Heute wird es leider etwas mehr Text, aber es war ein ereignisreicher Tag.
Dienstag, 10.05.2011
Heute klingelt der Wecker um 5.15 Uhr. Da wir Okonjima leider wieder verlassen müssen, packen wir schon mal etwas zusammen, bevor wir um 6 Uhr zum Kaffee gehen. Um 6.30 Uhr startet unser Geparden Tracking zu Fuß.
Ich bin schon ganz gespannt, wie es wohl so ist den Geparden ohne Fahrzeug oder Zaun ganz nahe zu sein. Hoffentlich finden wir also welche. Wir sind bei unserem Tracking heute zu fünft. Neben Michael sind noch 2 australische Gäste dabei. Unser Guide ist heute Sidney, wobei er noch einen zweiten Guide dabei hat.
Wir fahren mit einem der Safarifahrzeuge der Lodge in das Gelände und können schon nach kurzer Zeit das Signal eines Geparden orten. Unterwegs sehen wir noch Warzenschweine.
Wir stellen das Fahrzeug ab und ab jetzt geht es zu Fuß weiter. Wir stapfen durch teilweise hüfthohes Gras und ich frage mich wie man denn da einen Gepard sehen soll. Zuerst geht ein Guide voraus und der andere hinter uns, aber als wir uns den Geparden nähern gehen beide Guides an die Spitze.
Nur wenige Meter von uns entfernt liegen 4 Geparden friedlich im Gras. Wir gehen bis auf ca. 5 Meter an die Tiere heran. Am Anfang kann ich einfach nur staunen und denke gar nichts ans fotografieren. Ich bin total fasziniert. Bevor ich nach Namibia kam kannte ich diese Tiere nur aus dem Zoo und da ist man trotz Gitter weiter weg. Hier trennen mich lediglich 5 Meter Gras von den Geparden. Und ich fühle mich kein bisschen unsicher. Einfach unglaublich.
Die Geparden interessieren sich nicht im Geringsten für uns. Der ein oder andere hebt gelegentlich den Kopf, aber die meiste Zeit dösen sie vor sich hin.
Nach einiger Zeit des Beobachtens gehen wir an ihnen vorbei und zurück zum Fahrzeug.
Unsere Guides werden mit uns nun noch einen Game Drive auf dem Gelände machen und schauen was wir sonst noch sehen.
Wir sehen einen brünftigen Kudu, der gerade der Dame seines Herzens den Hof macht und tatsächlich noch einen seltenen Wiedehopf.
Als wir ein Stück weiter fahren sagt uns Sidney, dass er uns gerne etwas zeigen möchte, wir das aber seinem Chef nicht verraten dürfen.
Was es ist möchte er uns erst mal nicht verraten. Wir sollen ganz leise sein. Er öffnet die Türe zu einem Beobachtungsposten. Wir setzen uns alle hin und er klappt ein Gitter hoch. Dann verschwindet er kurz. Einen Moment später taucht ein wunderschöner männlicher Leopard auf.
Es ist Wahoo. Wayne hat uns am Tag zuvor die Geschichte von ihm erzählt. Er hat ihn als 3 Tage altes Baby zu sich genommen und mit der Flasche aufgezogen, da ein Farmer die Mutter des Kleinen erschossen hatte. Wahoo lebte bei Wayne im Haus. Als Wahoo ausgewachsen war kam Wayne eines Abends nach Hause und sah wie Wahoo ein erlegtes Warzenschwein auf seinem Tisch fraß. Er setzte sich. Wahoo beobachtete ihn und plötzlich sprang er ihn an, so dass Wayne sich nur noch in einen anderen Raum retten konnte und Hilfe rufen musste. Seit diesem Tag muss Wahoo in Gefangenschaft leben. Man kann ihn nicht mehr auswildern, da er zu sehr an Menschen gewöhnt ist.
Nach dieser Besichtigung fahren wir zurück zur Lodge zum Frühstück. Ein letzter Blick von der schönen kleinen Terrasse vor unserem View Room.
Danach beladen wir unser Auto, verabschieden uns von Michael und machen uns auf den Weg zur letzten Unterkunft unserer Reise nach Düsternbrook.
Die Fahrt dahin auf der Teerstraße verläuft gut und geht schnell. Erst als wir in die D 1499 einbiegen wird die Straße schlecht, da es in letzter Zeit sehr viel geregnet hat. Wir müssen einen Umweg über einige Farmen nehmen, da die normale Straße nicht passierbar ist. Wir kommen an einen Fluss bei dem wir noch überlegen, ob wir durchfahren können. Als uns jedoch ein VW Bus entgegenkommt der ohne Zögern durchfährt, folgen wir seinem Beispiel. Das ging soweit auch gut und wir fahren weiter. Wir kommen an einen weiteren Fluss, der ebenfalls viel Wasser führt. Die Ausfahrt auf der gegenüberliegenden Seite ist recht schlammig und der mittlere Weg gesperrt, so dass wir wohl die Fahrspur nehmen müssen, die rechts daran vorbeiführt. Zügig fahren wir durch den Fluss und den angepeilten Weg hinaus. Plötzlich rutschen wir etwas weg und stecken fest. Ich nehme ein Schlammbad von Kopf bis Fuß, da das Fenster offen ist. Prima.
Chris versucht im Rückwärtsgang wegzukommen, aber der Reifen dreht durch. Wir steigen aus und betrachten das Schlamassel.
Da ist nichts zu machen. Also kurz das Handy gecheckt. Wir haben Empfang, also rufen wir auf der Gästefarm an. Die wissen sofort wo wir steckengeblieben sind, da das in letzter Zeit an dieser Stelle häufiger vorkommt.
Nach ca. 30 Minuten Wartezeit kommt ein Fahrzeug der Farm und zieht uns raus. Wir fahren die restlichen Kilometer bis zur Farm und sehen dabei noch so manche knifflige Stelle. Es geht aber alles gut.
In der Gästefarm angekommen beziehen wir unser Zimmer und melden uns zur Leoparden- und Gepardenfütterung an. Mit ca. 15 Minuten Verspätung geht es zuerst zum Leoparden.
Während der Fütterung hat man die tolle Gelegenheit Bilder ohne Halsband aber ganz aus der Nähe zu machen. Das Gehege finden wir für namibische Verhältnisse recht klein, der Ablauf der Fütterung sagt uns auch nicht besonders zu. Dem Leopard werden vom Auto aus nur ein paar Brocken Fleisch zugeworfen, um ein paar tolle Fotos für die Touris zu ermöglichen. Für uns war das eine fragwürdige Veranstaltung.
Nachdem der Leopard seinen Anteil bekommen hat geht es weiter zum Gehege mit den Geparden. Schon als unser Guide Jan aussteigt um das Tor zu öffnen fauchen ihn die beiden Geparden an. Ebenso als wir hineinfahren und er das Tor wieder schließt. Ich habe das Gefühl, dass die ihn nicht mögen. Ich habe Geparden noch nie zuvor so aggressiv gesehen. Wenn ich bedenke, dass wir heute Morgen nur 5 Meter von Geparden entfernt im Gras gestanden haben...
Wir fahren zum Platz der Fütterung und Jan wirft ihnen immer wieder Fleischstücke zu.
Mit einem größeren Stück am Knochen wedelt er einem der Geparden immer wieder vor dem Gesicht rum, wirft ihm das Stück aber nicht zu. Daraufhin springt der Gepard am Auto hoch. Jan schlägt ihn mit der Hand wieder runter. Ich bin darüber etwas entsetzt. Als der Gepard wieder an der Türe hochspringt nimmt Jan den Knochen und schlägt dem Geparden damit auf den Kopf. Chris und ich sehen uns völlig entsetzt an.
Als wir den Guide fragen, warum er den Geparden schlägt, entgegnet er nur, dass der Gepard lernen müsse nicht am Auto hochzuspringen.
Betreten schweigend fahren wir zur Farm zurück. Ich würde die Farm am liebsten sofort verlassen. Wenn es nicht schon so spät wäre und ich wüsste wohin, dann würde ich auf der Stelle abreisen. Eine weitere Aktivität werde ich definitiv nicht buchen, denn die bekommen von mir keinen Cent mehr.
Da wir nun noch Zeit haben gehen wir etwas am Fluss spazieren. Ich versuche dabei meine Gedanken etwas zu ordnen und mich von dem eben erlebten zu erholen.
foto: 34744]
Ich bin fest entschlossen beim Abendessen den Besitzer der Gästefarm darauf anzusprechen, falls er mit uns isst. Als wir zum Essen gehen ist Johann tatsächlich auch da um mit seinen Gästen zu essen. Es gibt einen Gemüsekuchen und danach Rind mit Nudeln, Karotten und Salat. Das Essen ist sehr gut.
Als wir Johann von unserem Erlebnis berichten ist er ziemlich geschockt davon oder er tut zumindest so. Er meinte, das habe er bisher noch von keinem Gast gehört. Ich erzähle ihm, dass wir am Morgen noch ein Geparden Tracking zu Fuß gemacht haben, bei dem ich mich völlig sicher gefühlt habe. Ich sage ihm auch, dass ich Geparden noch nie so aggressiv gesehen habe. Er verspricht, dass er am nächsten Tag mit Jan reden wird. Er ist auch der Meinung, dass man die Tiere auf gar keinen Fall so behandeln darf. An der Reaktion der Geparden als Jan an das Gehege heranfuhr merkt man schon, dass er die Tiere bestimmt nicht zum ersten Mal geschlagen hat. Für uns liegt das Problem wohl eher an der Art und Weise der Fütterung, da die Fleischbrocken den Tieren vom Auto aus zugeworfen werden, ist es normal, dass diese auch an das Auto kommen um zu betteln. Hier müsste unserer Meinung nach etwas grundsätzlich verändert werden.
Für mich ist das leider ein absolutes Negativerlebnis zum Ende unseres Urlaubs.
Ich werde nie wieder einen Fuß nach Düsternbrook setzen und ich kann das leider auch keinem empfehlen.
Gefahrene Strecke: 214 km