THEMA: Kontraproduktive Aufforstungsaktionen in Afrika??
22 Feb 2024 20:29 #682910
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  • mitglied19210 am 22 Feb 2024 20:29
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Hans-Wolf schrieb:
@Mitglied 19210
Es gibt sie, die Übersichten und Statistiken, du kannst sie dir von folgendem Link herunterladen und versuchen, dich hindurchzuquälen
www.science.org/doi/10.1126/science.adj0899
Den Link im Artikel habe ich auch gesehen, aber da soll ich 30 USD für den Zugriff bezahlen, sonst kann ich mir das nicht herunterladen.
Hans-Wolf schrieb:
Im wesentlichen geht die Kritik wohl dahin, dass es unsinnig ist, natürliche offene Flächen (Savannen, Grasland) in Wälder umzuwandeln.

Das bestreite ich ja nicht (siehe oben) und ich bin auch überhaupt nicht in der (Wissens-)Position, das bestreiten zu können. Es gibt hunderte Aufforstungsprojekte. Ich kenne nur 2-3 ein bisschen, was dann nicht repräsentativ ist. Vielleicht hat die Frau sehr gute Argumente und reihenweise überzeugenden Statistiken. In dem Artikel werden die aber nicht vermittelt. Mich stört der total negative Tenor "Aufforstung zerstört Ökosysteme, schadet dem Klima, Löwen und Nashörner verschwinden dadurch, ... " Und es ist ja auch so, dass ein erheblicher Teil der Aufforstung-Projekte wissenschaftlich begleitet wird.

Grüße
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23 Feb 2024 12:36 #682932
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Apropo Geld verballern mit unsinnigen Projekten: eine Freundin von mir sollte vor Jahren herausfinden, warum bei einem Aufforstungsprojekt der GTZ im ländlichen China die gepflanzten Pappeln nicht über eine bestimmte Größe herauskamen. Dazu sollte sie einen Fragebogen erstellen, nach China fahren und dort die Umfrage machen. Ich konnte mir damals die Frage nicht verkneifen, womit die Menschen in der Umgebung denn heizen und kochen würden. Die Antwort war: mit Holz.......
Lb Gruß von Helga
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23 Feb 2024 13:23 #682937
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  • mitglied19210 am 22 Feb 2024 20:29
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helga schrieb:
eine Freundin von mir sollte vor Jahren herausfinden, warum bei einem Aufforstungsprojekt der GTZ im ländlichen China die gepflanzten Pappeln nicht über eine bestimmte Größe herauskamen.

Ich kenne die Details nicht und insofern verbieten sich mir plakative Beurteilungen. Die GTZ gibt es aber seit 13 Jahren nicht mehr. Vermutlich geht es dann um die Langzeit-Evaluierung eines Programms von vor 20 Jahren oder so? Wenn wir da aktuell noch Aufforstungen fördern würden und dies im Kontext Klimawandel geschähe, dann wäre meine primäre Frage, warum wir da überhaupt noch fördern?

Grüße
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23 Feb 2024 14:42 #682945
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Dass „Bäume“ vs. „Wälder“ pflanzen nicht das Gleiche ist, wurde schon gesagt, wir brauchen aber sowieso beides. Dazu braucht man mE die Wissenschaft nicht bemühen, denn man kann sich diesem Thema auch einfach mit Hausverstand und phänomenologisch aus historischer Anschauung annähern, weil …

Was nämlich zu jedem Zeitpunkt in unserer Geschichte „natürliche“ (und daher „richtige“ B) ) Fauna und Flora war, war nie eine langfristig zeitliche Konstante. Es hat sich, in historisch langen oder auch kurzen Zeitspannen, durch Klimaänderungen und/oder menschliche Eingriffe, ständig verändert.

Die natürliche Vegetation im Europa nach der letzten Eiszeit war größtenteils Wald. Davon haben wir nur noch Restbestände und die sind meistens Holzplantagen anstelle von (Ur)Wald. Historiker meinen, dass der im Mittelalter rasch schwindende Wald nur durch die Pest gerettet wurde, die die „zivilisatorische“ Abholzung für ein paar Generationen gebremst hat, danach wurden Forstschutzmaßnahmen eingeführt.

In der Antike konnten die Handelsrouten zwischen atlantischer Westküste (PS: Afrikas) und Mittelmeer noch zu Pferd durchquert werden, in den Jahrhunderten danach nur mehr mit Kamel. Wo Barth noch Bäume und Baumsavanne zeichnete, sind heute keine mehr und die Landschaft viel trockener als noch vor 150 Jahren oder Wüste, die im Süden entstehenden Regenwolken kommen nicht mehr so weit nach Norden.

Überall am und um das Mittelmeer kann man die alten Terrassierungen von landwirtschaftlicher Nutzung sehen, wo heute nur mehr Steine und Trockensteppe sind. Ohne Baumbestand für Schatten, Boden und Wasser wäre ersteres nicht möglich gewesen.

Man kann unendlich fortsetzten, wo heute nur mehr Trockenlandschaft ist, wo erst kürzlich keine war. Diese Versteppung bis Desertifikation ging immer mit Vernichtung der Bäume einher bzw. wurde davon verursacht. Wenn die Bäume weg sind, wird es heißer und trockener, behaupte ich jetzt mal als Laie, für mich ist das empirisch belegt.

Oder, wie z. B. vor gar nicht so langer Zeit die Wasserführung von Flüssen in Afrika von ganzjährig zu saisonal wurde, weil durch die Abholzung der (Ufer)Bäume mehr Sediment eingetragen wurde.

Bäume verbessern den Wasserhaushalt und davon profitieren die restliche Flora, Tiere und Menschen. Wenn jetzt irgendwo in der Grassavanne Bäume gepflanzt werden, wo in unserem Zeithorizont gerade keine mehr waren (wohl aber vor 200 Jahren), verändert das sicher etwas im momentanen Gleichgewicht, aber langfristig kann es trotzdem gut sein, wenn Austrocknung, Desertifikation und Bodenerosion verhindert werden.

Ich habe seit 55 Jahren ein NG-Abo und erinnere mich an zig Beispiele, wo mit der Pflanzung von (Nutz)Bäumen Wasserhaushalt, Bodenstruktur und Mikroklima grenzfälliger Gebiete mit nährstoffarmen Böden verbessert wurde. Wissenschaftlich belegen, wie hier verlangt wurde ;) , kann ich es aber auch nicht, es ist mir aber sehr plausibel.

In diesem Sinn sind die auf zehntausenden km² in Andalusien (neu) gepflanzten Olivenbäume auch oder mehr ein Aufforstungsprojekt gegen die Erosion als ein rein landwirtschaftliches.

Grüße
Letzte Änderung: 24 Feb 2024 21:08 von tacitus.
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25 Feb 2024 09:29 #683040
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Aus dem Netz gefischt: www.n-tv.de/wissen/W...article24755285.html

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freshy
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25 Feb 2024 10:41 #683047
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freshy schrieb:
Normalerweise würde man es eher umgekehrt erwarten: Den seriösen Artikel bei der SZ und den Empörung triggernden, simplifizierenden Schrott bei n-tv (RTL). :whistle: Den n-tv-Artikel finde ich sehr viel besser als den SZ-Artikel, weil er mehr Zahlen und Fakten nennt und differenzierter ist. Die pauschale Forderung, jetzt erst mal sämtliche Aufforstung zu pausieren, findet sich da nicht. Die versuchte Triggerung von Empörung mit dem extra fett hervorgehobenen Hinweis, wie viel deutschen Entwicklungshilfe dahin fließt, kommt auch nicht vor. Und den Schwachsinn, dass durch Aufforstung Löwen und Nashörner verschwinden, kann man da auch nicht lesen. Löwen und Nashörner finden sich heute fast nur noch in Nationalparks und Game Reserves. Es wäre mir neu, dass man gerade dabei ist, Mara, Serengeti, Tsavo, Etosha, CKGR, Chobe, Amboseli, Murchison usw. mit gigantischen Aufforstungsprogrammen in dichte Laubwälder zu verwandeln.

Was die Kritik bezüglich der Aufforstung mit nicht einheimischen Arten anbetrifft, muss, glaube ich, auch je nach Projekt differenziert werden. Zumindest teilweise werden diese Entscheidungen bewusst getroffen, wenn z.B. die Pflanzung (ehemals) einheimischer Baumarten klimawandelbedingt kaum noch Chancen auf Erfolg hat. Dann ist es eine Abwägung, was das kleinere Übel ist: Andere Baumarten pflanzen oder die Desertifikation voran schreiten lassen. Wegen Klimawandel und Anzahl der Menschen auf dem Planeten, können wir es uns nicht leisten, zuzuschauen, wie die Verwüstung fortschreitet. Ökosysteme haben sich auch ganz ohne menschliches Zutun immer wieder geändert. Noch vor 5.500 Jahren waren große Teile der Sahara eine grüne Savanne voll mit Tieren. Innerhalb von nur 1 oder 2 Jahrhunderten ist wieder Wüste draus geworden.

Grüße
Letzte Änderung: 25 Feb 2024 11:08 von mitglied19210.
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