03.09.16 Flug nach Daressalam und Schreck in der Abendstunde
Ohje, der Wecker klingelt sooooo früh. Igitt, halb 5, gar nicht meine Zeit…Normalerweise hätte ich als bekennende Nachteule mit funktionierenden Biorhythmus erst ab frühestens 10 Uhr jeden erschlagen, der mich um die Zeit wachmacht. Aber doch nicht heute…denn heute geht es nach Afrika.
Dafür wird jede noch so mühselige Mühe in Kauf genommen und schon mal etwas üben, damit man vor der Safari in aller Herrgottsfrühe aus dem Bettchen kommt, ist ja auch von Vorteil.
Meine Freundin Serap hat es zum Glück auch geschafft und so treffen wir uns – wegen der frühen Stunde etwas wortkarger als sonst - im Stadtbus, der uns in nur 13 Minuten zum Flughafen Düsseldorf bringt. Immer wieder super, so nah dran am Flughafen zu wohnen. Schon bald sitzen wir im Flieger nach Zürich, wo es nach kurzer Umsteigezeit pünktlich mit der Swiss weiter in Richtung Sehnsuchtsziel Tansania geht. Das erste Mal Ostafrika für mich, daher bin ich schon sehr gespannt. Und umso mehr, ob ich Serap am Ende auch anstecken kann mit dem Afrika-Virus…
Einziges nennenswertes Ereignis im Flieger ist die Begegnung mit einem jungen Rapper, der uns unbedingt eine DVD von sich schenken und ein Bild mit uns machen möchte. Wie kommt der bloß auf uns? Zumal wir drei Reihen vor ihm Sitzen. Naja, egal, wir haben ja außer lesen, Filme gucken und Quatschen sowieso gerade nichts vor…Somit lassen wir uns breitschlagen und posieren fürs erste gemeinsame Selfie des Urlaubs.
Nach kurzem Zwischenstopp in Nairobi mit reichlich Passagierwechsel, landen wir abends gegen 21 Uhr geschafft von der anstrengenden Reise endlich in Daressalam.
Im Gegensatz zum Trip nach Botswana/Sambia 2009 ist zum Glück auch der Koffer mit angekommen. Juhuu!
Nach der Horrorerfahrung von drei Wochen Afrika ohne Koffer für mich immer wieder ein banger Moment der Anspannung am Rollband zu warten, bis endlich das ersehnte Gepäck dabei ist.
Total Happy stellen wir anschließend fest, dass wir vom Fahrer der Lighthouse Beach Lodge am Flughafenausgang mit einem Namensschildchen erwartet werden. Na super, das klappt ja wie am Schnürchen. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Denken wir…. und ahnen noch nicht, dass uns der größte Schreck des Tages noch bevorsteht an diesem späten Abend. Wir sind nun schon reichlich müde und freuen uns auf das Bett in der Lodge.
Nach kurzer Fahrtzeit in Daressalam stehen wir plötzlich am Eingang zu einem Fähranleger. Der Fahrer erklärt kurz, dass wir eine Autofähre nehmen müssen, um zur Lodge am South Beach weiterzukommen. Na meinetwegen. Da fängt der Fahrer plötzlich an mit den Uniformierten an der Fährkasse lautstark in Landessprache zu diskutieren. Diese zeigen recht unfreundlich auf uns. Unser Fahrer teilt uns daraufhin mit, dass wir leider auf Anweisung der Beamten sofort aussteigen müssen, da nur der Fahrer selbst im Wagen bleiben darf. Wir müssten separat mit den anderen Fußgängern auf die Fähre gehen und uns dafür noch selbst ein Ticket kaufen. Wir könnten alles im Auto lassen und er würde dann auf der Fähre auf uns warten.
Schicksalsergeben und reichlich müde steigen wir an der Kasse aus. Er drückt er uns noch je 1000 Tansanische Schillinge für das Ticket in die Hand und braust davon. Wir zahlen und begeben uns in den Wartebereich für die Fähre. Etwas mulmig ist uns schon, so spät abends an dem dunklen Fähranleger. Es warten bereits hunderte von anderen. Wir sind die einzigen Weißen, man sieht keinerlei andere Touristen und nur wenige, kopftuchtragende Frauen. Selbstverständlich fallen wir daher auf und werden von allen Seiten beäugt. Meine Freundin, die noch nie in Afrika war, fühlt sich total unwohl. So richtig gut, finde ich die Situation auch nicht und rate ihr daher sich möglichst nichts anmerken zu lassen. Es geht ja einigermaßen voran und wir sind bald auf der Fähre…
Nachdem wir endlich ganz vorne sind, wird trotz unserer Proteste direkt vor uns das Gatter zu gemacht. Die Fähre hupt nochmal kurz und fährt kurzerhand ohne uns ab. Das Auto mitsamt unserem Fahrer ist ganz offensichtlich mitgefahren, denn ein Auto wartet nicht mehr. Wir haben das Gefühl im falschen Film zu sein. So haben wir uns den ersten Abend in Afrika nicht vorgestellt. Spätabends und vor allem ohne Tasche und Geld an einem gruseligen Fähranleger zu warten. Immerhin können wir jedenfalls nicht bestohlen werden, da wir wirklich überhaupt nichts dabeihaben. Mist, wirklich gar nichts, noch nicht mal einen Pass...ist dann die zweite Überlegung. Je später der Abend, desto mehr machen wir uns Sorgen und desto schrecklichere Dinge fallen uns ein. Sollte unser Fahrer die günstige Gelegenheit nutzen und mit all unseren Habseligkeiten verschwinden, stecken wir ganz schön in der Tinte. Ohje, warum waren wir so blöd, noch nicht einmal unseren Rucksack mit dem Notwendigsten mitzunehmen. So langsam verlieren wir die Nerven. Die Wartezeit fühlt sich unendlich langsam an und als wir gerade überlegen, dass wir uns mit dem Verkauf von Seraps Uhr evtl. bis zur Deutschen Botschaft durchschlagen könnten, kommt ENDLICH die Fähre zurück. Die Fahrt ist ebenfalls unheimlich. Eingequescht auf der düsteren Fähre direkt zwischen wartenden Autos und einheimischen Männern die einen beäugen, fühlen wir uns doch reichlich hilflos. Sollte der Fahrer nicht auf der anderen Seite warten…ja dann ist der Trip wohl schon am ersten Tag zu Ende. Wo wir dann schlafen sollen, wage wir zwei Angsthasen uns kaum auszumalen.
Die Erleichterung ist riesengroß als wir kurz nach dem Anlegen unseren seelenruhig lächelnden Fahrer entdecken.
Na alles klar, fragt er, als wäre das alles völlig selbstverständlich. Ist es ja auch, für ihn. Für uns war das ein bisschen zu viel Nervenkitzel zur späten Abendstunde und für den ersten Tag…Nach mehr als einer Stunde Fahrt - erst auf einer Asphaltstraße, dann längere Zeit auf rumpeligen Schotterstraßen - erreichen wir gegen kurz vor Mitternacht endlich die einsam gelegene Lighthouse Beach Lodge. Der Manager hatte zwischendurch auch schon beim Fahrer angerufen, weil er sich Sorgen gemacht hatte, wo wir denn bleiben. Schön, dass immerhin einer sich Sorgen gemacht hat. Unser Fahrer ja offensichtlich nicht. Grummel.
Ob wir noch Abendessen wollen, werden wir dann zu so später Stunde noch freundlich gefragt. Wir haben jedoch keinen Hunger mehr, wollen einfach nur noch schlafen…Die zwei folgenden Tage Relaxen am Strand haben wir uns nun wirklich mehr als verdient.
Ab morgen gibt es übrigens weniger Text und mehr Fotos, versprochen!
Hier noch Bilder von unserem schönen Bungalow „Village Palace“, wo wir nach dem unfreiwilligen Abenteuer mit der Fähre sofort tief und fest eingeschlafen sind.