2.Tag (Samstag 21.09.2013)
Windhoek – Swakopmund
350km
Die Nacht war noch erheblich kälter als erwartet und vorhergesagt. Es waren unter 0°C, denn auf den Zelten hat sich eine dicke Schicht Raureif gebildet. Während das für Kathrin und mich aufgrund unserer guten Schlafsäcke überhaupt kein Problem war, verbrachte Lucia eine fürchterliche Nacht, in der sie erbärmlich gefroren hat. Aufgrund des fehlenden Gepäcks war Sie auf den zum Camper gehörenden Leihschlafsack angewiesen und obwohl Sie noch zusätzlich all Ihre verbliebene Kleidung an hatte, taugte der überhaupt nix.
Das Abbauen der Zelte war für mich dann in Ermangelung von Handschuhen auch kein Vergnügen. Die kalten Metallteile und die gefrorenen Hüllen verwandelten meine Hände in kürzester Zeit in Eisklumpen. Ansonsten wurde einem beim Zelt auf- und abbauen schon ordentlich warm. Wir fragten uns ohnehin, wie kleinere oder ältere Menschen das bewerkstelligen sollen, denn man musste dafür zwingend aufs Auto klettern (ohne Leiter) und brauchte auch eine gewisse Größe und Armspannweite um alle notwendigen Verrichtungen erledigen zu können. Bei uns bedeutete das, dass ich täglich zwei Zelte auf- und abbauen musste.
Zum Frühstück kam dann die Sonne über den Hügel im Osten, jedoch noch ohne Kraft. So wurden Tee und Kaffee an diesem Morgen sehnsüchtig erwartet.
Bei der Abreise dann das Highlight des Tages – Lucias Tasche lag in der Rezeption des Camps.
Sie passte auch genau in die dafür vorgesehene Lücke im Kofferraum, der jetzt restlos voll war. Die Maximalbelegung eines Landcruiser Campers liegt demnach bei 3 Personen.
Auf der C28 geht es dann bei strahlendem Sonnenschein Richtung Swakopmund. Ich hatte die Staße gar nicht mehr als so schön in Erinnerung, wie sie sich uns diesmal präsentierte. Gleich einer Achterbahn schlängelt sie sich durch die Hügel des Khomas-Hochlands. Unterwegs sahen wir mit Pavianen und Kudus auch schon unsere ersten Wildtiere. Am Boshua-Pass machten wir einen ersten längeren Stop um hier an der Abbruchkante des Hochlands den Blick über die Ebene schweifen zu lassen. Inzwischen war auch Lucia aufgetaut.
An der Abzweigung in Richtung Tinkas steht unübersehbar ein Schild mit der Aufschrift „Permit required“. Das deckt sich ja nicht so ganz mit unseren Auskünften aus Windhoek. I
Ich bin aber nicht bereit, deshalb auf diese Strecke zu verzichten, denn hier kommt auch für mich Neuland. Neben vielen bekannten Strecken habe ich auch mehrere für mich neue Strecken auf dieser Reise eingeplant, denn die Kombination aus Highlights vergangener Reisen mit dem Entdecken noch unbekannter Gebiete ist für mich die schönste Art in Afrika zu reisen.
Direkt an der Abzweigung von der C28 nach Tinkas sehen wir auch die ersten Erdmännchen dieser Reise. Sie sind aber sehr scheu und laufen sofort davon, so dass ich keine Gelegenheit zu einem Foto habe.
Die Strecke durch die Tinkas-Flats hat immer mal wieder Wellblech, was wir aber gerne auf uns nehmen, sind wir doch überrascht, von der großen Anzahl an Oryx, Springböcken und Straussen, die wir auf der Ebene sehen. Leider alle weit weg, aber wir hätten hier niemals mit solch einer Tierdichte gerechnet. Die Erklärung dafür finden wir in Tinkas, wo die Quelle trotz der Dürre noch Wasser führt.
Hier in der Umgebung finden sich auch viele ungewöhnliche Felsverwitterungen. Sehen aus wie riesige versteinerte Gehirne.
Bald kommt dann auch die Blutkuppe in Sicht. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass es auch hier Köcherbäume gibt. Dachte immer, die finden sich erst weiter im Süden.
Direkt unterhalb der Blutkuppe machen wir unser Mittags-Picknick auf einer der Campsites. Hier werden wir sicherlich auf einer zukünftigen Reise auch mal eine Nacht verbringen. Über uns, in Felswänden die ich nur angeseilt beklettern würde, toben einige Dassies umher. Stürzen die eigentlich auch mal ab?
Als wir weiter fahren wollen, bemerke ich, dass wir unseren Grill verloren haben.
Ich hatte mich schon bei der Übergabe darüber gewundert, dass der Dreibeingrill lediglich mit Druck auf das Reserverad am Heck gesteckt wird, dachte mir aber: „Die werden schon wissen, was sie tun“. Wussten sie anscheinend nicht. Haben andere von Euch schon ähnliche Erfahrungen mit dem Grill gemacht, oder hat er bei Euch gehalten und wir hatten lediglich Pech? Wenigstens haben wir den Grill so früh verloren, dass wir uns in Swakopmund Ersatz kaufen können.
Schon weit vor Swakopmund verschwindet die Sonne hinter einem Schleier. Es ist aber diesmal nicht der für die Küste übliche Nebel, sondern es herrscht Sturm und die Luft ist voller Staub.
Wir fahren direkt bis ans Meer zur Jetty. Die Luft ist erfüllt von der Gischt meterhoher Wellen.
Der Zugang zum Jetty Restaurant ist trocken nicht zu schaffen, aber es lohnt sich, eine nasse Hose zu riskieren. Im Restaurant erlebt man die Naturgewalten hautnah. Der ganze Bau erzittert unter den gewaltigen Brechern.
Wenn man schon an der Küste ist, sollte man auch die lokalen Spezialitäten kosten. Da wir nicht hungrig sind entscheiden wir uns für Austern, die es hier glücklicherweise auch in mehreren überbackenen Variationen gibt (roh bekomme ich Austern nicht runter). Wir bestellen je 3 Stück in drei verschiedenen Zubereitungs-Arten. So kann jeder alles probieren und es ist Eine leckerer als die Andere „mmmmmhhh“. Als Snack zwischendurch kann ich die Austern in der Jetty nur wärmstens empfehlen.
Danach noch kurz in den Spar, um Obst und Gemüse für die kommende Woche in der Wildnis einzukaufen und nicht zu vergessen einen neuen Grill. Außerdem braucht Lucia noch einen Sonnenhut.
Zum Sonnenuntergang fahren wir noch einmal zur Jetty. Wir warten jedoch nicht bis die Sonne hinterm Horizont versunken ist, da unser Campingplatz etwas außerhalb der Stadt liegt und wir die Zelte nicht im Dunkeln aufbauen wollen.
Wir haben uns für den Campingplatz Sophia Dale entschieden, der von Manfred und seiner Frau betrieben wird, die vor einigen Jahren aus Deutschland hierher ausgewandert sind. Sophia Dale liegt ca. 10km außerhalb von Swakopmund an der Straße nach Uis. Leider hört man die Straße auch auf dem Campingplatz, aber nachts herrscht quasi kein Verkehr. Ansonsten ist der Campingplatz erstklassig. Schöne schattige Stellplätze und beste Sanitäranlagen. Noch getopt wird der Platz aber durch das dazu gehörige Restaurant. Manfred ist gelernter Metzgermeister und bei ihm kommt nur bestes Fleisch auf den Tisch. Wir bekommen traumhaft zarten Kudu mit frischem grünem Spargel aus dem Swakop-Revier. Man kann hier aber nicht nur lecker essen, sondern sich auch mit Vakuum eingeschweißten Fleisch eindecken. Mit Portionen für die nächsten 6 Tage war unser Kühlschrank jetzt randvoll. In Swakopmund würden wir immer wieder auf Sophia Dale übernachten.