THEMA: Auf zwei Rädern ins Kaokoveld
08 Jan 2010 15:50 #125524
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  • Topobär am 08 Jan 2010 15:50
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11.Tag: Zebra Canyon - KoboKobo Mountain Camp

Eigentlich wollten wir heute den Zebra Canyon weiter bis zum Ugab fahren, diesem dann einige Kilometer Richtung Westen folgen, um dann über einen kleinen Track die D2303 zu erreichen. Da der Ugab nach den ausgiebiegen Regenfällen der vergangenen Wochen in diesem Bereich noch nicht wieder befahrbar war, mussten wir umdisponieren.

Mich störte das nicht, kannte ich die geplante Strecke doch schon von unserer letzten Tour und hatte somit jetzt die Gelegenheit, eine neue Strecke kennenzulernen.

Wir fuhren also durch den Zebra Canyon zurück auf die Hochfläche und vorbei an bizarren Sandsteinformationen Richtung Osten, wo wir in einen anderen Canyon abbogen, der ebenfalls zum Ugab führt. Dieser ist deutlich enger und steiniger als der Zebra Canyon.



Direkt am "Save the Rhino Camp" in Brandberg West erreichten wir den Ugab, den wir hier problemlos durchqueren konnten. Ab hier ist nur noch einfache Pad zu befahren, weshalb auch Wolfgang sein Motorrad abladen lies. Endlich wieder Gelegenheit für Ihn, trotz verstauchten Knöchel Motorrad zu fahren.

Je Näher wir dem Atlantik kamen umso kälter wurde es. Als der Seenebel in Sicht kam, wurde es Zeit, sich umzuziehen. Aufgrund meiner Erfahrung von der letzten Tour hatte ich alle meine warmen und winddichten Klamotten im Rucksack, die jetzt zum Einsatz kamen. Danach sah ich aus wie ein Michelin-Männchen.

Die Strecke entlang der Küste ist eigentlich nix für Motorradfahrer. Schnurgerade, eben, langweilige Umgebung, kalt und feucht. Harald und ich wollten die Strecke so schnell wie möglich hinter uns bringen, machten uns klein und im Tiefflug ging es mit 160 km/h Richtung Swakopmund.

Was war denn das? Hatte ich da gerade aus dem Augenwinkel ein Schiff am Strand gesehen. Kurz angehalten und umgeschaut. Tatsächlich, da lag ein großer gestrandeter Fischtrawler unweit des Ufers. Den mussten wir uns aus der Nähe ansehen, was aber gar nicht so einfach war. Der tiefe, extrem verspurte und vor allem sehr schwere Sand lies sich schwieriger fahren, als alles was wir in der Wüste hatten.



Bald erreichten wir Swakopmund, wo sich die ganze Gruppe zum Aufwärmen im Brauhaus traf. Nur meine selbst auferlegte Null-Promille-Grenze beim Motorradfahren, konnte mich von einem leckeren Weissbier abhalten.

Von Swakopmund aus ging es wieder ins Landesinnere. Mit jedem Kilometer, den wir uns von der Küste entfernten wurde es wieder wärmer und schon bald war erneuter Klamottenwechsel angesagt. Ansonsten ist auch diese Stracke bekanntermaßen sehr öde und so ging es mal wieder mit Vollgas dahin.



Nachdem wir die Berge erreicht hatten, war es nicht mehr weit. Die letzten 15km Farm-Track boten noch einmal Fahrspaß und dann erreichten wir am frühen Nachmittag das KoboKobo Mountain Camp.

KoboKobo Mountain Camp:

Ein weitgehend unbekanntes Kleinod unter den Lodges in Namibia. Östlich der D1985 in den Bergen gelegen.

Die zentralen Bereiche mit Pool, Bar, und den älteren Unterkünften befindet sich schön in einen Hügel integriert. Hier gibt es auch einen Beobachtungsstand auf das nahe Wasserloch und auch die Malzeiten werden hier an einer Tafel im Freien eingenommen.



Darüber hinaus gibt es noch modernere Chalets im Adobe-Style, die auf dem weitläufigen Gelände verteilt sind.



Alles ist einfach aber sehr sauber und und mit viel Liebe gemacht. Strom gibt es aus solargespeisten Batterien.

Das besondere an KoboKobo aber ist die zauberhafte Gastgeberin Kirsten, die zusammen mit nur zwei Angestellte den ganzen Laden schmeißt. Sie liest den Gästen jeden Wunsch von den Augen ab und kocht ganz ausgezeichnet. Da sie es zum Grundsatz von KoboKobo gemacht hat, immer nur eine Gruppe gleichzeitig zu bewirten (egal ob 2 oder 15 Personen), ist das Ganze sehr familiär.

Wir haben uns hier wieder extrem wohl gefühlt.
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 15:42 von Topobär.
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08 Jan 2010 16:52 #125527
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  • eggitom am 08 Jan 2010 16:52
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Topobär schrieb:
Ansonsten ist auch diese Stracke bekanntermaßen sehr öde und so ging es mal wieder mit Vollgas dahin.

Hallo Topobär
einverstanden, was die Strecke betrifft: praktisch alles geradeaus und ziemlich übersichtlich. Aber was mich trotzdem interessieren würde: wenn du auf einer solchen Strecke mit einer Enduro Vollgas fährst, dürften das um die 150kmh sein. Wenn ein Truck entgegenkommt, siehst du die Staubfahne von weitem und kannst vom Gas. Aber was machst du, wenn irgend ein Kleinvieh unter einem Busch hervor über die Strasse springt?

Dass mir der Bericht gefällt und mir nolens, volens meine motorradfahrerischen Limiten aufzeigt, habe ich ja schon früher einmal vermerkt. Daran hat sich nichts geändert B)

Herzliche Cruisergrüsse aus der Schweiz
Thomas
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
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08 Jan 2010 17:19 #125531
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  • Topobär am 08 Jan 2010 15:50
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Die von mir beschriebenen Vollgasstrecken sind so öde, dass es da noch nicht einmal Büsche gibt, hinter denen sich was größeres als ein Kaninchen verstecken kann.

Auf allen anderen Strecken mussten wir aber immer mit plötzlichem Wildwechsel rechnen. Da ist man dann automatisch langsamer unterwegs.

Grundsätzlich gilt: Bei allem bis zur Größe eines kleinen Hundes (ca. 10kg), Lenker festhalten (Augen zu) und durch. Bei allem was größer ist, sollte der Fahrer in seinem eigenen Interesse zu einem Ausweichmanöver in der Lage sein. Das Hauptproblem dabei ist für die meisten die einleitende kontrollierte Vollbremsung auf losem Untergrund. Viele haben da Angst, beherzt in die Vorderradbremse zu greifen.
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15 Jan 2010 11:08 #126160
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12. + 13. Tag: KoboKobo - Windhoek - Rückflug

Da es von KoboKobo nur 3h Fahrzeit bis Windhoek sind hatten wir es nicht eilig. Wir wollten diese schöne Unterkunft so lange wie möglich genießen und erst mittags die Heimreise antreten.

Geweckt wurde ich heute mal nicht durch den Handywecker oder Ralfs Hupe, sondern vom Gekreisch einer Paviangruppe, die in den steilen Felswänden oberhalb unserer Hütte umherturnte.



Als leidenschaftlicher Kletterer schaute ich ihnen sehnsüchtig zu. In den Felswänden rings um KoboKobo wäre sicherlich Potential für schöne Routen.

Nach einem sehr umfangreichen und gemütlichen Frühstück kraxelte ich noch auf einen in der Nähe liegenden Berg, um mir das Ganze mal aus höherer Warte zu anzuschauen. Hier erschließt sich die schöne Lage der Lodge auf dem Felsen am besten. Fast wie eine kleine Festung, nur eben sehr friedlich.



So schön es auch war, irdendwann hieß es unvermeintlich Abschied zu nehmen. Über den Bosua Pass fuhren wir auf der C28 nach Windhoek. Wieder war es eine tolle Achterbahnfahrt mit ständigem auf und ab sowie unzähliche Kurven durch die schöne Landschaft des Khomas Hochlandes. So schön wie hier kann man nur selten durch die Kurven driften und dass für über 100km. :woohoo:

Auf der Windhoek Mountain Lodge erwartete uns dann schon eine Stärkung in Form leckerer Salate, damit wir nicht die Zeit bis zum Dinner mit knurrenden Mägen verbringen mußten. Abends gab es dann Buschmann-Fondue, eine Spezialität der Windhoek Mountain Lodge.

Am nächsten Tag machten wir noch einen Ausflung nach Windhoek, wo wir kreuz und quer durch die Innenstadt liefen. Völlig stressfrei. Niemand wollte was von uns.



Den Rest des Tages verbrachten wir auf der Lodge mit Lesen und den dort lebenden Hunden und Katzen.



Ralf fuhr uns dann rechtzeitig zum Flughafen, so dass wir trotz 2h Schlangestehen am Counter noch Zeit für ein Abschiedsbier mit der ganzen Gruppe hatten. Start und Landung waren pünktlich; auch das gibt's bei Air Namibia.

Fazit:

Wieder mal eine sehr schöne Tour durch einsame beeindruckende Landschaften mit sehr schönen Unterkünften, seinem es die Lodges oder die Outdoorcamps.

Beim Vergleich meiner beiden Touren, schneidet aber die Oktober-Tour vor drei Jahren noch einen Tick besser ab. Im Oktober sind die Tage länger und Landschaft wüstenhafter/beeindruckender. Das machen die angenehmeren Temperaturen jetzt im Mai nicht wett.

P.S.: Mit Reiseberichten ist jetzt erst einmal Sendepause, bis ich von unserer Tour im Mai 2010 berichten kann. Jetzt werde ich erst einmal das geballte Wissen des Forums für meine Tourplanung anzapfen.
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 15:43 von Topobär.
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15 Jan 2010 11:48 #126164
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  • peter 08 am 15 Jan 2010 11:48
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Neid, Neid, Neid.. @Topobär

Als leidenschaftlicher Motorradfahrer habe ich natürlich gespannt Deine Reisen verfolgt.

Tja, Namibia auf 2 Rädern erleben .... früher fehlte mir dafür die Kohle, heute der Mut

schöne Grüsse

Peter
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15 Jan 2010 12:26 #126170
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  • stein1101 am 15 Jan 2010 12:26
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Hallo Topobär !
Vielen Dank für den wunderbaren Bericht!
Meine erste Namibiareise steht zwar erst bevor, jedoch kann ich mir das gut vorstellen; habe Tunesien, Libyen & Marokko mit meiner KTM Adventure bereist - würde das auch sehr gerne in Namibia einmal versuchen. will see
lg Martin
Namibia ist wunderbar - wir kommen sicher wieder
www.stonestours.at
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