Hallo liebe Afrikareisende,
ich möchte das Thema nochmals aufgreifen und mit wenigen Worten von meiner letzten Tour durch Teile von Angola berichten.
Die Tour fand 17.09. – 06.10. 2018 (jeweils Grenzübergang von/nach Namibia) statt. Wir waren fünf Personen in zwei Autos. Alle Teilnehmer hatten deutsche Reisepässe, die Grenzübergänge waren unproblematisch, eine Einladung mussten wir nicht vorzeigen.
Die Route seht Ihr hier:
Da es nach meinem Eindruck rel. wenig Bilder hier im Forum von Angola gibt, habe ich ein paar Bilder und Filme zu einem Film zusammengeschnitten. Er hat in dieser Version keine Musikuntermalung, da ich keine Lust auf Urheberrechtsgezanke oder ähnliches habe. Musik in diesem Zusammenhang ist ja auch nicht jedermanns Sache.
Den Film findet ihr hier:
Angola 2018
Ich wollte wieder nach Angola. Es hat nach wie vor etwas mystisches. Alle schlagen die Hände über den Kopf zusammen wenn man davon berichtet. Das kann ich alles nachvollziehen.
Mit Erinnerungen an meine letzte Reise 2011 im Hinterkopf habe ich die Reise gebucht und angetreten. Ich möchte nicht vergleichen, das wäre falsch und unfair.
Diese Reise nun war geprägt von viel Fahrerei, wenigen landschaftlichen Highlights im Verlauf des Tages, gutem „Teamwork“, wenig zeitaufwendigen aber schönen Sehenswürdigkeiten als Tagesziel und gut gewählten schönen Camps am Tagesende.
Die Motivation diese Reise anzutreten ist bei reinen Europäern anders als bei Namibianer, die ihr Nachbarland kennenlernen wollen oder „vertriebenen“ Angolanern, die ihre Erinne-rungen auffrischen oder ihre Heimat noch einmal sehen wollen.
Eine Reiseempfehlung abzugeben ist unmöglich, weil Erwartungen an Angola als Nachbarland zu Namibia, Botswana.... in der Regel sehr hoch aufgehängt werden und nicht erfüllt werden, nicht erfüllt werden können.
In Angola ist die Infrastruktur in der Regel grottenschlecht - Fahrzeiten sind schwer planbar - sehr viel Wohlstandsmüll, POI sind weit gestreut, feste Unterkünfte für Touristen gibt es noch nicht ausreichend und die Städte sind mit allen anderen großen oder kleinen afrikanischen Städten vergleichbar, menschenleere Gebiete nähern sich dem Ende.
Eine Generation hat unter portugiesischem Einfluss einen quasi afrikanischen Frühling erlebt, die nächste den Bürgerkrieg, die nächste Familienkorruption gepaart mit Ölreichtum für wenige und Armut für viele, die aktuelle erlebt sinkende Ölpreise und eine wohlwollende neue Regierung, die viel positives bewegen will.
Was will ich sagen? Es gibt keine vergleichbaren Strukturen, das Land hatte keine Möglichkeit sich zu finden, sich zu entwickeln. Es gibt keinen Mittelstand, >90% betreiben Subsistenzwirtschaft, für Naturschutz ist kein Platz und aus der hohen Anzahl der Kinder leiten alle ihre Altersversorgung ab.
Das Land ist aus meiner Sicht als Selbstfahrer ohne Sprach- oder Landeskenntnisse nicht leicht zu bereisen, es fehlen, wie beschrieben, gewohnte Strukturen. Wir haben fast durchgehend wild gecampt. Buschtoiletten und „freies“ Duschen (wir hatten aber eine faltbare Kabine dabei) hinterm Auto gehörten zum Tagesablauf. Wo möglich haben wir uns gemeldet, teilweise kamen „Bürgermeister“ oder/und Polizei auf uns zu. Der Umgang war immer sehr freundlich und endete in der Regel mit einem spendierten Getränk (nie Alkohol) für den Weg zurück ins Dorf.
Unser Fleisch hatten wir eingefroren dabei, Obst, Gemüse gab es reichlich auf den Märkte, in den größeren Städten gibt es ausreichend Supermärkte.
Ich bin froh diese Reise gemacht zu haben. Landschaftlich hat mir der Iona-Nationalpark gefehlt, aber der passte nicht auch noch in die Tour.
Ich fotografiere sehr gerne. Nicht den fünften Elefanten, den 25sten Springbock oder noch so niedliche Kleintiere. Wer dies erwartet ist in Angola falsch. Aber es gibt so viel schönes Anderes!
Angola muss man mit Geduld bereisen, es hat seinen eigenen Charme.
Ich habe bislang nirgendwo so offenherzige, freundliche, gastfreundliche Menschen kennengelernt wie in Angola. ( in Grossstädten habe ich keine Erfahrungen)
Ich kann nur empfehlen Angola als Reiseland nicht abzuschreiben.
Herzliche Grüße
Strassenkind
Peter