THEMA: Gefahren auf den Campingplätzen im Okavango
13 Jun 2023 11:45 #667947
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  • Mogambo am 13 Jun 2023 11:45
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Nick schrieb:
Das es bald los geht und meine Reisebegleitung (Bruder.. :P ) mir etwas zu entspannt ist, was die möglichen Gefahren auf einer nicht eingezäunten Camping Site angeht nochmal ein paar (vielleicht - verzeiht es mir blöde) Fragen wie dies in der Realität aussieht:
1) Oft hiess es hier ja, dass man bei Dunkelheit recht schnell in das Zelt sollte. Nur ist der Sonnuntergang ja zu dieser Zeit schon gg. 18 Uhr, und wenig später ist es komplett dunkel. Sonnenaufgang ist dann ja erst wieder um kurz vor 7. Ist dann ja auch eine ziemlich lange Zeit im Zelt oder? Wie macht ihr das zeitlich? Gerade wenn man zB mal später im Camp ankommt?
2) Menschliche Bedürfnisse: Pinkelflasche als Backup ist bestellt für das Zelt, um dann nachts nicht unnötig raus zu müssen. Ist das übertrieben oder wie handhabt ihr das? Umgebung Ableuchten und neben das Auto (oder sogar aus dem Zeltdach pinkeln)? Wenn man sich Durchfall eingefangen haben sollte steht man dann ja vor einem rechten Problem? Stell ich mir recht gruselig vor da zu Ablution Blocks zu gehen in der Nacht u dort länger zu verweilen (haben diese eigentlich Türen oder würden Tiere da sowieso nie reingehen?
3) Habe auch schon gelesen, dass es nicht gut ist wenn man selbst ne Wasserflasche im Zelt hat, da Elefanten dies riechen können. Auf der anderen Seite dann doch wieder der Tipp, Wasser im Zelt als Backup hilfreich, wenn sich Löwen länger vor dem Auto versammeln und man mal nicht weg kann..?
4) Neben dem Feuer hatte ich gelesen, dass man Benzin- oder Oellappen aufhängen sollte - macht ihr das bzw. bringt dies aus eurer Erfahrung etwas?
5) Brai - zieht der Fleischgeruch Tiere nicht noch eher an?

Vielleicht teils unbegründete Sorgen, aber lieber einmal zu viel gefragt ;)


Nick

Hallo Nick,

das liest sich bei Dir fast so, als ob Ihr zwei eine Expedition in Richtung terra incognita machen wollt, bei der ihr nur mit größten Mühen und Glück überhaupt zurückkommt ;-)

Keine Sorge, die Gedanken die Du Dir machst sind so ziemlich genau die Punkte, die regelmäßig bei erstaunten Nachfragen, wo man denn so in den Urlaub fährt, kommen. Am Ende wirds im Vergleich dazu vermutlich fast unspektakulär.

Nick schrieb:
1) Oft hiess es hier ja, dass man bei Dunkelheit recht schnell in das Zelt sollte. Nur ist der Sonnuntergang ja zu dieser Zeit schon gg. 18 Uhr, und wenig später ist es komplett dunkel. Sonnenaufgang ist dann ja erst wieder um kurz vor 7. Ist dann ja auch eine ziemlich lange Zeit im Zelt oder? Wie macht ihr das zeitlich? Gerade wenn man zB mal später im Camp ankommt?
Falscher Ansatz: Es heißt nicht, nach Sonnenuntergang ab ins Zelt, sondern es heißt: ab Sonnenuntergang nicht mehr unnötig im Dunkeln durch die Gegend stiefeln. Wenn Ihr daher im Umkreis des Autos bleibt, entspannt am Feuer sitzt, den Abend genießt, dann ist alles komplett im "sicheren" Bereich, dabei auch bis spät in den Abend/ die Nacht hinein.

Nick schrieb:
2) Menschliche Bedürfnisse: Pinkelflasche als Backup ist bestellt für das Zelt, um dann nachts nicht unnötig raus zu müssen. Ist das übertrieben oder wie handhabt ihr das? Umgebung Ableuchten und neben das Auto (oder sogar aus dem Zeltdach pinkeln)? Wenn man sich Durchfall eingefangen haben sollte steht man dann ja vor einem rechten Problem? Stell ich mir recht gruselig vor da zu Ablution Blocks zu gehen in der Nacht u dort länger zu verweilen (haben diese eigentlich Türen oder würden Tiere da sowieso nie reingehen?
Stell Dir die einfache Frage: wie oft musst Du zu Hause nachts auf Klo? Wenn das eher nicht der Fall ist, dann wäre die Frage, warum Du nun beim Camping nachts ständig aufs Klo musst.

Daneben: die Ablutions sind bei den von Euch genutzten Camps auch nicht kilometerweit entfernt. Immer mit Lampe/ Stirnleuchte "bewaffnen", vorsichtig aber dennoch zügig zu den Örtlichkeiten gehen. Also keinen unsinnigen Spaziergang draus machen. Ob es ratsam ist, den nächsten Busch neben dem Auto zu nutzen, sei mal dahingestellt. Zum einen habt Ihr auch Nachfolger, die keine Toilette als Campingplatz haben wollen. Zum anderen stelle ich mal in den Raum, ob nicht mehr im Busch neben dem Auto lauert als auf dem Weg zum Klo ;-)
Zudem auch: auf keinem Eurer Plätze seid Ihr komplett allein.

Nick schrieb:
3) Habe auch schon gelesen, dass es nicht gut ist wenn man selbst ne Wasserflasche im Zelt hat, da Elefanten dies riechen können. Auf der anderen Seite dann doch wieder der Tipp, Wasser im Zelt als Backup hilfreich, wenn sich Löwen länger vor dem Auto versammeln und man mal nicht weg kann..?
Es wird wohl keinen riesen Unterschied machen, ob ein Elefant eine Wasserflasche im Zelt "riecht" oder ob er diese im Auto "riecht". Zudem: nur weil er Wasser riecht, nimmt er nicht Euer Auto auseinander. Ganz klar: Ihr seid nicht die ersten auf der jeweiligen Campsite. Die Tiere kennen also "ihre Pappenheimer" seit Jahren. Warum sollte sich also ein Elefant nun dazu entschließen, ausgerechnet Euer Zelt zu inspizieren, weil eine Wasserflasche drin ist?

Auch die Mär von den Löwen kann ich Dir für die Camps, welche Ihr nutzt, nehmen. Ja, es kann sicherlich mal vorkommen, dass morgens im Schatten des Autos ein Löwe liegt. Das dürfte aber eher unwahrscheinlich sein. Erst recht, dass er dann stundenlang liegen bleibt. Auch hier: Ihr seid nicht allein auf den Campsites. Das kann vor allem am Morgen schon mal Trubel geben, wenn etwa größere Gruppen aufbrechen. Da gibt es für jeden Löwen entspanntere Plätze als ein öffentlicher Campingplatz. Sollte es dennoch passieren: genieß die ungewöhnliche Situation und mach ein Foto vom Löwen ;-)

Nick schrieb:
4) Neben dem Feuer hatte ich gelesen, dass man Benzin- oder Oellappen aufhängen sollte - macht ihr das bzw. bringt dies aus eurer Erfahrung etwas?
Ja, kannst Du sicherlich machen, wenn Du Dir den Abend versauen willst ;-) Den Duft von Öl/ Benzin/ Petroleum riechen nicht nur Tiere.
Solltet Ihr Öllampen dabei haben, dann stellt sie beispielsweise im Abstand vor das Auto oder an die Seiten. Warum? Weil es romantisch aussieht.

Apropos Hinweis zu Öllampen:
1. Bislang hab ich - aus welchen gründen auch immer - Schwierigkeiten gehabt, die Dinger in Bots zu kaufen. Solltet Ihr also welche kaufen wollen, dann versucht das in einer großen Mall in Namibia.
2. Öl IMMER vor der Weiterfahrt aus den Lampen entfernen und die entleerten Lampen gut einpacken, dabei ggf. z.B. in Küchenrollen einwickelt. Anderenfalls habt Ihr eine feine Sauerei im Auto, da die Dinger nicht wirklich dicht sind.

Nick schrieb:
5) Brai - zieht der Fleischgeruch Tiere nicht noch eher an?
Hierzu siehe oben: Ihr seid weder die ersten noch die einzigen auf der Campsite. Die Tiere kennen das abendliche Grillspektakel und damit verbunden die Gerüche. Ihr sollten allerdings keine Fleischreste unbedarft rumliegen lassen, Das gilt aber für alle Essensreste, denn vor allem Affen können anderenfalls zu einer extremen Belästigung werden

Bei allem jedoch ist es richtig, dass immer etwas unvorhergesehenes passieren kann. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, dass Ihr Besuch auf den Campsites bekommt, dabei meist von Affen, aber auch von Elefanten oder Nachts von Hyänen. Das allerdings tatsächlich etwas ernsthaftes passieren wird, ist eher nicht der Fall. Wenn in seltensten Fällen mal etwas passiert, dann meist, wenn Tiere gereizt oder überrascht werden. Daher ruhig bleiben, keinen unsinnigen Krams machen und am Ende genießen....

LG Mogambo :-)
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13 Jun 2023 16:30 #667961
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Nick schrieb:
5) Brai - zieht der Fleischgeruch Tiere nicht noch eher an?

Ihr währt nicht die ersten, denen ein Schakal ein Stück Fleisch vom Grill stiebizt.
Die schleichen sich im Dunkeln gerne mal an und ein unaufmerksamer Moment reicht und es liegt ein Steak weniger auf dem Grill.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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13 Jun 2023 19:19 #667969
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Hallo Nick, betrachte es mal so und entspanne dich dann.
Der empirische Befund ist, dass angesichts der riesigen Zahl von Kampierenden ohne Zaun, so gut wie gar nichts passiert. Nur alte Hasen und besonders Interessierte werden dir aus dem Stehgreif ein paar Vorfälle zitieren können, über einen Zeitraum von vielen Jahren. Das liegt im PromillePromillebereich.
Ganz ungefährlich ist es deswegen aber auch nicht und man sollte schon vorsichtig sein und der Massentourismus (von dem du ein Teil bist) wird letztlich auch seinen Preis haben und es potenziell gefährlicher machen. Ob und wie, wirst aber du erst zeitverzögert nachlesen können. Tierverhalten basiert auch auf Erfahrung und wird nicht kampierfreundlicher, wenn Abstände nicht eingehalten werden, angefüttert wird, damit sich die Wildcamera lohnt udgl.
Da hast ja schon viel gelesen und schon gute Ratschläge erhalten. Halte einfach diese Regeln ein und nutze deinen Hausverstand. Und immer dran denken, das der Löwe auf Zebra udgl. programmiert ist und du nicht am Speiseplan stehst. Dein Steak für die Schakale und Hyänen aber schon, wie schon gesagt.
Entspanne dich, genieße die Reise, die Risiken sind vorhanden aber im Vergleich zu anderen Freizeitvergnügen beherrschbar und insignifikant. In Österreich gibt es z. B. jährlich (!!) so ca. 7.500 bis 10.000 bei Alpinunfällen Verletzte und 150 bis 250 „Bergtote“. Bergsteigen und –wandern, Schifahren udgl. ist potenziell und objektiv viel gefährlicher als in Moremi zu kampieren.

Grüße

Von den vielen guten Ratschlägen hier kann ich einen gar nicht teilen oder empfehlen, wenn ich noch kampieren würde. Und zwar sich auf eine Schutzfunktion von Feuer, Lichtern udgl. zu verlassen. Die üblichen Verdächtigen lassen sich davon nämlich überhaupt nicht beeindrucken, weil sie daran gewöhnt sind, es brennt nämlich oft im Busch und "Touristenschauen" mögen manche auch. ;) Lagerfeuer, Lichter etc. sind praktisch, für Essen Grillen Kochen und Psyche, romantisch, gemütlich usw. aber sie schrecken nix ab, rauben einem aber die Nachsticht. Ohne Fremdlicht sieht man besser was sich in der Umgebung so tut …. Was manchmal von Vorteil ist.
Und, last but not least, für Kampieren mit Kleinkindern gelten, an machen Plätzen und unter heutigen Bedingungen, andere Regeln.
Letzte Änderung: 13 Jun 2023 19:55 von tacitus.
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13 Jun 2023 22:11 #667976
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Vielen Dank euch allen für die Ausführungen - haben mich etwas beruhigt :)
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Hallo zusammen

Gehe mit allen bisherigen Ratschlägen einig, ausser dem nächtlichen Gang zu Fuss zum Ablution Block insbesondere zum Beispiel im Moremi GR wenn möglich zu vermeiden. Die sind teils schon einige Schritte vom Stellplatz entfernt, auf der 3rd Bridge oder Xakanaxa mitunter ziemlich unübersichtlich an dichtem Buschwerk vorbei. Da ist die Gefahr, in einen Büffel, Hippo oder Elefanten zu trampeln, sicherlich nicht auszuschliessen und vor nicht allzu langer Zeit wurde doch auch in Xakanaxa eine Frau von einem Leoparden getötet, die des Nachts zu Fuss durch das Camp gewandelt ist.

Letztes Mal auf der 3rd Bridge hatten wir abends nach Einbruch der Dunkelheit einen Leoparden, der von den Ablutions her quer durch das Camp an der Nachbarcampsite vorbei gelatscht ist (von uns selber nicht gesehen, obwohl er nur wenige Meter von unserem Platz entfernt vorbei gekommen sein muss). Der Nachbar kam dann ganz aufgeregt zu Fuss (!) zu uns herüber, um uns zu informieren, dass sie den Leoparden an ihrem Stellplatz vorbeischleichen sahen. Auf Xakanaxa kam ein stockbesoffener Arbeiter über unsere Campsite gestolpert...

Damit will ich nur sagen: diesbezüglich ist etwas Um- und Vorsicht schon angezeigt.

Liebe Grüsse
Sam
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14 Jun 2023 15:23 #667991
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Noch ein PS, nur zur Vorbeugung und Klarstellung, dass „nix passiert“ nicht „nicht beachtet“ und schon gar nicht „nicht vorhanden“ bedeutet. Weil ich nämlich der Meinung bin, dass wir nur in Ausnahmefällen die Anwesenheit von nächtlichen Besuchern bemerkt haben. Löwen sind z. B. sehr neugierig, man sieht das aber erst am Morgen an den Spuren.
Der gute Aspekt daran ist, dass das anzeigt, dass kein Interesse an uns als Futter bestand, außer dem, was schnell abgestaubt werden konnte. Der schlechte aber ist, dass wir es eben nicht bemerkt haben und deswegen glauben: Es war nix da, was Selbsttäuschung ist. Und das generiert die eigentliche Gefahr, dass man nämlich zum falschen Zeitpunkt Aufmerksamkeit erregt oder in „etwas“ hineinrennt, weil man es nicht bemerkt oder antizipiert hat. Diesbezüglich habe ich früher schon einiges sorg- bis gedankenloses Verhalten beobachtet. Und darin liegt eine weitere Gefahr, nämlich dass derart unangepasstes Verhalten von Neulingen nicht als solches erkannt wird und es sich dadurch multipliziert. Man nehme z. B. nur den Wahnsinn, der von Mabuasehube mit durch Wasser angelockten Löwen berichtet wurde ... bis angefütterte Hyänen.
Dass trotzdem nur selten etwas Ernsthaftes passiert, heißt nur, dass sich die Besucher rechtzeitig aus dem Staub gemacht haben, aber nicht dass sie nicht da waren. Dessen sollte man sich einfach bewusst sein. Wenn dann trotzdem etwas passiert, bin ich der Meinung, dass dieses Tier das „vorsätzlich“, PS: im Sinne von geplant und gezielt, durchgeführt hat, nachdem es, vom Opfer unbemerkt, die Situation geprüft und sein Chance gesehen und wahrgenommen hat. Das ist aber eine ganz andere Kategorie, als das oben diskutierte und GsD extrem selten. Und dabei sind mE Kinder besonders gefährdet. Auch wenn Frauen die Regel haben, erregen sie die Aufmerksamkeit von Raubkatzen und Hyänen.
Grüße
Und wenn ich in der Dunkelheit zum Pinkel war, dann immer nur AN einen Baum oder Busch, nie irgendwo auf den Boden, wo man sich tagsüber aufhält ;)
Letzte Änderung: 15 Jun 2023 18:48 von tacitus.
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