THEMA: Madagaskar Ende Oktober 2016
27 Jun 2016 20:43 #435751
  • philfrank
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  • philfrank am 27 Jun 2016 20:43
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Hier noch mein Reisebericht über die Fahrt nach Ifaty im Dezember 2015:

Donnerstag, 03.12.2015
Den Wecker habe ich für 4:40 Uhr gestellt. Eine viertel Stunde früher wache ich auf. Der Taxifahrer ist pünktlich, mit Koffer, Reisetasche und Rucksack bin ich 5:15 in Tegel am Flughafen. So bepackt war ich noch nie: über 200 Stück Kinderkleidung, kiloweise Süßigkeiten und 60 Zahnbürsten und Zahnpasta hab ich dabei. Eine große Reisetasche hatte ich vor ein paar Tagen an Traudl und Hans Waizmann geschickt, die hatten noch Platz dafür.
In Paris treffe ich mich mit Traudl, Hans, Josef, Michael und Bernhard. Gemeinsam und mit etwas Verspätung besteigen wir den Flieger nach Antananarivo. In Startposition gibt der Flieger Vollgas und braust los, um nach einigen Sekunden eine Vollbremsung hinzulegen. Er nimmt die nächste Abfahrt von der Startbahn und da stehen wir nun. Nach einer halben Stunde kommt die Durchsage "der erste Offizier muss noch irgendwelche Systeme überprüfen". Sehr vertrauenserweckend. Mit einer Stunde Verspätung rollen wir wieder an und ab gehts in die Lüfte.
Der Flug ist sehr langweilig, 11 Stunden bewegungslos eingepfercht. Um Mitternacht landen wir in Tana. Bis das Gepäck kommt ist es 1 Uhr. Wir tauschen Geld, jeder 500 Euro. Für die insgesamt 3000 Euro gibt es über 10 Millionen Ariary. Tsiresy erwartet uns mit seinem Hyunday. Der hat zwar 7 Sitze, aber kaum Platz für Gepäck. Wir kommen uns wie Ölsardinen vor.
Im Hotel Sakamanga hatte ich 3 Zimmer buchen können. Michael und ich nächtigen im Sole Hotel. Bevor wir in die Heia gehen, gönnen wir uns noch zwei Bierchen.
Die Zimmer haben kein Fenster und keine Klimaanlage. Es ist stickig und der Deckenventilator quietscht auf Stufe 1 und eiert bedenklich. Ich mache kein Auge zu in dieser Nacht.

Freitag, 04.12.2015
Michael hat auch schon besser geschlafen. lustlos knabbern wir an unseren Croissants und marschieren dann ins Sakamange, die Anderen abholen. Die schwärmen vom leckeren Frühstück, den frischen Früchten, dem guten Omelette. Neid...
Tsiresy holt uns ab, wir stauen uns eine gute Stunde bis zu Autokams und treffen Prof. Dr. Mahefa, den Präsidenten der DMG. Er, seine Frau und sein Bruder Hery fahren voraus, sammeln unterwegs noch große Körbe mit Baguettes ein. Auf der Holperstrecke setzet der Wagen mehrmals auf, er schaukelt wie ein Ruderboot auf hoher See. Um halb zehn kommen wir bei der Schule an.
Der Erweiterungsbau ist schon fast fertig. Jetzt sieht die Schule direkt imposant aus im Vergleich zu den Wohnhäusern des Dorfes. Seit Oktober gibt es eine zweite Schulklasse. Ganz artig sind die Kleinen und schauen uns erwartungsvoll mit großen Augen an. Wir stellen unsere Fragen an die Kinder. Was sie so lernen, wie das Essen ist, was sie sich wünschen. Sie wünschen sich, deutsch zu lernen. Und Schuhe. Schuhe wären toll, denn der Schulweg ist für viele Kinder steinig oder stachelig.
Die andere Schulklasse singt uns die Nationalhymne vor. Drei lange Strophen. Es ist rührend.
Wir holen die Taschen und Koffer mit den Mitbringseln aus dem Auto, während sich alle Kinder in einem Schulraum versammeln. Auf dem Lehrerpult stapeln sich bald 300 Bleistifte, 120 Radiergummis, 60 Kugelschreiber, ein Karton Buntstifte und Spitzer, Papier, Taschenlampen, Zahnbürsten und Zahnpasta, Luftballons, 50 große Tüten Haribo, Traubenzuckerketten und Bonbons. Der SV Lohhof hat Fußballtrikots und Fußbälle gespendet. Josef erklärt, wie die Luftpumpe für die Bälle funktioniert. Bernhard entschließt sich spontan, eine Schülerpatenschaft zu übernehmen. Für die Kinder ist heute Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich.

Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg bergauf zur Baumpflanzung. Es ist heiß, der Weg lang und steil. Ich schaffe ihn nicht und mache unter einem Baum Pause. Es ist völlig windstill und ruhig. Nur ab und zu höre ich einen Grashüpfer oder eine Libelle. Oben auf dem Berg sind schon seit 6 Uhr morgens etwa 40 Leute aus Anosivola und den umliegenden Dörfern damit beschäftigt, etwa 2500 endemische Bäume zu pflanzen. Zum Mittagessen gibt es Baguette und Käse. Zwei mit Kalaschnikow bewaffnete Polizisten halten eine Ansprache und erklären den Leuten, wie wichtig der Wald ist, und daß sie gut darauf aufpassen müssen. Wie man einen Waldbrand löscht bzw vermeidet und dass es eine Straftat ist, im Wald der DMG Bäume zu fällen.

Als wir uns auf den Rückweg machen, ist die Schule aus. Die Kinder umringen uns und wir verabschieden uns noch einmal. Wir fahren zu Tsiresy nach Hause und holen den BMW ab. Josef als BMW-Manager klemmt sich hinters Steuer. Mit 2 Autos ist es doch wesentlich komfortabler als nur mit dem Hyunday. Wir kaufen uns in der Hauptstadt SIMKarten für die Handys und einen Wasservorrat. Dann starten wir nach Antsirabe. Unterwegs an einem Obststand versorgen wir uns mit Mispeln und Pflaumen. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Hotel Le Retrait. Beim Abendessen hänge ich ziemlich in den Seilen. Mir fallen schon die Augen zu und ich verabschiede mich vorzeitig ins Bett. Hab eine Menge Schlaf nachzuholen.

Samstag, 05.12.2015
Jetzt gehts mir wieder besser. Lasse mir ein Omelette zum Frühstück schmecken und wir besprechen die Tagesplanung. Heute bleiben wir in Antsirabe. Es ist Markttag und dieser Markt ist ein Erlebnis. Ein riesiges Angebot an Früchten und Gemüse. Lebendige Hühner und Enten, Hasen und Katzen (ob die wohl auch gegessen werden?), fliegenbevölkertem Frischfleisch und Kleidung. Auch Schuhe. Für 1 Euro das Paar. Josef macht uns klar, dass wir jetzt Kinderschuhe zu kaufen haben. 30 Paar, dann ist der Stand ausverkauft. Wir decken uns auch noch mit Litschis und Mangos ein. Dann geht es zu einer einer Zebuhornmanufaktur, wo uns gezeigt wird, wie aus einem Horn ein Vogel wird. Ich bin zum vierten mal hier. Wir belohnen die Vorstellung mit dem Kauf von Haarspangen und einer Halskette. Weiter geht es zu einer Fahrradmodellmanufaktur, wo aus Blechdosen, Elektrokabel und Angelschnur Fahrräder und Autos gebastelt werden. Auch dieses Entwicklungshilfeprojekt unterstützen wir, zwei Radl für je 1,70 Euro wandern ins Gepäck.

Mittags essen wir in einem typisch madagassischen Restaurant, einem Hotely. Es gibt geschmortes Zebu mit Reis und höllisch scharfe kleine grüne Chili. Vielleicht ein wenig ungerecht aufgeteilt, denn Josef bekommt nur die Knochen ohne Fleisch.
Unser nächstes Ziel ist Joseph der Steinhändler. Er hat ein sehr gutes Verkaufssystem, denn er zahlt hohe Provisionen an die Fahrer und Guides, die ihm Kundschaft bringen. Seine Preise sind dafür 3 mal so hoch wie auf dem großen Steinemarkt von Antsirabe. Er begrüßt uns mit seinem breitesten Lachen und schenkt Jedem einen Chalcedon in minderwertiger Qualität. Wir lassen uns im Showroom die Steine erklären und verabschieden uns dann herzlich, ohne etwas gekauft zu haben.
Auf dem Steinemarkt sind wir kauffreudiger. Bernhard investiert fast sein ganzes Taschengeld für Steine, die er selbst bearbeiten möchte. Auch mich interessiert ein Stein, aber ich werde mit der Verkäuferin nicht einig.
Am See Andaikiba schauen wir auch noch vorbei. Auch hier steht eine ganze Reihe von Steinläden, die Qualität der Ware ist aber meist schlechter. Dennoch findet Hans einen schönen großen Labradorit und ich einen Stein, der wie Blätterteig aussieht und innen kleine Kristalle hat. Super, wieder ein Teil, das zu Hause rumsteht. Lange verhandle ich mit einer Verkäuferin über einen facettierten Citrin von etwa 150 Karat. Sie möchte 340000 Ariary, umgerechnet 100 Euro. Ich biete ihr 30000Ar, knapp 9 Euro. In kleinen Schritten geht sie auf 100000 runter. Ich will aber nicht mehr ausgeben und verabschiede mich. Als wir dann irgendwann fahren, steht sie am Straßenrand mit dem Stein in der Hand und nickt. Aber Tsiresy fährt vorbei, es gibt ja noch ein straffes Abendprogramm.
Im Hotel machen wir uns schick und fahren ins Cabaret. Nein, kein Cabaret wie in Deutschland. Es ist ein Restaurant mit Liveband. Die spielen in angenehmer Lautstärke. Bei Zebufilet mit grünem Pfeffer erfahren wir, dass Traudl und Hans heute ihren 35. Hochzeitstag haben. Herzlichen Glückwunsch! Wir köpfen eine Flasche Grand Crux de Antsirabe, einen lokalen Rotwein.
Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben geht es ins Casino zum Roulette. Jeder bekommt 6 Euro Spielgeld, das wir restlos verzocken. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn der Roulettetisch wird von einigen fanatischen Spielern belagert, die einen kaum durch lassen. Die Spielsucht scheint bei Ihnen ein pathologisches Stadium angenommen zu haben.
Nebenan ist eine Disco. Traudl und Hans stürmen die Tanzfläche, auch Bernhard legt eine flotte Sohle aufs Parkett. Weit nach Mitternacht treten wir den Heimweg an.

Sonntag, 6.12.2015
Kein Nikolaus in Sicht. Schade. Nach dem Frühstück versorgen wir uns noch mit Wasser, dann geht es los nach Morondava. Die Strecke zieht sich. Mittags essen wir in Miandrivazo ein geschmortes Zebu mit Reis. Die Dörfer unterwegs werden zusehends ärmlicher. Viele Menschen sind auf der Straße unterwegs. Kein Grund für Tsiresy, vom Gas zu gehen. Die Hupe ist öfter in Gebrauch als die Bremse. Bis auf zwei Hühner überleben alle seinen Fahrstil.
Wir kaufen an einem Obststand Mangos und Ananas. Die Landschaft wird trockener und überall fallen die Erosionsschäden auf. Hier gäbe es noch viel Platz zum Bäume pflanzen.
In der Dämmerung sehen wir die ersten Baobabs. Das Etappenziel ist nicht mehr fern. In Morondava steuert Tsiresy ein Hotel in Strandnähe an, 13 Euro die Nacht. Es ist uns aber zu schäbig. Wir beziehen lieber die schicken Bungalows bei Chez Maggie und zahlen etwas mehr.
Zum Abendessen lassen wir es richtig krachen. Langusten mit 1200 gr Gewicht, Pizza, Tunfisch und drei Flaschen Wein werden vernichtet. 15 Euro pro Nase.

Montag, 7.12.2015
Heute dürfen wir ausschlafen. Zum Frühstück packe ich Vollkornbrot und Picksalami aus. Hotelbesitzer Gerry bekommt auch was ab. Wir spielen den Wettbewerb "wer kann am schönsten Mangos filetieren". Die Biester sind zuckersüß aber ziemlich faserig. Wir produzieren eine Menge Mangosaft. Die gestern gekauften Pflaumen essen wir auch noch. Josef hat eine geniale Idee: wir könnten von Morondava nach Tulear fliegen, Tsiresy fährt den Hyunday nach Tulear, fliegt von Tulear nach Morondava und holt den BMW. Dann müssten wir keine Strecke doppelt fahren. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen.
Mit Hans und Bernhard stürze ich mich anschließend ins Meer. Besser gesagt wir wandern ein ziemliches Stück ins Meer, bis uns das Wasser bis zum Bauch steht. Es ist bacherlwarm, um die 30 Grad. Keine Erfrischung, aber so wunderbar. Einbäume rudern vorbei und fragen, ob wir zum Fischen mitkommen möchten. Nein, denn um 13 Uhr hat sich die ganze Truppe an der nahegelegenen Beachbar verabredet.
Es gibt Salat und Somosas, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen. Ich lege mich mit einem Caipirinha in eine schattige Hängematte. Fischer bringen ihren Fang an Land. Riesige Langusten mit 3 Kilo Lebendgewicht. Wir reservieren sie uns gleich zum Abendessen.
Im Büro von Air Madagaskar zerschlagen sich unsere Reisepläne. Der Flieger von Morondava nach Tulear geht nur Montags und der Heutige ist schon weg. Eine Woche hier rumsitzen macht keinen Sinn. Na gut, merken wir uns für die nächste Reise.
Mit dem Hyunday fahren wir zur Baobab-Allee. Sehr holperige Strecke. Ich bin froh, dass der BMW das nicht mitmachen muß. Ein Teil der Straße ist Wellblechpiste, dann wieder tiefe Spurrinnen. Es sind mehr Ochsenkarren als Autos unterwegs. Der bekannteste Baum der Gegend ist der Verliebte Baobab, zwei mächtige umschlungene Stämme. Außer uns sind keine Touristen vor Ort, nur die Einheimischen, die geschnitzte Baobabs verkaufen. Jeder darf sich mal für ein Erinnerungsfoto vor den Baum stellen. In der Nähe vom schönsten Platz der Baobab-Allee ist eine kleine Bar mit 2 Sesseln. Die lassen wir uns einige hundert Meter weiter tragen, damit wir die beste Aussicht auf den Sonnenuntergang haben. Michael organisiert einige Flaschen Bier und wir machen es uns gemütlich. Eine Menge Kinder sitzen oder laufen herum. Josef holt einen Fußball und spielt mit Bernhard, Tsiresy, Hans und Michael. Bald spielen auch die Kinder mit und es ist ein sportliches Match vor grandioser Kulisse. Zum Abschied dürfen die Kinder den Ball behalten.
Zurück an der Beachbar genießen wir die gegrillten Lobster mit Salat und Gemüse. Den südafrikanischen Wein gibt es heute aus dem Tetra-Pack. Ich habe den Eindruck, dass alle rundum zufrieden sind.

Dienstag, 8.12.2015
Um 5.30 Uhr ist Aufstehzeit. Gerry lässt uns einen Kaffee kochen, um kurz nach 6 nehmen wir die längste Etappe unserer Reise in Angriff. Wir fahren die 470 Kilometer nach Abtsirabe zurück und von dort weitere 90 km in Richtung Süden nach Ambositra.
Frühstück gibt es unterwegs an einem Aussichtspavillion. Salami, Vollkornbrot, Ananas und Mango. Mittags in einem kleinen Dorfrestaurant das übliche Zebu mit Reis. Unterwegs ist an einer Stelle die Straße abgebrochen. Tsiresy nutzt die Pause zum Powernapping, während wir die Abbruchstelle erkunden. In Antsirabe wechseln wir Geld um. Das Kartenlesegerät der Bank ist defekt, Hans geht zum Geldautomaten. Riesige Geldbündel wandern in die Taschen.
Noch vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir das Hotel Artisan in Ambositra. Ambositra ist das Zentrum der Holzschnitzerkunst und das Hotel ist ganz in diesem Stil errichtet. Fußböden und Möbel aus Palisanderholz, schwere massive Stühle mit Intarsienarbeiten, kunstvoll geschnitzte Balkone.
Zum Abendessen (für das sich der Koch schämen sollte) begleitet uns Livemusik: Gitarre und Valiha, ein Mit Saiten bespannter Bambusstamm, der wie eine Zither klingt. Das Musikrepertoire klingt auch wie bayerische Stubenmusi. Es gibt Wifi-Empfang und ich lade von Youtube "der dritte Mann" herunter. Die Musiker schauen sich das Video an und spielen das Stück auf Anhieb nach.

Mittwoch, 9.12.2015
Wir haben alle gut geschlafen. Nach dem Frühstück besichtigen wir eine Werkstatt für Holzschnitzereien. Ein Schreiner zeigt uns, wir die Intarsienarbeiten gefertigt werden. Er nimmt zuerst einen Draht, klopft ihn mit dem Hammer flach und schlägt mit einem Meißel die Sägezähne hinein. Dann spannt er ihn in eine Säge und bastelt in einer viertel Stunde einen Anhänger mit eingesetztem Herz. Souvenir für Traudel.
Im angeschlossenen Verkaufsatelier kann sich Josef nicht zurückhalten und kauft den halben Laden leer. Ich muß das Verhandeln übernehmen, schaffe es von 230000 auf 150000 Ariary, 45 Euro. Dafür gibt es eine Weihnachtskrippe, geschnitzte Lemuren und einige Holzkistchen mit Intarsien.
Auf der Weiterfahrt nach Ranomafana kommen wir in ein ganz übles Gewitter. Es schüttet wie aus Kübeln. Der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre. Nachmittags erreichen wir das Hotel Le Grenat und es wird trockener. Tsiresy organisiert einen Führer für die Nachtwanderung. Die Stunde bis dahin lasse ich mich massieren. Um 18.30 geht es mit Taschenlampen bewaffnet los. Unser Führer heißt Delfin und spricht Deutsch. Er erklärt uns, dass die langen Nachttouren durch den Regenwald, wie ich sie noch mitgemacht habe, zum Schutz der Tiere nicht mehr erlaubt sind. Wir suchen also am Straßenrand nach Tieren. Delfin reibt einige Äste an einem Baum mit Banane ein. Das lockt eine Gruppe Mausmakis an, die kleinste Lemurenart. Außerdem finden wir Giraffenhalskäfer, Chamäleons, eine Schlange und einen Frosch. Und eine richtig große Schnecke. Pünktlich zum Abendessen (Z.) sind wir wieder im Hotel.

Donnerstag, 10.12.2015
Die Hotelanlage ist wunderschön an einem Fluß gelegen. Bananen und Papayas wachsen vor der Terrasse. An einer Gardine vom Frühstücksraum hat es sich ein Cometfalter gemütlich gemacht. Der größte Schmetterling, den ich je gesehen habe. Mit etwas Zureden setzt er sich auf Michaels Arm und dann auf sein T-Shirt. Ein tolles Tier, fast 20 cm lang.
Nach dem Frühstück teilen wir uns auf: Bernhard und Hans machen die Regenwaldtour mit Delfin, der Rest geht ins Thermalbad. Es ist ein Schwimmbad mit radonhaltigem auf 37 Grad abgekühlten Wasser. Außer uns ist noch eine Lehrerin mit fünf Schülerinnen da. Sie kann etwas Englisch und erzählt, dass sie hier Naturkundeunterricht gibt. Ich hole IPad und Lautsprecher raus, die Lehrerin beginnt gleich mit Aerobic und wir sollen mitmachen. Leider gibt es in Bad nichts zu essen oder trinken. Josef fällt schon bald in Unterzucker und wir brechen auf, kaufen Bananen und Litschis. Gerade noch rechtzeitig, sein Blutzucker war schon auf 45 abgesackt.
Mittags treffen wir uns mit den Anderen beim Eingang vom Nationalpark. Bernhard und Hans liefern einen begeisterten Bericht ab. Goldene Bambuslemuren sind bis auf Armlänge herangekommen, braune Bambuslemuren haben sich blicken lassen und Hans wurde von Blutegeln überfallen.
In Fianarantsoa kehren wir im besten Restaurant ein und bestellen Z-Steak. Anschließend flambierte Banane. Wegen der schlechten Straße schaffen wir es heute nur bis nach Ambalavao. Die Papierfabrik ist schon geschlossen, aber die Seidenweberei gibt uns noch eine Vorstellung. Uns werden die einzelnen Schritte vom Seidenraupenkokon bis zum fertigen Halstuch demonstriert. Die Qualität ist sehr rustikal und erinnert mehr an Leinen als an Seide. Josef kann es natürlich nicht lassen und sorgt für Umsatz.
Unsere Zimmer beziehen wir in der zur Papierfabrik gehörenden Bungalowanlage. Vor dem Abendessen machen wir einen ausgiebigen Stadtrundgang, besuchen den Markt (wo schon Feierabend ist), bestaunen die großen früchtebehangenen Litschi- und Mangobäume und gehen in die Kirche. Eine Gruppe Frauen singt melodische Kirchenlieder, klingt wie in der Südsee.
Nach dem Abendessen gehe ich früh ins Bett, für 7 Uhr ist Frühstück angesagt.

Freitag, 11.12.2015
In der Nacht hat es kräftig gewittert und geregnet. Morgens ist es wieder trocken. Traudels Magen rebelliert und Bernhard hat schlecht geschlafen. Hans war gestern im Regenwald mit dem Fuß umgeknickt und trägt eine Bandage. Die Reise fordert ihre ersten Tribute. In der Vorzeige-Papiermanufaktur fangen die Arbeiter fleißig an, sobald sie uns sehen. Die faserige Rinde eines bestimmten Baumes wird gekocht und zu Brei zerklopft. 500 gr Brei werden in 15 Liter Wasser gelöst und auf Rahmen mit Leinentüchern geschüttet. Das Wasser tropft ab, zurück bleiben die Pflanzenfasern, die mit Blütenblättern belegt werden. Die Rahmen werden zum Trocknen in die Sonne gestellt, dann kann das verzierte Papier abgelöst werden. Die Blätter werden zu Blöcken, Alben und Bilderrahmen weiter verarbeitet. Im Verkaufsladen gibt es neben den Papierprodukten fast alles, was uns die Handwerker bisher vorgeführt haben. Zebuhornprodukte, grobe Seidentücher, Strohhüte usw..
Auf sehr guter Straße fahren wir über Ihosy nach Ranohira. Die Vegetation ändert sich sehr schnell von Regenwald in trockene Steppe mit kargem Lateritboden. Kaum mehr ein Baum zu sehen. Unterwegs halten wir an atemberaubenden Granitmonolithen, mindestens so schön wie der Uluru in Australien, mit senkrechten Felswänden. Es ist eine faszinierende Landschaft, und außer uns weit und breit kein Tourist. Mittags essen wir im Hotel Orchidee, wo wir auch übernachten werden. Josef und Bernhard machen eine Wanderung durch den Isalo-Nationalpark. Sie erzählen von einer Wanderung mit über 400 m Höhenunterschied, tollem Ausblick, dem Bad in einem Bergsee unterm Wasserfall und Sifaka-Lemuren. Traudel und ich lassen uns mal wieder massieren. Zum Abendessen kauen wir auf einem intelligenten Zebu, das viele Jahre lang den Schlachthof gemieden hat.

Samstag, 12.12.2015
Seit 5 Uhr kräht der Hahn unter dem Badezimmerfenster. Wenn er so weiter macht, liegt seine Lebenserwartung deutlich unter der des gestrigen Zebus. Ich zeige ihm auf dem IPad ein Wienerwald-Brathähnchen. Er schreit völlig unbeeindruckt weiter. Ich gebe auf und dusche. Wir fahren in Richtung Südwest, machen in Ilakaka halt. Dieses Städtchen entstand, nachdem 1998 das weltweit größte Saphirvorkommen entdeckt wurde. Tsiresy organisiert einen Guide, der uns über Holperpiste zu einer großen Saphirmine lotst. Hunderte Männer schaufeln Sand in der sengenden Sonne. Die einzige Maschine ist eine Pumpe, die den Wasserspiegel im Loch absenkt. Alles Handarbeit, ein Knochenjob für die Leute. Im Showroom eines Edelsteinhändlers werden die Produkte präsentiert, Ringe, Anhänger und facettierte Steine. Ein krasser Gegensatz zu den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Mine. Erstmals kann Josef seinen Kaufrausch zügeln.
Über eine weite Hochebene fahren wir weiter nach Tulear. Unterwegs halten wir in einem ärmlichen Dorf, in dem Rum gebrannt wird. In alten, rostigen Ölfässern wird Zuckerrohr zerstampft und destilliert. 90 % Alkohol hat der Fusel. Wir sind von der ganzen Dorfbevölkerung umringt und werden angebettelt wegen Seife, Zahnpasta, Stiften, leeren Wasserflaschen und Kleidung. Kein Ort zum Wohlfühlen. Mit einem unguten Gefühl fahren wir weiter. Wir können ja nicht den Weihnachtsmann für ganz Madagaskar spielen. In Tulear essen wir Cigals zum Mittag, eine Art von Rocklobster. Schmeckt genau wie Languste. Von Tulear geht eine schlechte Piste knapp 30 km nach Norden. Kurz vor uns sind zwei schwere Unfälle passiert, die Autos liegen neben der Fahrbahn auf dem Dach. Viele Schaulustige drum herum, Polizei kommt auch schon. Wellblechpiste wechselt immer wieder mit weichem Sand und tiefen Schlaglöchern, die nicht umfahren werden können. Gut, dass Josef Erfahrung im Offroad fahren hat.
Nachmittags erreichen wir den Badeort Ifaty. Das beste Hotel Princess du Lagon hat noch 3 Zimmer frei, Michael und ich kommen günstiger in einer Anlage nebenan unter. Bungalow direkt am Wasser. Bett mit herrlicher Aussicht auf Pirogen und das weite Meer. Davon träumt wahrscheinlich jetzt Jeder in Deutschland. Das Meer ist zwar mit 31 Grad keine Erfrischung, aber dafür gibt es im Princess du Lagon einen Pool zum Strand hin, in dem wir uns Caipirinha und Florida servieren lassen. Am Strand werden Massagen, Schnitzereien, Bootsausflüge, Ketten und Mangos angeboten. Pfähle im Sand zeigen an, wie nahe uns die Verkäufer auf die Pelle rücken dürfen. Bis um halb 11 sitzen wir beim Abendessen. Rum mit verschiedenen Aromen auf Kosten des Hauses.

Sonntag, 13.12.2015
Nach dem gemeinsamen Frühstück fahren Josef und Bernhard mit einer Piroge raus zum Korallenriff. Schnorcheln und Muschel tauchen. Der Rest macht sich einen faulen Lenz am Strand. Ab 11 Uhr können wir nicht mehr ins Meer. Es ist verschwunden. Die Ebbe hat bis zum Horizont nur nassen Sand hinterlassen.Alle Boote liegen auf dem Trockenen. Die Einheimischen suchen in kleinen Gruppen nach Muscheln und anderem Meeresgetier auf der weiten, ebenen Fläche. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt gute 2 Meter. Mittags organisiert Tsiresy Lobsteressen in einem nahegelegenen Restaurant. 6 Euro pro Person. So langsam sollten wir auf unseren Colesterinspiegel aufpassen.
Traudel macht am Strand Großeinkauf, 4 bunte Tücher für je 1,70 Euro. Josef kauft eine geschnitzte Piroge für 3,50 Euro und ich sammle Muscheln. So ein Stress.

Montag, 14.12.2015
Gemeinsames Frühstück im Princess du Lagon. Wir machen einen Faulenzertag, gehen am Strand spazieren, schauen uns das Angebot der Souvenirstände an. Mittags essen wir Kapitänsfisch im Restaurant Maroloko. Josef und Bernhard lassen sich massieren und schwärmen davon. Abends machen wir eine Wanderung zum Café du Plage, essen dort Fisch. Bernhard kaut auf dem zähesten Tintenfisch, sogar die Katze des Restaurants verschmäht das Gummiteil. Schließlich erbarmt sich ein Hund am Strand. Ob er es überlebt hat?
Am Strand gehen wir zurück zu unserer Unterkunft.

Dienstag, 15.12.2015
Tsiresy hat einen Ausflug in den Dornenwald organisiert. Ein Zebukarren holt uns am Hotel ab. Wir lassen uns über Sandpiste zu einem Naturpark schaukeln. In sengender Hitze gehen wir zu Fuß weiter. Der Guide erklärt uns die zahlreichen Baumarten, von Baobabs über Balserholz bis zu riesigen Wolfsmilchgewächsen. Wir sehen Chamäleons, Vögel und Käfer, Eidechsen und Leguane. Es ist windstill und weit über 40 Grad. Wir sehnen uns nach einer Flasche Wasser.
Wieder zurück beim Hotel, treffen wir Klaus Konnerth mir einer kleinen Reisegruppe. Er hat eine Reiseagentur und bietet Rundreisen auf Madagaskar an. Vor 5 Jahren hatte ich ihm die Fahrräder gegeben, mit denen Eberhard und ich hier geradelt waren - im Tausch gegen Halbedelsteine.
Gemeinsam schlürfen wir einen Cocktail an der Hotelbar. In seiner Gruppe ist Volker, ein gemeinsamer Bekannter von Josef, Michael und Bernhard. Er bleibt bei uns, als Klaus mit seiner Gruppe zur Eden Lodge südlich von Tulear abfährt. Mittags essen wir im Maroloko eine Kleinigkeit. Heute ist Traudel mit Massage dran.
Um 16 Uhr brechen Tsiresy, Volker und ich zur Eden Lodge auf. In Tulear kaufen wir auf dem Markt Kokosnüsse, Tamarinde und Bananen. Die Strecke zu Volkers Hotel zieht sich unheimlich lang über eine unsägliche Holperpiste. Wir kommen an einer Farm für Seegurken vorbei, die nach Japan und China exportiert werden. Igittigitt, würde ich ja nie essen wollen. Die Sonne steht schon tief, als wir ankommen. Es ist eine hübsche kleine Anlage am Arsch der Welt. 6 Doppelzimmer, 28 Angestellte. Wir verabschieden uns noch von Klaus und seiner Frau und machen uns auf den Rückweg. Nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir zurück, pünktlich zum Abendessen.

Mittwoch, 16.12.2015
Unser Erholungsurlaub ist vorbei, heute beginnen wir die Rückreise. Um 8 Uhr Abfährt, in Tulear noch etwas Geld abheben, dann bis Ranohira zum Mittagessen in einem kleinen chinesischen Restaurant. Ein Gewitter zieht auf, es fängt an zu schütten. Sturmböen lassen uns von der Terrasse ins Innere des Lokals flüchten. Draußen tobt ein Unwetter, wie man es nur in den Tropen erleben kann.
Gegen 16 Uhr erreichen wir den Anja Naturpark südlich von Ambalavao. Er hat eine atemberaubende Lage am Fuß von riesigen Granitfelsen und beherbergt über 400 Ringelschwanzlemuren. Wir müssen auch nicht lange laufen, bis wir die erste Gruppe sehen. Es sind wirklich putzige Tierchen, die da vor uns in den Bäumen rumtollen.

Eigentlich wollten wir heute bis Fianarantsoa. Aber morgen ist Viehmarkt in Ambalavao und den möchten wir uns nicht entgehen lassen. Also übernachten wir wieder im Hotel Aux Bougainville. Beim Abendessen stellen wir fest, dass wir ein ganz schön müder Haufen geworden sind. Hitze und Verdauungsprobleme machen uns zu schaffen. Heute werden wir nicht alt.

Jeden Mittwoch ist Zebumarkt bei Ambalavao. Die Hirten kommen meist aus den Gegenden um Ihosy und sind 1 - 2 Tage mit ihren Herden unterwegs. Auf einer großen Koppel wird gefeilscht, Rindviecher laufen durcheinander dicke Geldbündel wechseln den Besitzer. Je nach Größe und Qualität kostet ein Tier zwischen 150 und 300 Euro. Es gibt Fastfood-Stände, die Litschi, Bananen, Kautabak und Schmalzgebäck anbieten. Letzteres schmeckt wie nicht ausgezogene Auszogne. Na ja, zumindest die Bayern wissen schon, was ich meine.
Im Stadtzentrum besuchen wir den großen und unübersichtlichen Markt. Hunderte von Obst- und Gemüsestände, ein Bereich für Textilien, einer für Haushaltsgegenstände und überall ein Gedränge und Geschiebe. Ein Langfinger zieht Josef unbemerkt das Handy aus der Tasche. Wir fahren zurück zum Hotel, dort haben wir Internetzugang, um es sperren zu lassen. Der Hotelchef veranlasst sofort eine Suchdurchsage im örtlichen Radio. Leider ohne Erfolg. Josef nimmt es sportlich und verbucht es unter "Ausgaben für Entwicklungshilfe". Er wollte sich ohnehin ein neues Handy kaufen.
Kurz nach Ambalavao kommen wir zur Weinkelterei Soavia. In großen Betontanks reifen recht gewöhnungsbedürftige Tropfen vor sich hin. Wir verkosten einige Sorten, aber es ist keiner dabei, der wirklich schmeckt. Im Showroom der Weinfabrik hängen bunte gestickte Bilder mit madagassischen Motiven. Hans erkundigt sich, ob die zu verkaufen sind. Das nicht, aber wir bekommen die Adresse der Kunstgalerie, wo wir hinfahren. Die Preise sind Hans allerdings zu hoch.
Weiter geht es nach Fianarantsoa, wo wir im gleichen guten Restaurant essen, wie auf der Runterfahrt. Natürlich wieder Zebu. Kurz nach der Stadt biegen wir nach Osten ab und folgen der Bahnstrecke 15 km auf schlechter Piste. Es regnet leicht als wir im Lac Hotel ankommen. Die Hotelanlage liegt an einem Stausee, die schön eingerichteten Bungalows sind in den See gebaut und über Stege erreichbar.
Gleich in der Nähe befindet sich Madagaskars einzige Teeplantage, die wir ausgiebig besichtigen. Alle Schritte werden uns erklärt, vom Pflücken über das Trocknen bis zum Fermentieren und sortieren. Der Tee wird hauptsächlich nach Kenia exportiert.

Freitag, 18.12.2015
Antsirabe. Vor der Cafeteria unseres Hotels betteln viele zerlumpte Kinder. Traudel kauft zwei Tüten voll Gebäck. Erstaunlicherweise teilen sie ganz gerecht untereinander auf. Jeder hat was zu essen.
Josef hebt noch Millionen von Ariary beim Bankautomat ab, die brauchen wir gleich auf den Mineralienmarkt. Ich hatte beim ersten Besuch vor 10 Tagen ein besonderes Stück im Auge, die Verkäuferin ließ sich aber von ursprünglich 30 Euro nicht weiter als auf 13 Euro runterhandeln. Ich wollte nicht mehr als 10 bezahlen und so kamen wir nicht zusammen. Aber es ist so ein schöner Stein, da sind die 3 Euro auch Wurscht. Ohne neuerliches Verhandeln wechselt der Stein samt Ausfuhrzertifikat seinen Besitzer. Die Anderen kaufen auch noch fleißig ein. Man kann ja nie genug Staubfänger zu Hause rumstehen haben.
Auf halber Strecke zur Hauptstadt liegt das Städtchen Ambatolampy. Es ist für seine Alugießereien bekannt. Eine solche mittelalterlich anmutende Gießerei besuchen wir. Die einzelnen Produktionsschritte werden uns erklärt und gezeigt, wie aus Aluminiumabfällen neue Töpfe hergestellt werden. Zur Belohnung darf Josef zwei Töpfchen kaufen. Er hat daheim einen Induktionsherd und kann somit am wenigsten damit anfangen. Aber gut, es ist halt Josef.
Im Coin du Foil gras essen wir Gänsestopfleber in drei Variationen. Bernhard kommt aus dem Schwärmen gar nicht raus. Auch die Ente als Hauptgericht ist lecker, hinterher noch Banana flambe. Essen wie Gott in Frankreich.
Hans hat übers Internet ein Hotel im Stadtzentrum von Antananarivo ausgesucht. Die Zimmer riechen aber sehr muffig nach Reinigungsmittel oder Insektiziden, Traudel lehnt dankend ab. Tsiresy bringt uns ins Hotel Belvedere mit herrlicher Aussicht über die Stadt und den Königspalast. Michael und mir ist das zu abseits gelegen, wir beziehen wieder unsere Zimmer im Sole Hotel. Diesmal mit Fenster zum öffnen. Josef macht vor dem Hotel noch das Schnäppchen seines Lebens: ein Straßenhändler verkauft ihm eine schöne geschnitzte Holztruhe für 120.000 Ariary statt 350.000. Ein ziemlich schweres Teil, aber wir haben ja genug Freigepäck.
Abendessen gibt es im Hotel Le Glacier. Nach dem Zebufilet noch eine Creme brulee, mehr passt nicht rein.

Samstag, 19.12.2015
Nach dem gemeinsamen Frühstück im Belvedere stauen wir uns durch die Stadt zum Lemurs Park. Routsy, die Parkführerin mit dem schiefen Zahn, kenne ich noch vom letzten Jahr. Auch sie erkennt mich wieder. Ich hatte ihr damalserklärt, warum Spinnenschildkröten wesentlich kleiner sind als Strahlenschildkröten: Würden die Spinnenschildkröten weiter wachsen, würden sie wegen ihres Gewichts andauernd aus dem Spinnennetz fallen.
Wir machen wieder unzählige Fotos von Sifakas, Indris, braunen Lemuren und Kattas. Auch ein Chamäleon bekommen wir vor die Linse.
Mittags gibt es Spaghetti in einem noblen Restaurant, im Hintergrund schreien Maria Careigh, Placebo Domingo und Justin Bieber Weihnachtslieder.
Nächster Stopp ist der Souvenirmarkt. Etwa 200 Verkaufsstände mit mehr oder weniger gleichem Angebot. Hier gibt es alles, was als Andenken zu gebrauchen ist. Zum Beispiel schön geschnitzte Holztruhen (ziemlich schwere Teile) zum Preis von 40.000 Ariary. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Wir kaufen Pfeffer rot und schwarz, getrocknete Nelken, Zimtstangen, Vanilleschoten bester Qualität, Holzschachteln mit Intarsien, gebatikte Bilder, Weihnachtskarten und Steine. Richtig große Dinger mit je 6 - 8 Kilo Gewicht. Das Verhandeln macht richtig Spaß, wir bekommen die Sachen meist zu unter 30 % des Anfangspreises.
In sehr gediegener Atmosphäre speisen wir im Café du Gare. Gänsestopfleber und so Zeug. Es ist Happy Hour, die bestellten Cocktails bekommen wir doppelt serviert.

Sonntag, 20.12.2015
Unser letzter Tag. Wir frühstücken wieder im Belvedere und fahren dann ins private Reservat von Perignet etwa 80 km östlich von Antananarivo. Es geht durch nette Vororte und tropischen Regenwald. Der Guide vom Reservat führt uns durch zahlreiche Gehege. Dutzende von Chamäleonarten in unglaublich bunten Farben von winzig klein bis ganz groß können wir fotografieren. Bunte Frösche, Blattschwanzgeckos, Flughunde, Schmetterlinge und Schlangen sind zu sehen. Dann machen wir uns auf den Weg zum Mittagessen. 15 Kilometer Holperpiste. Wir kommen zu einem großen Kolonialgebäude, der Domain de l' Eremtiage. Hellen, die britische Besitzerin begrüßt uns zum Brunchbuffett. Die Auswahl ist vom Feinsten. Frische Austern aus Majunga, Salate, Sushi, frischer Fisch, Filet, Calamares und Garnelen für den Wok und ein bezauberndes Nachspeisenbuffett, wo ich endlich mal Salzburger Nockerln bekomme.
In Haus und Gärten finden sich die schönsten und größten Halbedelsteine. Zentnerschwere Rosenquartze, Achate, Bergkristalle, Jaspis und Labradorite. Ein gepflegter Weg führt am Tennisplatz vorbei zum See mit Tretbooten und Ruderbooten. Ein wahres Idyll am A. der Welt.
Pappsatt fahren wir zu Tsiresy nach Hause, kaufen unterwegs noch Mangos.
Tsiresys Frau hat Zebuspieße und Somosas gemacht, es gibt Salat und Wein und Mangoustin-Rum. Michael und ich machen noch ein Nickerchen und gegen 23 Uhr geht's zum Flughafen.

Mit dem Zoll habe ich bei den letzten Reisen schon meine Erfahrungen machen dürfen. Die Gepäckstücke werden durchleuchtet und für Mineralien muss man Ausfuhrgenehmigungen vorweisen. Also haben wir alle Steine, für die wir keine Ausfuhrgenehmigung hatten, in meinen Rucksack gepackt. Über 20 Kilo wiegt mein Handgepäck. Da spielt das Flughafenpersonal nicht mit, und ich muß zurück, den Rucksack auch noch als Gepäckstück aufgeben. Wie erwartet werde ich ausgerufen um mich zum Gepäckcheck zu begeben. 3 Zöllner stehen vor meinem Rucksack und meinen beim Anblick des Inhalts, da hätten wir nun ein sehr großes Problem. Ich ziehe ein vorbereitetes Kuvert aus der Tasche, darin drei Geldscheine á 10.000 Ariary, zusammen 9 Euro. "Hier sind die Ausfuhrpapiere", sage ich. Der mittlere Zöllner schaut ins Kuvert, zeigt es den Herren zur Linken und Rechten. Die nicken zustimmend. "Dürfen wir die Ausfuhrpapiere behalten?" fragt der Zöllner höflich. Ja, natürlich. Damit ist die Angelegenheit erledigt. Josef hält im VIP-Bereich noch eine nette Ansprache und bedankt sich im Namen der ganzen Gruppe für meine Reiseleitertätigkeit und überreicht mir eine von Allen unterschriebene Förderzusage für meine Schule.
Auf dem Flug nach Nairobi hat jeder eine ganze Sitzreihe für sich. Mit dem Dreamliner weiter nach Amsterdam und dort teilt sich unser Haufen auf für die Weiterflüge nach Frankfurt, München und Berlin. Um 17.30 komme ich in Berlin an, leider ohne Gepäck. Das hat die kurze Umsteigezeit in Amsterdam nicht geschafft und soll morgen nachgeliefert werden. Sabine holt mich am Flughafen ab und ich freue mich jetzt erst mal auf Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat.
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Folgende Benutzer bedankten sich: Puffi
28 Jun 2016 07:50 #435762
  • hopschil
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  • Beiträge: 14
  • hopschil am 28 Jun 2016 07:50
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Hallo Philfrank
Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!
Hört sich spannend an und ich freu mich schon total auf Madagaskar ☺
Betreffend der MalariaProphylaxe haben wir uns nun enschieden, das Medikament nur für den Notfall mitzunehmen ohne vorgängige Einnahme... Werde mich wie bereits in Tansania mit langen Kleidern und Mückenspray's schützen... denke auch, ist die beste Variante, bevor man sich da irgendwelche Chemie reinzieht..

Danke für deine Infos!
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