THEMA: Die Eulenmuckels 2016 in Namibia und Botswana
13 Nov 2016 20:10 #451905
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Tag 1 – Freitag, 8. Juli 2016 – Abreise

Das Warten hatte ein Ende. Wir durften wieder mal ins geliebte Afrika aufbrechen. Um ehrlich zu sein, haben wir gegen Ende gar nicht mehr sehr aktiv gewartet. Ruths Abschied von ihrem vierten Schuljahr und unser Gartenprojekt zu Hause haben ziemlich viel Zeit und Kraft verschlungen. So kam der Abreisetag dann fast plötzlich daher. Ruths Vater holte uns nachmittags zu Hause ab und brachte uns zum Bahnhof in Siegburg. Dort war er so nett, gleich das erste Foto dieses Urlaubs von uns zu machen. Zum Glück kennt ihr uns ja schon, da ist Uwes Gesicht nicht so wichtig.



Am Bahnsteig trafen wir auch gleich die ersten Bekannten: Ein Kollege von Uwe, der nun im dritten Jahr in Folge nach Namibia reist, war mit seiner Frau und zwei weiteren Pärchen ebenfalls am Start. Glücklicherweise hatten wir im übervollen ICE Sitzplätze und konnten die Fahrt über entspannen. Mit uns stiegen in Frankfurt auch Sönke, Sandra und ihre vierjährige Tochter Lia aus. Unsere Freunde aus Düsseldorf flogen ebenfalls heute nach Windhoek, und wir werden uns in den ersten Reisetagen immer wieder begegnen.
Am Flughafen bewegten wir die Taschen teilweise mit Hilfe von Gepäckwagen über Rolltreppen, durch den Shuttlebus zum Terminal 2 und dann zum Check-In. Die Sorge, dass unser Handgepäck zu schwer sein könnte, war unbegründet. Es wurde dieses Mal gar nicht gewogen. Stattdessen erfuhren wir, dass wir mit unseren Vielflieger-Ausweisen von Air Namibia das Privileg haben, die Zeit bis zum Abflug in der Etihad Lounge zu verbringen. Und das Beste war, wir durften sogar noch jeweils einen Gast mitnehmen. Bei der kleinen Lia drückte die Empfangsdame ein Auge zu, und so fläzten wir uns nach der Gepäckaufgabe mit Sönke und Sandra in weiche Sessel und ließen uns kostenloses Essen und kalte und heiße Getränke schmecken.



Bei der Sicherheitskontrolle war ziemlich viel los. Wir machten zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Ganzkörper-Scanner. Unabhängig davon wollte die Dame am Durchleuchtungsapparat gerne mal einen Blick auf die Fotoausrüstung werfen und ließ gleichzeitig noch einen Sprengstofftest durchführen.
Das Flugzeug hob mit ein wenig Verspätung an, weil die Crew im Stau gesteckt hatte. Dann schaukelten wir los Richtung Alpen, über das Mittelmerr und durch fast ganz Afrika immer nach Süden.



Zum Abendessen gab es Hühnchen oder Rind. Ruth wählte das erste und erhielt eine Lasagne mit Spinat. Das Geflügel blieb verborgen.
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13 Nov 2016 20:19 #451913
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Tag 2 – Samstag, 9. Juli 2016 – Großer Schreck: Kreditkarte weg

Casa Piccolo, Windhoek

Die Nacht war ruhig, aber wie immer unbequem. So hatten wir nicht sehr gut geschlafen, als wir bei zwei Grad und Dunkelheit in Windhoek landeten. Wir waren recht schnell durch die Passkontrolle und hatten auch unser Gepäck rasch gefunden. Dann hieß es warten, zuerst auf Sönke, Sandra und Lia, danach auf weitere Gäste, die ebenfalls von unserem Fahrer zu Savanna gebracht werden sollten. Leider landeten diese erst mit einem späteren Condor-Flug, so dass sich die Abfahrt verzögerte. Wir vertrieben uns die Wartezeit, indem wir vor dem Flughafen unseren ersten afrikanischen Sonnenaufgang betrachteten. Tief atmeten wir die zwar kühle, aber würzige, staubige Luft ein. Die Müdigkeit war schnell vergessen, und wir hatten so richtig Lust, in ein neues Abenteuer zu starten. Hurra, Afrika hat uns wieder!



Bei der Autovermietung trafen wir gerade noch auf Uwes Kollegen, dessen Gruppe mit zwei Wagen nach Norden fuhr. Leider werden sich unsere Wege in Afrika dieses Jahr nicht mehr kreuzen. Wir bekamen den neuen Landcruiser Bushcamper. Dieser macht einen tollen Eindruck und hat sogar einen Gas-Durchlauferhitzer an Bord.
Auf dem Weg zur Pension hielten wir an einer Standard-Bank, und Uwe wollte noch schnell an dem Automaten Bargeld holen. Das Gerät rumorte und rappelte, dann gab es eine Fehlermeldung, einen Beleg, jedoch kein Geld und – was am schlimmsten war – keine Karte zurück. Das fing ja großartig an! Leicht nervös betrat Uwe die Bank und schilderte das Problem. Einer anderen Kundin war wohl dasselbe passiert, auch ihre VISA-Karte war von dem gefräßigen Automaten geschluckt worden. Die Bankangestellte bedauerte die Situation. Sie könnte uns leider nicht helfen und den Automaten nicht selbst öffnen. Der Mann vom Service sei bereits heute früh dagewesen und nun leider wieder abgefahren. Zu dumm aber auch! Sie versuchte, telefonisch jemanden zu erreichen, der die Karten aus dem Automaten holen konnte. Ein Telefontuten nach dem anderen drang aus ihrem Hörer, aber erreichen konnte sie niemanden. Wir übten uns in Geduld. Gar nicht so einfach, denn das vollbepackte Auto stand draußen unbeaufsichtigt, und wir wollten noch in die Metzgerei und im Bottle Store ein paar alkoholische Getränke erwerben, was an einem Samstag ja auch nicht unbegrenzt möglich ist.
Die Dame in der Bank probierte es weiter, war aber leider erfolglos. Gutgelaunt teilte sie uns mit, dass spätestens am Montag wieder jemand vorbeikäme, der die Karte aus dem Automaten herausholen könnte. Das konnte doch nicht wahr sein! Uwe erklärte freundlich aber zunehmend bestimmt unsere Not. Wir waren ja nur heute und am Montag schon längst nicht mehr in Windhoek und benötigten die VISA-Karte dringend. Clevererweise war fast das gesamte Geld unserer Reisekasse genau auf diesem Konto gebunkert.
Nach ein paar weiteren fehlgeschlagenen Versuchen per Telefon (während derer Ruth frustriert überlegte, was wohl passieren würde, wenn man den Geldautomaten in die Luft sprengen würde) erreichte die Dame endlich jemanden, der uns weiterhelfen konnte. Gegen Mittag sollte die Karte abholbereit bei der Bank liegen. Hallelujah! Wir müssten dann jedoch auf jeden Fall anwesend sein, denn sie dürfe die Karte nicht entgegennehmen. Ansonsten würde sie mitgenommen, und wir könnten sie erst am Montag zurückbekommen. So hatten wir uns unseren ersten Morgen nicht vorgestellt. Dennoch waren wir sehr erleichtert, beschlossen aber trotz der bereits verlorenen Zeit unsere Sachen zunächst in die Pension zu fahren und dort zu frühstücken. Wir versprachen, rechtzeitig zurück zu sein und wollten sicherheitshalber noch an einem anderen Automaten mit einer anderen Bankkarte Geld abholen. Doch was war das? Als Uwe seine Tasche öffnete, fand er dort eine weitere VISA-Karte. Es dauerte einen kleinen Moment, bis bei ihm der Groschen fiel:
Wir können nur jedem wärmstens empfehlen, eine alte, abgelaufene oder gesperrte Karte bereitzuhalten für den Fall, dass man überfallen wird. Dann nämlich kann man ohne viel Verlust, seinen Geldbeutel mit ein wenig Bargeld und dieser Karte aushändigen. Welch genialer Trick! Ist der gefährliche Räuber, der dir deine Karte entwenden möchte, ein Automat, können wir voller Überzeugung sagen, dass das ganz hervorragend funktioniert! Der rückt die nämlich so schnell nicht wieder raus! Und Uwe hat seine Rolle als hilfloses Opfer auch mit Bravour gespielt.
Wie peinlich! Hatten wir also den ganz großen Aufstand in der Bank gemacht, obwohl es doch sehr nachvollziehbar war, dass der Automat die alte, gesperrte Karte einbehalten hatte. Zu Uwes Verteidigung muss man sagen, dass das Datum der Karte noch nicht abgelaufen war und man die gültige von der alten nur anhand der Nummer hätte auseinanderhalten können. Trotzdem konnte sich Ruth im Laufe des Urlaubs die ein oder andere freundliche Bemerkung über dieses Missgeschick nicht verkneifen.
Im Casa Piccolo wurden wir wieder sehr freundlich empfangen. Unser Zimmer war bereits bezugsfertig, und so luden wir unsere Sachen aus und gingen auf den Schreck erst einmal gemütlich frühstücken.
Anschließend folgte eine erste Einkaufsrunde in der Maerua Mall.



Danach kehrten wir zur Bank zurück und erhielten dort tatsächlich die gesperrte Kreditkarte zurück – niemand sonst hatte etwas von unserer Blödheit mitbekommen, und Uwe war es zu peinlich, die Wahrheit zu sagen. :pinch:
Beim Metzger in Klein-Windhoek bekamen wir Wild-Rauchfleisch und eingeschweißtes Grillfleisch. Dann folgte eine letzte Runde im Supermarkt.
Zurück in der Pension stellten wir alle Einkäufe auf einen Haufen und verteilten sie dann in allen Fächern im Wagen. Das war anstrengend, machte aber viel Spaß.



Aus Kartons bastelten wir uns zusätzliche Unterteilungen, damit die Vorräte während der Fahrt nicht durcheinanderpurzeln.



Jedes Jahr ist das Auto etwas anders aufgebaut, und so ergeben sich immer wieder kleine Anpassungen. An den neuen Landcruiser müssen wir uns noch gewöhnen. Als wir mit dem Verstauen der Vorräte fertig waren, kamen auch Sönke und Sandra von ihrem Einkauf zurück. Wir saßen ein wenig in der Sonne im Hof und machten Pause.
Am Abend gingen wir zu fünft zu Joe’s Beerhouse und ließen uns Oryx und Kudu schmecken. Übermüdet, aber voller Vorfreude fielen wir anschließend ins Bett.
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14 Nov 2016 20:58 #452125
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Tag 3 – Sonntag, 10. Juli 2016 – Endlich angekommen

Casa Piccolo, Windhoek – Blutkuppe, Namib-Naukluft-Park

Wir schliefen wie Steine mehr als 9 Stunden. Dann riss uns der Wecker aus dem Schlaf. Wir duschten und begannen, Sachen ins Auto zu räumen und insbesondere die Dinge zusammenzutragen, die in Windhoek bleiben sollten. Wir packten alles in unsere Kiste und fuhren um kurz nach acht zu Savanna, wo wir unsere Reisetaschen zurückließen. Danach wurden in der Pension die letzten Dinge im Auto verstaut, und es ging ab zum Frühstück. Bei Kaffee und Rührei genossen wir unseren ersten richtigen Urlaubstag. Mit Sönke, Sandra und Lia verabredeten wir uns in zwei Tagen an der Spitzkoppe und machten uns auf den Weg. Es war schon nach zehn, als wir nochmal etwas Bargeld holten und dann den Weg aus Windhoek heraus nach Westen suchten.



Bald hatten wir die C28 gefunden und legten die ersten Kilometer zurück. Der Landcruiser fährt sich wirklich sehr angenehm. Das Fahrwerk und die Federung sind erstklassig. Als die Teerstraße endete und wir auf Gravel weiterfuhren, zeigte sich der Fahrkomfort. Von dem Motor hatten wir uns noch etwas mehr Spritzigkeit erwartet. So sind die Gänge recht kurz übersetzt, und man fährt schon sehr wie in einem LKW. Natürlich kommt man auch leicht über 100 km/h, aber die Stärken des Wagens liegen eindeutig im unteren Geschwindigkeitsbereich.
Die C28 nach Westen zieht sich endlos dahin. Durch das Khomas Hochland windet sie sich sehr kurvenreich bergauf und –ab. Trotz der vielen Pferdestärken musste Uwe viel schalten, um die Steigungen zu erklimmen. Aber es machte viel Spaß mit dem neuen Auto. Ruth las, und wir hörten Musik. Wieder in Namibia unterwegs zu sein, fühlte sich herrlich an.



Am Boshua Pass machten wir eine kurze Pause. Seit wir das letzte Mal hier waren, waren ein Unterstand und eine Toilette gebaut worden. Leider lag überall Müll herum. Die Aussicht war jedoch grandios, aber zu einem Picknick fehlte uns die Ruhe. Wir hatten die Fahrtzeit ein wenig unterschätzt, und so machten wir uns bald wieder auf den Weg, da wir lieber noch einen schönen Nachmittag an der Blutkuppe verbringen wollten.







Der Nachmittag war bereits fortgeschritten, als wir die Grenze des Namib-Naukluft-Parks erreichten. Kurz dahinter bogen wir Richtung Tinkas ab. Kaum hatten wir uns ein paar Kilometer von der Hauptstraße entfernt, sahen wir schon die ersten Oryx. Bald danach galoppierten einige Zebras davon, kaum dass wir in Sichtweite gekommen waren. Sogar einzelne Springböcke und zwei Schakale entdeckten wir.



Bei Mittel-Tinkas standen die ersten Camper. Wir bogen zum Rock Arch ab. Leider waren auch dort beide Stellplätze bereits besetzt. Wir waren enttäuscht, dass wir dort nicht bleiben konnten. So drehten wir wieder um und fuhren Richtung Blutkuppe. Da es nur noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang war, schickte die Sonne ihr schönstes Licht über die Ebene und beleuchtete die Köcherbäume, die Felsen und die weiten Grasebenen.





Rüppelltrappe







Die Aussicht war traumhaft schön. Aber noch konnten wir dies nicht uneingeschränkt genießen, da wir noch immer keinen Platz für die Nacht gefunden hatten.
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14 Nov 2016 21:00 #452127
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Entlang des Weges passierten wir ein Auto mit vier Südafrikanern. Sie machten uns Hoffnung, dass an der Blutkuppe sicherlich einer der vielen Stellplätze noch frei sei. Wir schlugen den Weg westlich des Berges ein und fanden alle Campsites unbesetzt. Genau an der Stelle, an der wir uns vor 11 Jahren ohne Allradfahrzeug hoffnungslos im Sand festgefahren hatten, blieben wir. Damals hatten wir weder ein Zelt noch Proviant oder Wasser dabei gehabt. Wir hatten keine Schaufeln und wussten als Neulinge nichts von Luftablassen oder Auto-rückwärts-aus-dem-Loch-herausschaukeln. Mit den wenigen Steinen, die wir mit unseren Handtüchern unter die Räder gelegt hatten, hatten wir uns nicht aus eigener Kraft befreien können und waren mit unserer einzigen Wasserflasche unter dem Arm am Sonntagnachmittag die kilometerlange Strecke Richtung Hauptstraße aufgebrochen. Die Situation war – zugegebenermaßen durch eigene Blödheit – nicht gerade nobelpreisverdächtig, und wir machten uns viele nicht besonders rosige Gedanken. Die bis eben noch genossene Einsamkeit kam uns damals plötzlich gar nicht mehr erstrebenswert vor. Zum Glück wurden wir von zwei zufällig vorbeifahrenden Campern aufgelesen und aus unserer misslichen Lage befreit. Damals reifte der Plan, im nächsten Jahr besser vorbereitet und nur noch mit Allradfahrzeug und entsprechender Ausrüstung unterwegs zu sein.
Umso mehr freuten wir uns nun über diesen für uns so bedeutungsvollen Ort. Es gibt mittlerweile mehrere verstreut liegende Campsites, und wir schlugen unmittelbar neben der Blutkuppe das Lager auf.





Ruth wanderte auf den Hügel, um sich ein wenig die Beine zu vertreten und die herrliche Aussicht zu genießen, während Uwe das Zelt aufklappte.



Tarnung ist alles.



Als die Sonne über dem gegenüberliegenden Felsmassiv unterging, leuchtete die Blutkuppe ihrem Namen entsprechend.





Vom sympathischen Lachen der Bellgeckos begleitet grillten wir Wildsteaks. Dazu gab es Brote mit Knoblauchbutter und gemischten Salat.





Da wir an der Blutkuppe auch schon eisigen Wind und sogar Nieselregen zu dieser Jahreszeit erlebt hatten, waren wir auf alles vorbereitet. Doch so angenehm hatten wir uns unseren ersten Abend nicht erträumt. Bis wir später ins Zelt gingen, lagen die Temperaturen noch knapp über 20 Grad. Kein Grund zum Frieren und damit kein Grund, sich zu beeilen. In der Ferne hörten wir die Schakale rufen, und die Laune war bestens. Wir freuten uns, während wir noch lange draußen saßen und in die zuckenden Flammen des Feuers sahen, jetzt so richtig angekommen zu sein und über das Privileg, einen solchen Ort ganz alleine für uns zu haben.
Vor dem Schlafengehen stellte Uwe noch den Fotoapparat auf und startete eine Zeitrafferaufnahme des Sternenhimmels. Die Bilder, die während der Nacht aufgenommen werden, lassen sich später zu einem Zeitraffer-Video verarbeiten. Man kann sie aber auch übereinander legen und so die Sternenbahnen sichtbar machen.



Unerwartet zeigte sich plötzlich doch noch ein Problem am Auto. Der Griff für die Hecktür war so gut wie gebrochen. Der Hebel hing nur noch am seidenen Faden. So können wir die Tür von außen wohl kaum noch öffnen, evtl. mit einer Zange oder anderem Werkzeug. Wir überlegen, morgen einen Umweg über Swakopmund zu machen, um die Sache reparieren zu lassen.

Kilometer: 268
Letzte Änderung: 14 Nov 2016 21:02 von Eulenmuckel.
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16 Nov 2016 20:17 #452441
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Tag 4 – Montag, 11. Juli 2016 – Planänderung

Blutkuppe, Namib-Naukluft-Park – Meikes Gästehaus, Swakopmund

In der Nacht zog kräftiger Wind auf. Obwohl wir eigentlich recht geschützt zwischen Felsen auf der Westseite der Blutkuppe standen, rappelten die Böen am Zelt. Wir konnten kaum schlafen, so laut war es. So standen wir schon früh auf. Es war mit 18 Grad bereits herrlich warm, und wir hätten wunderbar in der Morgensonne frühstücken können, wenn da nicht immer noch der sehr starke Wind gewesen wäre.
Außerdem mussten wir uns um den kaputten Griff kümmern. Bereits um kurz nach 7 Uhr riefen wir einen Mechaniker bei Savanna an und vereinbarten, über Swakopmund zu fahren und den Griff dort ersetzen zu lassen. Man sollte dort bereits einen neuen Griff bereitlegen, wir würden ihn montiert bekommen und sogleich weiter nach Tsaobis fahren. Alles kein wirkliches Problem. So zumindest der Plan!
Wir kletterten noch ein wenig auf den Felsen hinter dem Stellplatz herum, genossen die Aussicht und fotografierten einige Bergstare, die auf Reste unseres nicht stattgefundenen Frühstücks hofften.





Bergstar





Als wir dem Mechaniker – wie wir dachten – genügend Zeit gelassen hatten, sich vorzubereiten, machten wir uns zunächst über die Nebenstrecke und dann weiter über die C28 auf den Weg zur Küste.



Wir kamen gut voran und erreichten Swakopmund, das unter einer Staubglocke hing, noch vor zehn Uhr. Außerhalb der Stadt fegte der Sturm den Sand quer über die Fahrbahn.



Wir riefen wieder in Windhoek an und erhielten die Telefonnummer eines örtlichen Mechanikers. Dieser vertröstete uns auf später, da er gerade noch etwas zu erledigen habe. Mist, da hatten wir doch tatsächlich angenommen, man würde sich sofort um unser Problem kümmern. Wir sind eben doch nicht die wichtigsten Menschen auf der Welt! ;-)
Bis spätestens ein Uhr würde er sich wieder melden. Zunächst akzeptierten wir das und fuhren zu Meike und Klaus. Obwohl wir fast eine Woche früher eintrafen als erwartet, wurden wir sehr herzlich empfangen. Wir tranken gemütlich Kaffee und erzählten.
Eigentlich war unser Plan gewesen, nur für die Reparatur nach Swakopmund und anschließend auf kürzestem Weg zu unserem reservierten Tagesziel nach Tsaobis weiter zu fahren. Da uns 13 Uhr für den Beginn der Reparatur schon etwas spät erschien, riefen wir erneut bei Savanna an und erhielten kurz darauf eine andere Werkstatt mit Wegbeschreibung. Für die nun folgende Schnitzeljagd durch das Örtchen benötigten wir einige Zeit und weitere Wegbeschreibungen unterwegs, um die zwischenzeitlich umgezogene Werkstatt im Industriegebiet zu finden. An dieser fuhren wir zunächst ein paarmal vorbei, da es noch kein Schild und auch sonst keinen Hinweis auf irgendwelche Reparaturarbeiten gab. Schließlich fanden wir doch noch die richtige Stelle, und nach einer kurzen Diagnose wurden wir gebeten, um 14 Uhr wiederzukommen. Dann sei der Ersatzgriff besorgt. Na wunderbar! Nach kurzem Überlegen strichen wir nun Tsaobis als Tagesziel. Schon gestern waren wir später als geplant an unserem Übernachtungsplatz angekommen. Heute würden wir es gerade so vor Sonnenuntergang schaffen. Diesen Stress wollten wir vermeiden, zumal wir ohnehin nicht mehr ins Python Valley fahren könnten. Daher ging es nach dem Tanken wieder zurück zu Meikes Pension, die glücklicherweise ein freies Zimmer für uns hatte. In Tsaobis gaben wir per Email Bescheid, dass wir nicht mehr kommen würden.
Endlich konnten wir etwas essen und uns ein wenig ausruhen. Uwe fuhr um 14 Uhr zur Werkstatt und ließ den neuen Türgriff einbauen. Dieser wurde von außen mit zwei Inbus-Schrauben gelöst und der neue Griff entsprechend wieder eingebaut. Da fragt man sich natürlich, welche Funktion das in den Griff integrierte Schloss hat. Es hält lediglich Einbrecher ab, die keinen Inbus-Schlüssel und Vierkant besitzen.



Den restlichen Nachmittag verbrachten wir ruhig in der Pension. Ruth holte etwas Schlaf nach, und Uwe sicherte die ersten Fotos. Kurz überlegten wir, nach Walvis Bay zu fahren, um Wasservögel zu fotografieren. Da es aber schon später Nachmittag war, gingen wir lediglich in Meikes Innenhof auf Pirsch. Dort entdeckten wir neben dem Maskenweber (alias BVB-Weber) und ein paar Wellenastrilden dicke Insekten, die wie winzige Kolibris aussahen und fast ebenso schnell umherschwirrten. Mit einem langen, eingerollten Saugrüssel flogen die Schwärmer auf die Lavendelblüten zu, entrollten diesen im Flug und tauchen ihn ein.







Zum Abendessen gingen wir ins Erichs, obwohl man in letzter Zeit sehr unterschiedliche Meinungen von dort gehört hatte. Wir hatten Glück. Der Service war einwandfrei und zuvorkommend, das Oryx-Filet unheimlich lecker, und wir beglückwünschten uns zu unserer Wahl. Satt und glücklich stiegen wir in das weiche Bett und waren gar nicht mehr enttäuscht, unseren Plan geändert zu haben.

Kilometer: 110
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Tag 5 – Dienstag, 12. Juli 2016 – Gemütlich zur Spitzkoppe

Meikes Gästehaus, Swakopmund – Spitzkoppe

Auch an diesem Morgen war es angenehm warm. Der Wind hatte sich zwar nicht gelegt, aber dafür strahlte schon die Sonne vom Himmel. Wir duschten, packten bereits einige Dinge zusammen und gingen zum Frühstück. Besonders lecker war Meikes selbstgemachte Guaven-Marmelade. Anschließend räumten wir unseren Kram ins Auto und verabschiedeten uns. Was für ein herrliches Gefühl, nicht ein ganzes Jahr, sondern nur ein paar Tage bis zum Wiedersehen warten zu müssen.
An einer Tankstelle kauften wir noch frisches Brot und einen Sack Brennholz. Dann fuhren wir aus der Stadt und entlang der Küste nach Norden. Zweimal hielten wir kurz am Meer und schauten uns die brechenden Wellen an einem Schiffswrack und am Strand an.



Bei Henties Bay bogen wir auf die D1918 landeinwärts ab. Aus dem Seiten- wurde Gegenwind.



Wir begegneten fast keinem anderen Wagen mehr, bis wir die Spitzkoppe erreichten. In den letzten Jahren ist hier rund um den Tourismus ein kleines Dorf entstanden. Natürlich gibt es auch noch viele Stände, an denen Halbedelsteine verkauft werden.
Wir checkten an der Rezeption ein. Unsere Freunde seien bereits eingetroffen. So versuchten wir, Sönke und Sandra zu finden. Aber weder rund um den Rock Arch noch bei einem der anderen Campingstellplätze fanden wir sie. Dafür bemerkten wir, dass bereits viele Campsites belegt waren, obwohl es erst ein Uhr mittags war. An einen schönen Platz auf der Westseite der Spitzkoppe stellten wir etwas abseits Tisch und Stühle ab und fuhren zurück zur Rezeption. Eine Recherche bei den eingetroffenen Gästen ergab, dass Sönke und Sandra doch noch nicht eingecheckt hatten.
Bereits auf dem Weg zu unserem Campingplatz sahen wir viele Vögel. Dort klappten wir das Zelt auf und machten ein Picknick mit Brot, Schinken, Möhren und Frischkäse. Dabei leisteten uns viele Bergstare Gesellschaft. Aber auch Bülbüls, Kapammern und noch ein paar kleinere Vögel ließen sich blicken, und wir mussten aufpassen, dass sie uns das Brot nicht direkt vom Teller stahlen.

Perlhuhn



Sabotalerche



Maskenbülbül



Bergschmätzer



Mahaliweber



Bergstar






Kapammer



Wir vertrödelten den Nachmittag sehr gemütlich, liefen ein wenig umher, lasen und sahen den Erdhörnchen bei ihren Rangeleien und beim Fressen zu.



Die Ruhe wurde nur durch eine Drohne gestört, die zunächst entfernt, aber dann in unmittelbarer Nähe über uns surrte. Während Ruth noch überlegte, ob sie das lästige Teil wohl mit der Affenflitsche treffen könnte, drehte sie schon wieder ab. Glücklicherweise hält der Akku ja nicht allzu lang. Man ist ein wenig hin und her gerissen. Die Aufnahmen aus der Luft begeistern uns auch, trotzdem finden wir, dass man nicht überall so ein Ding im Blick und vor allem nicht in Hörweite haben muss. Es geht nicht nur um die eigene Aufnahme, sondern auch darum, auf andere Leute und Tiere Rücksicht zu nehmen. Nicht alles, was möglich ist, muss …
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