25.6. Gemütlich Frühstücken und um 08.10 holt mich Nicholas ab. Pünktlich erreiche ich die Schlangenfarm und treffe auf den Deutschen Florian Finke und seine Freundin Rebecca, Aary aus Indien und Kyle der Manager der Schlangenfarm. Chris ist auch schon da. Andere sind neue Gesichter für mich.
Wie letztes Jahre geht es um Wissen über Schlangen und Schlangenbisse, aber auch, das Handhaben von Giftschlangen. Was immer am Wichtigsten ist, die richtige Identifizierung und etliche sehen sich halt schon sehr ähnlich.
Der Raum, in dem die Einführung und Vorstellung der Anwesenden statt findet, ist auf Frieren runtergekühlt. Temperaturschock. Sie passen es etwas an. Florian Finke hat enorme Erfahrung mit Schlangen und auch mit der Behandlung von Giften. Er ist einer der Administatoren auf Facebook “East African Snakes and other reptiles”. Aary lebt in Indien und handhabt und rettet dort Schlangen, auch die riesige Königskobra.
Ich kann es doch nicht lassen und sehe eine grosse Libelle an der Wand. Horned Rockdweller, frei übersetzt, da ich mal wieder keinen Deutschen Namen finde – gehörnter Felsbewohner / Bradinopyga cornuta.
Es geht zum praktischen Teil mit harmlosen Schlangen.
An der Küste gibt es 5 grüne Schlangen! Boomslang, Grüne Mamba, samtig grüne Nachtotter, gefleckte Buschnatter oder Buschschlange, gesprenkelte Buschnatter und südöstliche Buschnatter. Klar führt das zu Verwirrungen und oft sagen die Leute einfach Grüne Mamba.
Dies eine gefleckte Buschnatter / Speckled Green Snake / Philothamnus punctatus. Es gibt sie in grün, halb türkis oder ganz türkis. In allen Formen mit schwarzen Zeichnungen. Buschnattern sind harmlos. Sie fressen Geckos und Frösche.
Welches Ende ist der Kopf? Kenya Sand Boa – Eryx colubrinus. Die einzige Boa in Afrika. Sie hat keine Giftdrüsen sondern würgt die Opfer zu Tode. Die schaufelförmige Nase erlaubt es ihr im Sand, wo sie vorkommt, nach Nagern zu wühlen. 2 Farbvarianten existieren. Sie ist endemisch in Kenia – Ost- und Nordost und extrem NO Tanzania.
Tiger Snake / Telescopus semiannulatus ruht in Verstecken, sogar in Vogelnestern. Sie frisst fast alles, was ins Maul passt, liebt aber Geckos und Chamäleons. Sie hat die Giftzähne hinten. Das Gift ist mild, wenigstens für Menschen.
Ägyptische Katzennatter / Egyptian Cat Snake / Telescopus obtusus (wird auch unter Large-eyes Snake / Telescopus dhara in der Literatur gefunden). Gift ist für Menschen harmlos. Wenn sie warnt, macht sie den Kopf flach.
Es geht wieder in den Kühlraum und das Thema ist, was tun, wenn man von einer giftigen Schlange gebissen wird. Die Wunde sein lassen, also kein Abbinden, kein Ausbrennen, kein Elektroschock, kein Schneiden – Patient und gebissene Gliedmasse ruhig stellen. Der schwarze Stein ist Aberglauben und nützt nichts! Ausser den Patienten zu beruhigen und wenn es eine nur leicht giftige Schlange war, dann hilfts….
Schlangenbisse sind nicht nur in Afrika ein Thema, sondern in ganz Afrika, Indien, Amerika, Australien und Südamerika. Weltweit kommen ca. 100.000 Leute pro Jahr durch Schlangenbisse ums Leben, andere werden verkrüppelt. Betroffen sind vorwiegend Leute in ländlichen Gebieten und dort hat es oft keine oder ungenügend trainiertes Spitalpersonal. Gegengift ist in Afrika Mangelware, was heisst Bisse müssen oft symptomatisch behandelt werden, was aber nicht bei allen Giften hilft. Zum Vergleich, weltweit sind über 1 Million Verkehrstote pro Jahr.
Menschen dringen immer mehr in den Lebensraum von Schlangen ein, was Konfrontationen erhöht. Zudem vermehrt sich durch den vielen einfach irgendwo weggeworfenen Abfall die Rattenpopulation. Z.B. in Durban in Südafrika ist das der Fall und die Schwarze Mamba profitiert. Zudem sind Häuser mit vielen Löchern in den Wänden ausgestattet und im Haus hat es Wasser, Hühner und Ratten – der Tisch für Schlangen ist gedeckt. Nachts laufen viele mit Schlappen und ohne Licht, so dass sie Schlangen nicht sehen können und plötzlich ist es zu spät.
Im Unterschied zu Südafrika, wo es etliche professionelle Schlangenfänger gibt, ist Kenia schwer hinten nach. Diejenigen in der Nähe von Watamu haben Glück. Die Leute von der Watamu Schlangenfarm reagieren sofort und fangen die Giftschlangen. Die werden manchmal eine gewisse Zeit in der Farm gehalten und dann wieder ausgesetzt, wo es weniger Menschen hat.
Häuser werden nach wie vor mit Makuti – Riedgras bedacht. Da fühlen sich Geckos und Nager völlig wohl, aber halt auch deren Fressfeinde, harmlose und giftige Schlangen.
Wer mehr wissen will, kann auf Youtube “Living Zoology” Dokumentarfilme schauen. Super toll gemacht und sehr lehrreich.
Hier ein Ratschlag – obwohl Bisse von Boomslang und Vogelnattern / Twine Snake sehr selten sind.
Als Tourist kommt man relativ selten mit Schlangen in Berührung – also keine Panik. Dennoch heisst es in Camps und Lodgen mit offenen Augen gehen und nachts mit Taschenlampe. Man weiss nie…. Und Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Wieder viel gelernt und es geht zurück ins Ocean Sports. Eigentlich möchte ich etwas ausruhen. Doch meine CH Kollegin stürmt um 18.30 Uhr. Komm, der Vollmond geht um 18.50 Uhr auf! Also gut und so sieht er aus. Der Strom ist ständig wieder weg und kommt wieder und es sieht viel schöner aus, wenn nur der Mond leuchtet.
Vielleicht versteht man mich, wenn ich sage, ich liebe den Ort! Abendstimmung um 18.45, das Rauschen der Wellen im Ohr…..
18.49 Uhr
18.54 Uhr
18.57 Uhr
Danach geniessen wir ein gemütliches Abendessen mit Blick aufs Meer.