THEMA: Angola, eine Reise wert?
23 Aug 2015 12:07 #396896
  • lilytrotter
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  • lilytrotter am 23 Aug 2015 12:07
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Ist Angola, eine Reise wert?


Angola hatten wir nie bereisen können, damals, als wir in den 80ern im Kongo (Zaire) waren, war Krieg in Angola. Die Angolaner hatten zwar ihre Unabhängigkeit erlangt, aber…




Nun, nach vielem Ungeklärten (Visumsbeschaffung, Letter of Invitation Ja/Nein... usw.) , zeigte es sich doch letztlich recht simpel für uns Deutsche ein Touristenvisum zu erhalten und so planten wir fleißig (touristische Info ist ja nicht soo dicke übers Land)
Wir sind mit zwei Fahrzeugen (4 Personen) gefahren, weil wir im einsamen Süden (Iona NP) unterwegs sein wollten und weil es auch Spaß bringt: Die Abende in der absoluten Einsamkeit sind sehr nett und man hat viel zu quatschen und zu lachen.

Fazit:
- Angola ist sehr interessant.
- Die Menschen sind sehr nett und unaufdringlich. Wir haben uns sicher gefühlt.
- Angola ist nichts für Anfänger, man muss in der Lage sein, komplett autark zu reisen.
- Eine touristische Infrastruktur existiert quasi nicht.
- Angola hat ein Problem mit Reichtum/Armut/Wirtschaft. Stichwort: Raubtierkapitalismus unter MPLA Fahnen
- Wir halten den Straßenverkehr in Angola für sehr gefährlich: viele 40Tonner auf z.T. Potholestraßen, die einem zu häufig auf der eigenen Spur entgegenkommen...)
- In Restaurants: exorbitant teures Essen – und leider meist „mittelmäßige“ Qualität (vorsichtig ausgedrückt ...)
- Angola hat ein Müllproblem: verdreckte Dörfer und Städte, es stinkt.

Nach drei Wochen waren wir froh im „sauberen und verlässlich geregelten“ Namibia zurück zu sein B) – das hätten wir von uns nie gedacht, dass uns das mal so gehen würde, :lol: - aber Angola hat uns letztlich gestunken, im wahrsten Sinne des Wortes.


Angola war eine sehr interessante Erfahrung und zum Glück ist bei uns alles gut gegangen.
Gott sei Dank!!

Wir werden nie wieder dort hin fahren und können es auch niemandem empfehlen!
...denn Angola hat ein Problem, das uns zuvor nicht bekannt war und das sich auch nicht mal eben so recherchieren lässt.

In Windhoek erfuhren wir von einem Insider, dass im Falle eines Unfalls (auch bei einer nur sehr geringfügigen Verletzung einer Person) der Mob den Fahrzeugführer aus dem Fahrzeug zieht und prügelt, - zu Tode prügelt, zu Tode steinigt, wenn die Polizei nicht rechtzeitig schafft, einzuschreiten!
Er selber habe 1 Freund und 2 Bekannte auf diese abartige Weise verloren, in den letzten 6 Jahren.

Freunde von uns bestätigten auf Nachfrage, dass sie auch schon mal davon gehört hätten. Aber man hat solche Sachen ja nicht immer parat, wenn man nicht durch Erzählungen plötzlich daran erinnert wird.
Die Info komplettierte sich.
Im Netz recherchiert, fand ich die Bestätigung zweier Fälle: im einen Fall wurde der Fahrer gesteinigt, im anderen Fall konnte der schon mit Benzin übergossenen Fahrer von der Polizei gerettet werden, bevor der Mob ihn anzünden konnte – sein Fahrzeug zerlegten sie daraufhin...



Nicht versichert sein, ist die eine Sache, das weiß man, dass man dort unversichert fährt, keine KFZ-Versicherung versichert Angola.
Aber der Wut des Mob ausgesetzt sein – nein, dazu fehlt uns der Mut
– und das ist auch gut so.
Wir lieben das Leben.

Der Straßenverkehr ist dort einfach zu gefährlich, als dass man ausschließen könnte, dass auf einer Reise mal was passiert, - auch bei noch so großer Vorsicht.



Gruß lilytrotter
Gruß lilytrotter


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Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 23 Aug 2015 12:15 von lilytrotter.
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23 Aug 2015 18:35 #396972
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Hallo lilytrotter,
vielen Dank für dein Fazit Eurer Reise.

Wenn ich das richtig verfolgt habe, bist du schon seit mindestens 2012 gedanklich intensiver mit der Reise beschäftigt.
Schade, dass dein lang verfolgter und nun umgesetzter Wunsch so einen Abschluss gefunden hat.

Nun würde mich, vielleicht auch andere hier im Forum, interessieren, wie der Verlauf der Reise war, wann, wo, du das erste Mal das Gefühl hattest, "nein, das ist nicht (oder noch nicht) mein Land".

Kannst du dir vorstellen, vielleicht wenn sich der Frust etwas gelegt hat, einen Reisebericht zu schreiben?

Nicht dass wir uns missverstehen, ich teile viele viele Deiner Punkte, aber ich tue mich schwer damit, aktuell an Angola als Reiseland einfach einen "Haken" zu machen. Vielleicht ist es auf Grund deiner Erfahrungen möglich, die Rahmenbedingungen besser zu definieren. Wenn jemand nach Angola reisen will, dann......

Natürlich möchte ich auch Bilder sehen :) :) :)

Liebe Grüße

Peter


Strassenkind
Letzte Änderung: 23 Aug 2015 18:36 von strassenkind.
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23 Aug 2015 18:52 #396975
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  • K.Roo am 23 Aug 2015 18:52
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Hi Lily

Nicht dass ich die Sehnsucht hätte nach Angola zu reisen, bin ich über solche Erfahrungsberichte empfänglich, da es nicht der allgemeine Mainstream ist.

Auch ich würde mich zumindestens über ein paar Bilder freuen, geil wäre es allerdings, wenn du einen kleine RB reinstellen könntest.

Lg
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23 Aug 2015 19:29 #396982
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  • La Leona am 23 Aug 2015 19:29
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liebe lilytrotter
Danke für die offene Darstellung deiner Eindrücke. Es tut mir leid zu lesen dass dein Fazit so negativ ausgefallen ist für Angola als Reiseziel für Selbstfahrer. Glücklicherweise ist bei euch nichts dergleichen passiert.
Auch ich würde mich über einen kleinen Bericht freuen, denn Angola steht auf meiner bucket-list trotzdem ich mehr Angst vor Menschen als vor wilden Tieren habe.
Viele Grüsse
leona
Gruss Leona
Letzte Änderung: 23 Aug 2015 19:30 von La Leona. Begründung: Rechtschreibung
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23 Aug 2015 19:47 #396985
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Hallo Lillytrotter,

Ich gehöre auch zu den Fomis die Genaueres erfahren möchten! B)

Auch ich würde mich auf einen kleinen Reisebericht sehr freuen. :)

Liebe Grüsse
Annick
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24 Aug 2015 00:28 #397007
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Hallo, strassenkind,

hmm, vielleicht ist es auch Frust? - mehr aber empfinden wir Traurigkeit.
– und Abscheu und Angst vor Lynchjustiz.
An mangelnder Vorbereitung hat es sicher nicht gelegen... ;-)
Herzlichen Dank nochmals für deinen Input!

Angola ist leider nicht unser „Lieblingsland“ geworden, da helfen auch die schönen Seiten des Landes nicht.
Dabei haben wir eigentlich ziemlich viele der empfohlenen Sehenswürdigkeiten besucht und sind auch mit unserer Reise selbst und unserer Reiseart recht zufrieden.
Wir haben viel Interessantes gesehen und erlebt, aber wir sind nicht glücklich, wie sonst nach unseren Reisen.
Dafür gibt es kein auslösendes Moment, kein Schlüsselerlebnis im Land. Es summierte sich einfach: Das Nette, Fröhliche, Bunte, Hübsche wurde permanent von Gestank und Müll, exorbitanten Preisen, Häuserruinen und Potholes überlagert...

Wir können uns an kein afrikanisches Land entsinnen (und wir kennen die meisten), bei dem die Gegensätze derart extrem aufeinanderprallen, an kein Land mit einer derartigen Polizeipräsenz wie Angola: in jedem kleinen Dorf, an jeder Ecke in der Städten stehen sie, - ein Polizeistaat;
- Glitzernder Reichtum und Protzen neben Gestank und Bettelarmut;
- Freundlichkeit und Zurückhaltung der Bevölkerung machen das wiederholte Auftreten von Lynchjustiz bei Unfällen zur Chimäre.

Wir werden vielleicht nach einer Weile besser trennen können, zwischen den schönen und den störenden Eindrücken.
Mal sehen, dann werden wir auch gern darüber schreiben. Und Bilder geben ja auch immer nur einen sehr kleinen bunten Ausschnitt her – und speziell wir haben immer etwas Scheu sehr private Bilder öffentlich zu zeigen – die anderen, üblichen Bilder kann man ja überall im Netz sehen: Stichwort eingeben und schwupps, hat man zu allem ein Bild.


Erst einmal soll als Info reichen, was wir im Moment als Wichtigstes erachten:
Alles was man in Angola sehen und erleben kann, ist es unseres Erachtens nicht Wert, sich in die Gefahr zu begeben, der Lynchjustiz zum Opfer zu fallen. Ein Mini-Unfall reicht, es braucht nur jemand gegen deinen Kotflügel stoßen, mit seinem chinesischen Moped umfallen und sich den Kopf stoßen, der nicht Helm-geschützt ist...
Es ist uns ein Rätsel, dass das Auswärtige Amt zu dem Thema keine Warnung ausspricht. Es ist kein neues Problem.

„Rahmenbedingung“ für eine erneute Angolareise wäre: Nie wieder in Angola selber am Steuer. Also: Nicht als Selbstfahrer/ohne eigenes Auto.
... vielleicht mal als Senior-Experts, die sich fahren lassen... ;) :)

Gruß lilytrotter



Hallo, Bloke,

ja, mainstream ist das Reisen in Angola wirklich nicht grad... :lol:
aber wir müssen dich erst einmal vertrösten, mit einem Bericht, so sehr wir deine Anfrage verstehen, lesen wir doch selber sehr gern über ungewöhnliche Reisen.

Grüßle



Hallo, La Leona,

ja, ich hatte schon gelesen, dass auch du an Angola interessiert bist.
Kann ich gut verstehen, denn es gibt dort keine ausgetretenen Touristenpfade, es existiert ja quasi kein Tourismus.
Und bis wir nach der Reise in Windhoek von der praktizierten Lynchjustiz gehört hatten, konnten wir uns durchaus vorstellen, noch einmal dorthin zu reisen. Damit haben wir allerdings abgeschlossen, als wir nun auch noch die Bestätigung im Internet lasen.
www.sol.pt/noticia/108243

www.autoportal.iol.p...ivo-piloto-portugues

Du schreibst, dass du vor Menschen mehr Angst hast, als vor wilden Tieren.
Ja, - vor solchen Ausbrüchen des Mob muss man Angst haben! Da kann die Bevölkerung ansonsten noch so nett sein.
Vor „wilden“ Tieren braucht man sich in Angola sowieso nicht zu fürchten: alles aufgegessen...
Am Calueque und auf dem Weg nach Oncocua haben wir nicht einmal einen Vogel gehört, geschweige gesehen... :dry:

Grüßle



Hallo, Annick,

leider wird es so schnell nix, mit einem Bericht.
Aber, schaun mer mal.

Grüßle
Gruß lilytrotter


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Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 22 Apr 2016 12:22 von lilytrotter.
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