Hallo an alle!
Ich weiss, ich sollte mich mal vorstellen bevor ich gleich mit einem kritischen Kommentar eingsteige- daher: Ich verfolge immer gerne dieses Forum, da ich mich auch selbst seit einigen Jahren intensiv mit Namibia auseinadersetze ist es interesant auch andere Perspektiven mitzubekommen.
Nun aber muss ich mich doch mal einschalten. Seit Wochen wir hier extrem prominent für Hilfe für die 'San' gesammelt, welche eine 'europäische' Touristin retteten. Dabei muss unterdessen schon einiges zusammengekommen sein, so wie ich das überblicken kann wohl mindestens 20'000 Euro. Das ist schön, und gibt sicher vielen Leuten das Gefühl etwas gutes getan zu haben. Kritische Stimmen dazu hab ich aber noch keine gelesen, darum mal hier in diesem neuen Thema, bevor es wieder losgeht mit wer wann wieviel spendete:
Die Geschichte mit den 'San' als 'Retter der weissen Touristin' ist sicher dramatisch und es ist sicher wichtig, dass dem Überlebenden und den Angehörigen die darausfolgenden Kosten bezahlt werden. Nur wäre dies die Aufgabe seines Arbeitgebers bzw. dessen Versicherung, wie auch bei uns. Und ja, jetzt kommen die ganzen Aussagen, dass das eben in Namibia nicht gibt. Und das ist war.
Aber macht es denn Sinn jetzt in diesem einen 'tragischen Fall' soviel Geld zu geben, während sich in Namibia jeden Tag extrem schlecht bezahlte ArbeiterInnen verletzen oder sterben, ohne irgendwas zu bekommen? Ja, die haben vielleicht nicht 'in traditioneller Kleidung' eine 'Weisse' gerettet, aber starben vielleicht beim Bau der Strasse die ihr jetzt benutzt? Beim Transport von Waren in eure Hotels? Vielleicht bei der Rettung einer 'nicht Weissen' Person in normaler Arbeitskleidung? Die bekommen alle kein Geld und keine Unterstützung und sind auf sich selbst gestellt.
Das System funktioniert als ganzes nicht, weil die Arbeitsgesetze mies sind, weil Hungerlöhne bezahlt werden, weils keine bezahlbare und obligatorische Kranken- und Unfallversicherugen gibt, weil der Staat keine vernünftigen Sozialleistungen erbringt, weil internationale (ja auch Deutsche- und Schweizer) Konserne riesige Gewinne aus der Ausnutzung des Südens ausschöpfen und damit uns in Europe ein so sicheres Leben generieren. Und das ist es was geändert werden muss.
Mit dem Sammeln von Geld für ein Einzelschicksal welches so schön in den europäischen Traum vom Edlen Wilden passt wir kein Problem gelöst, stattdessen werden einfach nur die Verantwirtlichen aus ihrer Verantwortung gelöst. San welche Touristen rumführen müssten korrekt angestellt, versichert und bezahlt werden, auch wenns etwas teurer wird. Der Staat müsste dazu sorgen, dass im Falle einer Arbeitsunfähiugkeit Renten vorhanden sind. Und wir in Europa müssten aufhören auf andere Kosten uns zu bereicheren. Wenn nun aber jeder weiss, dass in medienwirksamen Fällen schon Leute den 'armen San' etwas Geld geben, muss sich weder Staat noch Arbeitsgeber noch wir selbst um irgendwelche Veränderungen kümmern.
Wir können weiterhin dem Parkwächter in Namibia nur 1Dollar geben, weiterhin jeden Flüchtling aus Afrika zurückschaffen statt ihm die Möglichkeit zu geben an unserem Reichtum teilzuhaben, wir können uns weiter erfreuen über die 'traditionellen San' welche noch immer ohne die ganze ^westliche Verderbnis^ leben müsssen, weil sie einfach mausearm sind- weil wir haben ja den 'armen San' Geld geschickt....
So, das musst jetzt mal raus, auch wenn ich mir wohl keine Freunde mache damit...
bin gespannt auf Reaktionen.
Herzlich, der Beginner