es Salaam. Die restlichen Flüge hast du doch gebucht?"
„Nur noch die Inlandflüge. Du musst noch irgendwie nach und weg von Afrika kommen“.
„Okeyyy, gut habe ich noch einen Monat zum buchen…“.
Jaaaa, die Schweiz ist klein, und trotzdem passieren Kommunikationsmissverständnisse zwischen Ost- und Zentralschweizer... :laugh:

Das Ruanda-Visum wurde vorgängig eingeholt (wobei Picco dank seines Gangster-Fotos einen Anruf der ruandischen Botschaft erhielt), das Kongo-Visum war im Paket des Gorillatreckings und Nyiragongo enthalten. Ansonsten keine weiter grosse Vorbereitungen, dafür die Vorfreude umso grösser, Afrika nicht nur auf Safaris, sondern auch auf andere Arten zu erleben…

Nun sitze ich zwei, drei Monate vor Reisestart vor dem PC und gucke mir schöne Bilder auf Feisbuuk an. Picco unterwegs. Immer in den Bergen. Am Wandern. Am Trainieren. Und ich? Sitze faul rum. Sollte meinen Hintern auch mal bewegen und etwas Kraft und Kondition sammeln. Sonst sammeln die Träger mich auf halber Strecke zum Nyiragongo ein. Also hüü, ab auf die Rigi und den Pilatus, quasi die Hausberge der Innerschweiz.

Die Woche vor Reisebeginn beginnt das grosse Packen. Mal schauen: wir wandern, wir schnorcheln, wir relaxen, wir gamedriven, wir sonnenfinsternissen. 20 kg? Ich brauch noch 'ne 0 zusätzlich - 200 kg! Und eine grössere Tasche. Das Packen kann ja heiter werden...

Zum Schluss off topic: Picco hat seinen Reisebericht ebenfalls gestartet. Wer seinen Schreibstil bevorzugt, ist hier besser aufgehoben: Picco's Reisebericht
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17 Sep 2016 06:17 #445099
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Guten Morgen Sven,

nach einem schlechten Start in den Samstagmorgen (keine Milch für den Kaffee mehr im Kühlschrank, die haben wohl meine momentan anwesenden Söhne auf dem Gewissen :angry: ), an dem ich auch noch zur Einschulungsfeier :S an unserer Schule muss, bin ich nun einigermaßen versöhnt: du startest ja doch schneller (und überhaupt!) mit deinem Reisebericht als neulich mir gegenüber geäußert :) !

Ich war ja schon in Heinz' Bericht fasziniert von diesem Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen - und dann hast du mich vor ein paar Tagen auch noch mit deinen tollen Fotos davon auf Feisbuuk angefüttert :woohoo: !

Von daher werde ich den Teufel tun und dein "Wechselangebot" annehmen - aus deinen vorherigen Berichten weiß ich ja, wie gut deine Schreibe und wie super deine Bilder sind!!! Ich mach's mir hier bequem :)

Übrigens habe ich eben (weil es hier ja noch nicht viel zu Lesen gibt ;) ) zum widerlich schmeckenden schwarzen Kaffee :sick: nochmal deinen Sambia-Bericht (findet man in deiner Signatur) durchgelesen und genossen - und mit Schrecken festgestellt, dass ich mich damals weder per Klick noch per Wort dafür bedankt habe. Die Klicks hab ich nachgeholt - und hiermit an dieser Stelle nochmal vielen Dank :) - ich kann diesen Bericht wirklich nur wärmstens empfehlen!

So, und jetzt hau in die Tasten (auch wenn ich weiß, dass du eigentlich andere Dinge zu tun hast.... :whistle: ) - das Wetter soll ja schlecht werden (ich "hoffe" auch in der Schweiz) - perfekte Bedingungen sozusagen!

Liebe Grüße aus dem Dunkeln von Bele
Letzte Änderung: 17 Sep 2016 06:34 von Champagner.
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17 Sep 2016 17:13 #445158
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Hoi Sven

Super dass Du auch gestartet hast!
Jaja, das Packen war schon sehr speziell...so viel Zeug musste ich kaum je irgendwohin mitnehmen...aber wir habens geschafft! :-D
Bin mal gespannt wies bei Dir weitergeht, ich bin erst am Sortieren der Fotos...da dauerts noch etwas... B)
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17 Sep 2016 17:38 #445163
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  • Seven am 16 Sep 2016 21:28
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Liebe Bele

Danke für die netten und Komplimente. Ich gebe mir Mühe, dich weiterhin zu unterhalten... :laugh:
Ich habe ja bisher bei all meinen Afrikareisen ein Bericht geschrieben - daher soll es auch diesmal keine Ausnahmen geben.
Und manchmal kommen wir so spontan Geistesblitze, wie: "nimm doch dein Tablet mit und schreib den Bericht direkt rein, anstatt mit dem Bleistift den Notizblock zu füllen". Tja, und nun ist der Bericht durchgehend zu 95% fertig. Die fehlenden 5% mag ich noch nebst meiner Weiterbildung verkraften... ;).
Aber jetzt: anderes Problem (siehe unten).

Ahoi hoi Picco
Bilder sortieren? Einfach, ich darf nochmals von vorne beginnen! :evil:
Also nicht ganz von vorne mit neuen Fotos, aber mit dem Importieren, Sortieren und Bearbeiten. Habe mir einen 2. Monitor zugekauft und als dieser nicht ordnungsgemäss funktionierte (konnte nicht erweitern, nur duplizieren), habe ich den fatalen Entscheid getroffen, dass das am Betriebssystem liegt und bin von Windows 10 zurück auf Windows 8.1 (grrmpfll). Quintessenz: alle Programme weg (kann man ja wieder installieren) und somit in Lightroom alle Einstellungen und bearbeiteten Fotos gelöscht! Weitere Erkenntnis: es lag nicht am Betriebssystem! Hätte mir diese Übung sparen können. Habe dann den einen Monitor mit einem anderen Kabel angeschlossen und jetzt tut's was ich will.

Schönes Weekend
Sven
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17 Sep 2016 17:48 #445165
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Hoi Sven
Seven schrieb:
Bilder sortieren? Einfach, ich darf nochmals von vorne beginnen! :evil:
Mein Beileid!!!
Seven schrieb:
...grrmpfll...
:woohoo: Oha, ich färb wohl auf Dich ab! :woohoo: ;) :laugh:
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18 Sep 2016 10:04 #445219
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20.08.16 – Zürich – Brüssel – Kigali
Es ist ruhig am Flughafen Zürich. Die Geschäfte haben geschlossen oder schlaftrunkene Mitarbeiter öffnen die Trennwände, viele Schalter sind noch offline und es ist kein Menschengedränge vorhanden. Kein Wunder, die Ferienzeit ist ja auch vorbei. Und es ist 6.15 Uhr. Ein letztes "Tschüss" zu meinen Eltern, die mich an den Flughafen gefahren haben und ich bin allein auf mich gestellt (jedenfalls die nächsten paar Minuten). Da das Vorabend- Check-In wunderbar geklappt hat, brauche ich nur noch den Koffer abzugeben. Jetzt wird sich zeigen, ob meine Waage zu Hause richtig geeicht ist oder ob ich geschummelt habe, damit mich mein Kampfgewicht besser aussehen lässt. Schaffe ich es unter die 20 kg? Die Waage im Flughafen zeigt 19.8 kg. Punktlandung! Sorgenfrei kann der Flug nun beginnen.

Picco treffe ich mit seiner Freundin kurz darauf bei „Coffee & Friends“. Den Freund hab ich nun gefunden, aber Kaffee gibt’s bei mir nicht. Eine kalte Ovo reicht und und schon bald geht’s ab durch die üblichen Kontrollen. Während bei mir die Handgepäck-Kontrolle zügig vonstatten geht, sehe ich Picco seinen Rucksack leerräumen. Von aussen betrachtet ein mittelgrosser 08/15-Rucksack. Aber ich staune, was darin alles Platz findet! :woohoo: Während ich auf ihn warte, erinnert mich das an die Serie "Parker Lewis - der Coole von der Schule", da gab's den Jungen Jerry Steiner, der immer einen Mantel trug und die unmöglichsten Dinge aus diesem hervorholte, wenn man es brauchte. Wenn ich jetzt Picco sagen würde: "hol mir mal einen Amboss", der würde in den Rucksack greifen und mir einen überreichen...

Das Gate ist erreicht. Der Flug von Zürich nach Brüssel beginnt mit Stop and Go, Stop and Go, usw. auf der Rollbahn. Wenn ich nicht wüsste, dass ich in einem Flieger sitze, so kommt es mir vor wie auf Schweizer Autobahnen (mit oder ohne Stau, spielt keine Rolle). Nach einiger Zeit drückt der Pilot den Stempel durch, die Turbinen geben den gewünschten Schub und bald sind wir in der Luft. Und 55 Minuten später in Brüssel. Sehr viel Zeit zum Umsteigen haben wir nicht, kurz darauf befinden wir uns zum Einchecken Richtung Kigali, mit Zwischenstopp Entebbe. Kurzfristig wurde das Gate geändert, mit dem Gate auf meinem E-Ticket würde ich in Kinshasa landen (naja, auch nicht schlecht, wär ich dann schon im richtigen Land).

Wir diskutieren noch, ob unser Gepäck wohl die nötige Zeit hat, um in den richtigen Flieger verfrachtet zu werden, da einer von uns (nicht ich…) schlechte Erfahrungen mit dem Durchchecken der Koffern gemacht hat. Aber ich beruhige Picco, mir ist das noch nie passiert und wer mit mir reist, hat auch keine Probleme ;). Picco hat einen Fensterplatz erwischt (der Glückliche), während es mich in die Abteilung Kindertagestätte auf LSD verschlagen hat. So kommt es mir jedenfalls vor… Aber da der Flug nicht ausverkauft ist, nehme ich im Mittelgang sitzend den freien Sitzplatz neben mir ein und erhalte so ein wenig Abstand vom Knirps neben mir. Das ist auch gut so, denn während des Essens fällt ihm das Getränk zu Boden, genau dahin wo ich gesessen wäre. So komme ich trocken durch. Das Unterhaltungsangebot an Bord (nebst schreienden Kleinkindern) ist nicht sonderlich gross und schnell durchgearbeitet. Ein kotzender Tiger (Life of Pi) rundet den 9-stündigen Flug ab. Die restliche Zeit verbringe ich mit Dösen oder Lernen für meine Weiterbildung.

Kigali, wir landen. Der nette Zöllner, der seinem Gesichtsausdruck offenbar vorher noch in eine Zitrone gebissen hat, knallt den Stempel in den Pass und drin bin ich. Freude herrscht am Gepäckband. Unsere Koffern haben die Reise auch mitgemacht und können in Empfang genommen werden. Auf dem Weg zum Ausgang sehen wir schon von weitem viele Fahrer mit Namenszettelchen in der Hand. Wir haben die Wahl und können uns einen aussuchen, witzle ich. Der Spass ist schnell vorbei, als wir merken, dass keine Zettel auf unsere Namen passen. Das Teilnehmerfeld lichtet sich und als wir nur noch alleine wie bestellt und nicht abgeholt dastehen, nehmen wir ein Taxi für 15$. Die Fahrt dauert ca. eine halbe Stunde, mal geht’s den Hügel hoch, mal wieder runter. Wir fragen uns, ob der Fahrer unser Hotel kennt oder ziellos in der Stadt rumfährt, da taucht es auch schon auf. Nach dem Zimmerbezug geht’s in die Hotelbar für ein Tusker und einen Snack. Danach ist Nachtruhe angesagt. Von unserem Tour-Veranstalter haben wir bis jetzt nichts gehört. Hoffe, das ändert sich morgen.

Ach ja, und ab dem nächsten Kapitel folgen Bilder, versprochen...
Letzte Änderung: 18 Sep 2016 10:05 von Seven.
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