Jetzt ärgere ich mich doch etwas über diverse Vereinfachungen eines ernsten Themas, dass ich mir echt Arbeit angetan habe.
Also, Versuch einer Objektivierung @ die kritisierte Spahn’sche Prognose an Hand KONKRETER Zahlen aus Österreich @ Maßnahmen und Wirksamkeit, Notwendigkeit vs. nur Überreaktion.
In den Bildern sind die vom ORF für Österreich veröffentlichten Daten aus dem Sozialministerium für die POSITIVEN Testergebnisse auf einer linearen bzw. logarithmischen Skala nach einzelnen Tagen aufgetragen. Der Tag 1 ist der 26. Feber, an welchem die ersten 2 (!!) betätigten positiven Tests anfielen. Da war in Italien schon Pandemonium.
@ Positive Tests: In Österreich wurde bisher nur „anlassbezogen“ für begründete Verdachtsfälle und/oder Erkrankte getestet: Risikoort, Kontakt + Ort, Symptome, Beschwerden. Bei derzeit +/- 4000 täglichen Tests sind ca. 15 bis 20 % positiv. Ab der 3. Woche wurden die Testungen hochgefahren, von unter 1000 auf ca. 4000/Tag.
Der österreichische „shutdown“ war ab 16. März (Tag 20 in der Grafik), es gab aber schon Einschränkungen davor. Was in Deutschland noch diskutiert wird, ist in Österreich also seit mindestens 10 Tagen in Kraft und zu 98 % eingehalten, und geht auch weiter als in D angedacht, soweit ich das aus den Medien verstanden habe. D ist also mindesten zwei Wochen in der Ausbreitungsbekämpfung hinterher.
Für die Daten sind 3 exponentielle „Fits“ eingezeichnet. Für die Wochen 1 + 2, bzw. 1 bis 3 bzw. 1 bis 4 (alle Werte bis vorgestern).
In den ersten zwei Wochen war der Zuwachs steil exponentiell, in der 3. Woche etwas weniger steil, so dass die beiden Kurven praktisch deckungsgleich sind. Ab der 4. Woche wird es deutlich flacher, die Steigerung ist aber immer noch exponentiell, der tägliche (!) Zuwachs beträgt ca. 15 bis 20 % (gegenüber 30 bis 40 % anfänglich), das ist verheerend genug.
Die Experten sagen, dass vor Eintreten einer einstelligen Zuwachsrate an Lockerungen nicht ein Mal gedacht werden sollte. Wenn sich das auf diesem Niveau verlässlich (!!) stabilisiert hat, kann über PARTIELLE Lockerungen nachgedacht werden. Wenn man den shutdown komplett aufhebt, war alles umsonst und die Durchseuchung schreitet wieder erneut steil exponentiell fort. Für „die Wirtschaft“ macht es letztlich keinen Unterschied, ob sie wegen Einschränkungen oder 20 bis 30 % Krankenstände eingebremst wird. In der Mortalität von "Risikopersonen" aber schon.
In der logarithmischen Darstellung sind die fits der Daten bis 5 Wochen = 35 Tage
extrapoliert und neben dem Diagramm eingetragen. Mit dem Anfangstrend hätten wir zum Monatsende (das ist in nur einer Woche!) 300.000 Positive gehabt etc. Wenn wir den nach dem shut down (ab Tag 20 ) abgeflachten Trend halten können, sind das am Ende nächster Woche ca. 12.000.
Über die Schwachpunkte obiger Vereinfachung bin ich mir schon im Klaren, aber prinzipiell aussagekräftig ist es trotzdem. Über all dem schwebt aber eine unbekannt hohe Dunkelziffer (Rajang, BikeAfrica), die erst in der Pipeline ist und erst 2 bis 3 Wochen zeitverzögert erkennbar wird. Es ist halt leider so bei steil exponentiellem Wachstum, wenn man es verlässlich erkennt, ist es schon zu spät.
ME hat Spahn schon recht. Wer anderer Meinung ist, soll es an Hand von Fakten und Zahlen begründen und argumentieren. Bauchgefühl ist ein schlechter Ratgeber in so einer Situation
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Und viel Spaß beim Buchen der jetzt angebotenen Reiseschnäppchen.....und keiner der obigen positive thinkers hat erwähnt, ob und was er seinen exotischen Reisezielen damit antut.