Hallo Lillytrotter, ehrenwerte Selbstfahrergemeinde,
am 27. Januar 2012 hatte ich mich hier aus dem Forum eigentlich „abgemeldet“.
www.namibia-forum.ch...ter-so-im-forum.html
Ein Freund machte mich jedoch heute auf diesen „Fred“ hier aufmerksam. Gelinde gesagt, liebe Lillytrotter, bin ich etwas geschockt über Deine subjektiv-negativen Ausführungen zu Angola.
Zum Thema „Reiseland Angola“ fühle ich mich aber berufen etwas subjektiv-positives aus erster Hand hier in diesem „Forum der Selbstfahrer“ zur Kenntnis zu geben:
Ich bereise seit 2010 regelmäßig unser nördliches Nachbarland! Bis zu drei Mal pro Jahr schaffe ich es, deutschsprachigen Europäern und Deutsch-Namibiern dieses Land positiv zu vermitteln. Es gibt sogar Gäste, die nun nach mittlerweile fünf Jahren erneut mitfahren möchten, …einfach um die rasante Entwicklung dieses Landes und die vielen (vor allem: positiven!!!) Veränderungen nochmals miterleben zu dürfen. Das Erlebnisspektrum dieser Reisen beschränke ich keinesfalls auf den menschenleeren und Namibia-ähnlichen Süden Angolas. Nein, ganz bewußt besuchen wir auch angolanische Städte, durchfahren wir die Armenviertel, halten wir uns einen ganzen Tag in der Riesenmetropole Luanda auf und treten wir in den direkten Kontakt mit der Bevölkerung! Die landschaftlichen Schönheiten, die sehr speziellen Landschaftsformen der kontinentalen Bruchkante, die kilometerlangen, teilweise menschenleeren und palmengesäumten Strände, die mittelalterlichen portugiesischen Ruinen, das tropische Hochland und ach sooo vieles mehr an nachhaltigen Erlebnisformen in Angola, kann ich gar nicht alle aufzählen!
Eines jedoch möchte ich hervorheben: Die Menschen Angolas sind die freundlichsten, umgänglichsten und vor allem friedlichsten Afrikaner dieses Kontinents! Überall wird man begrüßt, angelacht, freundlich und zurückhalten befragt nach dem Wohin und Woher. Wird man spontan als Tourist erkannt, dann gibt es zumindest ein „Daumen hoch“ oder gar einen lauten Gruß von Auto zu Auto, auch wenn man gerade mit 80 km/h unterwegs ist. Übernachtungen in Angola sind überhaupt kein Problem! Überall darf man sein Übernachtungslager aufschlagen, …wenn man sich bei den örtlichen Autoritäten angemeldet hat. Dabei handelt es sich um Polizeistationen, Chiefs, Grundstückseigentümer oder einfach Menschen, die dort vor Ort leben. Man wird weitergeleitet bis man beim „Oberen“ angekommen ist. Nie (!!!) wurde mein Wunsch nach Übernachtung bisher abgelehnt! Oft kamen spontan die Bewohner zu uns und brachten sogar Willkommensgeschenke. Nie wurden wir angebettelt, …auch wenn man des Öfteren merkte, wie ein Blick in den mit Getränken gefüllten Kühlschrank einen sehnsüchtigen Ausdruck bekam. Mit einer Dose des berühmten amerikanischen „Freiheitsgetränkes“ kann man sich dann fast alle Türen öffnen.
Ich könnte hier ein Buch über die positiven Seiten Angolas füllen! Ein paar Dinge bezüglich der mainstreamgesteuerten Angstthemen zu Verkehr, Gewalt, Minen und „Dreck“ möchte ich aber noch ausführen:
Der Verkehr unterscheidet sich bis auf den Rechtsverkehr nicht von dem Chaos in Ostafrika! Den alltäglichen Verkehrsinfarkt in Daressalam finde ich schrecklicher als das „Irgendwiegehtesschonvoran“ in Luanda! Die Polizei ist die absolute Autorität im Verkehr und besitzt die Oberhand in der Stadt und auf dem Lande. Polizeikontrollen sind korrekt und freundlich! Gibt man sich als Tourist zu erkennen, tritt man entsprechend freundlich auf und hat man ein paar „brückenschlagende“ Floskeln in Portugiesisch „in petto“, so gibt es keinerlei Probleme! Südafrikaner sind in Angola allerdings noch nicht so beliebt. Fährt man mit einer südafrikanischen Registration umher, so sollte man zuerst darauf hinweisen, daß man KEIN Bure ist. Hingegen wird man als „Alemão“ hoch angesehen, der gute alte W50-Lastwagen aus der DDR gelobt, …und auch schon einmal die „República Democrática Alemã“ mit einem lauten „VIVA“ gehuldigt.
Auch Unfälle habe ich schon erlebt, …allerdings war ich in keinen selbst verwickelt! Aber gesteinigt wurde niemand! Es gab auch nirgendwo einen Mob, der den/die Fahrer gelyncht hat. Auch wurde kein Fahrzeug von „bösen Angolanern“ angezündet! Solche „Meldungen“ sollte der an Angola interessierte mit einer entsprechenden Distanz zur Kenntnis nehmen.
Der Aufbau des Straßennetzes geschieht rasant! Die 60 km hier in Namibia von Windhuk nach Okahandja wären in Angola schon längst fertig! Dort baut man 200 km in einem Jahr! Überall gibt es neue Teerstraßen! Auf dem Lande werden neue Straßen gebaut um entlegene Gebiete an das Straßennetz anzuschließen. Noch 2010 hatte ich mit einem Achsenbruch an meinem Anhänger wegen der schlechten Straßenverhältnisse zu kämpfen! Ab sofort könnte ich Angola auch mit einem normalen 2x4 befahren. Eine Route nur über Teer ist durchaus machbar!
Der Dreck nimmt auch ab! Die müllentsorgende Infrastruktur hat gerade in den letzten zwei Jahren enorme Fortschritte gemacht. In vielen Städten stehen nun Mülltonnen! Viele sogenannte „Slums“ sind tatsächlich vom Müll vor den vielen Haustüren befreit worden. Sehr deutlich kann man dies in Lobito sehen, wo ich bisher immer besonders auf das Müllproblem in Angola hinweisen konnte. Mittlerweile kann ich meinen Gästen zeigen, wie das Müllproblem in einem afrikanischen Land gelöst wird!
Minenfelder kann ich meinen Gästen auf der mir bekannten Route seit einem Jahr nicht mehr zeigen! „Menschen gegen Minen“ (MgM) sind zwar noch aktiv. Die von der Bevölkerung herbeigesehnten und wohlbekannten Camps sind jedoch nicht mehr auf meinen Routen zu sehen. Zuletzt war bei den Calandula Wasserfällen, unweit der Stadt Malanje, noch ein Camp zu sehen. Auch waren altes Kriegsgerät bisher immer kleine Attraktionen auf meinen Rundreisen. Besonders im letzten Jahr wurden viele alte Schrottplätze „entsorgt“, …wahrscheinlich dem Rohstoffkreislauf in China wieder zugeführt.
Ich hoffe, daß ich die hier publizierten negativen „Erfahrungen“ von Lillytrotter etwas relativieren konnte! Insgeheim hoffe ich in egoistischer Weise, daß sich kein pauschaler Tourismus in Angola etablieren wird. Dieses Land ist zu schön, zu friedlich und zu unerschlossen hierfür. Zukünftig müßte man dann auf vollen Campsites übernachten. Wer kann sich noch an die schönen und touristisch jungfräulichen Zeiten in „Südwest“ erinnern, …als es hier noch „Krieg“ gab? Jungfräulich ist hierzulande nur noch das Kaokoveld, …aber auch hier machen sich Wilderness & co. mehr und mehr breit, …man achte nur auf die Gebiete am Hoanib, wo man seit kurzem viele „No Entry“- Schilder vorfindet.
Ich liebe Angola!
Grüße aus Windhuk, Olli
p.s. In einem anderen Forum hatte ich einmal Bilder in einem Beitrag über Angola „gepostet“. Wer sich interessiert, der kann ja einmal hineinschauen:
www.allrad-lkw-gemei...pic.php?f=18&t=47395