THEMA: Bettelnde Straßenkinder
21 Jan 2017 13:13 #460226
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  • Tadi am 21 Jan 2017 13:13
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Hallo Markus ,
Du hast geschriben :"Mit betteln haben auch die drei letzten genannten Fälle nichts zu tun. Das nennt sich arbeiten!"
Vorerst : danke für Deine Belehrung, was Arbeit ist.

- "scheinbar bewachen" habe ich geschrieben, da die Knaben oftmals nach unserer Rückkehr gar nicht mehr am Fahrzeug waren. Seitdem gibt es Geld erst hinterher.

- bei den Himbas waren wir allein mit einem Dolmetscher ca. 6 Std. Da kam schon mal das eine oder andere Gespräch zu Stande. Der Dolmetscher hatte Mais - Mehl und Zucker sackweise mit. Die Kinder haben sich über die Seifenblasen besonders gefreut und hatten ihren Spaß damit.
Bei den San waren wir auch mit einem Dolmetscher mehrere Stunden allein unterwegs. Hier habe sich die Erwachsenen über Süßigkeiten sehr gefreut.
In beiden Fällen waren die kleinen Mitbringsel vorher mit dem Dolmetscher abgesprochen.
Zu der Frage, was das eigentlich soll : Stifte, Papier, Zahnbürsten, kleinere Spielsachen und Seifenblasen etc. zu verschenken: "einfach nur Spaß haben". Nicht alles muss einen hochwertigen pädagogischen Sinn erfüllen. Ich arbeite hier in Deutschland auch mit Kindern und weiß, wie die Augen manchmal vor Freude leuchten können.

- und wohl hatten wir schon schlechtes Essen und schlechte Bedienung, sogar in Namibia. Vor allem in den staatlichen NPs in SA war das Essen teilweise grauenhaft und die Bedienung so was von unmotiviert und/ oder sogar unfreundlich. ...und bei schlechter Bedienung, gibt es bei uns nix. Auch nicht hier in Deutschland.

- bei Hilfe von Erwachsenen sind wir immer recht großzügig (Reifenwechsel, Hilfe bei Pannen usw.) Das Erstaunliche war, dass sie teilweise gar kein Geld (oder andere Sachen) annehmen wollten. Das hat uns sehr beschämt.

- erwachsene Menschen, die vor allem vor den Supermärkten betteln, sehe ich mir schon genauer an und entscheide dann, ob ich Lebensmittel oder Geld gebe.

Liebe Grüße aus Hamburg
Petra
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21 Jan 2017 14:30 #460237
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  • Markus615 am 21 Jan 2017 14:30
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Hallo Petra,
Tadi schrieb:
Du hast geschriben :"Mit betteln haben auch die drei letzten genannten Fälle nichts zu tun. Das nennt sich arbeiten!"
Vorerst : danke für Deine Belehrung, was Arbeit ist.

Ich meine ja nur im Thread ging es um betteln. Der an der Tankstelle und die Bedienung fallen aber defintiv unter die Kategorie Arbeit...
Tadi schrieb:
- "scheinbar bewachen" habe ich geschrieben, da die Knaben oftmals nach unserer Rückkehr gar nicht mehr am Fahrzeug waren. Seitdem gibt es Geld erst hinterher.

Eine Kleinigkeit geben und sagen, dass es bei der Rückkehr mehr gibt ist auch eine Option. Wenn Du natürlich gleich genug gibst, dann ist es ja logisch, dass er dann unterwegs ist sich etwas zu Essen, Wasser oder was anderes zu kaufen. ;)
Häufig laufen die aber auch auf dem Parkplatz umher, bzw. setzen sich etwas seitlich in den Schatten wo man die nicht sofort sieht, sie sind aber da. Nur weil man jemanden nicht sieht, heist das ja nicht, dass er nicht da ist (gehen wir einmal davon aus, dass die Parkplatzwächter ehrlich sind, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist).
Tadi schrieb:
Nicht alles muss einen hochwertigen pädagogischen Sinn erfüllen. Ich arbeite hier in Deutschland auch mit Kindern und weiß, wie die Augen manchmal vor Freude leuchten können.

Nein solange es grundsätzlich nicht schädlich ist braucht es keinen pädagogischen Sinn. Da ich überhaupt keine Ahnung habe, was überhaupt pädagogisch sinnvoll sein könnte möchte ich zumindest keinen Schaden mit Geschenken anrichten.
Schwierig wird es z.B. bei der Frage nach Schmerzmittel, geben, ja oder nein und in welcher Menge? Wie erklärt man einem Himba wieviele Tabletten er in welchem Abstand nehmen kann, gibt also max. soviele Tabletten, dass er sich damit nicht direkt vergiften kann?!?
Kinderaugen können vor Freude schon leuchten, wegen einer 0,5 Liter Flasche sauberen Wassers... allerdings finde ich es traurig, da der Zugang zu sauberem Wasser eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Tadi schrieb:
- und wohl hatten wir schon schlechtes Essen und schlechte Bedienung, sogar in Namibia. Vor allem in den staatlichen NPs in SA war das Essen teilweise grauenhaft und die Bedienung so was von unmotiviert und/ oder sogar unfreundlich. ...und bei schlechter Bedienung, gibt es bei uns nix. Auch nicht hier in Deutschland.

In staatlichen NP`s waren wir noch nie Essen... warum Geld für schlechtes Essen + schlechter Bedienung bezahlen? Man kann auch mal zwei oder drei Tage mit "kalter Küche" bzw. ohne Küche nur mit Vesper überleben. ;)
Wie motiviert die Bedienungen in den NP`s sein können, das habe ich schon erlebt, allerdings nur beim Getränke bestellen mal nachmittags. Und wie überaus freundlich (vor allem zu den Frauen in unserer kleinen Gruppe, extrem ironisch gemeint)...
Tadi schrieb:
- bei Hilfe von Erwachsenen sind wir immer recht großzügig (Reifenwechsel, Hilfe bei Pannen usw.) Das Erstaunliche war, dass sie teilweise gar kein Geld (oder andere Sachen) annehmen wollten. Das hat uns sehr beschämt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich vor allem die Touristen untereinander geholfen haben. Da jeder Tourist eigentlich keine "Spenden" benötigt, dann verschenkt man halt ein Bier oder eine Flasche Wein. :)
-> Man hilft sich, wenn man eine Panne hat! :cheer:
Tadi schrieb:
- erwachsene Menschen, die vor allem vor den Supermärkten betteln, sehe ich mir schon genauer an und entscheide dann, ob ich Lebensmittel oder Geld gebe.

So mache ich das ja auch.

Liebe Grüße aus Stuttgart
Markus
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21 Jan 2017 14:47 #460238
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  • BikeAfrica am 21 Jan 2017 14:47
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Markus615 schrieb:
Für die Begegnungen mit einer Himbafamilie nehme ich noch 5 Liter Kanister mit. Die können sauberes Wasser definitiv gebrauchen!

... und noch mehr können sie die Kanister gebrauchen. Daran denkt nämlich kaum jemand, dass es oft schon an den Behältern fehlt. Das Wasser ist eine schöne Sache für den Moment, aber der Behälter ist quasi ein Wertgegenstand für lange Zeit.

Wenn ich unterwegs in ländlichen Gegenden irgendwo Wasser kaufe, um es in die Flaschen am Fahrrad zu füllen, stelle ich die Flaschen oder Kanister neben einen evtl. vorhandenen Mülleimer vor dem Laden. Die sind oft schon weg, bevor ich losgeradelt bin. In Malawi haben sich beinahe mal zwei erwachsene Männer wegen zwei von mir beiseite gestellter leerer 2-Liter-Flaschen geprügelt, bevor sie sich dann zum Glück noch darauf geeinigt haben, dass jeder eine bekommt.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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21 Jan 2017 15:47 #460245
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@tadi

deine Argumentation erschliesst sich mir nicht, ich sehe das wie Markus.
An der Tankstelle die Scheiben geputzt zu bekommen ist kein betteln. WIrd das ausserdem ohne Aufforderung meinerseits und dazu noch gründlich gemacht, gibt es dafür einen Obulus.
Wenn das Essen in einem Restaurant nicht schmeckt kann ich mich beschweren, das Essen zurückgehen lassen und entscheiden, das ich dort nicht wieder hingehe. Aber was kann denn die Bedienung dafür, wenn der Koch unfähig ist oder einen schlechten Tag gehabt hat? Die Bedienung bekommt Immer Trinkgeld, ausser man ist uns gegenüber tatsächlich patzig geworden, was bisher selten der Fall war.

@ wolfgang

Ja, kann ich nur bestätigen. Speziell im Caprivi sind die leeren Wasserkanister dankend angenommen worden, volle natürlich auch ;)

Gruß lisolu
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21 Jan 2017 16:00 #460248
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Hallo Lisolu,

wer lesen kann ist klar im Vorteil:

Genau das habe ich in meinem ersten Beitrag auch geschrieben:

"Auf der Tankstelle, wenn die Scheiben richtig sauber waren, auch. Im Restaurant bei guter Bedienung auch (für schlechtes Essen können sie ja nix) ."

...und nun wird mir die Diskussion hier schon wieder mal zu viel.

Trotzdem liebe Grüße aus Hamburg
Petra
Letzte Änderung: 21 Jan 2017 16:00 von Tadi. Begründung: vergessen
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21 Jan 2017 16:06 #460249
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Markus615 schrieb:
Denen an der Tankstelle gebe ich regelmäßig zu viel... ;)
Leben und leben lassen. Ob ich einen Euro (ca. 15 N$) mehr oder weniger habe macht für mich einen viel kleineren Unterschied, wie für denjenigen der da in der Hitze an der Tankstelle steht. Derjenige der noch das Auto sauber macht, so dass ich mich beim späteren Entladen nicht so versaue, der bekommt dann auch mal 30 N$. Vor allem wenn er mit Druckluft statt Wasser arbeiten muss wegen der Wasserknappheit und die Dreckschicht schon relativ dick ist.

Dann weiss ich ja jetzt auch, warum manche Tankwarte mit den 5 NAD, die ich gebe, nicht zufrieden zu sein scheinen.
Die Touristen machen sich nicht klar, dass zwar 1 Euro für sie wenig ist, für uns, die wir hier leben, sind 15 NAD allerings recht viel, vor allem wenn man regelmässig alle paar Wochen zur Tanke fahren muss und nicht nur einmal im Jahr weil man Urlaub hat.

Es ist alles miteinander verbunden! Jede Aktion hat eine Konsequenz, und nicht immer ist diese Konsequenz angenehm.

Einem Parkplatzwächter gebe ich IMMER erst hinterher seinen "Lohn", das zum ersten (und wenn er nicht mehr da ist, oder nicht zu sehen, dann kriegt er auch nichts). Kinder werden dafür schon mal überhaupt nicht bezahlt, die sollten nämlich normalerweise entweder in der Schule sein oder daheim beim Lernen oder Spielen - Parkwächter spielen ist jedenfalls kein passender Job für ein Kind. Da Einbrecher häufig nicht mal die erwachsenen Parkwächter ernst nehmen (oder mit ihnen zusammenarbeiten), kann ich kaum erwarten dass dieser "Job" von einem Kind befriedigend erledigt wird. Ich habe noch nie ein Kind dafür bezahlt.

Ich halte es normalerweise auch so, dass es nur Leistung gegen Leistung gibt, aber auch da gibt es Grenzen. Wir sind mal in einem Rivier festgesessen, und haben dann Steine gesammelt damit wir wieder rauskommen. Blitzschnell war eine Horde Kinder da, die uns dabei zusahen - eins davon brachte uns dann einen einzigen Stein. Dann forderten sie von uns "sweets" und Geld. Ist mir piepegal ob die vorher "geholfen" haben, wenn das dann hinterher in einer Forderung endet - da gibt es nix und Schluss.

Markus615 schrieb:
Wo findet man in Namibia schlechtes Essen?

Oha.... :blink:
In Windhoek kann ich dir da ein paar Plätze "empfehlen". Schlechte Bedienung gibt es natürlich auch. Alllerdings auch sehr gute.
Letzte Änderung: 21 Jan 2017 16:40 von WoMa.
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