06 - Die Adventuretour startet
Oh Schreck, es ist schon Freitag. Nach einer kurzen Nacht machen wir uns auf den Weg zum Büro der Adventuretour, wo diese auch beginnt. Nachdem Dirk Anja mitsamt dem Gepäck dort rausgeschmissen hat, bringt er den Mietwagen noch schnell zurück. Es sind noch ein paar Formalitäten zu erledigen und dann beginnt die 20-tägige Tour entlang der Gardenroute, durch Lesotho und Swaziland, dem Krüger Nationalpark bis nach Johannesburg. Bevor wir jedoch zu unserer ersten Unterkunft fahren, steht eine Tour durch das Township Langa auf dem Plan.
Langa bedeutet auf Deutsch Sonne. In den Townships rund um eine der schönsten Städte der Welt, leben in etwa zwei Millionen Menschen. Anschließend fahren wir durch eines der größten Townships Südafrikas namens Khayekitscha (Xhose = "Neue Heimat"). Es liegt bereits 25 km von Kapstadts Innenstadt entfernt. Holz und Blechhütten gibt es in den Townships szu genüge und täglich kommen neue hinzu. Das Areal war einmal für 40 000 Menschen geplant, danach für 150 000, dann für 500 000. Heute sind es wahrscheinlich über 1 000 000 Einwohner.
In einem für Südafrika typischen Taxi (12-sitzigen Kleinbus), geht es über eine staubige Straße zu Holz- und Wellblechhütten. Nachdem wir aus dem Fahrzeug gekrabbelt sind, werden wir herzlich von unserem Guide, der schon seit Ewigkeiten hier wohnt begrüßt. Die Shopping- Mall "V&A Waterfront" und die edlen Hotels dort, sind nur wenige Kilometer von hier entfernt. Wir kriechen zwischen engen Häuserlücken hinter dem Guide her. Der Boden ist mit Müll bedeckt. Nach einigen Minuten betreten wir eine solche Wellblechhütte. Es ist finster und beim Betreten steigt uns ein säuerlicher Geruch in die Nase. Wir sind in einer Shebeen (illegalen Kneipe) gelandet. Außer 2 uralten, kaputten Sofas stehen hier noch einige Ölfässer herum, die dazu verwendet werden, Bier zu brauen. Eine Dame mittleren Alters empfängt uns hier. Sie hält ein kleines Kind an der Hand. Wir werden aufgefordert, in dem kleinen, fast dunklen Raum Platz zu nehmen. Es wird uns erklärt, wie das Bier hergestellt wird und im Anschluss, sollen wir probieren. Gerade für den deutschen Gaumen, ist das Gebräu nicht trinkbar!
Nachdem wir uns von dem Bierschock erholt haben, laufen wir weiter. Wir kommen in eine Gegend, wo es Häuser aus Stein gibt. Hier werden wir in ein Hostel geführt. Die sogenannten „Hostels“ (deutsch etwa: Herberge), stellen in den Townships eine Besonderheit dar. Sie dienten als einfache Sammelunterkünfte für allein lebende Männer und Frauen, die im „weißen“ Gebiet arbeiteten. Umringt von Müll, betreten wir das düstere Gebäude und gelangen in einen Vorraum, der als Gemeinschaftsraum dient. Eine ältere Dame macht gerade den Abwasch. Der Guide möchte uns die Schlafräume und sanitären Anlagen zeigen. Allerdings sollen immer nur 3 Leute aus unserer Gruppe gleichzeitig den Raum betreten. Wir lunsen in ein ca. 12 qm großes Zimmer, in dem 2 Betten, 1 Hochbett und 2 oder 3 Kommoden stehen. In jedem Bett schläft ein Pärchen. In diesem kleinen Raum leben also 8 Erwachsene Menschen. Ein Schock! Die Kinder sind in einem anderen Raum untergebracht. Das dunkle Mauerwerk und das mit Handtücher verhangene Fenster, verleihen dem Raum noch ein beengenderes Gefühl. Eine Heizung war nirgends erkennbar. Noch ein Blick in die total verschimmelten, sanitären Anlagen und wir verlassen sehr nachdenklich das Gebäude. In der Mittagshitze laufen wir auf einem kleinen Pfad inmitten von alten Baumaterialien, Schrottautos und Müll zu einer nahe gelegenen Häusergruppe. Ein alter Einkaufswagen steht am Wegesrand, der bis zum Rand mit toten Hühnern befüllt ist. Daneben steht ein altes, rostiges, halbes Ölfass, auf dem die Hühner gegrillt und verkauft werden. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es im 1. Stock des maroden Hauses einen Friseursalon. Diese findet man in Südafrika sehr häufig vor. Allerdings werden solche kleinen Läden, wie z.B. Friseur, Handyladen, Imbiss und andere Verkaufseinrichtungen in der Regel in Schiffscontainern untergebracht. Die Verkäufer stehen hier grundsätzlich hinter Gitter. Auf der abgeblätterten Fassade des Hauses, ist mit bunten Farben ein fröhliches Bild und der Name des Salons aufgemalt. Nach einer guten Stunde, kehren wir zu unserem Taxi zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite, können wir noch ein paar Frauen beim Waschtag beobachten. Der Waschplatz hat einige Betontröge, in denen die Wäsche von Hand gewaschen wird. Hier ist auch die einzige Wasserstelle im Umkreis von einigen Kilometern zu finden. Das Wasser muss die ganze Strecke bis nach Hause getragen werden. Die Frauen transportieren dafür riesige Wasserkanister auf dem Kopf. Auch das gehört zu Kapstadt und der Geschichte Südafrikas. Trotz dieser Umstände hat sich eine selbstbewusste und stolze Township-Kultur entwickelt. Sowohl die bekannte südafrikanische Musikvielfalt, sei es Jazz, Kwaito, Hip Hop oder traditionelle Musik, als auch Kunst uns Malerei haben hier oftmals ihren Ursprung.
Nach dieser informativen und beeindruckenden Exkursion, fahren wir zunächst nach Stellenbosch, wo wir ein schickes, weißes Anwesen inmitten der Natur mit schönem alten Baumbestand betreten. Eine Wein- und Käseprobe ist für uns organisiert worden. Jetzt sollen wir also abgefüllt werden. Anja inspiziert während der Probe, die Räumlichkeiten des Anwesens. Im hinteren Teil des Hofgutes, ist ein riesiger Raum, mit einem großen Kamin, dunklen, massiven Möbeln und toller Dekoration. Es ist jedoch keine Zeit vorhanden, hier weiter zu verweilen. Bei uns macht sich der Hunger breit und wir stürmen das Restaurant. Im Anschluss haben wir noch etwas Zeit, um die Stadt zu besichtigen. Da wir Stellenbosch bereits kennen, treffen wir uns noch einmal mit Raino auf ein Bierchen. Am späteren Abend erreichen wir unser Tagesziel: Ein schickes 4 Sterne Hotel in Somerset West mit Pool, Wellnessbereich und Jacuzzi. Durch einen Stau am Mittag ist der Zeitplan etwas durcheinander geraten. Kaum haben wir (respektive Dirk) unsere tonnenschweren Taschen ins Zimmer geschleppt, geht es auch gleich weiter. Wir müssen also auf diese Annehmlichkeiten verzichten. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir ein hübsches Restaurant, in dem es mal wieder eine Überraschung ist, was man auf den Teller bekommt (alles Unbekannte lässt sich nicht immer so schnell googeln). Anja probiert wagemutig etwas Neues: Hake. Eigentlich ist das nur ein Seehecht, wird in Südafrika aber für Fish & Chips verwendet. Es schmeckt ihr sehr gut.
Hier sind die krassen Bilder dazu.