Die Letschwe hoben zwar ab und an den Kopf, schienen aber nichts Verdächtiges zu bemerken – kein alarmierendes Schnauben und keine nervöse Flucht in hohen Sätzen.
Eine Elefantenherde zog in einiger Entfernung vorbei, wirbelte mächtig Staub auf und erweckte für einen Moment die Aufmerksamkeit der Löwin.
Dann warteten wir weiter. Während uns und der Löwin zunehmend der Magen knurrte, waren die Reiher erfolgreicher. Immer mal wieder schnappten sie sich einen Frosch.
Ansonsten passierte nichts. Der Katze fielen bald die Augen zu, und ihr Kopf sackte auf die Vorderpfoten. Sollte das schon alles gewesen sein? Wir erwarteten nicht mehr viel. Trotzdem erregten wir die Aufmerksamkeit einiger Safariwägelchen, da wir nun schon seit fast zwei Stunden an derselben Stelle standen. Da musste doch etwas Besonderes los sein. Nur waren wir für niemanden mehr erreichbar.
Unser Badewannen- Hippo stand nun unmittelbar neben der Spur und zeigte jedem Fahrzeug, das sich näherte, was es von ihm hielt. Nämlich nichts. Die Autos fuhren immer dichter an den Koloss heran, damit auch jeder das Hippo in Lebensgröße festhalten konnte.
Davon hielt das Tier wohl noch weniger als nichts, und seine Laune wurde mit jedem Fahrzeug zusehends schlechter. Während wir uns noch fragten, welcher Angriff wohl zuerst erfolgen würde, der der Katze oder der des Hippos, erkannten wir, dass auch wir in der Falle saßen. Hinter uns war das Wasser, vor uns das Flusspferd.
Blieb uns also nur, weiter zu warten. Ab und zu hob die Löwin den Kopf, aber bald war uns klar, dass sie so schnell keinen Angriff starten würde.
Mit den Moorantilopen war auch nicht mehr viel los, und so entschlossen wir uns nach einer weiteren Stunde, ins Camp zurückzukehren.
Doch das Problem war immer noch da. Übellaunig, weil ihm die pralle Sonne auf den Kopf geschienen hatte, stand es nicht zu übersehen noch immer recht nah neben der Spur und machte auch keine Anstalten, diesen Platz zu verlassen. Als wir uns ein bisschen näherten, ließ es keinen Zweifel daran, dass es uns die Schuld für all seine Unannehmlichkeiten einschließlich der prallen Sonne, dem Wassermangel, der kürzlichen Trennung von seiner Geliebten und auch allem anderen geben würde. Es kam herausfordernd ein paar Schritte auf uns zugetrabt, und wir waren sofort eingeschüchtert. Dieses Tier war wirklich not amused.
Wir beschlossen, heute keine Freunde mehr zu werden und zogen uns wieder ein Stückchen zurück. Endlich entfernte es sich nach einiger Zeit etwas vom Weg, und wir nutzten unsere Chance. Wir waren kaum an dem Hippo vorbei, als es sich umdrehte und beeindruckend schnell auf uns zulief. Obwohl wir ja fast damit gerechnet hatten, waren wir doch überrascht. Ruth konnte vor Schreck nicht mal mehr schreien, Uwe gab Gas, und wir machten uns auf der ruppigen Piste aus dem Staub. Auch nach einigen Metern sahen wir im Rückspiegel, dass es uns immer noch verfolgte. Zum Glück war unser Auto schneller, und wir atmeten erleichtert auf.
Brillenwürger
Zurück im Camp freuten wir uns, dass Sarah und Philipp inzwischen angekommen waren. Die zwei hatten hinter Johannisburg in einem großen Stau gestanden und waren daher gestern nur bis Maun gekommen. Nun gab es viel zu erzählen, auch die Drosslige waren mit von der Partie.
Weil wir völlig ausgehungert waren, aßen wir ein paar Brötchen, bevor wir duschten und das neue Auto der beiden bewunderten. Im Camp stand ein einzelner Elefant und fraß Schoten, die er aus den Bäumen schüttelte. Dann machten wir uns zusammen auf einen Gamedrive Richtung Black Pools. Da wir jedoch nicht mehr sehr viel Zeit hatten, fuhren wir nur eine kleine Runde. Wir sahen einen Elefanten, der sich in einem Matschtümpel kühlte, Zebras, Impalas, Giraffen und Leierantilopen.
Es war eine schöne Runde im Abendlicht, und kurz nach Sonnenuntergang waren wir wieder zurück im Camp.
Frankolinküken
An einem kleinen Feuer grillten wir in der Glut abwechselnd Fleisch, Boerewors, Pilze und Mais. Wir machten Salat und Grillbrote. Es war sehr lecker.
Obwohl wir auch gerne alleine unterwegs sind, freuten wir uns heute Abend sehr über die Gesellschaft von Sarah und Philipp. Es ist wirklich schön, gemeinsame Vorlieben mit Freunden zu teilen. So verbrachten wir einen sehr netten, ersten gemeinsamen Abend bei leckerem Wein und vielen Geschichten. Der Hyänenbesuch blieb heute aus. Dafür sahen wir im Licht unserer Stirnlampe noch ganz kurz eine Ginsterkatze, und die sagenhaft gute Aufnahme unserer Nachtfalle dokumentierte die Stippvisite einer Zibetkatze.
Kilometer: 95