Hallo,
Man darf das Problem Trophäenjagd und das Problem Human-Wildlife-Konflikt meines Erachtens nicht in einen Topf werfen. Die Trophäenjäger schießen ausschließlich die adulten, prächtigen Mähnenlöwen und haben da mittlerweile ein ziemlich krankes Verhältnis von männlichen adulten Löwen zu weiblichen Löwen verursacht. Die Locals erlegen nur die Problemtiere (unabhängig vom Geschlecht), was in der Praxis häufiger die Weibchen sind. Natürlich dezimieren sie den Bestand damit auch, sorgen dabei aber nicht für so ein krankes Verhältnis von männlichen zu weiblichen Tieren.
Glücklicherweise waren unter dem Nachwuchs der letzten Zeit wohl außergewöhnlich viele männliche Tiere. Keine Ahnung, ob die Natur da irgendwelche noch unbekannten Regelmechanismen auf Lager hat oder das nur ein glücklicher Zufall ist. In einigen Jahren könnte das Geschlechterverhältnis auf jeden Fall wieder besser aussehen - wenn es denn so lange keine oder nur eine wirklich nachhaltige Trophäenjagd gibt.
Die Löwenpositionen sind auf der Website, weil u.a. auch lokale Lodges und von TOSCO bezahlte Lion Guards die Daten monitoren und ggf. Locals mit Viehbestand warnen, wenn sich Löwen nähern. Es gibt andere Ideen, wie man die Positionsdaten der Löwen aufbereiten und auch im Sinne der Locals effizienter nutzen kann, aber es ist manchmal nicht so einfach, die richtigen Leute zu überzeugen
Ansonsten fände ich es absolut OK, wenn man in der Gegend auch ein Permit kaufen muss, sagen wir 10 EUR/Tag/Nase. Mit den Einnahmen könnte man dann u.a. Locals für Viehschäden entschädigen und so die Akzeptanz für die Löwen erhöhen. Meines Erachtens sollte gerade die aktuelle schlimme Dürre auch ein Anstoss sein, neu zu überlegen, wie sinnvoll es ist, in dieser (semi)ariden Gegend vor allem auf Viehhaltung zu setzen und welche alternativen Einkommensmöglichkeiten man für die Locals schaffen kann. Langfristig plant Namibia dort den Kunene Peoples Park und dessen Anbindung mit dem Etosha NP. Keine Ahnung ob/wann das mal Realität wird.
Natürlich gibt es immer wieder Rückschläge, aber nach meinem Eindruck hatte das Desert-Lion-Conservation-Projekt schon mal eine schlechtere Perspektive. Während die Unterstützung früher auch viel von außen kam, kommt sie nun wohl viel aus Namibia selbst und das ist überaus positiv.
Beste Grüße
Guido