THEMA: Südafrika im November 2010
05 Jan 2011 20:00 #168269
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  • Beate2 am 05 Jan 2011 20:00
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Tag 15
Beim Frühstück empfing uns der Duft von frischen Muffins, riesige Obstplatten erwarteten uns und wir hatten zum Glück auch schon wieder Hunger. Gut gestärkt, und mit guten Wünschen versehen, ging es auf zur letzten Etappe. Hannetjie und Johan versprachen wir, wieder zu kommen.

Auf der R 26 fuhren wir über Ficksburg und Ladybrand erst einmal um Lesotho herum - was für eine Kulisse!







In Ladybrand haben wir uns im dortigen Supermarkt, der sehr gut sortiert war, mit Sandwiches zum lunch eingedeckt. Die meisten Kunden im Laden kamen aus Lesotho und waren mit ihrem Wochenendeinkauf beschäftigt. Alle waren ausgesprochen schick angezogen, es war wohl das Erlebnis der Woche für sie.

Bei Jammersdrif hatten wir die Qual der Wahl: Wir konnten die 75 km gravelroad R701 geradeaus nach Smithfield nehmen, oder den Umweg über die geteerte R 26 via Rouxville mit 140 km. Wir nahmen die R26 und lernten hier: Teerstraßen müssen nicht besser sein als Schotterpisten... Es war grausam! Zum Glück hatten wir recht wenig Verkehr, so dass wir bei einigen potholes auf die Gegenfahrbahn ausweichen konnten. Aber schneller waren wir garantiert nicht! Dies waren die anstrengendsten Kilometer der gesamten Reise. Und um uns herum wurde es immer vertrockneter, trister und heißer.



Wir konnten es kaum erwarten unser Ziel, den Gariep Dam, zu erreichen. Aber die Fahrt zog sich elend lang hin. Gegen 16.00 erreichten wir nach knapp 500km unsere Unterkunft, die „Waschbank Game Lodge“ am Orange River. Die Waschbank Lodge hatte ich aus zwei Gründen ausgesucht: Die Lage am Fluss reizte mich und wir hatten zwei double beds in unserem cottage, also die Hoffnung auf einen guten Schlaf. Bei der Lage gab es auch nichts zu meckern. Unser cottage lag wirklich direkt am Fluss, mit einer tollen Aussicht. Das cottage, wie auch der Rest der Lodge, enttäuschte uns aber maßlos. Und dies war, nach der Luxus Lodge Dulini, mit ZAR 500.00 pP B&B die teuerste Unterkunft dieser Reise. Das ist in der Pampa eine Menge Geld. Ich hatte mich auf eine rustikale Game Lodge eingestellt. Dass rustikal hier aber oll und ungepflegt bedeutete, war ärgerlich. Das Wasser im pool war so trübe wie der Orange River. Das Mobiliar war alt und zusammengewürfelt. Die Betttuch-Vorhänge hatten Löcher und waren viel zu klein, um die Fenster abzudecken. Das Geschirr war schmierig. In den Betonfußböden klafften riesige Löcher, aus denen die Armierung hervorguckte. Die Leitungen in der Dusche lagen auf den Fliesen - aua, das war heiss beim Duschen!



Der Hit waren aber die Schlafzimmer: Die Wände bestanden aus 2 m hohen Abtrennungen, die ich ansonsten nur von Toilettenkabinen kenne, nach oben offen. Eins der Mini-Schlafzimmer hatte kein Fenster, dafür aber eine Monster-Klimaanlage direkt neben dem Bett. Oh, wie gemütlich!!!

Das Restaurant war eine große, laute Halle. Und das Essen - na ja... Das einzige game, dass es auf der Speisekarte gab, war Springbok Carpaccio. Das Lammcurry bestand zur Hälfte aus Knochen und Fett und das Steak war auch nicht der Rede wert. Nur die Weinkarte war gut sortiert und preislich absolut ok.

Wir verliessen diesen gastlichen Ort schnell mit unserer Flasche Rotwein und machten es uns auf dem durchgesessenen Sofa bequem. Wir wollten uns das Bilderbuch ansehen, dass unsere Freunde uns geschenkt hatten. Die Freude wurde sehr schnell durch viele winzige Insekten getrübt, die sich zu Dutzenden auf dem weißen Papier niederließen. Miniaturmücken griffen an!!! Die Zimmerdecke war schwarz, auf dem Wein schwamm ein Insektenteppich. Wir hatten wohl eine Brutstation im cottage. Schnellstens löschten wir das Licht, dieselten uns mit einer Dose Peaceful Sleep ein, dass uns die Luft wegblieb und krochen in die Betten. Zum Glück gaben die Biester im Dunkeln schnell Ruhe, aber sehr erholsam war die Nacht nicht.
Anhang:
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:49 von Beate2.
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09 Jan 2011 15:06 #168843
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  • Beate2 am 05 Jan 2011 20:00
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Tag 16
Bei den ersten Sonnenstrahlen fing das Metalldach durch die Erwärmung an zu krachen, so dass an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Wir waren gespannt auf unser Frühstück. Es gab weder Obst, noch Müsli, noch Joghurt, noch Saft. Nur das heiße englische Frühstück mit Toast wurde angeboten. Und ein plunger halbvoll mit Kaffee für uns zwei mit einem Fingerhut voll Milch. Zum Glück hatten wir noch Kekse... Wenigstens stellte der Manager einen Kontakt für uns her. Wir wollten gerne die Staumauer des Gariep Dams besichtigen und er arrangierte für uns das Treffen mit Mr. Murphy. Mr. Murphy ist seit über 40 Jahren Angestellter beim Gariep Dam und kennt das Bauwerk wie seine Westentasche. Dies ist der größte Stausee des Landes, er versorgt weite Gebiete mit Trinkwasser und Elektrizität. Die gewaltige Staumauer ist 88m hoch, 914 m lang und es gibt insgesamt 13 km Gänge in ihr.





Außer uns war noch ein südafrikanisches Paar bei der Führung, der Bus mit 20 angemeldeten Damen stand leider im Stau. Mr. Murphy führte uns zuerst an den Sockel der Staumauer, von wo aus man sich den Hals verrenken kann, um die Krone oben zu sehen. Hier öffnete er extra für uns eins der riesigen Ventile, in dem unser Auto quer locker Platz gehabt hätte. Ein enormer Wasserstrahl schoss heraus. Treppauf, treppab und mit Fahrstühlen ging es ins Innere dieses Giganten, wo er uns die ganze Technik erläuterte. Wir löcherten ihn mit Fragen und hatten viel Spass miteinander. So wurden aus den geplanten 45 Minuten fast 90 Minuten Führung. Ein Erlebnis der Spitzenklasse und auch für Nicht-Techniker sehenswert!

Es war später Vormittag und 38°heiss. Als nächstes folgte ein kurzer Abstecher zum De Stijl Gariep Hotel, denn dort wollten wir für unser Abendessen einen Tisch reservieren. Auf unserer Lodge war ein Event mit Weinprobe und 6-Gänge-Menü geplant. Darauf hatten wir keine Lust. Das ganz neue Hotel liegt auf einem Hügel mit tollem Blick über den See und gefiel uns ausgesprochen gut. Ich hätte uns dort einmieten sollen.

Wir machten uns auf, den Stausee zu umrunden.



Das machte gut 150 km, die sich aber nicht wirklich lohnten. Denn man kommt nur an 3 oder 4 Stellen an den See heran, an zwei Resorts und dem Nature Reserve. Ansonsten gab es nur viel trockene Landschaft zu sehen. Und es war absolut tote Hose, trotz Wochenende gähnende Leere überall. Auch auf dem See war nur ein Boot unterwegs. Damit wirkte in der vertrockneten Umgebung auch der winzige Ort wie eine Geisterstadt. Fazit: Die Staumauer lohnt einen Besuch, als Übernachtungsstop ist das Hotel zu empfehlen aber mehr muss man hier nicht planen. In den Ferien ist dann wahrscheinlich das Gegenteil der Fall: Das Nest wird aus allen Nähten platzen.

Zurück in unserem Cottage folgte eine Hitze bedingte Siesta. Den Tee gab es danach auf unserem Deck am Fluss, das war sehr schön mit der untergehenden Sonne über dem gegenüber liegenden Ufer.



Als wir zum Abendessen aufbrachen, strömten die Einheimischen in Scharen zum Event, die Damen teilweise in langer Abendrobe, die Herren teilweise in Safarishorts und Latschen... Typisch Südafrika halt.
Unser Dinner im Restaurant des De Stijl Hotels war ausgezeichnet. Eine grosse Auswahl, lecker und frisch. Und endlich mal wieder unterschiedliche Beilagen zu den einzelnen Gerichten! Wir hatten Salat mit Räucherlachs, Lamb Shank und Tiger Prawns mit frischer Pasta - alles üppige Portionen. Die Weinliste war enorm und zu moderaten Preisen. Dies war ein sehr schönes Abschlussessen für unseren Urlaub, denn am nächsten Tag sollte es nach Hause gehen. Zuerst aber hiess es, den Weg zurück durch die tiefschwarze Karoo zu finden. Auf dem Gelände der Lodge stiessen wir auf einen Grey Duiker, der sich überhaupt nicht durch uns stören liess. Er trippelte immer auf dem Weg vor dem Wagen entlang und liess sich jede Menge Zeit beim Fressen. Zwischendurch guckte er uns nur mal an, als ob er sagen wollte „nun mal langsam, ich war zuerst hier...“ Mit dem kleinen Kerl verbrachten wir also einige Zeit. Wir sind dann gleich im Dunkeln in die Betten gekrochen - bloss keine Mücken aktivieren!


Tag 17
Die Nacht war besser und am frühen Morgen weckte uns wieder das knallende Dach. So hatten wir genügend Zeit, noch etwas von der Morgenstimmung am Fluss zu geniessen. Um 8.00 waren wir fertig für das Frühstück. Ich war irgendwie irritiert von der eigenwilligen Tischdekoration im Speiseraum und zögerte, wo ich mich denn setzen wollte. Hinter mir erschallte ein „da willst du dich doch wohl nicht hinsetzen“ meines offenbar besorgten Ehemannes. Daraufhin sah ich mir den Tisch genauer an und war sprachlos: Es lagen noch die Reste vom Vorabend herum! Servietten, Platzsets, Besteckteile und Papierschnipsel, die Stühle standen kreuz und quer... Teller und Gläser hatte man zwar abgeräumt, aber ansonsten sah es auf den Tischen aus, als wären die Gäste vor 5 Minuten gegangen! Das hatten wir auch noch nicht erlebt. Auf einem Tisch erspähte ich dann ein ansatzweises Frühstücksgedeck für uns: 2 Tassen, 1 Teller, 1 Messer, irgendwie hingeworfen. Der Angestellte schrieb wieder unsere Bestellung in sein großes Buch, inklusive der fehlenden Teller, Gabeln, Marmelade etc. Der Kaffee war wie schon bekannt, heute gab es auch Saft - der war wohl übrig geblieben. Der braune Toast war nach 2 Scheiben alle. Das Ei, das 15 Minuten später serviert wurde, musste also pur gegessen werden. Alles dauerte eine Ewigkeit, in der die Angestellten inklusive Manager lieber Löcher in die Luft guckten, als mal etwas mehr aufzuräumen. Oh Mann!!! Also - hier nie wieder!!!

Bei der Abfahrt hatten wir bereits wieder 36°. Wenigstens liess es sich auf der N1 gut fahren, trotz der vielen LKW und einiger zeitraubender Baustellen. Für die ca 750 km brauchten wir 8 Stunden. Wir machten nur kurze Pausen, es zog uns nach Hause. Auch war die Landschaft ausgesprochen öde und trocken, selbst die wenigen Schafe und Rinder unterwegs waren arg mager.

Die Einfahrt ins Hex River Valley war dann ein Genuss: Die dam randvoll mit Wasser, blühende Jacaranda und Bougainvilleen, sattgrüne Weinstöcke. Das tat gut und wir wussten sofort wieder, warum wir diese Gegend so lieben. Uns entfuhr immer wieder ein „ist es nicht schön?!“
Ungewohnt für uns war es, dass uns unser Rückweg nach einem längeren SA-Urlaub zum ersten mal „nach Hause“ in Südafrika führte. So schön der Urlaub war, es war auch toll wieder zu Hause zu sein. Und dass wir gut abgeschaltet hatten, merkten wir in der ersten Nacht, als uns ein Geräusch aus dem Schlaf riss. Wir sassen senkrecht im Bett und wussten nicht, was los war. Es war das Telefon, das klingelte. Lange nicht mehr gehört...
Anhang:
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:50 von Beate2.
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10 Jan 2011 13:25 #169003
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  • Hanne am 10 Jan 2011 13:25
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Hallo Beate,

danke für den Reisebericht - war eine schöne Tour.
Bald ist es bei uns soweit.
Liebe Grüsse
Hanne
8 x Südafrika,1x Zimbabwe, 22x Namibia, 4x Botswana, 1x Lesotho, 1 x Swasiland
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10 Jan 2011 14:28 #169022
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  • Beate2 am 05 Jan 2011 20:00
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Hallo Hanne,

gerne geschehen ;)
Ja, der Urlaub hat uns auch sehr gefallen.
Annick weckt gerade mit ihrem Bericht ja schon wieder die Reiselust... Aber Lesotho muss erst mal warten. :dry:

Ich wünsch euch einen tollen Urlaub!

Liebe Grüße
Beate
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