Dienstag, 25.08.2015:
Marakele Nationalpark:
Die Nacht war etwas kühler als die letzten Nächte in Botswana, aber dank unserer dicken Schlafsäcke alles andere als unangenehm. Während ich das Frühstück vorbereite, füttert Selina vom Zelt aus die Vögel mit altem Brot. Wenig später versammeln sich um unser Auto herum auch einige Strauße die ebenfalls etwas abhaben wollen. Als dann Selina immer öfter die Brotstücke zwischen meine Beine wirft und die Strauße sich darum streiten, muss ich dann allerdings das lustige Treiben beenden….
Nach dem Frühstück wollen wir für heute Nachmittag einen geführten Game Drive bei der Rezeption buchen. Speziell Leo möchte auch diesen Urlaub zumindest wieder einen geführten Drive mit Ranger machen und die Preise sind hier in Südafrika um einiges vernünftiger als in Botswana.
Hier im Park sind alle potentiell gefährlichen Tiere in einem eigenen Teil des Parks vom Rest des Parks mit unserer Campsite getrennt.
Wir denken uns also nicht viel dabei, als ich mit Leonie die 10 Minuten von der Campsite bis zur Rezeption spaziere. Dort angekommen werden wir eindringlich vom Security-Officer daran aufmerksam macht, dass es verboten ist, sich im Park zu Fuß zu bewegen. Zu allem Überfluss erfahren wir, dass der Game Drive am Nachmittag schon voll gebucht ist.
Frustriert warten wir am Gate auf eine Mitfahrgelegenheit zurück zum Platz. Denn losgehen dürfen wir nicht mehr und Handy ab ich nicht mit damit uns Claudia mit dem Auto holt.
Schließlich erbarmt sich eine Dame von der Rezeption und fährt uns zum Platz zurück. Sie gibt uns den Tipp um 15 Uhr nochmal vorbeizuschauen, vielleicht kann sie noch einen Ranger auftreiben, der mit uns den Game Drive macht.
Die Zeit bis dahin entspannen wir auf der Campsite. Wir waschen die nach 2 Wochen ordentlich eingestaubten Reisetaschen aus, die wir dann morgen zum Verstauen der Schlafsäcke wieder brauchen werden. Die Ablutions hier im Bontle Camp sind mit Abstand die besten und saubersten der ganzen Reise, sofern es Nationalparks betrifft. Kein Vergleich zu den Camps in Etosha, Moremi und Chobe. Die WCs und Duschen sind tipptopp und es gibt extra Waschbecken für Wäsche und Geschirr, sogar Steckdosen für Bügeleisen. Hier fühlen sich sogar europäische Profi-Camper sicher wohl.
Zu Mittag gibt’s Brötchen mit Corned Beef, Wurst und Käse. Warm essen wollen wir dann am Abend nach dem Game Drive.
Um 15 Uhr sind wir, natürlich motorisiert, wieder am Gate und vernehmen die frohe Botschaft, dass wir doch einen Game Drive um 16 Uhr machen können. Die Stunde bis dahin drehen wir eine kleine Runde in der Nähe, ohne etwas zu entdecken.
Kurz nach 4 starten wir den Drive mit Sydney. Zu Beginn fragt er uns, ob wir uns speziell etwas wünschen. Wir erwähnen sämtliche Arten von Raubtieren. Aber auch Rhinos würden wir nochmal gerne sehen. Seit Khama Rhino aus großer Entfernung haben wir ja kein „Nasi“ mehr gesehen.
Nach einer halben Stunde ergebnisloser Fahrt und aufkommender Ernüchterung bei uns, ob der Game Drive tatsächlich so eine gute Idee war, entdeckt Sydney frische Nashorn-Hinterlassenschaften und folgt den Spuren.
Kurz darauf entdecken wir tatsächlich im Dickicht das Hinterteil eines Breitmaulnashorns. Sydney ist sich sicher, wohin es geht und fährt einen Seitenweg um ihm den Weg abzuschneiden. Kurz darauf sind wir tatsächlich 50m vom Nashorn entfernt, welches uns gemütlich beobachtet und wir munter drauflos fotografieren.
Als Sydney meint, wir sollen aussteigen, halten wir es zunächst für einen Scherz. Er überzeugt uns aber, dass alles ok sei, greift zu seinem Gewehr und steigt aus, wir Vier im Gänsemarsch hinterher.
Leise und ganz langsam nähern wir uns dem stattlichen Nashornbullen, immer unter seiner aufmerksamen Beobachtung. Wir wechseln ein paar Mal die Position, zumeist beschnuppert das Tier unseren letzten Standort um uns „abzuchecken“.
Zum Schluss sind wir vielleicht 10m vom Nashorn aber 100m vom Auto entfernt. Unsere Herzen schlagen vor Aufregung bis zum Hals. Sydney beruhigt uns und meint: „He sees us now as one group. Everything is ok. Look, he is totally relaxed”. Wir machen Fotos und Videos von dieser tollen Begegnung.
Der stolze und selbstbewusste Sydney erklärt uns, dass er der „Rhino Whisperer“ des Parks ist. Kein anderer Ranger kann so nahe an Rhinos zu Fuß herangehen. Er hat auch schon Doku-Aufnahmen mit Discovery Channel und National Geographic gemacht. Außerdem ist er mehrmals in Folge „Ranger of the Year“ in der Limpopo-Provinz geworden. Auch wenn es vielleicht ein wenig dick aufgetragen ist, war das auf jeden Fall ein großartiges Erlebnis, Nervenkitzel inklusive!
Nach diesem tollen Treffen machen wir uns im Big-5-Teil des Nationalparks noch auf die Suche nach Löwen. Wir entdecken Spuren und „unabsichtlich“ noch einige Nashörner, aber heute keine Raubkatzen mehr.
Um 19 Uhr, es ist inzwischen Stockdunkel, sind wir wieder auf der Campsite und das Abendessen wird vorbereitet. Hier ist es gottseidank nicht ganz so schlimm, im Finstern zu kochen und zu Essen. Zum letzten Mal in diesem Urlaub krabbeln wir satt und happy in die Dachzelte.